Make me German! Zweisprachiges Wendebuch Deutsch/ Englisch (eBook)

Wie ich einmal loszog, ein perfekter Deutscher zu werden
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2015 | 1. Auflage
400 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-0974-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Make me German! Zweisprachiges Wendebuch Deutsch/ Englisch -  Adam Fletcher
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Schunkeln is awesome!    Adam Fletcher hat sich ausgiebig mit den Marotten und Skurrilitäten der Deutschen beschäftigt. Doch jetzt ist es an der Zeit, endlich den letzten Schritt zu gehen und ein richtiger Deutscher zu werden. Also zieht der Brite die Hausschuhe aus und erkundet Good Old Germany via Mitfahrgelegenheit und Deutscher Bahn - und besteht unterwegs ein paar Prüfungen: Fletcher nimmt an Schützenfesten teil, reist ins 17. Bundesland Mallorca und stürzt sich in die Abgründe des deutschen Schlagers. Liebevoll und mit viel britischem Humor erzählt er von seinen teutonischen Abenteuern, und warum er dieses Land und seine Bewohner so in sein Herz geschlossen hat. Schunkeln is awesome!    After two best-selling books exploring the quirks of German culture, British author Adam Fletcher finds he's become a pundit for German life. Unsure about his position, and with severe doubts about his own expertise, he decides to take on a series of hilarious integration challenges. Follow him as he traverses the country by Mitfahrgelegenheit and Deutsche Bahn, creates a Schlager song, marches in a Schützenfest, completes a Goverment Integrationskurs, takes a package holiday to the 17th Federal State of Mallorca and much more. Lovingly written, with a lot of British humor and avoiding the usual national clichés, he recounts his adventures of trying to become German. On the way, he reaffirms why this country and its inhabitants have such a special place in his heart.

Adam Fletcher, Jahrgang 1983, ist ein glatzköpfiger Engländer. Wenn er nicht gerade Bücher und Artikel über die Deutschen schreibt, verbringt er seine Zeit damit, sich Produkte für seinen Onlineshop 'The Hipstery' auszudenken und Schokolade zu essen. Er lebt seit sechs Jahren in Deutschland.

Adam Fletcher, Jahrgang 1983, ist ein glatzköpfiger Engländer. Wenn er nicht gerade Bücher und Artikel über die Deutschen schreibt, verbringt er seine Zeit damit, sich Produkte für seinen Onlineshop "The Hipstery" auszudenken und Schokolade zu essen. Er lebt seit sechs Jahren in Deutschland.

Make Me German

2007 bestieg ich einen Flieger von London Stansted (keineswegs bei London, eher bei Cambridge) nach Leipzig-Altenburg (keineswegs bei Leipzig, eher bei Zwickau). Ein Leipziger Unternehmen hatte mir den kleinen Finger eines Vorstellungsgesprächs hingehalten – und ich schnappte mir gleich den ganzen Arm und erschien mit Sack und Pack zur Arbeitsaufnahme. Wenn es verlangt worden wäre, hätte ich damals auch einen echten Arm verspeist.

Niemals in meinem Leben war ich so aufgeregt wie während dieses Flugs. Ich hatte gerade meine vertraute Heimat verlassen und brach auf in eine unbekannte, exotische neue Welt. (Na ja, neu zumindest.) Ich war ein Abenteurer, der sein Schicksal selbst in die Hand nahm. Ich startete eine ­Expedition – mit unzureichender Ausrüstung, minimalen Kenntnissen des Geländes, aber ohne mich tödlichen Gefahren auszusetzen.

Während ich in dieser geflügelten U-Bahn hockte (ich ­habe keine Ahnung, wie Flugzeuge funktionieren) und auf das rasend schnell schrumpfende Inselchen blickte, das 23 Jahre lang meine Heimat gewesen war, durchlebte ich ­eine kurze, kompakte Lebenskrise. War ich eigentlich vollständig irre? Ich hatte nicht das geringste Interesse an Deutschland und war deshalb auch noch nie dort gewesen. Und jetzt zog ich da hin! Natürlich kannte ich dort buchstäblich niemanden – nicht mal den Freund eines Bekannten eines Freundes. Oder wenigstens einen Cousin zweiten Grades.

Und selbstverständlich sprach ich kein Wort Deutsch. Ich hatte eine Woche vor der Abreise eine dieser »Deutsch-­lernen-in-15-Minuten«-CDs gekauft und mir fest vorgenommen, wenigstens die Zahlen von eins bis zehn zu lernen, bevor ich ins Flugzeug stieg. Hatte ich auch nur eine gelernt? Natürlich nicht. Woher soll man auch die Zeit für so was ­nehmen? Zehn Wörter einer anderen, völlig fremden Sprache! Auf keinen Fall machbar!

Außerdem war ich damals, wie die meisten Engländer, fest davon überzeugt, dass man für jedes erlernte Wort einer Fremdsprache eines der eigenen Muttersprache vergisst. Also auch so wichtige wie »and« oder »flagellate«. Das wollte ich keinesfalls riskieren.

Und Informationen über das Land, in das ich gerade zog? Phhh! Ich kannte die Namen einiger Fußballvereine und die vollständige deutsche Geschichte: fieser Schnurrbart, 1945, Ende. Das musste genügen.

Warum nur verließ ich England – ein Land, das ich so gut kannte und dessen Kultur, bei allen irritierenden Schwächen, doch meine war? Warum nur warf ich die überlebensnotwendige Fähigkeit, Menschen anzusprechen und hoffen zu dürfen, dass sie mich verstanden, einfach weg? Warum zog ich in ein Land, das von sich behauptete, zivilisiert zu sein, aber weder Marmite1 noch Crumpets2 kannte?

Beruhige dich, Adam! Tief durchatmen! Es würde schon gutgehen. Wenn nicht, konnte ich immer noch zurück nach Hause fahren, tonnenweise Crumpets mit Marmite beschmieren und so tun, als sei das alles nie passiert.

Und tatsächlich: Der kurze Flug genügte, um mich zu beruhigen. Als ich das Flugzeug verließ, sog ich so viel frische Luft ein, wie ich konnte – und sie roch ein kleines bisschen besser als die englische. Dann stieg ich die Treppe hinunter aufs Flugfeld und sah eine Menge Leute vor einem Zaun ­stehen. (Altenburg war kein echter Flughafen, sondern eine Betonfläche zwischen Feldern und Wiesen. Ryanair landete damals einmal täglich dort und setzte Passagiere aus, denen man weisgemacht hatte, es gehe nach Leipzig. Mittlerweile hat selbst Ryanair diesen Acker aufgegeben.)

Ich war Neil Armstrong, der kleine Schritte für einen Mann, aber Riesenhopser für AdamFletcherkind auf der Oberfläche dieses merkwürdigen Planeten namens Sachsen unternahm. Ich hoffte, intelligentes Leben zu entdecken. Tatsächlich fand ich sehr viel mehr als das.

Mein erstes Jahr in Leipzig war einfach nur das beste meines Lebens. Mit fröhlicher Naivität stürzte ich mich in diese fremde Welt wie in eine Riesenparty. Keine Komfortzone, nirgends. Ich quatschte jeden an, den ich traf – mit unbe­­-hol­fenem Gestammel und oft unverständlich für meine be­dauernswerten Opfer, aber voller Enthusiasmus. Jeden, der sich dem länger als zehn Sekunden aussetzte, erklärte ich umgehend zu meinem Freund. Ich brauchte welche, ich war einsam. Wann immer mich jemand fragte, ob ich Lust hätte, morgen mit ihm …, unterbrach ich ihn mit einem hastigen »Ja!«. Alles war schließlich besser, als alleine zu Hause rumzuhocken. Ich geriet in die absurdesten Gegenden und Situa­tionen – fantastische und furchtbare. Einmal wurde ich zu einem Abend mit »Klang-Liebhabern« eingeladen und hörte mir eine geschlagene Stunde lang die Geräusche an, die sie in einem kleinen Hafen aufgenommen hatten: dümpelnde Boote, die manchmal leise aneinanderstießen. Ich schlief ein.

Diese Erinnerungen gehören heute zu den kostbarsten aus meiner Leipziger Zeit. Nie wieder war ich so gesellig, so neugierig, so unternehmungslustig und so offen wie in diesem Jahr. Alles Positive, was in meinem Leben geschehen ist, verdanke ich dieser irrsinnigen Entscheidung, in ein Flugzeug zu steigen und mich ins Ungewisse zu stürzen.

Heute, sieben Jahre später, weiß ich, was ein Umzug ins Ausland bedeutet: Dein Reset-Knopf wird gedrückt. Denn es ist ja so: Wenn du seit der Geburt in einem Land lebst – so wie ich damals in England –, bist du nur von Menschen umgeben, die deine Sprache und Kultur mit dir teilen. Du hast kein Bewusstsein dafür, dass es nur eine unter vielen Kulturen ist. Vielleicht fallen dir manchmal kleine Ungewöhnlichkeiten oder Macken auf – aber im Großen und Ganzen sitzt du dem fatalen Irrtum auf, die Lebensweise bei dir zu Hause sei ganz einfach die einzig richtige. Es gibt die Normalen und die ­Fremden – und du bist zum Glück beim Stamm der Normalen aufgewachsen und nicht bei den Fremden, mit ihren merkwürdigen, sinnlosen Sprachen, Sitten und Klamotten. Uff!

Dann bist du plötzlich woanders. Bei den Fremden. Und nichts ist mehr normal. Du stolperst dauernd in Situationen, in denen du nicht weiterweißt. Du bist nicht mehr der Meister der Sprache, der Kenner der örtlichen Geographie und der Experte der Paarungsrituale deines Stamms. Du erlebst, dass Millionen von Menschen die Dinge anders machen und sehen als du – und fragst dich irgendwann, ob hinter ihrem Handeln nicht doch ein Sinn stecken könnte und ob dein normal nicht einfach nur heißt: »Ich kenn’s halt nur so.« ­Deine neuen Mitmenschen finden, du machst vieles sehr merkwürdig – und irgendwie sinnlos.

So ersetzt du mit der Zeit die Wörter »normal«, »fremd«, »richtig« und »falsch« durch »anders«. Aber das ist keineswegs die einzige Veränderung. Während du dich an den simpelsten Verrichtungen versuchst und scheiterst – Zahnpasta im Supermarkt kaufen, dem Taxifahrer erklären, wo du hinwillst, den Burger ohne die ekligen Gurken bestellen –, merkst du, dass du dich in ein Kind zurückverwandelst. Du stolperst mit derselben traumhaften Mischung aus Neugier und Ahnungslosigkeit durch die Welt. Und lernst. Und staunst.

Es ist wie ein Zauber. Eine Art Disneyland – mit den Einheimischen als Micky Maus und Donald Duck.

Das Tollste an Kindern ist ja, dass sie sich für praktisch alles begeistern können. Eine ordinäre Pfütze macht sie glücklicher als uns abgeklärte Erwachsene eine Villa mit Pool. Wir Großen haben einfach schon zu viele Pfützen gesehen, um noch dieses existentielle Glück empfinden zu können, mit dem Kinder da reinhüpfen (und uns die hellen Sommerklamotten versauen). Wenn wir eine Pfütze sehen, denken wir an nasse Socken. Daran, dass der Sommer zu Ende geht. Und dass wir unaufhaltsam dem Tode entgegengehen.

Um aus dieser traurigen Gedankenpfütze rauszukommen, sollte wirklich jeder mal ins Ausland gehen! Nicht zuletzt, weil Auswanderer mit der Ankunft ein zusätzliches Sinnesorgan ausbilden: den Ausländerblick. Er wirkt wie eine Zauberbrille und sorgt dafür, dass alles, was man sieht und erlebt, automatisch mindestens doppelt so aufregend ist wie für die Einheimischen – einfach weil es fremd ist.

Du siehst nicht einfach nur eine Pfütze – du siehst eine ausländische Pfütze! In einem aufregenden ausländischen Schlagloch in einer superinteressanten ausländischen Straße! Gefüllt mit ausländischem Wasser und Matsch! Da reinzu­latschen ist kein Missgeschick mehr, sondern ein Abenteuer. Das sich nur noch toppen lässt durch den Versuch, das aufregende ausländische Wort auszusprechen, das sie dafür ­verwenden. »P-f-u-z-z-ä«.

Aber es ist nicht nur die fremde Welt, die für dich interessant ist – das klappt auch umgekehrt. Du wirst ermutigt, frei von der Leber weg zu erzählen wie ein Kind. Denn du bist nicht mehr ein stinknormaler Engländer oder Belgier oder Deutscher zwischen Millionen anderen, sondern ein Exot, der den Einheimischen etwas zu geben hat. Du bist wie eine frische Mango.

Plötzlich kannst du deine langweiligen Familienanekdoten wieder loswerden – verpackt als funkelnde Köstlichkeiten aus einer fremden Kultur. Deine lahmen Thekenwitze werden zu Knaller-Botschaften aus einem romantischen, fernen Land. Du kannst haarklein Banalitäten wie deinen täglichen Arbeitsweg in England beschreiben – wer nie dort war, wird an deinen Lippen hängen, als seist du Reinhold Messner. Du...

Erscheint lt. Verlag 7.1.2015
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga Humor / Satire
Schulbuch / Wörterbuch Wörterbuch / Fremdsprachen
Schlagworte Denglisch • Deutschland • England • Humor • Roger Boyes
ISBN-10 3-8437-0974-2 / 3843709742
ISBN-13 978-3-8437-0974-3 / 9783843709743
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