Nora (Ein Puppenheim) (eBook)

Reclam XL - Text und Kontext
eBook Download: EPUB
2016 | 2. Auflage
142 Seiten
Reclam Verlag
978-3-15-961117-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nora (Ein Puppenheim) -  Henrik Ibsen
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»Ich muss mich davon überzeugen, wer recht hat, die Gesellschaft oder ich.« Mit Nora, 1879 in Kopenhagen uraufgeführt, gelingt Henrik Ibsen einer der bedeutendsten literarischen Beiträge zur Frauenemanzipation. Klassenlektüre und Textarbeit einfach gemacht: Die Reihe »Reclam XL - Text und Kontext« erfüllt alle Anforderungen an Schullektüre und Bedürfnisse des Deutschunterrichts: * Schwierige Wörter werden am Fuß jeder Seite erklärt, ausführlichere Wort- und Sacherläuterungen stehen im Anhang. * Ein Materialienteil mit Text- und Bilddokumenten erleichtert die Einordnung und Deutung des Werkes im Unterricht. * Natürlich passen auch weiterhin alle Lektüreschlüssel, Erläuterungsbände und Interpretationen dazu! E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

Henrik Ibsen (20. 3. 1828 Skien - 23. 5. 1906 Christiana) war ein norwegischer Dramatiker und Lyriker. Schon als Jugendlicher verfasste er seine ersten Liebesgedichte. Als Dramatiker feierte Ibsen seinen Durchbruch als Hausdichter und künstlerischer Leiter am norwegischen Nationaltheater. In dieser Zeit entstand u.a. 'Die Johannisnacht' (1853). Zu Ibsens größten Dramen, die weltweit inszeniert und adaptiert werden, gehört 'Stützen der Gesellschaft' (1877), das den Beginn einer neuen dramatischen Gattung, des naturalistischen Gesellschaftsdramas, darstellt.

Henrik Ibsen (20. 3. 1828 Skien – 23. 5. 1906 Christiana) war ein norwegischer Dramatiker und Lyriker. Schon als Jugendlicher verfasste er seine ersten Liebesgedichte. Als Dramatiker feierte Ibsen seinen Durchbruch als Hausdichter und künstlerischer Leiter am norwegischen Nationaltheater. In dieser Zeit entstand u.a. "Die Johannisnacht" (1853). Zu Ibsens größten Dramen, die weltweit inszeniert und adaptiert werden, gehört "Stützen der Gesellschaft" (1877), das den Beginn einer neuen dramatischen Gattung, des naturalistischen Gesellschaftsdramas, darstellt.

Nora (Ein Puppenheim)

Anhang
1. Zur Textgestalt
2. Anmerkungen
3. Leben und Werk
4. Frauenunterdrückung und -emanzipation im 19. Jahrhundert
4.1 Der Stellenwert der Ehe
4.2 Johann Gottlieb Fichte: »Deduktion der Ehe« (1796)
4.3 Friedrich Engels: »Die Familie« (1884)
4.4 Richard von Krafft-Ebing: »Psychopathia sexualis« (1886)
4.5 Frauenemanzipation in Norwegen
5. Zur Entstehungsgeschichte von Nora
6. Deutungsansätze
7. Literaturhinweise

[7]Erster Akt


Ein gemütlich und geschmackvoll, aber nicht luxuriös eingerichtetes Wohnzimmer. Eine Tür rechts im Hintergrund führt hinaus in den Flur; eine Tür links im Hintergrund in Helmers Arbeitszimmer. Zwischen diesen beiden Türen ein Pianoforte. In der Mitte der linken Wand eine Tür und etwas weiter vorn ein Fenster. In der Nähe des Fensters ein runder Tisch mit Lehnstühlen und einem kleinen Sofa. In der rechten Seitenwand, mehr im Hintergrund, eine Tür und weiter vorn ein Ofen aus Steingut mit ein paar Lehnstühlen und einem Schaukelstuhl davor. Zwischen Ofen und Seitentür ein kleiner Tisch. An den Wänden hängen Kupferstiche. Eine Etagere mit Porzellan und kleinen Kunstgegenständen. Ein kleiner Bücherschrank mit Büchern in Prachteinbänden. Fußboden mit Teppich belegt. Im Ofen Feuer. Ein Wintertag.

Es klingelt im Flur. Etwas später hört man, dass geöffnet wird. Nora tritt vergnügt summend ins Zimmer. Sie ist im Mantel und trägt eine ganze Anzahl Päckchen, die sie auf den Tisch rechts legt. Sie lässt die Tür nach dem Flur hinter sich offen, und man sieht draußen einen Stadtboten mit einem Weihnachtsbaum und einem Korb; er übergibt beides dem Hausmädchen, das ihnen geöffnet hat.

NORA. Versteck den Weihnachtsbaum gut, Helene. Die Kinder sollen ihn erst heute Abend zu sehen bekommen, wenn er geschmückt ist. (Zum Stadtboten, indem sie den Geldbeutel hervorzieht.) Wie viel –?

DER STADTBOTE. Fünfzig Öre.

NORA. Da ist eine Krone. Nein, behalten Sie nur. (Der Stadtbote dankt und geht. Nora schließt die Tür. Sie lacht stillvergnügt, während sie den Mantel ablegt.)

NORA (nimmt eine Tüte Makronen aus der Tasche und isst [8]einige. Dann tritt sie vorsichtig an die Tür ihres Mannes und lauscht). Ja, er ist zu Hause. (Summt wieder, während sie an den Tisch rechts geht.)

HELMER (in seinem Zimmer). Ist das die Lerche, die da draußen zwitschert?

NORA (damit beschäftigt, einige der Päckchen zu öffnen). Ja, das ist sie.

HELMER. Ist es das Eichhörnchen, das da rumort?

NORA. Ja!

HELMER. Wann nach Hause gekommen?

NORA. Grad eben. (Steckt die Makronentüte in die Tasche und wischt sich den Mund ab.) Komm, Torvald, und sieh, was ich gekauft habe.

HELMER. Stör mich nicht! (Etwas später öffnet er die Tür und schaut, die Feder in der Hand, herein.) Gekauft, sagst du? Alles das? Ist mein lockrer Zeisig wieder ausgewesen und hat Geld verschwendet?

NORA. Ja, aber Torvald, dies Jahr dürfen wir uns doch wirklich ein wenig amüsieren. Es ist doch das erste Weihnachtsfest, an dem wir nicht zu sparen brauchen.

HELMER. Ja, weißt du, verschwenden dürfen wir nichts.

NORA. Doch, Torvald, ein wenig können wir jetzt schon verschwenden. Nicht wahr? Nur ein ganz klein wenig. Du bekommst doch nun ein großes Gehalt und wirst viel, viel Geld verdienen.

HELMER. Ja, von Neujahr an. Aber es dauert noch ein ganzes Vierteljahr, bis das Gehalt fällig ist.

NORA. Ach was, so lange können wir ja borgen.

HELMER. Nora! (Tritt zu ihr und nimmt sie scherzend am Ohr.) Geht dein Leichtsinn wieder mit dir durch? Nimm an, ich borgte heute tausend Kronen, du brächtest sie in der Weihnachtswoche durch und ich bekäm’ am Silvesterabend einen Dachziegel auf den Kopf und läge da –

[9]NORA (legt ihm die Hand auf den Mund). Ach pfui! Wie kannst du so abscheulich reden!

HELMER. Ja, nimm mal an, so etwas geschähe – was dann?

NORA. Wenn etwas so Schlimmes einträfe, wäre es mir ganz gleichgültig, ob ich Schulden hätte oder nicht.

HELMER. Aber die Leute, von denen ich geliehen hätte?

NORA. Die? Wer kümmert sich um die! Das sind ja Fremde.

HELMER. Nora, Nora, bist du eine Frau! Nein, aber im Ernst, Nora, du weißt, wie ich in dieser Beziehung denke. Keine Schulden! Niemals Geld leihen! Es kommt etwas Unfreies und damit Unschönes in ein Heim, das auf Borgen und Schuldenmachen aufgebaut ist. Bis heute haben wir beide tapfer ausgehalten; das werden wir auch weiterhin tun, die kurze Zeit noch.

NORA (geht zum Ofen). Ja, ja, wie du willst, Torvald.

HELMER (folgt ihr). Nun, nun, meine Lerche muss nicht gleich die Flügel hängenlassen. Was, schmollt mein Eichhörnchen? (Nimmt seinen Geldbeutel.) Nora, was glaubst du, was ich hier habe?

NORA (wendet sich schnell um). Geld!

HELMER. Da! (Gibt ihr einige Scheine.) Herrgott, ich weiß wohl, dass in der Weihnachtszeit im Hause allerhand gebraucht wird.

NORA (zählt). Zehn – zwanzig – dreißig – vierzig. O danke, danke, Torvald; damit ist mir lange geholfen.

HELMER. Ja, das hoffe ich wirklich.

NORA. Ja, ja, für lange Zeit. Aber nun komm auch und sieh, was ich alles gekauft habe. Und so billig! Schau, hier sind neue Kleider für Ivar – auch ein Säbel. Da ein Pferd und eine Trompete für Bob. Und hier eine Puppe und ein Puppenbett für Emmy; es ist ganz einfach, aber sie macht es ja doch bald kaputt. Und hier habe ich Kleiderstoffe und Tücher für die [10]Mädchen; unsere alte Anne-Marie sollte eigentlich viel mehr bekommen.

HELMER. Und was ist in dem Paket da?

NORA (schreit auf). Nein, Torvald, das darfst du vor heute Abend nicht ansehen.

HELMER. Ah so. Aber nun sag mir, du kleine Verschwenderin: was hättest du denn selbst gern bekommen?

NORA. Bah; ich selbst? Ich wünsche mir gar nichts.

HELMER. Du wirst wohl auch einen Wunsch haben. Sag mir etwas Vernünftiges, was du gern haben möchtest.

NORA. Nein, ich weiß wirklich nichts … Ja, höre, Torvald

HELMER. Nun?

NORA (fingert an seinen Knöpfen, ohne ihn anzusehen). Wenn du mir etwas schenken willst, dann könntest du ja –; du könntest –

HELMER. Nun, nun; nur heraus damit.

NORA (schnell). Du könntest mir Geld geben, Torvald. Nur so viel, wie du glaubst entbehren zu können; dann werd ich mir später was dafür kaufen.

HELMER. Nein, aber Nora –

NORA. Ach ja, tu’s, lieber Torvald; ich bitte dich so sehr darum. Ich würde das Geld in einen hübschen Goldpapierumschlag stecken und an den Weihnachtsbaum hängen. Wär’ das nicht lustig?

HELMER. Wie nennt man die Leute, die alles verschwenden?

NORA. Ja ja, Spielbrüder; ich weiß schon. Aber tu mir nun den Gefallen, Torvald; dann habe ich Zeit zu überlegen, was ich am nötigsten brauche. Ist das nicht sehr vernünftig? Wie?

HELMER (lächelnd). Gewiss; das heißt, wenn du das Geld, das ich dir gebe, nur zusammenhalten könntest und wirklich für dich selbst etwas dafür kauftest. Aber es geht alles für den Haushalt und allerlei unnütze Dinge drauf, und am Ende muss ich dann wieder welches herausrücken.

[11]NORA. Aber Torvald –

HELMER. Das ist nicht abzustreiten, meine liebe kleine Nora. (Legt den Arm um sie.) Mein Zeisig ist ein allerliebstes Geschöpf, aber er braucht eine Menge Geld. Es ist kaum zu glauben, wie teuer einen Mann solch Vögelchen kommt.

NORA. Ach pfui, wie kannst du das sagen? Ich spare doch wirklich, soviel ich kann.

HELMER (lächelnd). Ja, das war ein wahres Wort. Soviel du kannst. Aber du kannst eben nicht.

NORA (summt und lächelt stillvergnügt). Hm, du solltest nur wissen, wie viele Ausgaben wir Lerchen und Eichhörnchen haben, Torvald.

HELMER. Du bist doch ein seltsames kleines Ding. Ganz wie dein Vater. Immer eifrig bemüht, zu Geld zu kommen; aber sobald du’s hast, zerfließt es dir zwischen den Fingern. Du weißt nie, wo es hin ist. Nun, man muss dich nehmen, wie du bist. Es liegt im Blut. Ja ja, Nora, so was vererbt sich.

NORA. Ach, ich wünschte, ich hätte viel mehr von Papas Eigenschaften geerbt.

HELMER. Ich möchte dich gar nicht anders haben, als wie du jetzt bist, meine süße kleine Singlerche. Aber hör mal; da fällt mir etwas ein. Du siehst heute so – so – wie soll ich sagen? – so verdächtig aus –

NORA. Wirklich?

HELMER. Ja, wirklich. Sieh mir fest in die...

Erscheint lt. Verlag 8.7.2016
Reihe/Serie Reclam XL – Text und Kontext
Übersetzer Richard Linder
Verlagsort Ditzingen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Schulbuch / Wörterbuch Lektüren / Interpretationen Deutsch
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
Schlagworte Deutschunterricht • Deutschunterricht Henrik Ibsen Nora • Drama Henrik Ibsen • Klassiker • Literatur Epoche Naturalismus • Schullektüre • Schullektüre Henrik Ibsen Nora • Sekundarstufe • Sekundarstufe Henrik Ibsen Nora • Textausgabe Henrik Ibsen Nora • Textausgabe mit Materialien • Theater Henrik Ibsen
ISBN-10 3-15-961117-5 / 3159611175
ISBN-13 978-3-15-961117-4 / 9783159611174
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