Der Gin des Lebens, Rum oder Ehre & Ein Schuss Whiskey - 3in1 (eBook)

Drei kulinarische Krimis in einem Band
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
992 Seiten
DuMont Buchverlag
978-3-7558-1040-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Gin des Lebens, Rum oder Ehre & Ein Schuss Whiskey - 3in1 -  Carsten Sebastian Henn
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Drei unterhaltsame Krimis über je eine faszinierende Spirituose, perfekt gemixt mit Figuren, die einem sofort ans Herz wachsen, vielen Wendungen, feinem Humor und einer großen Portion Spannung! »Der Gin des Lebens« Eines schönen Morgens findet Cathy Callaghan, Betreiberin eines kleinen Bed & Breakfast in Plymouth/Südengland, eine Leiche in ihrem Garten: ein stadtbekannten Obdachloser, der mehr gesehen hat, als ihm guttat. Auch für Bene Lerchenfeld kommt's knüppeldick: Seine langjährige Freundin Annika verlässt ihn und er landet mit seinem geliebten Oldtimer dank Navi auch noch im Rhein. Da kommt die Flasche selbstgebrannten Gins, die ihm sein toter Vater vermacht hat, gerade richtig. Der Gin schmeckt besser als alles, was Bene je getrunken hat. Er beschließt, die verlorene Rezeptur ausfindig zu machen. Eine Suche auf den Spuren seines Vaters, die ihn nach Plymouth führen wird - wo Cathy und der tote Obdachlose auf ihn warten ... »Rum oder Ehre« Martin Störtebäcker, 72 Jahre alt, lebt friedlich in der deutschen Rum-Metropole Flensburg, wo sich sein Faible für den köstlichen Zuckerrohrbrand hervorragend pflegen lässt. Aber dann segnet sein bester Freund Lasse das Zeitliche - und gibt ihm einen letzten Auftrag mit: Er soll zur legendären Rum-Insel Jamaika reisen und sich endlich auf die Suche nach seinem dort verschollenen Bruder begeben. In der Karibik angekommen stellt er bei der Besichtigung einer Rum-Distillery fest: Etwas stimmt ganz und gar nicht in dem tropischen Paradies. Der Brennmeister wird auf brutale Weise ermordet aufgefunden - und es wird nicht der letzte Mord gewesen sein. Ein rasantes Katz-und-Maus-Spiel beginnt »Ein Schuss Whiskey« Dublin - Stadt des Whiskeys, der Pubs und der Literatur. Mittendrin Janus Rosner, ein Krimiautor mit Schreibblockade. Seine Lösung: Mach es wie die großen irischen Autoren und gib dich dem Rausch hin! Bei seiner literarischen Pub-Tour durch das legendäre Viertel Temple Bar muss er dann mitansehen, wie eine junge Frau mit einem Kopfschuss hingerichtet wird. Am nächsten Tag steht davon nichts in der Irish Times und auch sonst scheint niemand etwas über das Verbrechen zu wissen. Janus lassen die Geschehnisse der Nacht nicht los, und seine Ermittlungen führen ihn in die Welt der Literatur und des irischen Whiskeys, mit dem viel Geld zu verdienen ist, aber viel Geld zu verlieren ...

CARSTEN SEBASTIAN HENN ist Kulinariker durch und durch. Er hält Hühner und Bienen, studierte Weinbau in Adelaide (Australien), besitzt einen Steilstweinberg an der Terrassenmosel, ist ausgebildeter Barista und neben seiner Arbeit als Schriftsteller einer der renommiertesten Restaurantkritiker und Weinjournalisten Deutschlands. Seine Romane und Sachbücher haben eine Gesamtauflage von über einer halben Million Exemplare und wurden in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt. Mit >Der Buchspazierer< sta

ZWEI

»Erlauben Sie Kindern nicht, Drinks zu mixen.

Es gehört sich nicht, und sie nehmen zu viel Wermut.«

Fran Lebowitz

Niemand konnte das Haus der Lerchenfelds übersehen. Blicke hafteten daran wie Fliegen an einem klebrigen Fänger. Es war in einem verwaschenen Rosa gestrichen, die alten Dachziegel stammten aus Nizza, und Palmen wuchsen davor. Solch ein Haus gehört eigentlich an die Côte d’Azur. Ein Traum in Mauerwerk und Schindeln, der die Handwerker Merdingens fast in den Wahnsinn getrieben hatte.

Es war außerdem die große Liebe von Benes Mutter.

Ihr Grundschullehrer hatte damals gesagt, die Katharina müsse aufs Gymnasium. Ja, er war sogar extra zu ihren Eltern gefahren und hatte sie gedrängt, das begabte Mädchen dorthin zu schicken. Doch Katharinas Eltern sahen nicht ein, warum ihre Tochter ein Abitur erwerben sollte. Stattdessen wollten sie, dass Katharina so schnell wie möglich Geld nach Hause brachte. Deshalb wurde sie Kindergärtnerin, und viele Träume, auch der davon, Französisch zu lernen und in Paris zu studieren, wurden begraben.

Nun war sie die beste Schülerin der VHS Breisach. Ihre Frankreichliebe ging so weit, dass sie sich auch im Aussehen an berühmten französischen Schauspielerinnen orientierte. Doch trotz teurer Friseurbesuche hatte es immer nur für Uschi Glas gereicht.

Aber ihr Haus, das hatte sie richtig frisiert bekommen.

Und obwohl sie es so liebte, war sie meistens im Garten zu finden – der allerdings den besten Blick auf das Haus bot. Katharina Lerchenfeld züchtete hier Kräuter und Gemüse, um sie dann à la française zuzubereiten. Sie sprach ihren Namen nie deutsch aus, wenn sie sich vorstellte, sondern französisch, ohne »a« hinten und mit Betonung auf der letzten Silbe, wie bei Catherine Deneuve, die sie sehr verehrte. Manche Menschen lebten im falschen Körper, Benes Mutter lebte im falschen Land.

»Hallo, Maman«, rief Bene ihr zu, als er aus dem Wagen stieg. Hier war er allerdings nicht Bene, hier firmierte er unter seinem richtigen Namen, den er ebenfalls der Leidenschaft seiner Mutter für Frankreich zu verdanken hatte. Eigentlich hieß er Benoit Lerchenfeld, was seiner Meinung nach wie Schnitzel béarnaise klang.

Benes Mutter blickte aus einem Beet auf, in dem sie gerade Unkraut rupfte, und strich sich mit dem Handrücken eine Strähne aus dem Gesicht. Sie mochte es, wenn Bene sie Maman nannte – doch diesmal führte es nicht zu einem Lächeln. »Wo bist du gestern denn gewesen? Ich hatte das Essen auf dem Herd für dich. Coq au Vin, das liebst du doch so.«

»Ich hatte etwas Dringendes zu tun.«

Sie stand auf und gab ihm einen etwas zu harten Kuss auf die Wange. Eine Art zärtliche Ohrfeige. »Hättest dich ja wenigstens mal melden können. Ich habe dir aber eine Portion eingefroren, die kannst du dir mitnehmen.«

»Alles klar.« Er würde es nicht wagen, ohne Coq au Vin zu fahren. Und es später natürlich telefonisch ausgiebig loben.

»Wir von den Landfrauen stellen gerade ein Kochbuch zusammen, da will ich das Rezept auch drin haben. Aber einige stellen sich quer, weil es kein regionales Rezept ist. Ich koche es seit über vierzig Jahren, also ist es regional!«

»Das werden sie schon noch einsehen«, sagte Bene lächelnd. »Du, sag mal, stehen Papas alte Sachen noch in der Garage?«

Sie rieb sich die erdverkrusteten Hände an der Schürze ab. »Das hast du ja noch nie gefragt.«

»Ist wichtig.«

»Warum ist das denn plötzlich wichtig?«

»Wegen seines Gins. Den hab ich endlich aufgemacht. Und er ist extrem gut.«

Sie presste die Lippen aufeinander. »Es gibt keine Sachen mehr. Ich habe alles entsorgt. Mit dem Zeug konnte man ja nichts mehr anfangen.«

»Aber du schmeißt doch sonst nie was weg!«

»So ein Quatsch. Natürlich werfe ich Sachen weg, sonst würde unsere Maison doch längst überquellen. Du merkst es nur nicht. Hast du früher schon nicht, wenn ich deine kaputten Hosen entsorgt habe.«

Doch, das hatte er, jedes Mal, wenn sie seine mühevoll zerrissenen Hosen dem Altkleidersack geopfert hatte.

»Ist denn gar nichts mehr da aus Papas Labor?«

Sie schüttelte den Kopf. »Was willst du denn mit dem alten Kram?«

»Mir geht’s nicht um die ganzen Gerätschaften, sondern um seine Notizen.«

Sie schüttelte erneut den Kopf. »Ich habe das Zeug in Kartons gepackt und weg damit. Alles aus seinem Labor. Und die Kleidung an die Caritas. Warum bist du auf einmal so blass? Komm, setz dich auf die Bank. Was ist denn los mit dir?«

»Es muss doch noch irgendwas da sein …«

»Soll ich dir einen Pastis holen? Der hilft mir immer.«

Bene kramte in seinem Kopf wie in einer unordentlichen Besteckschublade. In der hintersten Ecke wurde er fündig. »Was ist mit seinen Büchern? Du würdest doch nie Bücher wegwerfen!«

Seine Mutter sah ihn lange an, bevor sie nickte. »Aber da ist sicher nichts über diesen Gin dabei.«

Bene drückte ihre Hand. »Ich muss das nachgucken, sonst werde ich verrückt.« Er drehte sich zum Haus, dessen Tür einladend offen stand. Es war eine herzliche Einladung an ihn, doch es war keine, die er besonders freudig annahm. Er ging nicht mehr gerne in sein altes Zuhause, denn es war ein Gebäude, dem etwas fehlte. Natürlich sein Vater, der viele Spuren im Haus hinterlassen hatte. Aber auch das Fehlen eines kleineren Hausbewohners namens Mademoiselle spürte man. Benes Mutter hatte sich immer einen Hund gewünscht, und eines Tages kam sein Vater mit einer kleinen, sabbernden Bordeauxdogge an.

Da Benes Mutter nie etwas umräumte, waren alle Plätze, wo Körbchen der Hundedame gestanden hatten, frei geblieben. Mademoiselle war nicht mehr da, sagte das Haus in jedem Raum. The Dogge has left the building.

Auch in der Bibliothek, einem großen Raum im ausgebauten Speicher mit bequemem Polstersessel zum Schmökern, befand sich auf dem Boden immer noch das große Kissen, auf dem der Hund stets eingekringelt lag, während Benes Vater Bücher studierte.

Sie standen alphabetisch nach Titel sortiert in den staubfreien Regalen. Wobei die Artikel nach der Lerchenfeldschen Sortiermethode weggelassen wurden. Der/die/das zählten nicht. »Der Gin« würde einfach unter »G« stehen. Bene ging die Buchrücken durch, bis er bei »Die Gilden der Hanse« ankam. Danach musste »Gin« kommen, doch es folgte »Gips- und Castverbände«. Bene versuchte es mit »Destillate«. Fehlanzeige. »Alkohol«? Auch nicht.

Stattdessen fand er einen alten Neckermann-Katalog. In einem Anflug von Nostalgie zog er ihn hervor und blätterte zum Spielzeug. Dort war alles angekreuzt. Jede einzelne Bestellnummer. Von ihm. Für Geburtstag und Weihnachten. Sowie weitere Geburtstage und Weihnachten. Er hatte Geschenke für die nächsten drei Jahre angekreuzt (mit Kürzeln, zu welchem Anlass er sie zu bekommen gedachte). Sehr vorausschauend von ihm, dachte Bene schmunzelnd. Und da er damals ungefähr gewusst hatte, wie viel seine Eltern immer ausgaben, hatte er finanziell angemessene Kombinationen gewählt. Doch er hatte weder den Original Oxford Billardtisch (inkl. zwei Queues) noch den vollelektrischen Traktor (bis zu sechs km/h schnell!) oder das Original Schweizer Offiziersmesser mit 112 Funktionen bekommen.

Natürlich hatten solche Kataloge später auch eine große erotische Bedeutung gehabt. Hier fanden sich die ersten Frauen, die er in Negligés zu sehen bekam. Sie besaßen zwar den Sex-Appeal einer Tagesschausprecherin, aber ihn hatte damals schon der Ansatz eines Dekolletés völlig aus der Fassung gebracht.

»Gehst du jetzt ernsthaft alte Kataloge durch?« Benes Mutter stand in der Tür und kreuzte die Arme.

»Ist das wirklich alles an Papas Büchern?«

»Es wird dich nur unglücklich machen, dich damit zu beschäftigen. Dich hat sein Tod damals sehr mitgenommen.«

Bene stand auf. »Maman! Echt! Lass mich bitte die Sachen sehen. Oder lauert da ein dunkles Geheimnis von Papa?« Er musste schmunzeln. »Es geht doch nur um die Gin-Rezeptur. Damit könnte ich richtig Geld verdienen. Und endlich was für meine Altersvorsorge tun.« Er blickte sie unschuldig an. Das hatte er sich von Mademoiselle abgeschaut. Und die Bordeauxdogge hatte jeden Abend etwas abbekommen, sobald die Wurst angeschnitten wurde.

Seine Mutter zeigte auf einen Schrank, in dem Bene Geschirr vermutet hatte. Doch als er ihn öffnete, fand sich anderes. Die ganzen alten Kfz-Bücher, Bedienungsanleitungen, Ersatzteilkataloge und was sein Vater sonst noch gesammelt hatte. Seine Mutter mochte alles Mögliche wegwerfen, aber kein gedrucktes Wort. Das gehörte sich einfach nicht.

Wie Bene sofort sah, standen auch Fachbücher zum Brennereiwesen im Schrank sowie englischsprachige Literatur zum Thema Gin. Er war auf Gold gestoßen!

Auch ein Tagebuch fand sich unter den Büchern. Wobei Buch zu viel gesagt war. Es handelte sich um ein schmuckloses Werbegeschenk von Vauxhall, der dunkelblaue Umschlag aus dünner Pappe. Sein Vater war immer sehr sparsam gewesen.

Bene sah seine Mutter an. »Hast du es gelesen?«

Zuerst blickte sie ihn stumm an, doch dann richtete sie ihre Haare und antwortete. »Es steht nicht viel drin. Dein Vater hat nie viele Worte gemacht.«

Weder mit dir noch mit mir, dachte Bene. Sein Vater hatte Worte wie Goldstaub behandelt und immer nur wenige Unzen abgewogen, damit die geringen Vorräte sich nicht vollends leerten.

Das galt anscheinend auch für alles Geschriebene. Sein Vater hatte wenig festgehalten, meistens nur notiert, wenn er einen Wagen erstanden oder verkauft hatte oder eine Zahlung fällig war. Zwischen zwei Einträgen konnten Tage,...

Erscheint lt. Verlag 1.10.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Sachbuch/Ratgeber Essen / Trinken
Schlagworte Bundle • Cosy Crime • humorvoller Krimi • Krimi Angebot • Krimi mit Kulinarik • Krimireihe • Krimi übers Essen • Leichte Krimis • lustiger Krimi • mit Rezepten
ISBN-10 3-7558-1040-9 / 3755810409
ISBN-13 978-3-7558-1040-7 / 9783755810407
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