Kamala Harris (eBook)
384 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-28052-9 (ISBN)
- Intelligent, selbstbewusst, zielstrebig - Kamala Harris ist das Vorbild für eine ganze Generation junger Frauen
- Der Lebensweg einer bemerkenswerten Frau: ihre Herkunft, ihre Motive, ihre Weggefährten
Kamala Harris ist die erste Frau im Amt des Vizepräsidenten der USA. Dan Morain schreibt in dieser Biografie über ihren Weg zur mächtigsten Frau im Land. Als Journalist, der sie auf diesem Weg viele Jahre lang begleitet hat, versteht er wie kaum ein anderer, welche Ereignisse Kamala Harris prägten und zu den Überzeugungen führten, für die sie entschlossen einsteht. Er zeigt, was es für sie bedeutete, als Tochter einer Inderin und eines Jamaikaners im Kalifornien der 60er- und 70er-Jahre aufzuwachsen, wie sie erst Attorney General von Kalifornien, dann US-Senatorin und schließlich Vizepräsidentin an der Seite von Joe Biden wurde. Auch dass ihr Weg dabei nicht frei von Niederlagen und Rückschlägen war, wird in Dan Morains Biografie deutlich: Kamala Harris hat loyale Unterstützer und erbitterte Gegner. Schon 2020 wollte sie Präsidentin werden und wurde Vize-Präsidentin. 2024 tritt sie als Präsidentschaftskandidatin gegen Donald Trump an - und ist schon jetzt die Hoffnung vieler Wählerinnen und Wähler.
Dan Morain schreibt seit über 40 Jahren über politische und juristische Themen. Er war 27 Jahre lang als Redakteur bei der Los Angeles Times und acht Jahre bei der Sacramento Bee tätig.
Kapitel 1
Shyamalas Tochter
Wenn Kamala Harris ihren Platz in der Geschichte irgend jemandem zu verdanken hat, ist es die sechsundzwanzig- jährige indische Einwanderin, die sie im Herbst des Jahres 1964 im Kaiser Permanente Hospital in der kalifornischen Stadt Oakland zur Welt brachte. Es war vielleicht kein Zufall, dass sich ihre Geburt nur zwei Wochen vor dem Wahltag ereignete und dass sie in Kalifornien stattfand. Es waren ein Jahr und ein Bundesstaat, die sich als perfekter Brutkasten für ein Mädchen erwiesen, das in späteren Jahren beweisen sollte, dass gesellschaftlicher Fortschritt und eine Politik ohne Samthandschuhe Hand in Hand gehen.
Das kleine Mädchen wuchs zu einer robusten, scharfsinnigen, anspruchsvollen, hart arbeitenden, klugen, differenzierten Frau mit vielfältigem kulturellen Hintergrund heran. Kamala Harris entgeht nichts, und sie vergisst noch viel weniger. Sie hat loyale Unterstützer, die von Beginn an Teil ihres politischen Umfelds gewesen sind, und sie hat Menschen verprellt, die ihr einmal so nahestanden wie Familienmitglieder. Wenn die Kameras nicht laufen, hat sie sich auch gegenüber Menschen, die ihr nicht nützlich werden konnten, mitfühlend und liebenswürdig gezeigt, andererseits empfinden sie manche, die sie gut kennen, als kalt und berechnend. Ihrem Leben auf einer nationalen Bühne zum Trotz macht Harris nur wenige persönliche Details publik. Sie ist eine Feinschmeckerin, die Freude am Kochen und an feinen Restaurants und ausgefallenen Lokalen hat. Als wir uns einmal zum Essen trafen, wählte sie ein kleines familiengeführtes karibisches Restaurant gegenüber dem California State Capitol in Sacramento aus, sprach über die mannigfaltigen Gewürze und aß langsam – im Gegensatz zu mir, wie sie feststellte. Vor allem aber ist sie die Tochter ihrer Mutter. Menschen, die eng mit ihr zusammengearbeitet haben, sagen, es vergehe kaum eine Woche, in der sie sich nicht an die kleinen Weisheiten von Shyamala Gopalan Harris erinnere, die im Jahr 2009 verstarb. In der Öffentlichkeit wiederholt sie am häufigsten diese: »In vielen Dingen bist du vielleicht die Erste, aber sorge dafür, dass du nie die Letzte bist.« In bedeutenden Augenblicken ihres Lebens kommen ihr manchmal die Tränen, wenn sie an ihre Mutter denkt, und sie wünscht sich ganz offensichtlich, sie an ihrer Seite zu haben.
»Meine Mutter Shyamala Gopalan Harris war eine Naturgewalt und die größte Inspiration in meinem Leben«, schrieb Harris in einem Instagram Post zu Ehren ihrer Mutter im Rahmen des Women’s History Month 2020. »Sie hat meine Schwester Maya und mich gelehrt, wie wichtig es ist, hart zu arbeiten und an unsere Kraft zu glauben, etwas, das falsch läuft, geradebiegen zu können.«1
Shyamala Gopalan war etwas über 1,50 Meter groß. Sie war das älteste von vier Kindern eines hohen Verwaltungsbeamten in einer Familie von Erfolgsmenschen in einem Land, das seine Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1947 erlangte, sieben Jahre nach ihrer Geburt. Sie war neunzehn Jahre alt, als sie 1958 am Lady Irwin College im indischen Neu-Delhi ihren Abschluss in Hauswirtschaftslehre machte. Mit der Zustimmung ihres Vaters reiste sie nach Berkeley, um eine höhere und bedeutendere Ausbildung zu beginnen. Sie studierte Ernährungswissenschaften und Endokrinologie, promovierte und erwarb sich in den darauffolgenden Jahrzehnten Anerkennung für ihre Forschungen zum Thema Brustkrebs. Ihre Publikationen wurden mehr als hundert Mal in anderen wissenschaftlichen Veröffentlichungen zitiert, und sie warb nicht weniger als 4,76 Millionen Dollar an Zuschüssen für ihre Arbeit ein.
»Meine Mutter wuchs in einem Haushalt auf, in dem politischer Aktivismus und staatsbürgerliches Engagement ganz natürlich waren«, schrieb Kamala Harris in ihrer 2019 erschienenen Autobiografie The Truths We Hold. Und sie fährt fort: »Von meinen beiden Großeltern hat sie das wache politische Bewusstsein. Sie wusste Bescheid über Geschichte, über das Kämpfen und über Ungleichheit. Sie hatte ein angeborenes ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl.«2
Im Herbst 1962 nahm Shyamala Gopalan an einer Versammlung schwarzer Studenten teil, bei der ein junger Wirtschaftsstudent namens Donald Jasper Harris sprach. 1961 war er aus Jamaika emigriert und ebenfalls zum Studium nach Berkeley gekommen. Er vertrat recht radikale oder, wie Ökonomen vielleicht sagen würden, »heterodoxe« Positionen und hielt sich nicht an die seinerzeit von den US-amerikanischen Universitäten bevorzugten traditionellen wirtschaftswissenschaftlichen Theorien. Donald Harris sagte der New York Times, dass Gopalan, in einen traditionellen Sari gekleidet, nach seinem Vortrag zu ihm gekommen sei und »ihre Erscheinung sich von allen anderen in der Gruppe, Männern wie Frauen, abgehoben« habe. Sie bezauberte ihn; sie trafen sich noch einige Male zum Reden, und, so Donald Harris, »der Rest ist Geschichte«.3
Gopalan und Harris heirateten 1963, ein Jahr nachdem Jamaika von Großbritannien unabhängig geworden war. In ihrer Heiratsanzeige im Kingston Gleaner am 1. November 1963 hieß es, dass beide sich im Promotionsstudium befänden. Kamala Devi wurde 1964 geboren und ihre Schwester Maya Lakshimi zwei Jahre darauf. Devi ist die hinduistische Muttergöttin. Lakshimi ist die Lotusgöttin des Reichtums, der Schönheit und des Glücks. Im Jahr 2004 sagte Shyamala einem Reporter der Los Angeles Times, sie habe ihren Töchtern Namen aus der indischen Mythologie gegeben, um ihnen zu helfen, ihr kulturelles Erbe zu bewahren. »Eine Kultur, die Göttinnen verehrt, bringt starke Frauen hervor.«4
Von Mitte bis Ende der 1960er-Jahre engagierten sich beide Eltern in der Bürgerrechtsbewegung. Harris berichtet, dass sie oft im Kinderwagen zu Bürgerrechtsdemonstrationen kutschiert wurde. Sie erzählt die Familienanekdote, derzufolge ihre Mutter sie gefragt habe, was sie wolle, als sie einmal im Kinderwagen gequengelt habe.
»Fei-heit!«, soll sie geantwortet haben.
Wie viele junge Wissenschaftler war Donald Harris auf Wanderschaft; er wechselte von Berkeley an die University of Illinois in Urbana-Champaign, an die Northwestern University, die University of Wisconsin und zog 1972 schließlich wieder zurück in die Bay Area und an die Stanford University. Die Studentenzeitung The Stanford Daily charakterisierte seine Wirtschaftsphilosophie als marxistisch. Ob das nun zutraf oder nicht, sie war in jedem Fall nicht klassisch. Das machte es riskant, ihn dauerhaft einzustellen. Als seine Gastprofessur im Jahr 1974 endete, zögerten einige der Wirtschaftsprofessoren, ihn für eine Vollzeitstelle zu empfehlen. Die Vereinigung Union for Radical Political Economics intervenierte zu Harris’ Gunsten, und der Stanford Daily griff das Thema auf. Studenten sammelten mehr als 250 Unterschriften für eine Petition, in der sie forderten, dass der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften ein »förmliches Bekenntnis« zur marxistischen Ökonomie ablegte, dass stets drei Angehörige der Fakultät in diesem Feld tätig waren und dass die Fakultät Harris für eine Vollzeitstelle mit fester Laufbahnzusage empfahl. Donald Harris schreibt, er habe »keinen großen Drang oder Wunsch verspürt«, in Stanford zu bleiben.5 Doch letztlich wurde er eingestellt, wurde der erste schwarze Wirtschaftswissenschaftler mit einer Festanstellung an der ökonomischen Fakultät von Stanford und blieb an der Universität, bis er sich im Jahr 1998 zur Ruhe setzte. Bis heute hat Harris dort den Status eines emeritierten Professors.
Shyamala und Donald trennten sich im Jahr 1969, als Donald an der University of Wisconsin unterrichtete und Kamala fünf und Maya drei Jahre alt waren. Im Januar 1972 reichten sie die Scheidung ein. In ihrer Autobiografie schrieb Harris: »Ich habe oft gedacht, wenn sie beide etwas älter und emotional reifer gewesen wären, hätte die Ehe vielleicht gehalten. Aber sie waren so jung. Mein Vater war der erste Freund, den meine Mutter hatte.«6
In einem Essay von 2018 beklagt Donald Harris, dass der enge Kontakt zu Kamala und Maya nach einem hitzigen Sorgerechtsstreit »zu einem abrupten Stillstand gekommen« sei. Er suchte die Schuld bei dem Sorgerechtsabkommen, »das auf der Fehlannahme des Bundesstaats Kalifornien fußte, Väter seien nicht zur Kindererziehung in der Lage (vor allem nicht im vorliegenden Fall eines ›Neeegers von da Innsel‹).« Ein »Yankee-Klischee«, so schreibt er, das nahelege, dass ein solcher Vater »seine Kinder womöglich irgendwann zum Frühstück verspeist!« Er schreibt: »Ich blieb nichtsdestoweniger beharrlich und gab meine Liebe zu meinen Kindern niemals auf.«7
Der auf den 23. Juli 1973 datierten Scheidungsurkunde zufolge erhielt Shyamala das Sorgerecht, doch Donald durfte die Mädchen an jedem zweiten Wochenende und sechzig Tage lang über den Sommer zu sich nehmen. Er schreibt darüber, wie er mit seinen Töchtern nach Jamaika fuhr, um dort Verwandte zu besuchen und ihnen die Welt zu zeigen, in der er aufgewachsen war: »Ich versuchte, diese Botschaft auf sehr konkrete Weise zu vermitteln, indem wir regelmäßig nach Jamaika reisten und uns am dortigen Leben in seiner ganzen Fülle und mit all seinen Schwierigkeiten beteiligten.«
»Natürlich«, schreibt Donald Harris, »versuchte ich, ihnen in späteren Jahren, als sie reifer und verständiger waren, auch die Widersprüche des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens in einem ›armen‹ Land zu erklären, wie zum Beispiel das Nebeneinander von extremer...
Erscheint lt. Verlag | 25.1.2021 |
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Übersetzer | Sylvia Bieker, Christiane Bernhardt, Karsten Singelmann, Astrid Becker, Eva Schestag, Henriette Zeltner-Shane, Pieke Biermann, Hella Reese, Stephan Kleiner |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Kamala‘s Way |
Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Schlagworte | Amerika • biden rücktritt • Biografie • Biographien • Black lives matter • Demokraten • demokratische kandidatin • der wahrheit verpflichtet • Donald Trump • Doug Emhoff • eBooks • Gavin Newsom • gretchen whitmer • Inauguration • Joe Biden • Maya Harris • Präsidentschaftskandidat • Präsidentschaftskandidatin • Präsidentschaftswahl • Shyamala Gopalan • USA • US-Senatorin • US-Vizepräsidentin • US-Wahl 2024 • US-Wahlen • US-Wahlen November 2020 • Vizepräsidentin • Wahlkampf |
ISBN-10 | 3-641-28052-4 / 3641280524 |
ISBN-13 | 978-3-641-28052-9 / 9783641280529 |
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