Mehr als nur Fußball -  Franz Straub

Mehr als nur Fußball (eBook)

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
222 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-6249-8 (ISBN)
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Montenegrinische Elvis-Imitatoren und ihre liebestollen Verehrerinnen, Dauerfeueralarm in London und die Tücken der Verbindung von Bustoiletten und reger Verdauungstätigkeit - von all diesen Dingen handeln die 20 Anekdoten, die Franz Straub in "Mehr als nur Fußball" erzählt. Und natürlich vom Fußball, dem der Autor in fremde Länder und auf die obskursten Fußballplätze folgt. Mal in lockerem Plauderton, mal durchsetzt mit bissigen politischen Kommentaren, aber dabei immer pointenreich und augenzwinkernd berichtet der passionierte Groundhopper von all dem Alltäglichen und nicht so Alltäglichen, das ihm auf seinen Reisen bisher begegnet ist. Eine unterhaltsame Lektüre - nicht nur für Fußballfans!

Der 40-jährige Franz Straub ist passionierter Groundhopper und sammelt dabei Fußballplätze auf der ganzen Welt. Seine Erlebnisse schildert es in seinem zweiten Buch "Mehr als nur Fußball".

(1) Back in the Game: Sarajevo


-Juli 2021-

Die epidemische Lage von nationaler Tragweite ließ seit März 2020 mein Länderpunktekonto brachliegen. Doch damit sollte nun Schluss sein. Die Sehnsucht, wieder mal ein neues Land zu besuchen, überwog gegenüber den mahnenden Worten der führenden Politiker. Es war Zeit, wieder in den Sattel zu steigen.

Nicht nur Liebe, sondern auch Fernweh ging in diesem Falle durch den Magen. Meine Schwärmereien für die Köstlichkeiten des Balkans ließ auch die Sehnsucht dreier Arbeitskollegen nach einem Abenteuer in Südosteuropa wachsen. Gilt die Völlerei eigentlich als eine der sieben Todsünden, so ist sie im Kollegium ein unverzichtbares Bindeglied. Sarajevo wurde als Ziel auserkoren.

Die Fahrzeit von zwölf Stunden zwischen der niederbayerischen Heimat und der bosnischen Hauptstadt verging tatsächlich wie im sprichwörtlichen Flug, dennoch war die Autobesatzung froh, als die Ankunft nahte. Die Einfahrt über die Stadt erfolgte über die Ulica Zmaja od Bosne, eine der Hauptverkehrsadern Sarajevos. Im Bosnienkrieg erhielt die Straße den informellen Namen Sniper Alley – Allee der Scharfschützen. Gerade die Gegend um das damalige Hotel Holiday Inn war als Todeszone berüchtigt und gefürchtet, weil die hohen Gebäude ein weites Sichtfeld für die Scharfschützen boten. Besonders grausam war, als Menschen „nur“ angeschossen wurden, um später die Retter ebenfalls beschießen zu können. Ein Ort mit einer grausigen Geschichte, an dem die Zeitzeugen – in Form von Einschusslöchern an den Hausfassaden - immer noch sichtbar sind. Generell sind in der Stadt die Spuren des Krieges noch deutlich erkennbar. Gerade der Kovači-Šehid-Friedhof mit seinem von weiten einsehbaren weißen Grabsteinen vermittelt ein beklemmendes Gefühl.

Doch auch ein anderer Schauplatz war Startschuss (was für ein unpassendes Wortspiel) für ein weiteres tragisches Ereignis in der Weltgeschichte. Die Steinbogenbrücke Latinska Ćuprija, eine der ältesten Brücken Sarajevos war der Ort des Attentats von 1914 auf Franz Ferdinand, nicht zu verwechseln mit der britischen Indie-Rockband aus Glasgow, sondern dem Erzherzog von Österreich. Bei dem von einem bosnisch-serbischen Nationalisten verübten Anschlag starben der Thronfolger von Österreich-Ungarn und seine Frau Herzogin Sophie von Hohenberg. Die daraus resultierende Julikrise führte zum Ersten Weltkrieg.

Den Bogen nach den vorherigen Zeilen wieder zu erfreulicheren Themen zu schaffen, ist in Anbetracht der mit den beiden Kriegen einhergehenden Gräueltaten, ohne dabei nicht pietätlos zu klingen, wahrlich schwierig. Daher folgt nun astreines Kontext-hopping. Dazu springen wir in die Abendgestaltung welche in der Sarajevska Pivara, einer Brauerei(gaststätte) in Sarajevo mündete. Mit Livemusik und Gerstenkaltgetränken nahm der Abend richtig Schwung auf. Ob Mitglieder der Reisegruppe das Buffet der dort abgehaltenen Hochzeitsfeier tatsächlich zur Appetitzügelung missbrauchten, ließ sich nicht mit absoluter Sicherheit aufklären. Der Abend nahm bis in die frühen Morgenstunden seinen Lauf. Aber ein Groundhopping-Wochenende ist eben nicht zum Regenerieren, sondern zum Degenerieren da.

Eine bereits geöffnete Bäckerei sollte den Heißhunger vor dem Einschlafen zügeln und so orderte man Schinken-Käse-Taschen und dergleichen. Da allerdings im Geldbeutel ein ähnlich großes Loch an der heimischen Konvertiblen Mark klaffte wie in unseren ausgeschwemmten Mägen, mussten wir mit Euros bezahlen. Mit dem kleinsten vorhandenen Zehn-Euro-Schein wussten die Bäckereifachverkäufer nicht wirklich umzugehen und wollten (oder konnten) kein Wechselgeld zur Abwicklung der Transaktion herausgeben. So wurden kurzerhand einfach alle vorhandenen deftigen Gebäckstücke mit Wurst- und Käsefüllungen übergeben. Sehr zum Leidwesen der nachfolgenden einheimischen Kundschaft, welche nun vor verwaisten Regalen stand. Die schiere Menge der erworbenen Waren führte dazu, dass noch ein Jugendlicher ohne Obdach von uns auf dem Rückweg zum Hotel versorgt wurde. Trotz Stillung des Bierhungers und Nutzung der vorhandenen Backwaren als Frühstück, konnte trotz alledem keine signifikante Reduzierung des Vorrates erreicht werden.

Am nächsten Tag sollte nun endlich Fußball anstehen. Auf dem Programm stand neben dem Spiel FK Sarajevo gegen FK Tuzla City noch FK Željezničar gegen FK Borac, welches in idealer Terminierung beides kombinierbar sein sollte. Doch die Rechnung hatten wir ohne den hiesigen Verband gemacht. Die finale Terminierung erfolgte ohnehin erst sechs Tage vor dem Spieltag. Dennoch konnte der Spielplanbetreuer des Verbandes nicht erkennen, dass der FK Sarajevo zwei Tage vor dem angesetzten Termin zum Donnerstagsspiel in der ersten Qualifikationsrunde zur neu eingeführten UEFA Europa Conference gegen den moldawischen Club FC Milsami Orhei antreten sollte. Zwischen dem internationalen Spieltag und dem von uns anvisierten Ligaspieltag sollte also nur der Freitag liegen. Diesen besagten Freitag nutzte die Mannschaft nicht nur zur Regeneration, sondern auch der äußerst weitsichtige Spielplanbetreuer um eine Verschiebung auf den folgenden Montag zu initiieren. Blöderweise saßen wir zu dem Zeitpunkt bereits im Auto und eine Änderung unserer Reisedaten kam nicht mehr in Frage. Da Tuzla City wohl einen kürzeren Anfahrtsweg hat, dürfte die kurzfristige Verlegung weniger schmerzhaft gewesen sein. Gebracht hat es für den Fudbalski klub Sarajev trotzdem nichts. Er setzte beide Partien in den Sand. Eine vorausschauendere Handhabung des Verbandes hinsichtlich der Ansetzungen wäre im Vorfeld für das deutsche Eventpublikum hilfreich gewesen, waren die Fakten allesamt bekannt. Insgeheim musste man jedoch mit einer Verschiebung rechnen, war das Szenario, dass tatsächlich gespielt wird, doch etwas zu unwahrscheinlich. Doch wie sagt eine alte Hopperweisheit: Es gibt auch ein Leben nach einem ausgefallenen Spiel.

Nun verblieb immerhin noch die Partie FK Željezničar gegen Borac Banja Luka, welche jedoch etwas überraschend ein richtiger Kracher war. Mit viel pyrotechnischen Erzeugnissen begrüßten die Fans der Heimmannschaft den ersten Spieltag der neuen Saison. Die extrem hohe Mitmachquote auf allen Rängen im typisch stimmgewaltigen Balkanstil rundete das Bild hervorragend ab. Das Stimmungsbild führte dazu, dass sich die Körperhaare mehrfach mithilfe kleiner Muskeln, die an jedem Haarbalg ansetzen, aufrichteten und die Haarfollikel spitzkegelig hervorsprangen; oder kurz gesagt – Gänsehaut war angesagt. Gerade nach einer langen coronabedingten stimmungstechnischen Durststrecke war das Dargebotene Balsam auf die Fußballseele.

Für die Anhänger Željezničars bedeutete das Spiel die Rückkehr ins Stadion Grbavica. Auch dieser Ort hatte während des Bosnienkrieges einen traurigen Schauplatz eingenommen. Mit seiner Lage genau zwischen der pro-serbischen und der pro-bosnischen Frontlinie musste es schwere Schäden hinnehmen. So wurde die hölzerne Westtribüne durch serbische Einheiten in Brand gesetzt. Ein anderer Teil des Stadions wurde vermint. Nach dem Krieg musste auch hier viel Wiederaufbauarbeit geleistet werden. In der Gegenwart kam Borac Banja Luka zum späten glücklichen Ausgleichstreffer zum 1:1 in der 88. Minute und konnte die Heimreise zumindest mit einem Punkt antreten.

Die aufgrund der Corona-Pandemie verschärften Einreisebedingungen der passierten Länder ließen die Rückreisezeit stark anwachsen. Da wir dies schon vermutet hatten, planten wir eine Übernachtung entlang der Strecke mit ein. Die Ausschau nach einem passenden Fußballspiel war dabei natürlich obligatorisch. Fündig wurden wir im slowenischen Celje, welches wir abweichend von unserem Plan aufgrund Grenzstaus mehrere Stunden verspätet erreichten. Die Ankunftszeit und der Zeitpunkt des Anpfiffes rückten immer näher zusammen. Als Proviant im Auto dienten im Übrigen noch die unzähligen, zwei Tage alten Schinken-Käse-Taschen. Während uns in Bosnien strahlender Sonnenschein verabschiedete, erwartete uns in Slowenien strömender und anhaltender Regen und neben der Straße liegende Felder waren bereits geflutet.

Bei den wenigen Schritten vom Parkplatz zum Z'dežele Stadium wurden wir bereits völlig durchnässt. Der Ball konnte auf dem tiefen Geläuf nicht mehr rollen und große Pfützen säumten den Rasen. Der Regen preschte unaufhörlich auf das immer nasser werdende Grün und grelle Blitze erleuchteten den Nachthimmel. Die Szenerie wurde fast schon slapstickartig und es war an kein geordnetes Spiel mehr zu denken. Nach rund einer Viertelstunde wurde die Partie NK Celje gegen den NK Maribor wegen Unbespielbarkeit des Platzes unterbrochen. Nach rund 30 Minuten begutachteten die Schiedsrichter den Platz und entschieden sich für eine Fortführung der Partie. Letztlich nahm der NK Maribor aufgrund des 3:2-Auswärtserfolges drei Punkte mit nach Hause.

Ein ungewöhnliches Hotel wartete nach dem Spiel auf uns. Gelegen mitten im Industriegebiet und...

Erscheint lt. Verlag 16.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Sport
ISBN-10 3-7597-6249-2 / 3759762492
ISBN-13 978-3-7597-6249-8 / 9783759762498
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