365 Geschichten, warum wir Fußball lieben (eBook)
384 Seiten
Meyer & Meyer (Verlag)
978-3-8403-3865-6 (ISBN)
Sportjournalist Christian Albrecht Barschel ist langjähriger Redakteur beim tennis MAGAZIN. Er stand zweitweise im Guinness Buch der Rekorde mit dem längsten Tenniseinzel sowie dem längsten Tennisdoppel der Welt. Seine große Liebe zum Fußball begann als Sechsjähriger in der F-Jugend der Möllner Sportvereinigung, für die er bis zum 14. Lebensjahr auf Torejagd ging. Seit der EM 1988 hat er kein Turnierspiel der deutschen Nationalmannschaft verpasst. Sein Lieblingsverein ist Borussia Dortmund.
Sportjournalist Christian Albrecht Barschel ist langjähriger Redakteur beim tennis MAGAZIN. Er stand zweitweise im Guinness Buch der Rekorde mit dem längsten Tenniseinzel sowie dem längsten Tennisdoppel der Welt. Seine große Liebe zum Fußball begann als Sechsjähriger in der F-Jugend der Möllner Sportvereinigung, für die er bis zum 14. Lebensjahr auf Torejagd ging. Seit der EM 1988 hat er kein Turnierspiel der deutschen Nationalmannschaft verpasst. Sein Lieblingsverein ist Borussia Dortmund.
JANUAR: GEISTERSPIEL UND HALLENMASTERS
1. Januar 1981
Das Ende der längsten ungeschlagenen Serie der deutschen Nationalmannschaft
Ein Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft am Neujahrstag: heutzutage nicht vorstellbar, damals Realität. Viermal trat die DFB-Elf zum Jahresstart an. Die Bilanz: ernüchternd. Alle vier Spiele gingen verloren. Besonders bitter war die Partie am Neujahrstag 1981 in Uruguay in Montevideo. Es war der Beginn einer Mini-Weltmeisterschaft, eine „Mundialito“, zu welcher der uruguayische Fußballverband zu Ehren von 50 Jahren Fußball-WM alle sechs damaligen Weltmeister einlud: Uruguay (1930 und 1950), Italien (1934 und 1938), Deutschland (1954 und 1974), Brasilien (1958, 1962 und 1970), England (1966) und Argentinien (1978). Bloß England wies die Einladung zurück und wurde so im Sechser-Turnier mit zwei Gruppen durch den zweimaligen Vizeweltmeister Niederlande ersetzt. Deutschland traf in seinem ersten Spiel auf Argentinien, den amtierenden Weltmeister, und trat mit großem Selbstbewusstsein an. Die letzten 23 Länderspiele zuvor hatte das Team von Jupp Derwall nicht verloren, dabei auch Argentinien besiegt. Derwall übernahm das Amt des Bundestrainers von Helmut Schön nach der Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien, die mit „der Schmach von Cordoba“ gegen Österreich (2:3-Niederlage, siehe Kapitel 21. Juni) endete. Unter Derwall gewann Deutschland 1980 den Europameistertitel. Die Bilanz in den ersten 23 Spielen: 18 Siege, fünf Unentschieden, 56:18-Tore. Manfred Kaltz vom Hamburger SV kam dabei in allen 23 Spielen zum Einsatz. „Es hat damals einfach alles gepasst. Wir hatten zwar keine Blockbildung wie frühere erfolgreiche Nationalmannschaften, aber auch keine Cliquenbildung. Wir sind gerne zur Nationalmannschaft gefahren“, sagte Karlheinz Förster über die längste ungeschlagene Serie der DFB-Elf. Die Serie ging jäh zu Ende, auch weil die Vorbereitungen kaum schwerer hätten sein können. Vom tiefen Winter in Deutschland ging es erst vier Tage vor Spielbeginn in den Hochsommer in Uruguay – 40 Grad Temperaturunterschied. Dennoch rief die DFB-Elf ihr Potenzial ab. Horst Hrubesch köpfte Deutschland in der 40. Minute in Führung. Alles sah nach der Fortführung der ungeschlagenen Serie aus, auch weil Diego Armando Maradona, der auf dem Weg zum Superstar war, kaum Akzente bei den Argentiniern setzen konnte. In der 84. Minute unterlief dann ausgerechnet Kaltz, der bei allen 23 ungeschlagenen Spielen dabei war, ein unglückliches Eigentor. In der 88. Minute gelang Ramón Díaz dann noch der 2:1-Siegtreffer für Argentinien. Es war das bittere Ende einer herausragenden Serie. „So ein Spiel kann man doch nicht mehr verlieren, oder?“, meinte Trainer Derwall anschließend und gab sich ratlos. Sechs Tage später ging auch das zweite Spiel bei der Mini-WM mit 1:4 gegen Brasilien nach einer 1:0-Führung verloren. „Diese Mini-WM war unnötig wie ein Kropf. Ich weiß noch, dass darauf keiner wirklich Lust hatte. Wir Spieler haben nur mit dem Kopf geschüttelt über diese Veranstaltung, und es war uns klar, dass es hier passieren könnte“, sagte Förster rückblickend über das Ende der Serie. Bis heute hält der Rekord mit 23 Spielen ohne Niederlage. In den Jahren 1998 (22 Spiele ohne Niederlage unter Berti Vogts) und 2018 (22 Spiele ohne Niederlage unter Joachim Löw) stand der Rekord kurz vor der Einstellung.
2. Januar 1971
Die Katastrophe im Ibrox Park
Das Stadtduell zwischen den Glasgow Rangers und Celtic Glasgow gehört zu den emotionalsten Derbys im Fußball. Die Rivalität zwischen den beiden schottischen Clubs wird als „Old Firm“ bezeichnet. Besondere Brisanz hatte dieses Duell im vergangenen Jahrhundert vor allem wegen der religiösen Thematik. Die Rangers waren damals der Club der Protestanten, Celtic gehörte zu den Katholiken. Inzwischen spielt die Religion in Schottland keine große Rolle mehr, die sportliche Brisanz ist jedoch geblieben. Das Derby am 2. Januar 1971 ging als dunkelstes Kapitel in die „Old Firm“-Geschichte ein. Im Ibrox Park, dem Stadion der Glasgow Rangers, brach kurz vor Schlusspfiff eine Massenpanik aus. In der 89. Minute ging Celtic Glasgow in Führung. Daraufhin wollten zahlreiche Fans der Rangers das Stadion verlassen. Was dann passierte, darüber gibt es verschiedene Darstellungen. Man kann nur darüber spekulieren, was genau geschehen ist. Was sicher ist: Kurz nach dem 0:1 gelang den Rangers noch der Ausgleich, es kam danach zur Massenpanik im Stadion mit 100.000 Zuschauern – dabei fasste der Ibrox Park nur 80.000 Zuschauer. 66 Menschen verloren ihr Leben, mehr als 200 wurden verletzt. „Irgendjemand fiel, ein anderer fiel auf ihn, und so setzte es sich fort. Es war, als ob ein Kartenhaus zusammengefallen wäre“, sagte ein Polizist über die Massenpanik. Nach der Katastrophe wird zügig beschlossen, den Ibrox Park, der inzwischen Ibrox Stadium heißt, umzubauen, sodass solch eine Katastrophe nie wieder passieren kann. 1981 eröffnete das neue Stadion, nur mit Sitzplätzen. Die Zuschauerkapazität wurde auf 50.817 verringert.
3. Januar 2023
Die Vorstellung von Cristiano Ronaldo in Saudi-Arabien
Dieser spektakuläre Transfer erhitzte die Gemüter. Der vereinslose Cristiano Ronaldo folgte dem Ruf des Geldes und wechselte nach Saudi-Arabien in eine völlig unbedeutende Liga. Mit großem Tamtam samt Feuerwerk und Lasershow wurde der fünfmalige Weltfußballer des Jahres beim Club al-Nassr FC vorgestellt. Sein Gehalt: schwindelerregend. Pro Saison sollte der Portugiese 200 Millionen US-Dollar verdienen. „Ich stelle mir vor, dass ich meine Karriere auf Topniveau beende. In Würde bei einem großen Club. Das bedeutet nicht, dass es nicht gut ist, in die USA, nach Katar oder Dubai zu gehen, aber ich sehe mich dort nicht“, sagte Ronaldo im Jahr 2015. Es kam anders. Ronaldo zerstörte ein wenig sein sportliches Denkmal, als er bei Manchester United zum Rundumschlag gegen Verein und Trainer ausholte. Im Jahr 2022 ließen die Leistungen des 37-Jährigen immer mehr nach, sodass er sich häufig auf der Bank wiederfand. Zu viel für sein großes Ego. In einem TV-Interview giftete Ronaldo gegen Trainer Erik ten Hag. „Ich habe keinen Respekt vor ihm, weil er keinen Respekt vor mir hat. Wenn du keinen Respekt vor mir hast, werde ich nie Respekt vor dir haben“, sagte er und teilte auch gegen den Verein aus, in dem er zwischen 2003 und 2009 zum Weltstar aufgestiegen war. „Ich fühle mich verraten, und ich habe das Gefühl, dass einige Leute mich hier nicht haben wollen, nicht nur dieses Jahr, sondern auch letztes Jahr“, polterte Ronaldo. Eine Woche nach dem Interview einigten sich Ronaldo und Manchester United auf eine sofortige Vertragsauflösung. Kurz vor dem Jahreswechsel 2022/2023 gab Ronaldo bekannt, dass er nach Saudi-Arabien wechseln werde. Bei seiner Vorstellung beim al-Nassr FC unterlief ihm dann ein peinlicher Versprecher, als er das falsche Land nannte. „Es ist nicht das Ende meiner Karriere, nach Südafrika zu kommen“, sagte Ronaldo auf der Pressekonferenz. „Die Liga ist sehr konkurrenzfähig. Ich weiß, dass die Leute das nicht wissen. Diejenigen, die mich dafür kritisieren, hierher zu kommen, wissen es nicht, sie verstehen Fußball nicht. Ihre Kritik ist mir auch egal, es ist meine Entscheidung“ – mit diesen Worten rechtfertigte er seine Entscheidung, in einem unbedeutenden Fußballland wie Saudi-Arabien seine Karriere zu beenden.
4. Januar 1990
Der Geburtstag von Toni Kroos
Wenn es um die besten deutschen Fußballer der Geschichte geht, dann fallen meist die Namen Franz Beckenbauer, Lothar Matthäus, Uwe Seeler oder Gerd Müller. Toni Kroos wird in dieser Kategorie häufig übersehen. Dabei hat der gebürtige Rostocker Fußballgeschichte geschrieben. Kein deutscher Spieler gewann so häufig die Champions League wie Kroos: einmal mit dem FC Bayern München (2013) und viermal mit Real Madrid (2016, 2017, 2018 und 2022). Im Trikot des FC Bayern München reifte Kroos zum Weltklassespieler. 2013 gewann er mit den Bayern das Triple – Deutscher Meister, DFB-Pokalsieger, Champions-League-Sieger. Anschließend wechselte er zu den Königlichen, zu Real Madrid. In Spanien avancierte Kroos zum Weltstar. Neben vier Titeln in der Champions League gewann er dreimal die spanische Meisterschaft mit Real Madrid. Auch in der deutschen Nationalmannschaft spielte Kroos eine führende Rolle als langjähriger Stammspieler, vor allem beim Gewinn der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Beim historischen 7:1-Halbfinalsieg gegen Brasilien bei der WM 2014 erzielte Kroos zwei Tore innerhalb von 69 Sekunden. Nach 106 Spielen im DFB-Dress beendete Kroos nach der Europameisterschaft 2021 seine Karriere als Nationalspieler, kehrte aber im März 2024 ins DFB-Team zurück. Kroos brillierte im Mittelfeld vor allem mit seiner Ballannahme und seinen Pässen, mit denen er seine Mitspieler in Szene setzte. „Bei allem Talent ist eine Sache aber ganz entscheidend: Man muss bereit sein, fleißig zu sein. Ich weiß noch, wie es mir irgendwann aus den Ohren rauskam, immer wieder die Ballannahme und Ballmitnahme zu üben. Das waren ja ein paar Zehntausend Wiederholungen. Aber diese Sonderschichten helfen mir bis...
Erscheint lt. Verlag | 20.5.2024 |
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Verlagsort | Aachen |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sport ► Ballsport ► Fußball |
Schlagworte | Andreas Möller • Deutsche Nationalmannschaft • DFB • Fussball • Geschichte • Hand Gottes • Maradona • Pele • Sommermärchen • Thomas Helmer • Wembley-Tor • Wunder von Bern |
ISBN-10 | 3-8403-3865-4 / 3840338654 |
ISBN-13 | 978-3-8403-3865-6 / 9783840338656 |
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