»Eines jeden Glück« (eBook)

Mit Virginia Woolf durch den Garten

(Autor)

Jutta Rosenkranz (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2016 | 1., Originalausgabe
183 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-74534-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

»Eines jeden Glück« - Virginia Woolf
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Schon als Kind liebte Virginia Woolf die Natur, als sie durch die Kensington Gardens in London streifte oder den Sommer im cornischen St. Ives verbrachte. Der Garten von Monk's House, ihrem kleinen Cottage in Sussex, wurde zu ihrem Herzensort. Das von blühenden Rabatten, Beeten und Sträuchern umgebene Grün war für Virginia gleichermaßen Rückzugsort und eine nie versiegende Quelle der Inspiration. Ob euphorisch über die üppige Gartenpracht, von den sinnlichen Freuden der Natur zutiefst bewegt oder in Kindheitserinnerungen schwelgend, hielt der Garten immer wieder Einzug in ihre Romane, Tagebücher und Briefe.
Dieser Band lädt den Leser ein, eine andere Seite von Virginia Woolfs Schreiben zu entdecken und mit ihr in die immer wieder beschriebene Herrlichkeit von Garten und Natur einzutauchen.



<p>Virginia Woolf wurde am 25. Januar 1882 in London als Tochter des Schriftstellers Sir Leslie Stephen geboren. Mit ihren fr&uuml;hen Romanen <em>Mrs Dalloway</em> und <em>Zum Leuchtturm</em> wurde sie zur f&uuml;hrenden Autorin der klassischen Moderne. Neben Romanen verfa&szlig;te sie Kurzgeschichten und Essays. Sie wurde zu einer Leitfigur der Frauenbewegung. Am 28. M&auml;rz 1941 nahm sich Virginia Woolf in Lewes (Sussex) das Leben.</p>

Virginia Woolf wurde am 25. Januar 1882 in London als Tochter des Schriftstellers Sir Leslie Stephen geboren. Mit ihren frühen Romanen Mrs Dalloway und Zum Leuchtturm wurde sie zur führenden Autorin der klassischen Moderne. Neben Romanen verfaßte sie Kurzgeschichten und Essays. Sie wurde zu einer Leitfigur der Frauenbewegung. Am 28. März 1941 nahm sich Virginia Woolf in Lewes (Sussex) das Leben. Jutta Rosenkranz, geboren in Berlin, studierte Germanistik und Romanistik und lebt als freie Schriftstellerin, Herausgeberin, Journalistin und Dozentin für Literatur in Berlin. Sie hat Gedichte, Prosa und literarische Essays veröffentlicht, zahlreiche Autoren-Porträts und Features für den Hörfunk geschrieben und ist Herausgeberin mehrerer Lyrik-Anthologien, zuletzt erschienen Berlin im Gedicht (2006) und Letzte Gedichte. Dichter der Welt nehmen Abschied vom Leben (2007). Im selben Jahr publizierte sie die erste umfassende Biographie über Mascha Kaléko; als Kuratorin konzipierte sie die erste Mascha-Kaléko-Ausstellung für das Literaturhaus Berlin. 2012 erschien die von ihr herausgegebene und kommentierte vierbändige Mascha-Kaléko-Gesamtausgabe (Werke und Briefe). Sie wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit der Künstlerförderung des Berliner Senats. 2014 veröffentlichte sie den Band Zeile für Zeile mein Paradies. Bedeutende Schriftstellerinnen. 18 Porträts.

II.
»Alles ist ruhig und zutiefst wohltuend«


DER EIGENE GARTEN


Asheham House/Rodmell (1913-1919)


 

Im großen und ganzen aber, und trotz des Regens, gibt es nichts Schöneres als diesen Ort hier. Wir kämpfen mit dem Garten. Er strotzt vor Unkraut, mit Wurzeln, die einen Meter lang sind, und zuguterletzt mußten wir einen riesigen Graben ausheben, ihn mit Holz und Stroh füllen, Erde daraufhäufen, und das Ganze anzünden, in der Hoffnung, die Nesseln auszubrennen. Nachdem wir 6 Stunden gegraben und geschleppt hatten, bis der Schweiß nur so an uns herunterrieselte und die Bauerntölpel sich vor Lachen über uns ausschütten wollten, kippten wir einen Kanister Kerosin darüber und steckten das Ganze an – als ein Sturm losbrach, und das Feuer löschte, die Erde durchnäßte, so daß wir jetzt wieder von vorne anfangen müssen. Außerdem bauen wir die Terrasse um und bekämpfen Maulwürfe Kaninchen und geheimnisvolle Blumenkrankheiten, die Tulpen attackieren, so daß sie nie aufgehen. Du mußt herkommen, und Ratschläge geben. Wirst Du?

An Violet Dickinson, 11. April 1913

 

Sehr schöner warmer Tag. (Bankfeiertag). Klänge einer Musikkapelle in Lewes von den Downs. Hörten hin und wieder Kanonen. Stiegen den Höhenrücken von hinten hoch. Fanden viele Pilze. Mengen von Schmetterlingen. Labkraut, kugelköpfige Rapunzel, Thymian, Majoran. Sahen einen grau aussehenden Habicht – nicht den gewöhnlichen rotbraunen. Ein paar Pflaumen am Baum. Wir haben angefangen, Äpfel zu kochen.

Tagebuch, 6. August 1917

 

Fuhren nach Lewes […]. Kauften 1 Dtzd. Lilienwurzeln & einige rotblättrige Pflanzen, die ins große Beet gepflanzt wurden.

Tagebuch, 18. August 1917

 

Wieder sehr warm & windig. Distelflaum wird durch das Haus geweht & ganz dick übers Feld. […] Zwei Mähmaschinen, mit je 3 Pferden, mähten das Getreide auf dem Feld auf der anderen Straßenseite. Mähten immer in die Runde: waren mit dem letzten Stück gegen 5 fertig. Getreide schon gemäht & aufgestellt auf den Feldern jenseits des Flusses. Essen Kartoffeln aus dem Garten. Heute war ein Fliegerangriff. Ramsgate.

Tagebuch, 22. August 1917

 

Beim Aufwachen war das Haus von Nebel umgeben. Wir haben ihn nachts auf den Wiesen gesehen. Es klärte sich auf & wurde ein herrlicher Tag, fast ohne Wind. Am Nachmittag fingen wir an, unsere Äpfel zu pflücken; ich die niedrigeren & L. die höheren, auf einer Leiter vom Hof.

Tagebuch, 4. September 1917

 

Wieder ein sehr schöner Tag, obwohl ganz herbstlich jetzt. Die Saatkrähen lassen sich auf den Bäumen nieder & machen einen großen Lärm am frühen Morgen. Ein paar Walnüsse reif. Dahlien ganz aufgegangen im Beet. Bäume jetzt so kahl, daß ich den Briefträger durch sie hindurch sehen kann oben auf dem Hügel. Klee auf dem Feld gegenüber ist gemäht worden & liegt auf dem Feld. Immer noch steht etwas Korn drüben auf den Downs. Saßen auf der Terrasse nach dem Lunch: L. arbeitete im Garten.

Tagebuch, 22. September 1917

 

Große rote Sonne versinkt gegen 6. L. sagt, die Saatkrähen kamen & pickten heute morgen Walnüsse vom Baum – sah eine, die mit Walnuß im Schnabel davonflog. Er hat die Japanischen Anemonen etc. in die vorderen Beete gepflanzt, auf die Terrasse & in den Garten hinten. Wir wollen das große runde Beet aufgeben.

Tagebuch, 29. September 1917

 

Noch ein schöner Tag. Fingen heute nachmittag an mit dem Weg im Garten, um den eine Mauer läuft, & mit dem Blumenbeet daneben. Wir machen den Weg mit Kopfsteinen aus der Mauer & arbeiten den alten Zement mit ein. Macht großen Spaß & sieht schon jetzt sehr hübsch vom Wohnzimmer aus.

Tagebuch, 2. Oktober 1917

 

Kein so schöner Tag. Wind kam auf, & es bewölkte sich. Doch die Fliegerangriffe sollen gestoppt werden. Arbeiteten den ganzen Nachmittag am Gartenweg. Pflanzten etwas Goldlack, Margueriten, Fingerhut.

Tagebuch, 3. Oktober 1917

 

Hier sind wir; Abend; vor einer Stunde bin ich aus Asheham, oder genauer gesagt aus Charleston, zurückgekehrt. […] Zweifellos entwickelt der Landaufenthalt die spirituelle Seite des Lebens. Eines Tages saß ich im Garten und las Shakespeare; ich erinnere mich an das ekstatische Gefühl: mindestens jeden zweiten Tag mußten wir nach Southease gehen um Milch zu holen; es stand uns nur ein Quart am Tage zu – 7 Pence das Quart. Der Garten sieht vielversprechend aus. L. grub das große Blumenbeet um & versetzte Pflanzen aus dem Rondell in der Mitte in unser Beet längs dem Wege. Die Knospen an den Bäumen sind schon zu sehen; Schafe in den Hürden an den Flanken der Hügel. Während 9 unserer 10 Tage sahen wir niemanden; sogar meine Briefe blieben fast völlig aus; aber die Tage schmolzen ineinander wie Schneebälle, die in der Sonne braten.

Tagebuch, 2. März 1918

 

Die Biene & die Blüte gab es in einem ganz unmetaphorischen Sinn in Asheham. Wieder einmal ist meine Erinnerung am stärksten zentriert auf einen Nachmittag, den ich im Garten lesend verbrachte. Wie der Zufall es wollte, las ich Wordsworth; das Gedicht, das endet, »was hat der Mensch aus dem Menschen gemacht«. Die Narzissen blühten und die Geschütze waren vermutlich von den Downs zu vernehmen. Selbst für mich, für die nichts direkt auf dem Spiel steht, & die die Bedeutung von dem, was vor sich geht, von sich weist, hatten diese besonderen Sonnentage eine eigenartige Blässe. Natürlich liegt im Frühling immer eine gewisse Traurigkeit –

Tagebuch, 5. April 1918

 

Den ganzen Tag Regen bis zu diesem Augenblick, wo es strahlend schön geworden ist. Pflaumen blühen im Garten & die Blumen sehen sehr gesund aus.

Tagebuch, 6. April 1918

 

Es war eine solche Hitze, daß es unerträglich war, vor dem Tee spazieren zu gehen; wir saßen im Garten, ich las träge, L. saß nicht, sondern machte Gartenarbeit. Wir erlebten das großartigste Aufsprießen der Blumen, das wir je gesehen haben – Goldlack in Hülle & Fülle, Akelei, Phlox, & als wir abfuhren riesige scharlachrote Mohnblumen mit purpurfarbenen Flecken innen. Sogar die Pfingstrosen fast schon aufgeblüht. An einer Mauer war ein Amselnest. Die letzte Nacht in Charleston lag ich bei offenem Fenster & hörte eine Nachtigall, die in der Ferne begann & sehr nah an den Garten herankam. Fische plätscherten im Teich. Der Mai in England ist wirklich so wie man sagt – so üppig, verliebt & schöpferisch.

Tagebuch, 28. Mai 1918

 

Es ist nicht das Wetter, um sich am Kaminfeuer niederzulassen & es sich gemütlich zu machen. In der Tat bereitet mir das Lesen gewisse Schwierigkeiten. Die Fenster stehen beide offen; die Nachbarskinder spielen im Garten; das übliche Gesinge ertönt aus dem Zimmer der Gesangslehrerin über der Waschküche; die Vögel singen laut in den Bäumen. Ich möchte grasbedeckte Räume durchstreifen. Es ist unmöglich, sich zu konzentrieren.

Tagebuch, 6. Juni 1918

 

In Asheham angekommen. Ich sitze wie unter freiem Himmel – da der Salon in der intensiven Hitze nur eine Hülse von Schatten abgibt. Die Luft tanzt über dem Feld; & der Rauch vom Bauernhof vermischt sich auf den Wiesen mit dem Dunst. Der Garten ist überwuchert, & die Blumen zertreten. Doch schneidet L. in diesem Augenblick unsere Bohnen fürs Abendessen.

Tagebuch, 31. Juli 1918

 

Das gute Wetter hat nicht angehalten. Gestern war ein so nasser Tag wie er in England oft vorkommt. Fast immer ist der Nachmittag in England trocken; & das war er auch mehr oder weniger. Am Abend gingen wir auf Pilzsuche & fanden ein Taschentuch voll. So hat also eine unserer großen Vergnügungen wieder begonnen. Eine reife Brombeere fanden wir auf der Höhe. Als ich im Grase lag, hoppelte ein Hase an mir vorbei. Vielleicht sind wir ganz zufrieden, nun doch allein zu sein.

Heute besseres Wetter, obwohl ein schwarzer Himmel ungefähr das Häßlichste in der Natur ist. L. nach Lewes. Er ging, um ein Paket vom New Statesman abzuholen, das nicht da war. Ich längs M.s Weg & über die Höhe. Mein Bericht kann nur von Käfern & Schmetterlingen handeln. Ein Sonnenstrahl bringt eine Unzahl von braunen Heidlingen [Fidonia atomaria] hervor. Über Newhaven schwebte ein Luftschiff, & als der Himmel eine Zeitlang blau wurde, war es das Meer auch. Die Vorstellung von all dem blendenden Blau, das in Sicherheit hinter den Wolken lodert, schien mir merkwürdig; & wie ein Strahl auf die Erde sie völlig verwandelt. Ich muß Pilze sammeln gehen, da die Sonne scheint.

Tagebuch, 3. August 1918

 

Die Sonne ist schwächer aber sehr klar, & die Luft perlend, jetzt wo der August vorbei ist. Auch die Farben auf den Bäumen werden blankpoliert. Die Schatten scheinen leichter & blasser. Niemand könnte den 3. September mit dem 31. August verwechseln.

Tagebuch, 3. September 1918

 

Gestern nacht haben wir unsere Uhren umgestellt. Also ist die düstere Winterzeit vorbei, was ich halb bedauere, denn die dunklen Abende am Kamin haben ihren Charme. Außerdem,...

Erscheint lt. Verlag 7.3.2016
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Sonstiges Geschenkbücher
Schlagworte Englische Gärten • Garten • Gartenlust • Geschenkbuch • Geschenkidee • insel taschenbuch 4435 • IT 4435 • IT4435 • Kensington Gardens • Lesebuch • Monk's House • Muttertag • St Ives • Sussex
ISBN-10 3-458-74534-3 / 3458745343
ISBN-13 978-3-458-74534-1 / 9783458745341
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