Cubed (eBook)

Der Zauberwürfel und die großen Rätsel dieser Welt

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
215 Seiten
C.H.Beck (Verlag)
978-3-406-75573-6 (ISBN)
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Er war das Kultobjekt der 80er Jahre: der Zauberwürfel, auch 'Rubik's Cube' genannt. Bis heute ist sein Bann ungebrochen. Jeder siebte Mensch auf der Erde hat mit ihm gespielt, das sind über eine Milliarde. Unzählige Bücher sind bereits über ihn geschrieben worden. Doch einer hat bislang geschwiegen: der Erfinder, Ern? Rubik. Nun erzählt er vom Zauberwürfel und seiner Welt. Er beschreibt sein Leben mit dem Würfel, erzählt dessen Geschichte und fragt, was wir aus ihr lernen können. In seinem zutiefst sympathischen Buch verbindet er virtuos eine Vielzahl von Themen: Bildung, Architektur, Fragen, Rätsel, Verspieltheit, Widersprüche, Schönheit: In ihm stecken die Kreativität und Weisheit eines Erfinderlebens - im Spiegel eines Objekts, das jeder kennt.

Ernö Rubik wurde 1944 in Ungarn geboren. Sein Vater war ein bekannter Designer von Gleitflugzeugen, der in seinem Sohn die Faszination für mathematische Puzzles anfachte. Neben seinen Tätigkeiten als Architekt und Professor für Architektur, konstruierte Rubik 1947 den Zauberwürfel, der ab 1980 einen beispiellosen Siegeszug um die Welt antrat. Seitdem hat er viele weitere logische Puzzles entworfen und seinen Namen zu einer weltweit bekannten Marke gemacht. Außerdem setzt er sich mit mehreren Organisationen für die bessere Vermittlung wissenschaftlicher Themen an Schulen ein. <div> <p class="MsoNormal"><span style="font-family:" source="" sans="" pro",sans-serif;="" color:#6d6c6c"=""> <o:p> </o:p></span></p> <br> </div>



EINS


Wer in der Welt bin ich? Ah, das ist das große Rätsel.

LEWIS CARROL

Viele Eltern haben vermutlich die gleiche Erfahrung gemacht wie ich: dass man die eigenen Kinder urplötzlich mit einem Anflug von neugieriger Distanz und Verwunderung beobachtet, nicht mehr aus der gewohnten Perspektive einer Mutter oder eines Vaters. In diesen aufschlussreichen und manchmal wundervollen Augenblicken, die ich mit meinen Kindern erlebte, war es, als würde ich ihnen zum ersten Mal begegnen, und ich sehe sie tief in eine Welt versunken, die nichts mit mir zu tun hat. Wenn das passiert – und es ist niemals geplant und geschieht auch nicht oft –, erkenne ich voller Verblüffung Eigenschaften an ihnen, die ich nie zuvor wahrgenommen habe. Den Ton einer Stimme vielleicht, eine Art des Denkens, die völlig unvorhersehbar, überraschend ist, oder es scheint plötzlich ein seltsames Interesse oder ein kurioses Hobby auf, das ich nie bei ihnen vermutet hätte.

Genauso erging es mir auch mit meinem ältesten Kind: dem Cube. Manche Sprachen haben, anders als das Englische, ein grammatisches Geschlecht, und in diesen Sprachen ist der Cube fast immer männlich: «le cube» im Französischen, «der Würfel» im Deutschen. Wenn ich also vom Cube spreche, dann ist er genau das: mein Junge, mein Sohn. Nimmt man einen Ball in die Hand, fühlt sich das völlig anders an, weich, biegsam – ein Würfel ist ein Junge mit Kanten und Muskeln.

So sehr er seit fast einem halben Jahrhundert mein Leben bestimmt, so überrascht bin ich immer wieder, wenn ich eine unerwartete Eigenschaft oder einen unbekannten Wesenszug an ihm entdecke. Manchmal spiele ich nur ein wenig mit den festen Plastikteilen herum und bin doch immer wieder verblüfft, wie sie sich verhalten. Das Zusammenspiel der Kräfte, die Kohäsionskraft sämtlicher Elemente erinnern mich an einen Wassertropfen, der gewichtslos, von der Oberflächenspannung in seiner runden Form gehalten, über einen Tisch gleitet. Ich mag die Möglichkeiten, die der Cube enthält, und liebe schlicht das visuelle Vergnügen seiner Form. Oftmals wird die Würfelform mit einem Gegenstand assoziiert, über den wir keine Kontrolle haben, wie etwa beim Spielwürfel. Doch im Falle des Cube ist nichts zufällig oder außer Kontrolle. Zumindest solange man bereit ist, ihm ein bisschen Geduld und Neugier zu schenken.

***

Ich hasse es zu schreiben. Und dennoch schreibe ich jetzt dieses Buch. Es gibt kein Zurück mehr. Schreiben ist eine technische, aber auch eine geistige Übung. Vielleicht war es für mich als Linkshänder noch ein bisschen unangenehmer, in einer Rechtshänderwelt schreiben zu lernen. Rückblickend hatte ich das Glück, einen Lehrer zu haben, der Kinder nie dazu zwang, gegen ihre natürlichen Neigungen anzugehen. Es gab keinerlei Druck, allenfalls die sanfte Aufforderung, die erforderlichen Aufgaben zu erledigen. Beim Schreiben beschäftigt mich eine ganz andere, abstraktere Frage viel mehr: Wie schaffen wir es, sämtliche Dimensionen unseres Lebens in Worte zu fassen?

Das heißt nicht, dass ich kein eifriger Leser bin. Aber wenn es beim Schreiben um ein Leben geht – und ganz besonders um mein Leben –, empfinde ich das Medium als beinahe lähmend. Es ist nicht das erste Mal, dass ich vor der Herausforderung stehe, über meine Erfahrungen, meine Zeit mit dem Cube und damit zwangsläufig auch über meine Lebensgeschichte zu schreiben. Bisher habe ich nur allzu gerne der Versuchung nachgegeben, das Schreiben ganz bleiben zu lassen. Doch genauso stark ist die Versuchung, etwas gut zu machen, etwas zu machen, das sich authentisch anfühlt. Also beschloss ich, das Schreiben so anzugehen, als handle es sich um ein Puzzle, und als Leitbild diente mir etwas, das ich am besten kenne: der Cube, den ich 1974 entdeckte. Als Objekt hat er vieles gemeinsam mit der Art des Schreibens, die mir am besten gefällt. Er ist einfach und komplex. Er vereint Bewegung und Stabilität. Es gibt das, was wir sehen, und darüber hinaus gibt es noch eine verborgene Struktur.

Einfach und komplex. Beweglich und stabil. Versteckt und sichtbar. Widersprüche sind in meinen Augen keine Gegensätze, die es aufzulösen gilt, sondern Kontrapunkte, die es zu akzeptieren gilt. Statt uns von einem scheinbar unvereinbaren Widerspruch frustrieren zu lassen, sollten wir anerkennen, dass uns ein Widerspruch dabei hilft, Verbindungen herzustellen, an die wir nie gedacht hätten. Dreidimensionalität lässt sich auf einem Blatt Papier nie vollständig erfassen. Doch wenn ich die vielen Themen in meiner Arbeit und in meinem Leben als Widersprüche auffasse, dann könnte das Dimensionen eröffnen, die mir das Schreiben leichter machen.

***

Ich muss vermutlich nicht eigens betonen, dass der Cube mehr Beachtung gefunden hat, als ich mir das jemals hätte vorstellen können. Es ist kurios – und überrascht mich genauso wie jeden anderen –, dass in einer Zeit beispielloser technologischer Umwälzungen die Faszination für einen so schlichten «Low-Tech»-Gegenstand seit so vielen Jahrzehnten anhält. Und tatsächlich hat sich diese Faszination entwickelt und verändert. Der Cube ist Kinderspielzeug, ein ungeheuer kompetitiver Sport, ein Vehikel für technisch komplexe Hightech-Forschungen, für Entdeckungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz und für verblüffende mathematische Operationen. Man hat den Cube für Scheidungen (und Eheschließungen) verantwortlich gemacht, aber auch für ganz neue Erkrankungen, die Namen tragen wie «Würfeldaumen» oder «Rubiks Handgelenk».

Im Zuge dieser Aufmerksamkeit kamen … Fragen. Journalisten, Fans des Cube oder flüchtige Bekannte aus aller Welt stellten mir oft die gleichen Fragen, so als könnte ich problemlos Antworten liefern, die sämtliche Geheimnisse meines Puzzles lüften. Diese Fragen haben sich im Laufe der Jahre kaum geändert, also haken wir sie am besten gleich zu Beginn ab.

Wie kam es zur Erfindung des Cube?

Ich habe mich hingesetzt, um über ein geometrisches Problem nachzudenken und darüber, wie man es anschaulich machen kann. Ich bastelte an etwas, aus dem dann der Cube wurde.

Wie lang hat die ganze Sache gedauert?

Ich habe im Frühjahr 1974 damit angefangen und stellte im Januar des nächsten Jahres den Patentantrag.

Was ist Ihr persönlicher Rekord bei der Lösung des Cube?

Ich weiß es nicht. Ich habe meine Zeit nie gestoppt.

Welche Tricks gibt es?

Es gibt keine Tricks. Überhaupt keine.

Warum haben Sie den Cube erfunden? (Das ist für mich die irritierendste Frage.)

Ich bin auf ein Problem gestoßen, das meine Fantasie beschäftigte und mich nicht mehr losließ.

Wenn das die Fragen sind, auf die Sie als Leserin oder Leser in diesem Buch eine Antwort erwarten, dann können Sie an dieser Stelle die Lektüre abbrechen. Gleichzeitig weiß ich, dass es schwerer ist, eine echte Frage zu stellen als sie zu beantworten. Letztlich lassen sich erhellende oder interessante Antworten nur auf gute Fragen geben.

Welche Fragen also wären mir am liebsten? Nun, zum Beispiel diese (die Ihnen vielleicht auch schon auf der Zunge liegt): Warum habe ich, der ich das Schreiben eigentlich «hasse», nach all den Jahren nun doch beschlossen, ein Buch zu verfassen? Ich muss gestehen, meine Motive waren ziemlich egoistischer Natur. Bei allen Nachteilen bietet das Schreiben die Möglichkeit, einige Fragen genauer zu erkunden und zu einem tieferen Verständnis zu gelangen. Trotz aller Abneigung gegen das Schreiben bin ich nämlich immer darauf erpicht, Dinge besser zu verstehen, insbesondere die Dinge, die wir für selbstverständlich halten. Wie ticken wir? Warum schaffen wir etwas? Und wie kommen Menschen dazu, etwas zu machen, was noch nie zuvor jemand gemacht hat?

Dieses Buch ist auch der Versuch, die erstaunliche Popularität und Langlebigkeit des Zauberwürfels besser zu begreifen. Was verrät uns das darüber, wie unser Geist funktioniert? Lässt es darauf schließen, dass es bestimmte universelle Eigenschaften gibt, die uns einen?

Die Fähigkeit des Cube, scheinbar unüberbrückbare Unterschiede zu überwinden, konnte ich schon sehr früh erleben. Ein Jahr nachdem er 1977 erstmals in den Spielzeugläden meiner Heimatstadt Budapest aufgetaucht war, ging ich mit meiner frischgeborenen Tochter auf den Spielplatz. Und wer war dort? Mein Cube! Genauer gesagt waren zwei Cubes im Park und zwei verschiedene Menschen, die damit spielten. Der erste war ein kleiner Junge, etwa acht Jahre alt. Abgerissen und barfuß wie er war,...

Erscheint lt. Verlag 17.9.2020
Übersetzer Andreas Wirthensohn
Zusatzinfo mit 8 Illustrationen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Literatur Romane / Erzählungen
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Autobiografie • Autobiographie • Cube • Erfinder • Ernö Rubik • Kreativität • Leben • Rätsel • rubik • Rubiks • Rubik’s Cube • Rubiks Würfel • Spiel • Spielen • the cube • Würfel • Zauberwürfel
ISBN-10 3-406-75573-9 / 3406755739
ISBN-13 978-3-406-75573-6 / 9783406755736
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