Das Gute tun -  Bernard C. J. Lievegoed

Das Gute tun (eBook)

Ankommen im 21. Jahrhundert
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
167 Seiten
Verlag Freies Geistesleben
978-3-7725-4250-3 (ISBN)
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Doing the Good! Geradezu visionär waren die von Bernard Lievegoed in den 1960erJahren gehaltenen Vorträge für junge Menschen. Darin beschreibt er plastisch und lebendig die Herausforderungen an unser Erkennen und Handeln, die das 21. Jahrhundert der Menschheit stellt. Was damals skizziert wurde, ist heute aktuelle, dringliche Realität.

Bernard C.J. Lievegoed, 1905 in Indonesien geboren, studierte Medizin und Kinderpsychiatrie. Nach der Gründung des ersten heilpädagogischen Instituts 1931 in den Niederlanden und seiner Promotion setzte er sich intensiv mit Fragen der Organisationsentwicklung in Unternehmen auseinander. 1954 wurde er Professor an der Universität Rotterdam und gründete im gleichen Jahr das in vielen Ländern tätige NPI (Institut für Organisationsentwicklung). Der Niederländische Verlegerverband verlieh ihm 1983 die Goldene Feder. Bernard Lievegoed starb am 12. Dezember 1992.

Bernard C.J. Lievegoed, 1905 in Indonesien geboren, studierte Medizin und Kinderpsychiatrie. Nach der Gründung des ersten heilpädagogischen Instituts 1931 in den Niederlanden und seiner Promotion setzte er sich intensiv mit Fragen der Organisationsentwicklung in Unternehmen auseinander. 1954 wurde er Professor an der Universität Rotterdam und gründete im gleichen Jahr das in vielen Ländern tätige NPI (Institut für Organisationsentwicklung). Der Niederländische Verlegerverband verlieh ihm 1983 die Goldene Feder. Bernard Lievegoed starb am 12. Dezember 1992.

2. Der Strudel


Das 20. Jahrhundert hat zwei Gesichter. Das Kali Yuga ging 1899 zu Ende. Neues Licht konnte zur Erde hinströmen. Andererseits ist dieses Jahrhundert ganz besonders eines der Finsternis. Wo Licht ist, walten Schatten. Immer wenn wir die dunklen Schatten bemerken, dürfen wir nicht vergessen, dass sie durch ein sehr starkes Licht hervorgerufen werden.

Der letzte Abschnitt dieses Jahrhunderts, der an Michaeli 1966 begann, wird sehr dramatisch sein. Der Kampf zwischen Michaels Lichtkräften und den ahrimanischen Kräften wird einen besonderen Höhepunkt erfahren. In der Bibel spricht es die Offenbarung des Johannes so aus:

«… der Teufel kommt zu euch hinab und lodert in wütendem Zorn; denn er weiß, dass seine Zeit nur kurz bemessen ist.»

Wenn ich auf das schaue, was gegenwärtig hinter den Kulissen der physischen Welt vorgeht, dann erinnere ich mich an einen persönlichen Brief, den Rudolf Steiner einmal schrieb. Ich hatte Gelegenheit, ihn zu lesen und zu sehen, wie er die geistige Situation dieser Zeit beschrieb. Er malte ein Bild für das innere Auge: Ahriman sitzt in einer Grotte unter der Erde. Er beziffert, rechnet und zählt mit größter Intensität. Michael steht hinter ihm, mit dem Schwert in der Hand, während Ahriman in der Grotte unter der Erde rechnet und beziffert und versucht, alles auf seine Weise, durch Organisation, zu lösen – mit einer erschreckenden intellektuellen Kraft. Michael lässt ihm Zeit. Er weiß, dass er schließlich die Summe ziehen wird.

Dieses Bild hilft uns erkennen, dass – obgleich gegen das Jahrhundertende alles sehr schwierig werden wird – dennoch Hilfe kommen wird von Seiten des Lichts.

Sie kennen vielleicht Rudolf Steiners Mitteilung, dass am Ende des letzten Jahrhundertdrittels die gesamte Michaelschule auf die Erde kommen wird. Die großen Persönlichkeiten aus der Schule von Chartres und jene Aristoteliker aus den Reihen der Dominikaner – sie alle werden auf die Erde kommen und hier zusammenwirken. Diese beiden Ströme sehr bedeutender Seelen, die bislang noch nie auf der Erde zusammengewirkt haben, werden sich zum ersten Mal hier begegnen. Die großen Individualitäten der Schule von Chartres werden, da sie Platoniker sind, mit großer Willenskraft auf dem Feld der Kunst, im sozialen Bereich und auf dem Gebiet der Philosophie und des Denkens wirken. Sie werden sich mit großer Macht einsetzen und neuartige Kräfte ins Feld führen, wodurch sie dem, was aus der Schule Ahrimans kommt, Ausgleichendes entgegensetzen können.

Rudolf Steiner führte aus, dass derjenige, der für Michael streitet, in den kommenden Jahren in einen Strudel ahrimanischer, luziferischer und michaelischer Kräfte geraten wird. Dieser Strudel wird so turbulent sein, dass es nicht einfach sein wird, jeweils im fraglichen Augenblick zu erkennen: «Wo stehe ich, und für wen arbeite ich?» Es ist eine klare Einsicht in die Dinge erforderlich, die man tut. Vielleicht denken wir: «Nun setze ich mich wirklich für die Anthroposophie ein, für die richtige spirituelle Sache», und doch sind wir in jenem Moment in Luzifers Händen. Oder wir denken vielleicht: «Nun gehe ich wirklich zu weit im Wissenschaftlichen», und sind just in diesem Moment dabei, Ahriman auf die beste Weise zu bekämpfen. Wir müssen außergewöhnlich aufmerksam sein. Und ich denke, dass vieles, was zu tun ist, aus den Mutkräften des Herzens heraus getan werden muss; aus dem Mut, sich in etwas hineinzubegeben und zu tun, was gerade zu tun ist.

Dass die Menschen von uns etwas verlangen, gibt uns gleichzeitig die Möglichkeit zu handeln. Erst hinterher wird sich erweisen können, ob das, was getan wurde, gut war oder nicht.

In diesem in sich widersprüchlichen Jahrhundert wirkt bereits stark das Licht; doch auch Ahriman hält sich nicht zurück. Gegenüber allem, was seinen Ursprung im Licht hat, ist Ahriman zum Gegenangriff bereit. Im Jahr 1912 stellte Niels Bohr zum ersten Mal sein Atommodell vor. Ich studierte Anfang der Zwanzigerjahre und las damals ein Buch des britischen Naturforschers Sir Arthur Stanley Eddington.1

Darin schrieb er: «Als Niels Bohr mir sein Atommodell zeigte, musste ich mich fragen: Fand er das Atom oder erfand er das Atom?»

Ich habe mir jahrelang darüber den Kopf zerbrochen. Was meint Eddington mit dieser Frage? Als braver Physikstudent war ich selbstverständlich der Ansicht, dass Niels Bohr die Wirklichkeit des Atoms entdeckt hatte. Wie konnte da ein Forscher vom Range Eddingtons so töricht sein zu fragen: «Hat er es gefunden oder hat er es erfunden?» Nun, dies war eine Frage, die von Rudolf Steiner hätte gestellt werden können. Es ist eine sehr tiefgreifende Frage, und wir können aus ihr ersehen, dass die wahrhaft großen Naturforscher bescheidene Menschen sind, die ihre Grenzen kennen. Die hervorragenden Physiker bemühen sich, wahrhaftig und sauber vorzugehen. Sie gehen tunlichst nicht weiter, als dass sie ein Denkmodell in erster Linie als Modell betrachten und nicht sofort als Realität. Jemand, der eine wissenschaftliche Ebene tiefer arbeitet, wird aber über dieselbe Sache schon als von einer Realität sprechen. Das ist ein Kunstgriff Ahrimans. Die erstrangigen Physiker wissen, wo sie stehen. Sie hören auf zu spekulieren, sobald sie es nicht mehr verantworten können. Doch schon ihre Assistenten reden über dieselben Dinge, als seien sie Realitäten und reagieren gar nicht freundlich, wenn sie an die Grenzen ihrer persönlichen Begriffswelt erinnert werden. Sie werden böse. Ahriman erlistet sich einen Weg in das Gebiet der Naturwissenschaft, indem er Besitz ergreift von diesen Denkmodellen. Ahrimans Methode ist es, sich daran zu beteiligen, wenn Menschen Modelle bilden, um schließlich diese Modelle ganz in Besitz zu nehmen. Das Atommodell ist ein derartiges vom Menschen gebildetes Denkmodell. Es ist erfunden.

Die ersten großen Modelle wurden in der Chemie geschaffen, als man herauszufinden versuchte, wie die Atome in bestimmten Molekülen angeordnet sind. Friedrich August Kekulé war der Mann, der 1865 das Modell des Benzolringes entdeckte. Es kann vieles gelernt werden über die Art, wie Ahriman Menschen inspiriert, wenn man betrachtet, wie es gefunden wurde. Schon jahrelang hatte sich Kekulé bemüht, herauszufinden, was es mit der Anordnung der Atome in organischen Kohlenstoffmolekülen auf sich hatte. Einmal weilte er zu einem Kongress in London. Während er ganz oben in einem noch von Pferden gezogenen Bus saß und im Hochsommer eine größere Strecke zurücklegen musste, fiel er in Schlaf. Er träumte von einem großen Ball am kaiserlichen Hof in Wien, von schwarzgekleideten Herren in altertümlichen Kostümen und Damen in Weiß. Man tanzte. In einem bestimmten Augenblick bildeten sechs Herren miteinander einen Ring. Die anderen kreisten darum herum. In diesem Moment wachte Kekulé auf und wusste plötzlich: «Der Ring ist es! Jetzt habe ich es gefunden!»

Dieses Beispiel ist sehr aufschlussreich im Hinblick auf Rudolf Steiners Bemerkung, dass Inspirationen durch Ahriman stets dann eintreten, wenn das Bewusstsein herabgedämpft ist.

Ein anderes Beispiel: Ein Mann löste ein schwieriges Problem auf dem Gebiet der Elektronik, während er Grippe hatte. Nach drei Tabletten Aspirin und einem Glas heißer Zitrone hatte er sich mit Notizbuch und Bleistift ins Bett gelegt und wünschte, in Ruhe gelassen zu werden. Er gelangte dort im Dämmerschlaf zur endgültigen Lösung seines Problems, und zwar rückwärts, vom Schluss zum Anfang. Drei Wochen lang war er krank, dann nahm er seine Notizen mit ins Laboratorium, wo seine Zahlen nachgeprüft wurden, um in langwieriger Rechenarbeit festzustellen, ob sie richtig waren. Sie waren es.

Ein anderer Wissenschaftler sagte einmal: «Ich habe meine besten Einfälle am Ende des Tages, wenn ich müde bin. Ich lege mich auf meine Couch, denke an nichts, und im Nu ist die ganze Erfindung geboren.» Auf solche Art gelangen aus «Ahrimans Schule» die Dinge zu den Menschen. Sie fangen an, in Schemata, in Modellen zu denken. So will er eine neue Welt erbauen – mit den Denkschablonen der Menschen. Ahriman will seine Gedanken in die Köpfe der Menschen hineinbringen. Dann sollen sie mittels dieser Denkmuster eine neue, menschengeschaffene Welt erbauen, die keine natürliche Welt ist. Es gibt in ihr keine wirkliche, auf die Zukunft hin gerichtete Entwicklung. Es ist vielmehr eine Welt, die autonom in sich besteht – eine von Technik getragene Welt.

Einige Zeit, bevor Bohr zum ersten Mal etwas über sein Atommodell verlauten ließ, hielt Rudolf Steiner einen Vortrag über die «Ätherisation des Blutes» und sprach über das Kommen des «ätherischen Christus». Er sagte, dies würde zwischen 1933 und 1935 beginnen und sich von da an bis in die kommenden Jahrtausende fortsetzen.

Ahrimans erster Schritt wird so aussehen, dass er versucht, die Natur in neuartiger Weise in solche von Menschen ausgearbeitete Modelle einzugliedern. Auch in der Psychologie wird das Bild vom Menschen überprüft und neugestaltet. In den Vereinigten Staaten betrachten Psychologen im Sinne des «Reiz-Reaktions-Modells» (Stimulus-Response-Modell) den Menschen als ein «Input-Output-System», wie sie es nennen. Dieses Input-Output-Modell ist etwas, in das Dinge hineingehen oder eingegeben werden (Input), eine Veränderung durchmachen und am Ende wieder herauskommen. Der «Output», also das, was herauskommt, ist zwar verändert, besitzt aber dieselben messbaren Grundeigenschaften, wie das, was hineinging. Das Modell selbst nimmt nichts weg und fügt nichts hinzu. Solche Psychologen sehen auch den Menschen als Input-Output-Modell, und sie vertreten die Ansicht, dass...

Erscheint lt. Verlag 15.5.2024
Übersetzer Frank Berger
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
Weitere Fachgebiete Anthroposophie
ISBN-10 3-7725-4250-6 / 3772542506
ISBN-13 978-3-7725-4250-3 / 9783772542503
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