Michael Kohlhaas (eBook)

Reclam XL - Text und Kontext
eBook Download: EPUB
2022 | 2. Auflage
162 Seiten
Reclam Verlag
978-3-15-960997-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Michael Kohlhaas -  Heinrich Von Kleist
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Wie weit darf man für sein eigenes Recht gehen? Basierend auf wahren Begebenheiten erörtert Kleist in seiner Novelle den schmalen Grat zwischen Gerechtigkeit und Selbstjustiz. Klassenlektüre und Textarbeit einfach gemacht: Die Reihe »Reclam XL - Text und Kontext« erfüllt alle Anforderungen an Schullektüre und Bedürfnisse des Deutschunterrichts: * Schwierige Wörter werden am Fuß jeder Seite erklärt, ausführlichere Wort- und Sacherläuterungen stehen im Anhang. * Ein Materialienteil mit Text- und Bilddokumenten erleichtert die Einordnung und Deutung des Werkes im Unterricht. * Natürlich passen auch weiterhin alle Lektüreschlüssel, Erläuterungsbände und Interpretationen dazu! E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

Heinrich von Kleist (18.10.1777 Frankfurt a. d. O. - 21.11.1811 zwischen Potsdam und Berlin am heutigen Kleinen Wannsee) bewegte sich in romantischen Dichterkreisen, seine bis heute modern wirkenden Dramen und Erzählungen entziehen sich allerdings schematischen Stil- und Epochenzuordnungen.

Heinrich von Kleist (18.10.1777 Frankfurt a. d. O. – 21.11.1811 zwischen Potsdam und Berlin am heutigen Kleinen Wannsee) bewegte sich in romantischen Dichterkreisen, seine bis heute modern wirkenden Dramen und Erzählungen entziehen sich allerdings schematischen Stil- und Epochenzuordnungen.

Michael Kohlhaas

Anhang
1. Zur Textgestalt
2. Anmerkungen
3. Leben und Zeit
4. Schauplätze der Handlung und Figurenkonstellation
5. Eine historische Quelle Kleists: Die Märkische Chronik von Peter Hafftitz
6. Juristische und rechtsphilosophische Aspekte des Falls Kohlhaas
6.1 Recht und Unrecht: die juristische und ethische Beurteilung des Falls Kohlhaas aus heutiger Sicht
6.1.1 Strafgesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland
6.1.2 Ein Vorgänger Hitlers? Ein Anarchist? Neuere Bilder von Kohlhaas aus politischer Sicht
6.2 Die historischen Vorstellungen von Recht und Unrecht zu Zeiten Kohlhaas'
6.2.1 Zur Relevanz frühmoderner Rechtsvorstellungen für die Interpretation
6.2.2 Fehde
6.2.3 Martin Luther: An Hans Kohlhase, Bürger zu Cöln an der Spree
6.3 Der Fall Kohlhaas vor dem Hintergrund rechtsphilosophischer und politischer Diskussionen zur Zeit Kleists
6.3.1 Gesellschaftsvertrag und Widerstandsrecht
6.3.2 Vertreter des Naturrechtsgedankens
6.3.3 Müllers Infragestellung des Naturrechtsgedankens
6.3.4 Politische Implikationen des Themas bei Kleist: Reform statt Revolution
7. Zur Form der Erzählung: eine Novelle?
7.1 Was ist eine Novelle?
7.2 Die Pferde als Falke? Falkentheorie und Symbol
8. Die Konstruktion von Schuld und Unschuld durch die Einrichtung der Handlung
9. Widersprüche, Paradoxien, unglaubwürdiger Erzähler
9.1 Anzeichen für Widersprüche und Paradoxien im Michael Kohlhaas
9.2 Ein unglaubwürdiger Erzähler
9.3 Struktur und Sinn der Paradoxien
10. Literaturhinweise

2. [114]Anmerkungen


Michael Kohlhaas: Das historische Vorbild für Kleists Titelfigur war Hans Kohlhase, der im 16. Jh. als Kaufmann im Brandenburgischen lebte. Der historische Vorfall, von dem Kleist aber erheblich abweicht, ereignete sich am Michaelistag (29. September) 1532. Ein weiterer möglicher Grund für die Änderung des Vornamens ist dessen Bedeutung: Michael (hebr.) bedeutet ›wer ist wie Gott?‹. Namensgeber ist der Erzengel Michael, der seit dem Mittelalter zu den Schutzpatronen des Heiligen Römischen Reiches gehörte und später der Schutzheilige Deutschlands wurde.

Aus einer alten Chronik: Hinweis auf die Erzählweise, den Chronikstil. Angekündigt wird damit ein Text, der wertneutral eine bloße Reihung historischer Ereignisse dokumentiert. Kleists Text weicht allerdings oft von diesem Muster ab. Der Untertitel findet sich allerdings nur auf dem Titelblatt des Erstdrucks.

Havel: Fluss im Nordosten Deutschlands. Zur Zeit der Handlung Grenzfluss zwischen Mecklenburg und der Uckermark. Der historische Kohlhase lebte in Cölln an der Spree (vgl. Karte der Schauplätze, Abb. 1).

rechtschaffensten: rechtschaffen: in der heutigen Bedeutung ehrlich, untadelig und anständig, zu Kleists Zeit stärker negativ behaftet in der Grundbedeutung des Beharrens auf Regeln und Gesetzen.

bis in sein dreißigstes Jahr: Anspielung auf Jesus Christus, der etwa mit dreißig Jahren das erste Mal öffentlich aufgetreten sein soll (Neues Testament, Lukas 3,23).

Meierhof: hier: Bauernhof. Im eigentlichen Wortsinne bezeichnet ein Meierhof ein Gehöft, auf dem ein ›Meier‹ (Erbpächter) lebt.

Koppel: Gruppe aneinandergebundener Pferde. Das Wort Koppel stammt vom lateinischen Wort copula (Seil, Band).

Landesherrliches Privilegium: vom Landesherrn (hier dem sächsischen Kurfürst) verliehenes Sonderrecht zur Erhebung eines Grenzzolls.

Junker: junger Herr. Ursprünglich eine Bezeichnung für Mitglieder des Adels ohne Ritterschlag. Zu Kleists Zeit wurde der Begriff nur noch umgangssprachlich für einen jungen Mann von niederem Adel gebraucht.

Wenzel von Tronka: kein historischer Name. Der Gegenspieler des Hans Kohlhase hieß Günther von Zaschwitz.

Zinnen: gemauerte Aufsätze auf Wehrmauern, zwischen denen sich die Schießscharten befinden.

Rosskamm: Der Begriff bezeichnet eigentlich einen zur Pferdepflege verwendeten Striegel; hier und im Folgenden ist damit aber der Pferdehändler (auch: Rosstäuscher) gemeint. Die Bezeichnung leitet sich aller Wahrscheinlichkeit nach vom lateinischen Wort cambiare für ›tauschen‹ her.

weitläufigen Leib: spaßhafter Euphemismus für einen sehr dicken Bauch.

Passschein: Passierschein, erlaubt Menschen und Waren das Passieren einer Grenze.

Ding des Herrn: kritische sowie ironische Anspielung auf die Willkür der Forderung.

Aderlässen: Aderlass: Der Begriff bezeichnet ursprünglich ein bis ins 19. Jh. verbreitetes Heilverfahren, bei welchem dem Patienten eine erhebliche Menge Blut entnommen wurde. Im übertragenen Sinne (so auch hier) sind damit größere finanzielle bzw. materielle Einbußen gemeint.

beim Becher saß: bei einem Umtrunk saß.

Schwanks: Schwank: komisch-derbe, lustige Begebenheit oder Erzählung.

lag ihm an: legte ihm nahe, bat ihn eindringlich bzw. aufdringlich.

Tafelrunde: runder Tisch, an dem die besten und edelsten Ritter des sagenumwobenen britisch-keltischen Königs Artus saßen.

König Arthur: auch: Artus. Wichtige Sagengestalt der Mythologie Britanniens. Die Artussage spielt im 5. Jh. Der junge Knappe Artus wird durch den Druiden Merlin zum König gekrönt, nachdem es ihm mühelos gelungen ist, das sagenumwobene Schwert Excalibur aus einem massiven Stein zu ziehen. Diese Tat enthüllt Artus’ wahre, königliche Abstammung.

Gaulen: Gaule: hier: der Plural von ›Gaul‹, nicht in einem abwertenden Sinne, sondern als Bezeichnung für große, starke Pferde.

Geheimschreiberei: Kanzlei, zuständige Behörde (›geheim‹ leitet sich hier von ›zum Heim gehörig‹ ab).

wegen der Rappen: scheinbarer Fehler, da Kohlhaas das [116]Pfand nicht wegen der Pferde, sondern wegen des Passscheins zurücklassen soll; dient offenbar der Vorausdeutung.

Wamsschöße: das Wams: eine Art Jacke oder Weste (im Mittelalter oftmals unter der Rüstung getragen). Unter dem »Schoß« versteht man hier die Verlängerung des Kleidungsstücks an der Taille bzw. am Rückenteil.

das einer Goldwaage glich: Eine Goldwaage ist ein sehr feines, äußerst genaues Messinstrument; dennoch ist in Kohlhaas’Fall kein exaktes Ergebnis möglich (»wankte noch«).

H… A…: Hans Arsch.

Abdecker: Person, die für die Beseitigung und Verwertung von Tierkadavern zuständig ist und ihnen die Decke (das Fell) abzieht.

Schindanger: Platz in Dörfern, auf dem tote Tiere abgehäutet werden.

gottvergessene Missetat: eine schlechte Handlung, bei der Gottes Gebote außer Acht gelassen wurden.

sieben Ritter: Beginn der apokalyptischen Anspielungen. Das Geschehen allgemein sowie der Rechtsstreit im Speziellen bewegen sich nicht nur auf einer rein juristischen Ebene, auch eine theologische Ebene wird angedeutet. In der Offenbarung des Johannes im Neuen Testament erscheinen sieben Engel mit sieben Plagen (Offb. 15,1). Den sieben Plagen voraus gehen die Visionen der sieben Siegel (Offb. 6) und der sieben Posaunen (Offb. 8–9).

Schwemme: flache Stelle am Ufer eines Gewässers, zu der Tiere zum Zweck der Säuberung oder der Erfrischung gebracht werden.

das Abendmahl … darauf nehmen: Form des Schwurs.

dir soll Gerechtigkeit widerfahren: ›Gerechtigkeit‹ ist hier sowohl im juristischen als auch im religiösen Sinn gemeint.

Wiederherstellung … in den vorigen Stand: Der lat. rechtswissenschaftliche Terminus restitutio in integrum verlangt auf juristischer Ebene, eine beschädigte Sache (hier die beiden Rappen) in den früheren, unversehrten Zustand zu versetzen; auf theologischer Ebene ist eine Rückkehr der Menschen in paradiesische Zustände, also vor dem Sündenfall, gemeint.

Residenz: Amtssitz bzw. Wohnsitz eines Staatsoberhaupts, Regierungssitz.

Rechtsgehülfen: Rechtsgehilfe: Gehilfe in einem Rechtsverfahren, Anwalt.

Insinuation: hier: Übergabe eines Schriftstücks an ein Gericht; weitere Bedeutungen: Unterstellung, Verdächtigung.

Hinz und Kunz: Kurzformen für Heinrich und Konrad, Redewendung bzw. Bezeichnung für ›jedermann‹, die ab dem 13. Jh. belegt ist. Zu diesem Synonym kam es, da im Mittelalter ein Großteil der männlichen Bevölkerung einen dieser Namen trug. Ab dem 15. Jh. wurde die Redewendung auch als Spottbezeichnung gebräuchlich.

Mundschenk: Hofbeamter, der an Fürstenhöfen für die Getränke verantwortlich ist.

Kämmerer: erster Bediensteter an fürstlichen Höfen, Verwalter der landesherrlichen Finanzen.

Fonds: Vermögensreserve, finanzieller Grundstock, Sondervermögen.

Kanzler: Vorsteher einer Kanzlei. Eine Kanzlei verwahrt und verwaltet Urkunden und sonstige schriftliche Ausführungen.

Amtmann: vom Landesherrn eingesetzter Verwalter von Gutshöfen, Dörfern und/oder Burgen.

Hamburger Bank: Anachronismus; die erste Hamburger Bank wurde erst 1619 gegründet.

Polen und Türken … miteinander im Streit lagen: Die Auseinandersetzungen zwischen Polen und den von den Türken unterstützten Krimtataren endeten bereits 1533.

Der Herr selbst, weiß ich, ist gerecht: vgl. Altes Testament, Psalm 11,7: »Der Herr ist gerecht und hat Gerechtigkeit lieb. Die Frommen werden schauen sein Angesicht.«

lutherischer Religion: der Lehre des Kirchenreformers Martin Luther (1483–1546) angehörig; vgl. Anm. zu ↑.

»Vergib deinen Feinden; tue wohl auch denen, die dich hassen.«: neutestamentliches Gebot der Feindesliebe, allerdings ungenau zitiert. Matthäus 5,44: »Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen.«

»so möge mir Gott nie vergeben, wie ich dem Junker vergebe!«: Die Bedeutung dieses Satzes ist nicht eindeutig geklärt. Verschiedene Interpretationsmöglichkeiten sind plausibel: Versteht man ›vergeben‹ im Sinn von ›vergelten‹, so ergibt sich aus Kohlhaas’ Aussage die...

Erscheint lt. Verlag 3.2.2022
Reihe/Serie Reclam XL – Text und Kontext
Verlagsort Ditzingen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Schulbuch / Wörterbuch Lektüren / Interpretationen Deutsch
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
Schlagworte 19. Jahrhundert • Deutsch Abitur Bremen • Deutsch Abitur Hessen • Deutsch Abitur Sachsen • Deutschunterricht • Deutschunterricht Michael Kohlhaas • Erzählung • erzählung kleist • Klassik • Klasssiker • Kleist Novelle • Kleist Phöbus • Novelle • Schullektüre • Schullektüre Michael Kohlhaas • Sekundarstufe • Sekundarstufe Michael Kohlhaas • Textausgabe Michael Kohlhaas • Textausgabe mit Materialien
ISBN-10 3-15-960997-9 / 3159609979
ISBN-13 978-3-15-960997-3 / 9783159609973
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