Aktiv bei Bluthochdruck -  Detlev Kraft

Aktiv bei Bluthochdruck (eBook)

Dein Ratgeber für die Praxis

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
168 Seiten
Meyer & Meyer (Verlag)
978-3-8403-3881-6 (ISBN)
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Etwa jeder dritte Deutsche hat einen erhöhten Blutdruck und in unserer zunehmend alternden Gesellschaft nimmt die Erkrankungshäufigkeit immer weiter zu. Vor allem die mit erhöhtem Blutdruck einhergehenden Folge- und Begleiterkrankungen schränken Lebensführung und Belastbarkeit der Betroffenen deutlich ein. In den Bereichen Bluthochdruck, Bewegung und Sport gibt es keine allgemeingültigen Regeln. Zu viele individuell verschiedene Größen spielen eine entscheidende Rolle: Art und Dauer der körperlichen Belastung, die Intensität der Bewegung, die eingenommenen Medikamente, der Trainingszustand und vor allem das eigene Anspruchsniveau des Aktiven. Sowohl Ärzte als auch Aktive stehen oft vor dem Problem, Therapie und Praxis unter solch völlig verschiedenen Bedingungen in Einklang zu bringen. Aktiv bei Bluthochdruck erklärt zunächst die medizinischen und sportwissenschaftlichen Grundlagen und beschreibt, welche Grundsätze Bluthochdruckpatienten beim Sport und bei körperlicher Belastung im Auge behalten sollten. Im zweiten, praktischen Teil werden Anregungen mit Übungsbeispielen für die Gestaltung eines eigenen Sport- und Bewegungsprogramms gegeben, das zu Hause oder im Fitnessstudio absolviert werden kann. Schwerpunkt dieses Ratgebers ist nicht nur das Wechselspiel zwischen Blutdruck und Bewegung. Auch die Wechselwirkungen zwischen Training und Medikation werden thematisiert und es werden ideale und gut umsetzbare Vorbeugungs- und Vermeidungsstrategien aufgezeigt. Die Erfahrungen des Autors als Sportlehrer, Wettkampfsportler mit Bluthochdruck und Diabetes und als langjähriger Leiter eines Diabetiker- und Herzsportzentrums sind in dieses Buch mit eingeflossen. Aktiv bei Bluthochdruck richtet sich an interessierte Betroffene, die einen wesentlichen Teil ihrer Therapie - die Bewegung - in die eigenen Hände nehmen wollen, aber auch an ihre Übungsleiter und Trainer. Ziel ist es, neben Hintergrundwissen vor allem konkrete Handlungsempfehlungen und Praxistipps zu vermitteln.

Detlev Kraft studierte an der Deutschen Sporthochschule Köln und kann auf eine lange Karriere als Sportlehrer, Sportstudiobetreiber, Wettkampfsportler und langjähriger Leiter eines Diabetiker- und Herzsportzentrums in Deschka ('Diabetikersportzentrum Ostsachsen') mit mehreren tausend persönlich betreuten Patienten zurückblicken. Von 1977 bis 2005 war er als Wettkampfsportler im Karate und Kickboxen aktiv und er wurde mehrfach Deutscher Meister, Europameister und Weltmeister - die meisten Wettkampferfolge erzielte er als Diabetiker mit Bluthochdruck. Seit Jahren ist er als Referent auf Kongressen und Symposien über Diabetikersport und Sport mit Bluthochdruckpatienten tätig, er leitet deutschlandweit die Weiterbildung von Fitnesstrainern zu Diabetikersport- und Herzsport-Übungsleitern. Er verfasste eine Vielzahl an Beiträgen in medizinischen Fachzeitschriften sowie mehrere Fachbücher. Er ist ebenfalls Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Diabetes, Bewegung und Sport der Deutschen Diabetes-Gesellschaft.

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ANATOMISCHE UND PHYSIOLOGISCHE GRUNDLAGEN

2.1DAS KARDIOVASKULÄRE SYSTEM: HERZ UND GEFÄßE

Die wesentlichste Aufgabe des Herzens besteht darin, das Blut durch das in sich geschlossene Leitungssystem der Blutgefäße durch unseren Körper zu befördern. Es erfüllt somit die Funktion einer Pumpe. Das Blut als Transportmittel versorgt die Organe des Körpers mit Sauerstoff und Nährstoffen und nimmt die Abfallstoffe der Körperzellen auf.

Dieser Pumpvorgang kann folgendermaßen beschrieben werden: Die linke Herzkammer pumpt das Blut in die große Körperschlagader (Aorta), die sich auf dem Weg in die Körperperipherie in immer feinere Äste verzweigt. Über die großen Arterien gelangt das Blut in immer kleinere Arterien und schließlich in die Arteriolen. Die Arteriolen können sich aktiv eng stellen oder durch den Druck des Blutes erweitert werden. Sie kontrollieren somit im Wesentlichen den gesamten peripheren Widerstand (Widerstandsgefäße). An ihrem Ende verzweigen sich die Arteriolen in die Haargefäße (Kapillaren) in den einzelnen Organen – z. B. Leber, Gehirn, Magen und Darm, Muskulatur. Durch kleine Poren in der Kapillarwand treten Sauerstoff und Nährstoffe in die Gewebsflüssigkeit und von da weiter in die Körperzellen über. Im Gegenzug werden Kohlendioxyd und Stoffwechselzwischenprodukte, die insbesondere bei der Umwandlung von Zucker und Fett in Energie entstehen, aus der Körperzelle in die Gewebsflüssigkeit und von da zum Abtransport in den Kapillarstrom eingeschleust.

Alle Gefäße, die das Blut vom Herzen in die Körperperipherie leiten, heißen Arterien. Die Blutgefäße, die das Blut zum Herzen zurückführen, heißen Venen.

Der Druck, mit dem die linke Herzkammer das Blut in die Aorta pumpt, pflanzt sich in den Arterien, Arteriolen und Kapillaren als Druckwelle fort. An den Arterien, die unmittelbar unter der Haut liegen, lassen sich diese pulsatorischen Dehnungen der Gefäßwand als Puls tasten.

Wenn das Blut in den Kapillaren einen mehr oder weniger großen Anteil seines Sauerstoffs und seiner Nährstoffe an die Körperzellen abgegeben und im Gegenzug die Stoffwechselendprodukte aufgenommen hat, sammeln kleinste Venulen das Blut wieder und leiten es in die kleinen und großen Venen. Aus den Venen fließt das Blut zum rechten Herzvorhof zurück und von da weiter zur rechten Herzkammer.

In den Wänden der Arterien und der Venen befindet sich eine Schicht von Muskelfasern. Durch diese Muskelschicht können sich die Gefäße weit oder eng stellen. Sie ist in den Arterien und in den Arteriolen besonders stark ausgebildet.

Unter Ruhebedingungen verbrauchen das Herz und die Muskulatur nur wenig Energie, sodass in Ruhe drei Viertel aller Muskelkapillaren verschlossen sind und nicht durchströmt werden. Sie werden erst dann von Blut durchströmt, wenn ihre Organe aktiv werden und dazu mehr Sauerstoff und Nährstoffe benötigen.

Da das Blutvolumen, das von den Arterien über die Arteriolen in das Kapillarbett abfließt, nicht sofort zum Herzen zurückfließt, kann die gleichzeitige Eröffnung schon von zwei großen Kapillargebieten zu Kreislaufregulationsstörungen oder zu einer Ohnmacht führen.

2.2BLUTDRUCK

Als Blutdruck bezeichnen wir den in den Schlagadern herrschenden Druck als Folge des Zusammenspiels von Herztätigkeit und Blutgefäßen. Er hängt ab von

»dem Blutvolumen, das bei Gesunden ca. fünf bis sieben Liter Blut beträgt,

»der Pumpleistung des Herzens, also der Stärke und der Frequenz der Herzschläge,

»dem Innendurchmesser der Blutgefäße,

»der Elastizität der Gefäßwände und

»der Viskosität (Zähflüssigkeit) des Blutes: Wenn das Blut durch die Röhrenleitungen des Gefäßsystems strömt, reiben sich seine Zellen und auch die anderen im Blut gelösten Teilchen aneinander und an der Wand der Gefäße.

Das gesunde Herz schlägt in Ruhe etwa 60- bis 80-mal pro Minute; unter Belastung kann die Herzfrequenz bis auf ca. 200 Schläge pro Minute ansteigen. Je stärker und schneller das Herz schlägt, je enger die Leitungen, je mehr Blut in den Leitungen und je zähflüssiger das Blut ist, desto höher muss (zwangsläufig) der Druck sein, mit dem das Herz die Blutflüssigkeit in die Leitungen pumpt und der in den Leitungen herrscht.

Wenn man von Blutdruck spricht, meint man im Allgemeinen den arteriellen Blutdruck im Körperkreislauf. Gemessen werden zwei Werte: der obere (systolische), wenn sich das Herz zusammenzieht (kontrahiert) und das Blut aus dem Herzen in die Aorta und in die Lungenarterie getrieben wird, und der untere (diastolische), wenn das Herz erschlafft und sich seine Hohlräume mit Blut füllen. Die Werte werden in Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) angegeben.

Der systolische Druck gesunder Erwachsener liegt normalerweise im Bereich von 110 bis 130 mmHg. Der diastolische Blutdruck (unterer Messwert) liegt normalerweise im Bereich von 70 bis 89 mmHg.

Für Erwachsene empfiehlt die Europäische Gesellschaft für Hypertonie einen Zielblutdruck unter 140/90 mmHg; bei Patienten mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung, Diabetes mellitus, vorangegangenem Schlaganfall oder einer chronischen Nierenerkrankung sollte der Zielblutdruck unter 130/85 mmHg liegen – in Ruhe gemessen! Natürlich darf und muss der Blutdruck unter körperlicher Belastung ansteigen, nach spätestens drei Minuten Ruhe sollte er aber wieder auf den Normalwert abgesunken sein. Kurzzeitige Blutdruckspitzen bis auf etwa 240 bis 250 mmHg systolisch können bei Gesunden toleriert werden. Kommen Krankheitsbilder wie z. B. koronare Herzkrankheit oder diabetische Folgeerkrankungen hinzu, muss die Grenze des Belastungsblutdrucks für jeden Einzelfall abgeklärt werden.

Die Differenz zwischen dem systolischen und dem diastolischen Blutdruck bezeichnet man als die Blutdruckamplitude. Sie beträgt in Ruhe circa 40 bis 50 mmHg. Wenn man den systolischen und den diastolischen Blutdruck rechnerisch zusammenfasst, ergibt sich der arterielle Mitteldruck, der beim Gesunden unter Ruhebedingungen bei ca. 100 mmHg liegt.

Der systolische Blutdruck im Gefäßsystem entspricht dem Druck, den der Herzmuskel bei seiner Kontraktion erzeugt. Der diastolische Blutdruck wird dagegen stark von der Abflussgeschwindigkeit des Bluts und damit vom peripheren Widerstand vor allem der Arteriolen beeinflusst.

Höhere Ruhewerte als 140/90 mmHg sind eindeutig als behandlungsbedürftig anzusprechen – egal, ob nur der systolische, nur der diastolische oder aber beide Werte erhöht sind. Als ideal gelten etwas darunter liegende Werte von etwa 110 bis 120 mmHg systolisch/70 bis 80 mmHg diastolisch. Geringgradig niedrigere Blutdruckwerte (systolisch nicht unter 100 mmHg/diastolisch nicht unter 60 mmHg) sind keineswegs gefährlich oder gar krankhaft.

Ein zu hoher Blutdruck stellt für die Gefäße eine erhöhte Belastung dar und bedeutet für das Herz ständige Mehrarbeit. Beides kann zu Folgeerkrankungen wie Herzkrankheit, Nieren- und Netzhautschäden führen. Ein arterieller Hypertonus ist deshalb immer gefährlich und verharmlosende Bezeichnungen wie „leichter Hypertonus“ sind irreführend.

Die besondere Gefahr des Bluthochdrucks ist darin zu sehen, dass er schwerwiegende Langzeitschäden, i. d. R. aber keine akuten Beschwerden verursacht. Deshalb ist die Erstdiagnose oftmals ein Zufallsbefund.

Bei über 90 % aller Bluthochdruckpatienten ist die Ursache nicht bekannt. Im medizinischen Sprachgebrauch bezeichnet man Krankheiten, deren Ursache nicht eindeutig erkennbar ist, mit dem Begriff essentiell. So nennt man diese Art des Bluthochdrucks auch essentielle Hypertonie.

Sekundäre Hypertonien, also Bluthochdruck als Folge einer anderen Erkrankung, können bei bestimmten Nierenerkrankungen, hormonellen Erkrankungen der Nebennieren oder der Hirnanhangdrüse, dem Schlafapnoesyndrom (Atempausen während des Schlafens über zehn Sekunden Dauer) mit nächtlicher Hypertonie vorliegen.

2.3UNTERSUCHUNGSMETHODEN ZUR BLUTDRUCKMESSUNG

Seit der Erfindung eines vereinfachten Sphygmomanometers durch den italienischen Arzt Scipione Riva-Rocci kann der arterielle Blutdruck indirekt (nicht-invasiv) gemessen werden. Zu Ehren Riva-Roccis werden die erfassten Blutdruckwerte mit „RR“ bezeichnet. Unter Zuhilfenahme eines Stethoskops und der Beachtung des Auftretens bzw. Verschwindens eines arteriellen Klopfgeräusches (nach seinem Entdecker als „Korotkow-Geräusch“ bezeichnet) können wir den systolischen und diastolischen Blutdruckwert einfach erfassen. Der Blutdruck wird am Steigen oder Sinken einer Quecksilbersäule gemessen und in Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) angegeben. Der obere (systolische) Wert ist ein Maß für die Arbeit des Herzens, der untere spiegelt den Widerstand der Blutgefäße wider.

So weit zur auskultatorischen...

Erscheint lt. Verlag 29.11.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Sport
ISBN-10 3-8403-3881-6 / 3840338816
ISBN-13 978-3-8403-3881-6 / 9783840338816
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