Mein Anker an der guten Seite des Lebens (eBook)

Das Leben der Johanna von Bismarck
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2010 | 1. Auflage
256 Seiten
SCM Hänssler im SCM-Verlag
978-3-7751-7045-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mein Anker an der guten Seite des Lebens -  Anke Weidinger
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Ein Mythos: Reichskanzler Otto von Bismarck. Nur Wenige kennen seine Frau Johanna von Puttkamer. Zwischen beiden entsteht eine zarte Romanze und durch Johannas Vorbild lernt Bismarck Gott neu kennen. Sie entwickelt sich zu einer starken Frau, die ihn bis nach Sankt Petersburg begleitet. Selbst als er in Frankreich mit einer schönen Gräfin liebäugelt, hält sie fest zu ihm. Entdecken Sie in dieser Romanbiografie eine bewegende Liebesgeschichte und wie Gott mit Menschen Geschichte schreibt.

Anke Weidinger, Jg. 1970, arbeitet neben der Schriftstellerei als Lehrerin für Englisch und Darstellendes Spiel. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder, und liebt - außer ihrer Heimat Schleswig-Holstein - England, seine Menschen und seine Geschichte über alles.

Anke Weidinger, Jg. 1970, arbeitet neben der Schriftstellerei als Lehrerin für Englisch und Darstellendes Spiel. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder, und liebt - außer ihrer Heimat Schleswig-Holstein - England, seine Menschen und seine Geschichte über alles.

Cover 1
Vorwort 7
Teil I. Junge Liebe Die Jahre 1844–1851 12
Nicht auf den ersten Blick 13
Wiedersehen in Cardemin 23
Harzreise mit Folgen 31
Wer wagt, gewinnt 41
Hochzeit mit Hindernissen 52
Flitterwochen und Heimkehr nach Schönhausen 62
Marie 71
»Jeder Tag ohne dich ist ein verlorener Tag« 80
Abschied von der Heimat 89
Zwischenspiel Friedrichsruh, Sommer 1894 93
Teil II. »Wo du mir bist, bin ich zu Haus« – Sankt Petersburg, Paris, Berlin Die Jahre 1859–1867 96
Nach Sankt Petersburg 97
Am Hof des Zaren 105
Französisches Intermezzo 113
Berlin, Wilhelmstraße 76 125
Schnitter Tod 134
»Meinetwegen auch Gräfin!« 141
Stürmische Zeiten 150
Varzin 159
Zwischenspiel Friedrichsruh, Sommer 1894 170
Teil III. Mein geliebtes Herz Die Jahre 1870–1894 175
Ein weltgeschichtliches Ereignis 176
Fürstin wider Willen 184
In guten wie in schlechten Tagen 188
Mutter der Braut 198
»...und deine Rechte stärket mich« – Bismarcks 70. Geburtstag 204
Doktor Schweninger 213
»Nur über meine Leiche!« – Herbert und die schöne Fürstin 219
Der Lotse geht von Bord 227
Wiener Hochzeit 236
»Das Beste vom Tage« 240
Epilog Ein Herz findet Ruhe 245
Nachwort Dichtung und Wahrheit 246
Danksagung 248
Zeittafel 249
Literatur-und Bildnachweis 252

Wiedersehen in Cardemin

Es vergingen etliche Monate, bevor der Kreis um Marie von Blanckenburg und den übrigen pommerschen Pietisten sie an Pfingsten des folgenden Jahres wieder zusammenbrachte. In Cardemin, dem Gut der Familie Blanckenburg, fand alljährlich ein Scheibenschießen statt, zu dem etliche Freunde und Nachbarn eingeladen waren, darunter auch Otto von Bismarck und Johanna von Puttkamer.

Sobald Bismarck Marie erblickte, eilte er auf sie zu, küsste sie auf beide Wangen und stellte mit Erstaunen fest, dass sie ihm, wenn auch nicht weniger lieb, so doch schon ein wenig fremder geworden war, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte. Sie war schwanger und suchte vergebens, den wohlgerundeten Bauch unter einem weiten Seidenkleid zu verbergen. Ansonsten fand er sie schön wie immer, natürlich, anmutig und erfrischend selbstbewusst.

»Wenn du Johanna suchst, sie ist hinten im Obstgarten«, flüsterte Marie ihm leise zu, kaum, dass sie die üblichen Begrüßungsfloskeln ausgetauscht hatten und er eben im Begriff war, ein bedeutungsvolleres Thema zu suchen, über das er dann, wie in alten Zeiten, angeregt mit ihr diskutieren konnte.

»Aber ich …«, begann er hilflos, doch Marie legte ihm einen Finger auf den Mund, eine sehr vertrauliche und intime Geste, die ihn hoffnungslos verlegen machte und – zum Schweigen brachte. Was immer er noch hatte einwenden wollen, es blieb ihm förmlich im Halse stecken.

»Geh nur, das Essen findet frühestens in einer Stunde statt, und ein Glas Bowle kannst du dir auf dem Weg dorthin abholen. Moritz hat auf der hinteren Terrasse anrichten lassen.«

Bismarck fand Johanna auf einer Bank unter einem mit Rosen umrankten, schmiedeeisernen Pavillon sitzen, einen Fächer in der Hand, mit dem sie sich bisweilen frische Luft zuzuwedeln suchte. Es war ungewöhnlich heiß für diese Jahreszeit, auch zu windstill – wenn sie Pech hatten, würde das diesjährige Scheibenschießen noch vorzeitig durch ein Gewitter beendet werden, bevor der Tagessieger feststand.

Johanna bemerkte Bismarcks Herankommen nicht, so sehr schien sie in ihre Gedanken versunken zu sein. Als sie seiner stattlichen Gestalt endlich gewahr wurde, stand er bereits vor ihr und sah, einen grünen Weidenstock in der Hand, den er sich unterwegs abgebrochen hatte, mit beinahe nachsichtigem Lächeln auf sie herab.

»Verehrtes Fräulein von Puttkamer, darf ich Sie in Ihren Gedanken stören und mich ein wenig zu Ihnen setzen?«

Sie errötete leicht, beeilte sich aber zu nicken und rutschte hastig ein Stück zur Seite, sodass er neben ihr auf der Bank Platz finden konnte.

Kaum, dass er saß, begann er das Gespräch, indem er nach ihren Eltern fragte, nach dem Winter und ob sie im Frühjahr auch mit Überschwemmungen zu kämpfen gehabt hätten wie in Schönhausen an der Elbe.

»Nein, das nicht«, entgegnete sie. »Aber ein langer, harter Winter ist’s gewesen. Sehr kalt. Ist es auf Kniephof, wo Sie wohnen, auch so kalt und zugig?«

»Es geht. Es hängt immer davon ab, in welchem Raum man sich aufhält, wie man sich kleidet und bewegt und wie gut man isst und trinkt.« Hierbei zwinkerte er ihr verstohlen zu, doch sie tat, als ob sie es nicht bemerke und fragte stattdessen, was er denn auf seinem Landgut den lieben langen Tag so treibe.

»Ach«, meinte er und wurde sichtlich verlegen dabei. »Eigentlich nicht viel. Man steht auf, frühstückt, zeitungt, zieht sich an und sattelt sein Pferd. Dann geht es zur Jagd oder sonst wie hinaus ins Grüne, die Hunde haben ihre Freude daran und ich meistens auch. Ein müßiges Leben, das man als Landjunker in der heutigen Zeit so führt. Im Moment macht es mir noch Freude, aber den Rest meines Lebens wird es mich wohl nicht ausfüllen.«

»Nun«, sagte sie und sah dabei mit scheuem Lächeln zu ihm auf. »Das kann wohl auch für einen Mann Ihrer Bildung nicht alles sein – Sie haben doch bestimmt ein höheres Ziel. Sagten Sie nicht, Sie hätten die Rechte studiert?«

»Ach!«, rief er abermals und winkte ab. »Das ist Schnee von gestern, wie man so schön sagt. Die Juristerei ist nichts für mich. Ich werde mir wohl ein Amt suchen, wenn nicht heute, dann morgen, aber im Moment ist mir das alles einerlei. Sehen Sie, Fräulein von Puttkamer, ich genieße das Leben, wie es gerade so kommt.«

»Denken Sie denn manchmal an das, was danach kommt – ich meine …« Sie nestelte verlegen an der Schärpe ihres hellblauen Seidenkleides. »Ich dachte – also, Sie sprechen ja nie darüber und man hört so einiges, aber ich weiß nicht … Sind Sie ein frommer Mann, Herr von Bismarck?«

Bismarck zog scharf die Luft ein, ehe er antwortete. »Eine direkte Frage, die eine direkte Antwort verdient. Nein, verehrtes Fräulein, ich bin kein frommer Mann und würde auch, so fürchte ich, vor den Augen Ihres Herrn Vaters nicht bestehen. Mein Vater ist ein guter Mann, der mich so gut es ging zum Landjunker und Ehrenmann erzogen hat. Meine Mutter legte viel Wert auf Bildung – aber fragen Sie nicht nach meiner Schulzeit, es war die grässlichste Zeit meines Lebens. Sie können froh sein, nie eine solche Anstalt besucht zu haben wie ich –, aber mit Glauben hatten wir nie etwas zu tun. Jedenfalls nicht mit einem solchen Glauben, wie Sie und Ihre Familie – und auch unsere lieben Freunde, die Blanckenburgs – ihn pflegen. So wie mein Vater stets darauf vertraut hat, dass Gott barmherzig ist, so will ich es auch tun. Das soll mir zum Leben genügen – bis heute bin ich jedenfalls ganz gut damit gefahren und gedenke es auch weiterhin so zu halten.«

Johanna schwieg eine Weile, bevor sie erneut einen Vorstoß wagte. »Aber, erlauben Sie mir diese eine Frage noch, warum streben Sie kein höheres Amt an – das eines Ministers zum Beispiel? Sie sind doch klug und redegewandt, und gute Beziehungen haben Sie auch. Würde es Ihnen nicht gefallen, in der Politik etwas zu sagen zu haben?«

»Vielleicht«, räumte er ein und fing an, die Rinde des Weidenstöckchens zu schälen. »Aber ob es mir auf die Dauer Befriedigung schafft, irgendeinen Ministerposten zu bekleiden und mich vor der Obrigkeit zu ducken, die mir die Freiheit nicht mehr zugesteht, die ich bisher gewohnt bin? – Nein, danke, zum Sklaven derer da oben will ich mich nicht machen lassen, eher soll der Deiwel mich holen!«

Erschrocken ließ Johanna ihren Fächer fallen. Zu ihrem Entsetzen begann dieser ungehobelte Kerl, den sie bis eben noch bewundert, ja, regelrecht angehimmelt hatte, nun auch noch zu lachen. »Verzeihen Sie mir, Fräulein von Puttkamer, dass ich nicht so recht in Ihr Idealbild eines Edelmannes passen will. Ich zweifle ja nicht an Gottes Existenz. Aber meine Freiheit ist mir wichtiger – wichtiger als alles im Leben!«

»Nun«, sagte sie leise und bückte sich, um den Fächer aufzuheben. »Wenn es so ist, dann will ich Sie nicht länger mit meinen Fragen belästigen. Aber erlauben Sie mir, für Sie zu beten, ja?«

Er lächelte und legte eine Hand auf die ihre, die sie nicht zurückzuziehen wagte. »Das dürfen Sie, mein liebes Kind. Beten Sie nur! Vielleicht hilft’s ja doch. Und nun kommen Sie, lassen Sie uns zu den anderen zurückgehen. Das Scheibenschießen wird gleich beginnen, und mein Magen knurrt auch schon ganz unehrenhaft. Da, hören Sie’s?«

Er erhob sich, Johanna hakte sich bei dem großen Mann unter und ging gesenkten Kopfes an seiner Seite den Weg entlang zur vorderen Terrasse, auf der die Gäste mit ihren Bowlegläsern beieinanderstanden und sich lachend und scherzend unterhielten. Auch wenn sie nach außen hin ruhig und gefasst aussah, tobte in ihrem Herzen doch ein wilder Streit der Gefühle, den sie nur mit allergrößter Mühe unter Kontrolle zu bringen vermochte. Was war das nur für ein Mann – und weshalb übte er noch immer eine so unwiderstehliche Anziehungskraft auf sie aus? Er hatte Gott gelästert mit seiner Äußerung und das war doch unverzeihlich, oder? Sie sollte gar nicht hier sein, an seiner Seite, sondern sich von seinesgleichen fernhalten, die nicht nur eine Gefahr für ihr junges, unerfahrenes Herz, sondern auch für ihre Seele darstellten.

Erst als sie Marie erblickte, die etwas abseits stand und müde aussah, schaffte Johanna es, sich von Bismarcks Arm zu lösen und eilte nach einem hastig gemurmelten »Entschuldigen Sie mich bitte« auf die Freundin zu, froh, der ihr plötzlich so unangenehm gewordenen Situation entkommen zu können.

»Aber, Johanna, wie konntest du dich so von ihm einschüchtern lassen!«, tadelte die Freundin sie, nachdem sie ihr von dem seltsamen Gespräch im Rosengarten erzählt hatte. »Du hättest ihn nicht so einfach gehen lassen dürfen. Jetzt ist er zum Schießstand, hörst du, wie der Scheibenjunge ruft? Achtzehn, er hat mitten ins Zentrum getroffen. Auch du...

Erscheint lt. Verlag 17.12.2010
Verlagsort Holzgerlingen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Literatur Romane / Erzählungen
Literatur Zweisprachige Ausgaben
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte eBook • eBook; Romanbiografie; Liebesgeschichte; Historisc • Historisc • historisch • Johanna von Puttkamer • Liebesgeschichte • Otto von Bismarck • Romanbiografie
ISBN-10 3-7751-7045-6 / 3775170456
ISBN-13 978-3-7751-7045-1 / 9783775170451
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