Immer darf ich alles nie! (eBook)

Erste Hilfe für Familien, die die Phase voll haben - Von Trotzphase bis Wackelzahnpubertät - Spiegel-Bestseller-Autor - Neues Bühnenprogramm zum Buch - Mit einem Vorwort von Eva Karl Faltermeier
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2024 | 1. Auflage
256 Seiten
Kösel (Verlag)
978-3-641-31919-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Immer darf ich alles nie! -  Matthias Jung,  Steffi von Wolff
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Wo ein Wille ist, ist ein Wort: »Nein!«
Kaum sind Kinder zwei Jahre alt, geht es auch schon los: »Ich will!«, »Ich will nicht!«, »Alleine!« Willkommen in der ersten kleinen Pubertät mit Wutanfällen auf beiden Seiten. Zwischen Autonomiephase und Wackelzahnpubertät hilft nur eins: Humor! Denn zusammen gelacht ist besser als alleine verzweifelt! Bestsellerautor und Pädagoge Matthias Jung liefert unterhaltsam wirkungsvolle Hilfe bei allen großen und kleinen Dramen des Familienalltags mit Mini-Rebellen. Lehrreich, aufmunternd und immer mit einem Augenzwinkern liefert er Informationen, warum Kinder in diesen spannenden Entwicklungsphasen nun einmal so sind, wie sie sind - und wie wir diese stürmischen Phasen mit Humor nicht nur besser überstehen, sondern sogar feiern können. Nah am Alltag, nah an den Familien - mit persönlichen Erfahrungsberichten und hilfreichen Tipps.

Der Gedulds-Leid-Faden für kleine Kinder mit großem Willen

Matthias Jung ist Diplom-Pädagoge, Familien- und Pubertätscoach, zweifacher Vater und SPIEGEL-Bestseller-Autor. Nach dem Studium der Pädagogik arbeitete er als Schreiber unter anderen für die 'Heute Show' und startete 2006 seine kabarettistischen Bühnenauftritte in ganz Deutschland. In seinen Vorträgen, Coachings und Seminaren gibt er Eltern humorvolle Hilfestellungen im Familienalltag und erreichte in seinen Bühnenprogrammen bisher weit über 250.000 Menschen. Die von ihm und Daniela Strube geleitete Facebook-Gruppe 'Keep cool, Mama' hat über 14.000 Mitglieder.

Einleitung

Eltern sind auch nur Menschen

3 Uhr 16. Jetzt kommt keine Partygeschichte. Nein, ich bin zu Hause und sehe aus dem Fenster. Herr Kröger aus dem Nachbarhaus, dritter Stock, hat eine schwache Blase. Ständig ist das Licht an. Mich dürfte er auch sehen, es fällt schließlich auf, wenn ein Vater mit seinem zwei Monate alten Sohn im Storchengang durchs Wohnzimmer stakst. Ich frage mich, was passieren würde, wenn ein Storch mich sehen könnte. Er würde denken: »Dein Ernst, Alter? Du machst hier meinen Gang!« Jetzt schaut die Nachteule Kröger zu. Auch nicht viel besser.

Es ist momentan fast täglich und auch nächtlich der Fall: Mein kleiner Schatz schläft nicht. Was automatisch bedeutet, dass meine Frau und ich auch nicht schlafen. Wir wechseln uns ab: kurze Übergabe, ein wenig schlafen, wieder Übergabe. Auch ein Stück Menschheitsgeschichte.

Mein Sohn schluchzt wieder. Oh je. Der Storch muss (s)einen Gang zulegen. Das würde ich für keinen anderen Menschen machen. Denn seien wir ehrlich: Schlaflosigkeit ist Folter. Das eint uns Eltern.

Mein Sohn sorgt sich offenbar um meinen Fitnesszustand, denn wenn ich mich bewege, weint er nicht. Daher der Storch. Schlank im Schlaf war mir anders in Erinnerung. Herr Kröger hat mich erneut gesehen. Jetzt hängt er sogar einen Zettel ans Fenster, darauf steht: »Soll ich mal übernehmen?« In dem Moment passiert es: Mein Kind hört auf zu weinen und lächelt mich kurz an. Ob Absicht oder nicht, er schaut mich an, als wollte er sagen: »Haste dir jetzt gerade mal verdient, Papa!« Ein wunderbarer Moment, in dem man wieder weiß, warum man das tut. Ich hänge Herrn Kröger auch einen Zettel ins Fenster, darauf steht: »Danke! Alles wird gut!«

So war das in den ersten Monaten. Die Geburt ist etwas so Unglaubliches, dass ich die Zeit danach immer als Wunderwochen bezeichnet habe. Ein Wunder, so ein süßes, kleines Bündel Mensch bei sich zu haben, und sicherlich auch ein Wunder, dass man in vielen neuen, schwierigen und schlaflosen Situationen über sich hinauswächst. Es sind auch die »Oooh!«- und »Aaah!«-Wochen, da alle nur wegen des Babys kommen und dieses herzen wollen. Denkt zwischendurch bitte auch einmal an die Eltern. Dem Baby geht es sehr gut, es bekommt das Rundum-Wohlfühl-Programm. Doch auch die Eltern brauchen Aufmerksamkeit, sie wollen auch mal in den Arm genommen werden. Oder duschen. Oder eine Stunde schlafen.

Das Leben mit Baby ist ein komplett anderes. Allein die vielen neuen Begriffe, die kinderlose Paare in ihrem Leben niemals hören werden. Stillhütchen zum Beispiel. Meine Frau hatte mich deswegen in die Apotheke geschickt. Ein peinliches Gespräch.

Außerdem stand auf der Einkaufsliste »Tagebuch«. Fand ich eine nette Idee, dass sie die Erfahrungen als Erinnerungen festhalten wollte. Ich hab ihr ein sehr schönes gekauft. Es kam auch gut an, doch dann sagte sie: »Auf dem Zettel stand eigentlich Tragetuch!«. Klar – das Kind kann man schlecht in Papier einwickeln. Also bin ich noch mal los.

Den sogenannten Vaporisator (was für ein Name!), mit dem man Keime beseitigen und Flaschen desinfizieren kann, wollte ich im Media Markt besorgen. Als ich zum Verkäufer sagte: »Ich hätte gern einen Terminator« (Name vergessen, übermüdet halt), sah der mich nur komisch an. Hasta la vista, Baby. Doch letztendlich habe ich auch das geschafft.

Die Vorfreude auf ein Baby ist meist riesig, aber was es wirklich bedeutet, ein Kind zu haben und großzuziehen, wissen die wenigsten. Eigentlich weiß es keiner. In Zeiten von Kleinfamilien und Späteltern kann man kaum auf Erfahrungen zurückgreifen und auf die aus der eigenen Kindheit will man es nicht. Ich erinnere mich noch an die Oma eines Freundes, die ihm immer ihr Eierlikörglas zum Auslecken gab, während sie Kette rauchte und kein Fenster öffnete, weil sie sonst »Zug« bekam. In dieser Ausnahmesituation als frisch gebackene Eltern positiv zu denken ist nicht einfach. Da hilft der Satz: »Die Windel ist halb voll und nicht halb leer« auch nicht unbedingt weiter.

Doch nun ist das erste Jahr vollbracht. Mit dem Schlafen ist es etwas besser geworden. Hipp-Gläschen kommen keine mehr auf den Tisch, und auch das Stillleben meiner Frau ist vorbei. Ich mache nicht mehr täglich: »Kuckuck!« mit meinem Kind. (Übrigens ist eine tolle Übung, bei der die Denkprozesse des Kindes gefördert werden. Kann ich nur empfehlen. Und man lernt dabei seine Stimme in all ihren peinlichen Facetten kennen.)

Das Kind liegt nicht mehr so viel rum, es krabbelt und zieht sich hoch, in ein paar Monaten wird es sogar laufen. Ich bin sein Follower und laufe stets hinterher, da es sich offenbar weiter um meinen Fitnesszustand sorgt. Dazu mache ich, wie es sich für einen Papa-razzi gehört, Fotos. Das Kind hat den inneren Antrieb, ständig zuzugreifen (geht oft einfacher als loslassen) und sich immer mehr bewegen zu wollen. Da muss man keine Batterien einsetzen, das geht alles von allein. Doch statt das zu genießen, fragen die Eltern sich, ob die Entwicklungsschritte auch alle zu richtigen Zeit passieren. Schließlich will man ja vor den anderen Eltern angeben: »Da ist mein Kind wirklich früh dran – wie ist das denn mit eurem Donatus?« Grins. Doch natürlich hat jedes Kind sein eigenes Tempo. Ich ziehe positive Bilanz: Mein Kind hat jetzt gut achtzehn Monate überlebt. Es atmet noch. Das ist erst mal gut. Die Entwicklung passt auch. Also kurz mal durchschnaufen. Herr Kröger ist auch weggezogen, seine Mission scheint beendet. Wenn der wüsste …!

Inzwischen aber hat sich ein Wort in den Sprachschatz unseres Kindes eingeschlichen, das unseren Alltag doch deutlich erschwert. Wir haben es so noch nie aus seinem Mund gehört, doch führt es hin und wieder zu internen familiären und organisatorischen Problemen. Das Wörtchen ist: »Nein!« Ich habe meinem Sohn sämtliche Hochzeitsfilme, die ich auf YouTube finden konnte und in denen die Paare immer »Ja« sagen, vorgespielt und dazu Fotos vom »Yes-Torty« gezeigt. Es hat nichts genützt. Er mag das Wort einfach.

Er ist nun fast zwei Jahre alt, und wieder hat eine neue Phase begonnen. Ich nenne sie die Trotz(dem-lieb)- oder Autonomiephase, da mir das Wort »Trotz« allein zu negativ ist. Diese Phase ist der erste heiße Scheiß für den Selbstwert unserer kleinen Scheißer, die erste Unabhängigkeitserklärung. Bämm!

Und die erste Lehre, die ich aus der Trotz(dem-lieb)-Phase gewonnen habe, lautet:

Man kann Brot tatsächlich falsch durchschneiden. Was mit einem Weltuntergang gleichzusetzen ist.

Andere Eltern habe andere, aber ähnliche Erfahrungen gemacht. Mia beißt. Sören motzt. Jonas weint, wenn er in die Kita geht. Bei Lea soll nur Mama, bei Leon nur Papa. Für Finn ist Papa eine doofe Kacka-Wurst. Hannah will alles allein machen, nur schlafen will sie bei Mama und Papa im Bett. Lene will immer was gucken, und Charlotte isst nur Nudeln mit Ketchup. Lore mag ausschließlich kalte Nudeln. Clara isst und ist nie kalt, sie will auch im Winter Sandalen anziehen. Nur Thore kennt schon die Zahlen bis zwanzig und schläft durch, von sieben bis sieben. In seinem Bett. Er brauchte schon früh keine Windeln mehr und hat stets gute Laune. Er isst Fenchel und Rosenkohl, bestimmt weiß er, dass Vitamine gut für ihn sind. Thore ist klug für sein Alter. Wir mögen Thore nicht. Uns sind Familien, in denen alles funktioniert, immer ein bisschen unheimlich. Da kann doch was nicht stimmen!

Da ist er also: der eigene Wille. Das eigene Ich. Große Worte von kleinen Stühlen, die erste kleine Pubertät. Auch verbal ändert sich was. Mit »Nein« ist noch längst nicht das letzte Wort gesprochen, da geht noch mehr. »Scheiße« zum Beispiel. »Bitte« und »Danke« hört man hingegen kaum. Die Kleinen wollen auf einmal bei allem ein trotzfreches Wörtchen mitreden. Ich trotze, also bin ich. Nicht nur im Supermarkt, überall. Und als Eltern wünscht man sich, der oder die Kleine möge bitte aus der Trotzphase abgeholt werden.

Dabei sollten wir uns riesig über diese erste Autonomiephase unseres Kindes freuen, ist sie doch ein sicheres Anzeichen dafür, dass das Kind bereit ist, erste Dinge allein zu erledigen und Verantwortung zu übernehmen. Unser Sohn etwa hat es absolut eigenverantwortlich allein übernommen, mit Tomatensauce überzogene Nudeln an die weiße Wand zu werfen.

Deshalb ist es ebenfalls typisch für diese Phase, dass nicht nur die Eltern »Nein« von ihren Kindern hören, sondern auch die Kinder ein »Nein« von den Eltern. Was für beide Parteien nicht leicht, aber ungeheuer wichtig für eine gelungene Beziehung ist. Denn in der Regel gehen die Kinder nun normalen Alltagsgepflogenheiten aus dem Weg. Die Barbie-Puppen liegen unter dem Tisch, wo der Reis vom Teller ebenfalls landet. Darüber freut sich vielleicht der Hund, die Eltern aber nicht. (Kleiner Tipp: Reis liegen lassen und erst später aufsaugen – bloß nicht, wenn er noch feucht ist!)

Und jetzt? Eine gewisse Hilflosigkeit und Unsicherheit breiten sich aus. Das nächste Level steht an, und auch da will man natürlich alles richtig machen. Wann sage ich denn »Nein«? Wie setze ich Grenzen? Bin ich zu streng? Wie kommuniziere ich? Wie gehe ich mit den neuen Gefühlen um? Ich muss unbedingt Ratgeber darüber lesen! Oder auf meine Eltern hören. Oder schlimmer: auf die Eltern meiner Frau hören!

Doch muss man das wirklich? Sollte man nicht besser einfach anfangen? Wie bei einem Brettspiel: Die Anleitung kann man auch während des Spiels noch lesen. Ich habe mir damals eine Erziehungssouffleuse gewünscht, wie im Theater. Jemanden, der mir in prekären Erziehungssituationen den richtigen Text ins Ohr flüstert. Denn machen wir uns...

Erscheint lt. Verlag 2.10.2024
Vorwort Eva Karl Faltermeier
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Familie / Erziehung
Schlagworte 2024 • Autonomie • Autonomiephase • Chill mal • Comedy • Danielle Graf • Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn • eBooks • Eltern • Elternratgeber • entspannt • Entwicklungsphasen • erziehen • Erziehung • Familien • Familienalltag • Familiencoach • Geduld • Gesundheit • Humor • humorvoll • Jan Weiler • Jugend • jugendexperte • lustig • lustige • Neuerscheinung • Pädagoge • Phase • Pubertät • pubertätscoach • pubertätsexperte • Pubertier • Ratgeber • Trotzen • Trotzphase • Verhalten • Vorpubertät • Wackelzahnpubertät • wissenschaftliche Erkenntnisse • WLAN • Wutanfall • Wutanfälle
ISBN-10 3-641-31919-6 / 3641319196
ISBN-13 978-3-641-31919-9 / 9783641319199
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