Gesund im Job - Krankheitseinflüsse in einer sich wandelnden Berufswelt
Bachelor + Master Publishing (Verlag)
978-3-95993-062-8 (ISBN)
Textprobe:
Kapitel 3.1, Gesundheit vs. Krankheit:
Gesundheit als "Zustand des Wohlbefindens, welcher sich auf emotionale, physische, soziale und geistige Gesundheit bezieht" (Buchenau & Balsereit, 2015, S. 37 f.) spielt in unserem heutigen Alltag eine zentrale Rolle und ist als Begriff im Laufe der Zeit unterschiedlich geprägt worden, vor allem gesellschaftlich und kulturell.
Bis zum Mittelalter überwog die religiöse Tendenz - der Gesundheits- oder Krankheitszustand galt als gottgewollt. Mit Krankheit bestraft wurde demnach der Sündige, gesund blieb der Gottgefällige. Im Zuge von Säkularisierung und Aufklärung wuchs das Bewusstsein, durch Vernunft und Selbstverantwortung Einfluss auf die Gesundheit nehmen und diese dadurch aktiv steuern zu können. Der Philosoph und Aufklärer Rousseau definierte Gesundheit als "natürlichen" Zustand, welcher durch eine lasterhafte Lebensweise, dem Streben nach Luxus und prekäre Arbeitsverhältnisse verändert wird. Die Folgen dieser Veränderung sind Krankheiten, die Rousseaus Ansicht nach wiederum zu einem größeren gesellschaftlichen Problem führten. Ärzte zu Zeiten der Aufklärung riefen zur Mäßigung, zu Selbstdisziplin und einer natürlichen Lebensweise auf. Mitte des 19. Jahrhunderts nahm das Verständnis um Krankheitsentstehung und -kontrolle zu, ausgelöst durch die breite Etablierung der Naturwissenschaften, vor allem der Medizin. Der Krankheitsbegriff trat vermehrt in den Vordergrund und Krankheit (in Abgrenzung zu Gesundheit) stand im Fokus der Betrachtung: Der Mensch als Maschine, geschwächt durch eine Organismusstörung, deren Ursache gefunden werden muss, damit diese wieder einsatzfähig gemacht werden kann (vgl. Dorsch - Lexikon der Psychologie, 2017; Richter & Hurrelmann, 2016, S. 9).
Der Philosoph Engels und der Mediziner Virchow zeigten Mitte des 19. Jahrhunderts mithilfe von Untersuchungen und Beobachtungen auf, dass das Tempo der Industriealisierung Spuren bei der arbeitenden Bevölkerung hinterließ: "Kinderarbeit, ungesunde[ ] Arbeitsbedingungen, [...] unhaltbare[ ] hygienische[ ] Lebensbedingungen der Arbeiterklasse und [...] materielle[ ] Verarmung breiter Schichten" (Richter & Hurrelmann, 2016, S. 7) wurden angeprangert und führten dazu, dass den "sozialhygienischen" Verhältnissen auch politisch Beachtung geschenkt wurde. Bismarcks Sozialgesetzgebung fußte auf dem Bewusstsein der Interdependenz zwischen den Faktoren Gesundheit, Arbeitsbedingungen, Armut und Krankheit. Grotjahn - deutscher Mediziner und Mitbegründer der sogenannten "Sozialhygiene" - beschäftigte sich in den 1920er und 1930er Jahren mit den sozialen Verhältnissen, welche verantwortlich für eine Krankheitsveranlagung des Menschen sind, Bedingungen und Ursachen für ein vermindertes Wohlempfinden darstellen und auf den Krankheitsverlauf einwirken. Erkenntnisse in den Bereichen Biologie, Physik und Chemie sorgten jedoch dafür, dass der von Virchow und Grotjahn als "soziale Medizin" bezeichnete Ansatz an Bedeutung verlor und sich das biomedizinische Modell durchsetzte, das Innerkörperliches als Auslöser der Krankheit betrachtet (vgl. Richter & Hurrelmann, 2016, S. 7 ff.).
Im Laufe des 20. Jahrhunderts wandelte sich das Bild der klassisch biomedizinischen Betrachtung aufgrund der Anerkennung der Komplexität von Krankheit und wurde durch das biopsychosoziale Krankheitsmodell ersetzt. Eine Triade aus Biologischem, Psychischem und Sozialem interferiert diesem Ansatz zufolge zu einer Einheit und ist zusammen verantwortlich für Gesundheit oder Krankheit. Der amerikanisch-israelische Soziologe Antonovsky prägte in den 1970er Jahren den Begriff der "Salutogenese" - einer Kombination der Wörter salus (Gesundheit) und genesis (Entwicklung). Diese "Gesundheitsentwicklung" stützt sich auf Faktoren, die eine Chance für eine positive Gesundheit darstellen und den Quellen einer stabilen Gesundheit auf den Grund gehen. Antonovsky setzt damit einen neuen Akzent in der Medizin, indem er mith
Erscheinungsdatum | 08.05.2018 |
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Reihe/Serie | Studienarbeit |
Zusatzinfo | 6 Abb. |
Sprache | deutsch |
Maße | 155 x 220 mm |
Gewicht | 89 g |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Allgemeine Soziologie |
Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Spezielle Soziologien | |
Schlagworte | Gesundheit • Krankheit • Pathogenese • Salutogenese • Stress • Work-Life-Balance • Zeitarbeit |
ISBN-10 | 3-95993-062-3 / 3959930623 |
ISBN-13 | 978-3-95993-062-8 / 9783959930628 |
Zustand | Neuware |
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