Kollateralschaden -  Bernd Dombek

Kollateralschaden (eBook)

Satire

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
216 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
978-3-7565-7198-7 (ISBN)
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Die Geschichte spielt in einer Stadt der Vulkan Eifel. Der dort ansässige Radiosender Antenne Poppenrath entwickelt eine einmalige Marketing Strategie um über die regionalen Grenzen hinaus bekannt zu werden. Tiefe Einblicke in nur allzu verständliche menschliche Unzulänglichkeiten, unberechenbare Wendungen und erstaunliche Spleens wechseln in spannender Reihenfolge. Das ein anfänglich brillantes Vorhaben letztendlich in einem Desaster endet, war für keinen der Protagonisten vorhersehbar.

Geboren in Düsseldorf am 8. Januar 1956

Poppenrath


Wie an jedem anderen Tag erwacht die Metropole früh aus ihrer nächtlichen Ruhe.

Kühle Nebelschwaden ziehen sanft durch das noch feuchte Blätterdach der Wälder und tauchen zur aufgehenden Sonne die Landschaft in ein pastellfarbenes Licht. Die Bürger der Stadt reiben sich den Schlaf aus den Augen und beginnen mit Fleiß und Ausdauer ihr Tagewerk.

Nichts, aber auch rein gar nichts deutet auf außergewöhnliche Ereignisse hin.

Alles ist friedlich.

In den Räumlichkeiten des Radiosenders Antenne Poppenrath herrscht an diesem Montag emsige Betriebsamkeit. Der Intendant des Hauses, Huschke von Eckstein hat sämtliche Radio Moderatoren zu einer außerordentlichen Redaktionssitzung einbestellt.

Als Angehöriger ehemaligen Erbadels, mittlerweile zwar verarmt aber der Titel Baron ist immer noch legitim, sitzt er standesgemäß an der Kopfseite eines mächtigen Tisches aus massivem Eichenholzimitat.

Huschkes silbergraues gepflegtes Haar ist von seiner persönlichen Stylistin Fräulein Rebekka, Auszubildende im Frisiersalon Müller, mit viel Gel nach hinten gekämmt und an die Schläfen gekleistert worden. Die schmale Nickelbrille auf der Nase verleiht seinem Aussehen eine Mischung zwischen Mafia-Boss und Gandhi.

Geduldig wartet er bis das Stühlerücken ein Ende findet, alle Personen schließlich auf ihren Plätzen sitzen und endlich wieder Ruhe einkehrt.

Geheimnisvoll lächelnd greift Huschke unter den Tisch. Dann legt er einen Aktenkoffer vor sich auf die Tischplatte und öffnet mit sicherer Bewegung die zwei Schnappverschlüsse an seiner Oberseite.

''Ich habe heute eine Überraschung für euch'', sagt er freundlich in die versammelte Runde.

Sofort breitet sich freudige Spannung unter den Anwesenden aus. Einige rutschen voller Erwartung auf ihren Stühlen hin und her, während andere sich neugierig über die Tischplatte beugen.

Vielleicht gibt es ja heute endlich die von allen erwartete und längst überfällige Gehaltserhöhung.

Möglicherweise einhergehend mit einem Sonderurlaub für alle Mitarbeiter wegen besonders aufopferndem Engagement gegenüber dem Sender.

Huschke öffnet den Aktenkoffer und greift entschlossen hinein. Sämtliche Redakteure kleben förmlich mit ihren Augen an seinen Bewegungen. Doch anstelle eines gedruckten Vertrages für jeden einzelnen Mitarbeiter oder zumindest einen ordentlichen Stapel Bonusschecks, zieht er genüsslich eine in die Jahre gekommene, schon etwas vergilbte Tupperdose heraus, platziert sie wie einen Tabernakel vor sich auf dem Tisch und lässt den Aktenkoffer wieder verschwinden.

Die Enttäuschung bei den Anwesenden ist fast körperlich spürbar. Deutliches Ausatmen ist in der Runde zu hören. Auf einem der hinteren Stühle sitzt Bernie Dürrenberg und sieht voller Entsetzen wie die Dose geöffnet wird. Dort drin liegt ein viereckiger Klumpen, der in fettiges Pergamentpapier eingewickelt ist. Jeder hier kennt die eigenartige Vorliebe ihres Intendanten für Butterbrote mit perversem Aufstrich oder Belag.

Langsam, so als würde er eine religiöse Handlung vollziehen, wickelt Huschke den Klumpen aus seiner ekligen Verpackung.

Zum Vorschein kommt ein Stapel deformierter Scheiben Paderborner Landbrot.

Jede einzelne ist dick mit Margarine bestrichen und von labbriger Konsistenz. Daneben liegen offen für jedermann zu sehen, mehrere rötlich violette Scheiben Blutwurst.

Es handelt sich dabei jedoch nicht um eine Edel-Blutwurst aus dem Delikatessen Geschäft, sondern es ist die mit den eingearbeiteten großen Stücken Fett vom Discounter.

Frühstückswurst für Zyklopen!

Bernie ist ausgewiesener Gourmet. Entsetzt starrt er mit weit aufgerissenen Augen auf den sich entfaltenden Horror am anderen Tischende. Unglücklicherweise liegt es in der Natur feinsinniger Menschen ihr Augenmerk nicht mehr von solchen Szenarien abwenden zu können.

Verdammt zum Beobachten, schießen ihm unangenehme Gedanken und traumatische Erinnerungen durch den Kopf. Er weiß zum Beispiel von Huschkes Hang zu Leberwurst. Es sind nicht die feinen streichzarten Sorten die er bevorzugt, nein, die grobe Leberwurst ist sein unschlagbarer Favorit.

Und zwar die richtig Grobe! Die mit den Brocken, wo man das panische Gesicht des Schweins noch drin erkennen kann!

Bernie spürt wie sich ein Ekelherpes gerade den Weg zu seiner Oberlippe bahnt.

''Wir brauchen ein neues Konzept'', reißt Huschkes Stimme ihn und die restliche Versammlung wieder zurück in die Realität, ''machen wir erst einmal ein ordentliches Brainstorming.''

Behutsam pellt er zwei Scheiben Blutwurst vom Stapel und belegt damit die erste Schnitte Paderborner Landbrot.

''Wir brauchen mehr 'Action' in unserem Programm. Vielleicht auch so etwas wie Interaktion mit dem Hörer. Radio zum Anfassen, wisst ihr was ich meine?''

Alle nicken beflissen, schauen aber weiter gebannt auf die Butterbrote.

''Geschichten aus unserem Poppenrath. So von Bürger zu Bürger, versteht ihr? Mit viel Nähe!''

Herzhaft beißt Huschke in die Blutwurstschnitte. Genüsslich darauf kauend schaut er erwartungsvoll in die Runde.

''Hat jemand irgendwelche Vorschläge?''

Franziska Hagedorn, Moderatorin für die Sparten Freizeit und Gesundheit hebt ihre Hand.

''Ja Franzi, hast du eine Idee'', wird sie von Huschke freundlich aufgefordert. Inzwischen mampft er die zweite Schnitte.

''Unsere Apotheke an der alten Pferdetränke hat gerade eine Aktionswoche angekündigt.''

''Was für eine Aktion haben die vor? Vielleicht gibt das genug Stoff für eine richtig gute Reportage.''

''Ich hab' mit Herrn Koch dem Inhaber gesprochen. Die hiesige Ortskrankenkasse ist Schirmherrin der Aktion'', erklärt Franzi, ''seine Apotheke bietet jetzt eine Woche lang Zäpfchen an. Zum Einführpreis!''

Für einen kurzen Moment stockt beim Intendanten die Kaubewegung. Auf den Gesichtern der anderen Teilnehmer macht sich ungläubiges Staunen breit.

''Das ist recht süffisant, Franzi. Kann von empfindlichen Gemütern völlig falsch verstanden werden. Eigentlich habe ich an eine griffige Geschichte gedacht'', erklärt Huschke allgemeinverbindlich und zieht eine neue Stulle aus der Verpackung.

''Im Baumarkt ist neue Blumenerde angekommen'', vermeldet Hans-Walter Lampe aufgeregt.

Erstaunt blickt Huschke in seine Richtung. Ohne weiteren Kommentar beißt er schließlich desillusioniert einen neuen Happen aus seinem Brot.

''Danke Hansi, aber das ist jetzt auch nicht gerade eine weltbewegende Sache.''

Ein leichtes Hüsteln lenkt aller Aufmerksamkeit zur linken Seite des Tisches. Dort sitzt Irmgard Maier-Brink, Moderatorin für den Bereich Feuilleton.

''Am Wochenende ist Tag der offenen Tür bei der Polizei. Wäre das etwas für unseren Sender? Vielleicht sollten wir dort jemanden hinschicken?!''

''Unter welchem Motto läuft es dieses Jahr, Irmi?''

''Wir sind für jeden Spaß zu haben: 110!''

''Meine Güte, jetzt werden die auch noch witzig. Hat jemand vielleicht noch einen anderen Vorschlag? Meine Damen, meine Herren? Keine Scheu bitte.''

Am gesamten Tisch herrscht ratloses Schweigen. Hilflos schauen sich die Radio-Moderatoren an. Keiner von ihnen hat auch nur die Spur einer zündenden Idee.

Nach einer Weile betretenem Schweigens hört man vom anderen Ende des Tisches ein leises Räuspern. Arno Gutbrot, seit kurzem Praktikant bei Antenne Poppenrath und zuständig für die reibungslose Versorgung sämtlicher Mitarbeiter mit Häppchen und gekühlten Getränken, reckt zögerlich seinen Zeigefinger in die Höhe.

''Ja, Arno?!''

Huschke schiebt seine Nickelbrille zurück in Position, schaut interessiert zu ihm herüber und macht eine auffordernde Handbewegung.

''Ja also, ich finde man sollte die Zuhörer unseres Senders spielerisch in das Programm einbinden'', erklärt Arno.

''Sollen die etwa hier moderieren?''

Besessen von Zukunftsängsten fürchtet Hans-Walter Lampe augenblicklich um seinen Arbeitsplatz.

''Nein, natürlich nicht, aber vielleicht sollten wir Eigenmotivation fördern.''

Beeindruckt von der Wortwahl, richtet sich Huschke direkt an Arno.

''Außergewöhnliche Idee! Sag mal, was machst du eigentlich bei uns?''

''Ein Praktikum!''

''Und als was?''

''Als Praktikant'', erläutert Arno stolz.

''Sehr gut. Wie stellst du dir die Förderung von Eigeninitiative vor?''

''Ich habe da so eine Idee. Wie wir alle wissen, findet doch in zwei Wochen hier in unserer Stadt wieder die größte Kirmes der gesamten Region statt.''

''Ja stimmt'', pflichtet die gesamte Runde zustimmend bei, ''die Poppenrather Wiese!''

''Genau. Ich bin neulich mit meiner Freundin Uschi in Koslowskis original italienischem Restaurant eingekehrt und habe dort mit ihr meinen Plan vorab besprochen.''

''Wolltest du mit ihr zur Schießbude?''

''Nein. Dorthin würde sie als ausgesprochene Pazifistin sowieso auf gar keinen Fall gehen.''

...

Erscheint lt. Verlag 24.2.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
ISBN-10 3-7565-7198-X / 375657198X
ISBN-13 978-3-7565-7198-7 / 9783756571987
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