Focusing und Märchen -  Martin Gottstein

Focusing und Märchen (eBook)

Finde den Schlüssel zu deinem inneren Schatz
eBook Download: EPUB
2016 | 1. Auflage
120 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-7345-3967-1 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,90 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Martin Gottstein führt uns freilassend in die Weisheit und in die Tiefendimension der Märchen. (Klaus Renn, Psychotherapeut, Leiter des Deutschen Ausbildungsinstituts für Focusing und Focusing Therapie, Autor und Coach) Der Autor stellt Möglichkeiten vor, die über den Weg des Focusing hilfreiche körperliche Wahrnehmungen ermöglichen können. (Brigitta Schieder, Anerkannte Erzählerin und Seminarleiterin der Europäischen Märchengesellschaft, Dipl. Logotherapeutin, Autorin) Während des Lesens entsteht in mir ein wohliges, freundliches, warmherziges Gefühl ... sehr positiv und sehr heilsam. (Dr. Johannes Wiltschko, Gründer und Leiter des Deutschen Ausbildungsinstituts für Focusing und Focusing Therapie, Psychotherapeut, Klinischer Psychologe, Autor)

geb. 1961 in Berchtesgaden, ist Dipl. Religionspädagoge, Focusing Ausbilder beim Deutschen Ausbildungsinstitut für Focusing und Focusing Therapie (DAF), sowie Märchenerzähler. In seiner beruflichen Tätigkeit als Seminarleiter, Lehrer, in der Seelsorge, als Leiter von Meditationsgruppen und vielem mehr hat er seine eigene Art entwickelt, Focusing und Märchen zu verknüpfen und in einen spirituellen Kontext zu stellen. Er lebt in Oberhaching in der Nähe von München.

2 Märchen


Ich glaube an alles, bis es widerlegt ist.
So glaube ich an Feen, Mythen, Drachen.
All das existiert, wenn auch nur im Kopf.
Wer sagt, dass Träume und Alpträume nicht ebenso real sind, wie das Hier und Jetzt?

(John Lennon)

2.1 Wie ich selbst zu den Märchen kam


In der Abenddämmerung machten meine Großeltern, die bei uns mit im Haus wohnten, die Flügeltüren zum Balkon auf, schoben ihre schweren Wohnzimmersessel bis zur Balkonstufe und beobachteten die untergehende Sonne. Ihr Wohnzimmer lag im Osten mit Blick auf die Schönauer Berge, so dass sich der fortschreitende Sonnenuntergang auf den Bergen ablesen ließ. Sie wurden immer röter und röter je mehr sich die Sonne zurückzog, bis sich das Alpenglühen nur noch ganz oben auf den Gipfeln in einem dunkelroten „Feuer“ widerspiegelte. Sie waren dabei ganz still und andächtig und saßen oft noch da, wenn der dunkelblaue Himmel die Bergsilhouette nur noch undeutlich erkennen ließ und die ersten Sterne schwach zu leuchten begannen.

Auch ich liebte diese Stimmung und war als Kind da auch gerne mit dabei. Ich glaube, diese meditative Stimmung hat mich für mein Leben geprägt. Man konnte sich gut vorstellen, wie sich in der Stille nach dem letzten Amselgesang die Tore der Anderswelt auftaten und Zwerge, Feen und allerlei andere Bewohner dieses Zwischenreiches die Welt betraten. Manchmal war es friedlich, manchmal unheimlich, aber es war immer magisch.

Dennoch habe ich mich auch dann gefreut mit meinen Großeltern noch eine Folge von „Don Camillo und Peppone“, „Dick und Doof“, „Bonanza“, „Die bezaubernde Jeannie“ oder „Immer wenn er Pillen nahm“ anzusehen.

Geschichten mochte ich schon immer. Wenn ich als Kind das Glück hatte, bei meinen Großeltern übernachten zu dürfen, erzählte mein Großvater abends im Bett immer Geschichten. Am besten waren die von „Onkel und Tante“. Er hat sie sich immer neu ausgedacht. Ich kann mich zwar nicht mehr daran erinnern, was genau der Inhalt war, aber sie waren überaus lustig und er musste sie immer und immer wieder erzählen.

Dann hatte ich in der 1. und 2. Klasse eine Religionslehrerin, Frau Bibend, die auch Kinderbuchautorin war und an deren Lippen ich gehangen bin. Auch sie ist mir wegen ihrer langen blonden Haare noch lebhaft in Erinnerung. Außerdem konnte sie Gitarre spielen und hat mit uns immer „We shall overcome“ gesungen. Wir haben das zwar nicht verstanden, aber es war großartig! Außerdem habe ich als Kind immer Märchenschallplatten gehört. Einmal habe ich die LP von „Rübezahl“ von vorne bis hinten beim Kaffee trinken meinen Eltern und Großeltern erzählt. Dafür hat mir mein Vater 2 DM gegeben. Das war zwar ein bisschen komisch und ich wusste auch nicht warum ich das jetzt bekommen hatte, aber gefreut hat es mich doch.

Im Berchtesgadener Land gibt es, wie anderen Orts auch, den Brauch, in der Nacht der Sommersonnenwende, dem längsten Tag im Jahr, große und kleine Sonnwendfeuer anzuzünden. Das besondere dort ist jedoch, dass diese auch auf den Bergen angefacht werden. So kann man besonders gut vom Haus meiner Eltern aus, das in Schönau am Königssee steht, rundherum auf den Bergen die Feuer sehen. Als Jugendlicher war es ein „Muss“ da auch hinauf zu kraxeln. Es gibt kaum Orte auf der Welt, die mit so starker Energie aufgeladen sind, wie dort. Meine erste Schallplatte, die ich mit 21 Jahren herausbrachte, hieß dann natürlich unweigerlich „Sonnwend“.

Mittlerweile führe ich den Beruf als Religionspädagoge nun schon seit über 30 Jahren aus. Beinahe jeden Tag erzähle ich dabei den Kindern in der Schule biblische Geschichten. Ich muss sagen, dass ich erst durch das Erzählen und die Auseinandersetzung mit den Geschichten und den Fragen der Kinder einen Zugang zur Religiosität bekommen habe. Klar, Meditation und einige Aufenthalte in Taizé hatten sicher schon eine Grundlage gelegt, aber die Tiefendimensionen der biblischen Geschichten haben mich erst erreicht, als ich sie selber mehrmals erzählt habe.

Als Religionspädagoge leitete ich u.a. auch einen Sterbebegleitungskreis. Für die Mitarbeiterinnen dieses Kreises hatte ich für eines unserer Treffen eine Märchenerzählerin eingeladen, die uns zu unserem Thema Märchen erzählen sollte. Es war total faszinierend, wie diese Frau die Märchen in der alten Sprache, wortgetreu, ganz schlicht und doch sehr eindringlich erzählte. Ihre Worte und Bilder berührten ohne Umwege direkt die Seele.

Dieses angekommen sein kannte ich bisher nur vom Focusing. Ich erfuhr, dass diese unglaubliche Kunst, mehrere Märchen auswendig in alter Sprache zu erzählen, erlernbar sei. Auf diese Weise lernte ich Brigitta Schieder kennen. Sie brachte mir bei, Märchen eben auf diese Weise zu erzählen. Allerdings sprach sie immer davon, dass es darum gehe, die Märchen nicht „auswendig“, sondern „inwendig“ zu lernen. So bin ich auch hier dem Focusing begegnet. Es ist beim Erzählen nämlich wichtig, die Geschichte zu „verleiblichen“ damit ich einen ganzheitlichen Bezug dazu bekomme. So gelingt es auf eine wesentliche Art die Zuhörer anzusprechen und mit ihnen in Dialog zu treten.

2.2 Märchen beschreiben und begleiten Wandlungsprozesse


Wenn in früherer Zeit ein Märchenerzähler oder Gaukler in eine Stadt oder in ein Dorf kam, so strömten die Menschen von überall her, um den Geschichten zu lauschen. Es gab ja weder Zeitung noch Radio, geschweige denn Fernsehen oder Internet. Man war auf das mündliche Erzählen angewiesen.

Die Märchen verweben uns in Geschichten, in denen wir uns selbst wiedererkennen. Sie beschreiben Entwicklungs- und Wandlungsvorgänge im Menschen und sind deswegen auch über die Jahrhunderte so aktuell. Wenn ich hier von Märchen spreche, dann meine ich die Volksmärchen und da vor allem die Zaubermärchen der Völker. Sie wurden über Generationen hinweg ausschließlich mündlich überliefert, so dass individuelle Einflüsse auf ihren Kern abgeschliffen wurden und sich auf diese Weise eine Allgemeingültigkeit herausgebildet hat. Vielleicht ist es aber auch genau umgekehrt. Die individuellen Einflüsse haben sich nicht abgeschliffen, sondern wurden integriert. Allgemeines nimmt alles in sich auf, jedes auch noch so kleine individuelle Detail und bildet daraus ein neues, großes, stimmiges Ganzes. Wahrscheinlich stimmt beides...

Märchen und Mythen bringen also Lebenserfahrungen zum Ausdruck. Sie tun dies in einer Symbolsprache, die enträtselt werden kann. So wird es möglich, dass wir dieses Lebenswissen ins Bewusstsein heben, damit es für unser Leben wirksam und sinnstiftend sein kann. Lebenswissen hat mit Weisheit zu tun. Es ist ein intuitives Wissen. „Lebenswissen ist entstanden aus der Verdichtung der Erfahrungen vieler. Es ist eine Art Kollektivwissen. C.G. Jung spricht von Archetypen und meint damit die unbewussten Bilder, in denen sich dieses Lebenswissen im Unbewussten abgelagert hat und das von Generation zu Generation weitervererbt wird.“1

Der Psychoanalytiker Erich Fromm macht uns darauf aufmerksam, dass „Symbolsprache eine Sprache ist, in der innere Erfahrungen, Gefühle und Gedanken so ausgedrückt werden, als ob es sich um sinnliche Wahrnehmungen, um Ereignisse in der Außenwelt handelte. Es ist eine Sprache, die eine andere Logik hat als unsere Alltagssprache.“ Er geht sogar so weit, dass er meint: „Symbolsprache halte ich für die einzige Fremdsprache, die jeder von uns lernen sollte. Wenn wir sie verstehen, (...) lernen wir die tieferen Schichten unserer eigenen Persönlichkeit kennen.“ Ich möchte dem noch hinzufügen, dass die beste Übersetzungshilfe für die Symbolsprache, die so gesehen die Sprache der Seele ist, das Focusing ist.2

2.3 Märchen und Focusing


Ich leite oftmals Seminare als Focusingausbilder, lerne Märchen „inwendig“ und leite manchmal auch Märchenseminare. In allen drei Tätigkeiten ist mir aufgefallen, dass die alten Geschichten nicht nur eine Vielzahl von Lebensweisheiten und Weltwissen, sondern auch oft Elemente von Focusingprozessen in sich tragen. Kein Wunder! Denn sowohl die (Volks-) Märchen, als auch das Focusing sind ja keine von irgendjemandem ausgedachten und konstruierten Vorgänge, sondern zutiefst menschliche Erfahrungen, die sich über die Jahrtausende nicht verändert haben. Wenn wir nun Märchen mit „Focusing-Augen“ betrachten, kommen wir zu einer ganz neuartigen Märchendeutung. Zum einen können wir untersuchen, wo und wie Focusing im Märchen vorkommt und zum anderen können wir uns auch die Märchen mit Focusing erschließen. Beide Herangehensweisen sind sehr spannend und so soll im Folgenden auch von beiden Möglichkeiten die Rede sein.

Beginnen wir damit, Focusing im Märchen aufzuspüren. Auf...

Erscheint lt. Verlag 12.7.2016
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
ISBN-10 3-7345-3967-6 / 3734539676
ISBN-13 978-3-7345-3967-1 / 9783734539671
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 10,5 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychosomatische Beschwerden: Was mir die Signale meines Körpers …

von Hans Lieb; Andreas von Pein

eBook Download (2024)
Trias (Verlag)
22,99
Stress & Spannungen lösen. Das Original-TRE-Übungsprogramm

von Hildegard Nibel; Kathrin Fischer

eBook Download (2024)
Trias (Verlag)
22,99