Gebrauchsanweisung für Korsika

(Autor)

Buch | Softcover
224 Seiten
2014 | 2. Auflage
Piper (Verlag)
978-3-492-27640-5 (ISBN)
15,00 inkl. MwSt
  • Titel erscheint in neuer Auflage
  • Artikel merken
lt;p>Feine Sandstrände, ausgedehnte Wälder und eine beeindruckende Bergwelt. Die erste demokratische Verfassung Europas, Napoleon Bonaparte und unverbesserliche Unabhängigkeitskämpfer. Von allen Mittelmeerinseln ist Korsika gewiss die vielfältigste. Der Eigensinn ihrer Bewohner ist legendär. Jenny Hoch weiß, warum die Korsen vom Meer nichts Gutes erwarten. Warum bereits in der Antike klar war, dass sie sich nicht als Sklaven eignen und warum Wildschweine hier manchmal auch Erntehelfer sind. Diese und weitere faszinierende »korsische Spezialitäten« verrät uns die Inselkennerin, die als »Allemande« in die verschworene Gemeinschaft eines kleinen korsischen Bergdorfs aufgenommen wurde - nach nur 33 Jahren Anwärterschaft ...

Jenny Hoch, 1976 geboren, studierte Dramaturgie in München und New York und absolvierte die Deutsche Journalistenschule. Nach Stationen als Kulturredakteurin und Textchefin schreibt sie heute für verschiedene Tageszeitungen und Magazine. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin und kennt Korsika, seit sie vier Jahre alt ist. Sie hat dort Waldbrände verhindert und korsischen Käse lieben gelernt, nur auf Wildschweinjagd war sie – bisher – noch nicht.

Benvinuti in meinem Dorf
Am Duft erkenn ich dich
Kurvige Schönheit
Ein Diamant wird geschliffen
Skitour mit Meerblick
Unbeugsam und leicht beleidigt
Frauen, diese geschwätzigen Elstern, Männer, diese wankenden Felsen
Terroir statt Terror
Ein Volk erhebt seine Stimme
Wenn Fremde herrschen
Franzose bis in den Tod, Korse bis in die Ewigkeit
Wo Banditen in grünen Palästen hausen
Kleine Männer, große Ambitionen
Von steinernen Kriegern und unersättlichen Traumjägerinnen
Bóna sèra!

»Jenny Hoch erzählt viele spannende Episoden und Geschichten, die sich bestens als Ferienlektüre eignen.«

»Korsika ist eine Sucht, die auch die Journalistin Jenny Hoch umtreibt. (...) Ihr Buch ersetzt zwar keinen Korsika-Aufenthalt, darf aber künftig nicht im Reisegepäck der Inselfreunde fehlen.«

Benvinuti in meinem Dorf
Wirklich angekommen bin ich nach 31 Jahren. Ich muss die Zahl ausschreiben, um es glauben zu können: einunddreißig Jahre. Fast mein ganzes Leben. So lange hat es gedauert, bis ich endlich dazugehörte. Bis ich Teil dieser verschworenen Gemeinschaft geworden bin, die ein kleines steinernes Dorf bewohnt, hoch oben in den Bergen von Korsika.
Es ist Anfang August, der erste Urlaubstag. Wie jedes Jahr freue ich mich schon seit Wochen darauf, endlich wieder in unser Ferienhaus zu fahren. Ich passiere das Ortsschild, umrunde eine weitere Felsnase, und da liegt es vor mir: mein Paradies. Ein paar Dutzend Häuser, die sich in die Felsen krallen, darüber die wild wuchernde grüne Macchia, der korsische Buschwald, überspannt von dem endlosen Blau des Himmels. Das Farbenspiel wiederholt sich spiegelbildlich nach unten: Die Macchia bedeckt die steilen Abhänge und wächst buchstäblich bis ans Meer, das sich strahlend blau bis zum Horizont kräuselt.
Als Spiegelachse fungiert die Straße, die ich nun entlanggehe, um zu sehen, ob alles beim Alten ist, und um alle zu begrüßen. Nicht, dass noch niemand meine Ankunft bemerkt hätte; die Häuser hier mögen alt und grau sein, aber ihre Bewohner haben scharfe Augen und ein feines Gehör. Jede Regung, jede noch so kleine Veränderung wird sofort registriert.
Als Erstes begegne ich der sympathischen blonden Bäckerin. Sie steht mit einem Besen vor ihrem Geschäft. "Bonjour, wie geht s?", begrüßt sie mich und haucht mir je ein Küsschen rechts und links auf die Wangen. Mir ist das ein bisschen unangenehm, denn während mein Gesicht mit einem Schweißfilm überzogen ist und mein T-Shirt am Rücken klebt, duftet sie dezent nach Parfum, und ihre Haut fühlt sich glatt und kühl an. Es ist zwar erst elf Uhr vormittags, aber bereits über 30 Grad heiß, und ich stecke noch in meiner Reisekluft: viel zu engen Jeans und Turnschuhen mit Socken. In den kommenden drei Wochen werde ich um solche Kleidungsstücke einen Bogen machen.
Einige Meter entfernt steht der Barmann hinter dem Tresen seines von prächtigen Platanen beschatteten Cafés. Sein Hemd trägt er wie immer fast bis zum Bauchnabel aufgeknöpft, eine Goldkette blitzt aus seinem dichten grauen Brusthaar hervor. Er poliert mit gerunzelter Stirn ein Glas, mir fällt auf, dass hinter ihm im Regal neben den bunten Sirupflaschen, die mir als Kind so verheißungsvoll erschienen waren, und mehreren Sorten Pastis nun auch eine Flasche mit korsischem Whisky steht. Als der Barmann mich sieht, hellt sich sein Gesicht auf. Küsschen rechts, Küsschen links. "Bonjour, ça va? Endlich Ferien?", fragt er. Nicken meinerseits. Lächelnd wechseln wir ein paar Worte.
Ich überquere den Dorfplatz, wo ich den Straßenkehrer begrüße, der stets den gleichen dunkelblauen Mao-Anzug trägt und sorgfältig einige welke Platanenblätter beiseitefegt. Ich winke dem Pizzabäcker zu, der gerade auf der Stirnseite des auf drei Seiten von steil aufragenden Steinhäusern eingefassten Platzes die Eiskarte vor seinen Imbiss stellt. Ein Kopfnicken gilt dem Postboten, der ein wenig außer Atem geraten ist, weil er mit seiner schweren Tasche aus dem unteren Teil des Dorfes zum oberen heraufgeklettert ist, der nur durch viele steile Stufen zu erreichen ist. Auf dem Weg durch die schmalen Gassen begegne ich außerdem dem Bürgermeister, der obendrein Restaurantbesitzer ist; der Inhaberin einer der zwei Pensionen des Ortes und drei beinahe hundertjährigen Damen, von denen zwei ihren Geburtsort nie verlassen haben, während die dritte zu Zeiten des Schahs von Persien in Teheran die Filiale eines bekannten Pariser Modehauses leitete. Mit allen halte ich kurze Schwätzchen, die alle mit der Formel beginnen: "Bonjour! Wie geht s?"
Als Letztes komme ich zur Alimentation, dem Lebensmittelgeschäft, das von Pauline und ihrer Tochter Sandrine geführt wird. Wir kommen ins Plaudern, und weil mein Babybauch nicht mehr zu übersehen ist, erkundigt sich Pauli

Erscheint lt. Verlag 14.4.2014
Reihe/Serie Gebrauchsanweisung
Piper Taschenbuch
Verlagsort München
Sprache deutsch
Maße 118 x 195 mm
Gewicht 270 g
Themenwelt Reisen Reiseberichte Europa
Sozialwissenschaften
Schlagworte amüsant • Baden • Berge • Bergwelt • Buch • Bücher • erste demokratische Verfassung Europas • Ferienziel • Flexcover • Frankreich • für Korsika • Gebirge • Gebrauchsanweisung • Geschenkbuch • Hilfreich • Hintergrundinformationen • Insel • Insel der Schönheit • Karte • korsen • Korsika • Korsika; Führer • korsische Geschichte • Meer • Mittelmeer • Mittelmeerinsel • Napoleon Bonaparte • Naturparadies • Reise • Reisebericht • Reisebeschreibung • Reiseerzählung • Reiseführer • Reisen • Reisetipps • Reisevorbereitung • Sandstrände • Sardinien • Strand • Strandurlaub • Taschenbuch • Tiefgründig • Tipps • Unabhängigkeitskämpfer • Urlaub • Urlaubslektüre • Wälder • Wandern • Wanderurlaub • zu verschenken
ISBN-10 3-492-27640-7 / 3492276407
ISBN-13 978-3-492-27640-5 / 9783492276405
Zustand Neuware
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Mehr entdecken
aus dem Bereich