Bewusstseinsstufen -  Georg Kühlewind

Bewusstseinsstufen (eBook)

Meditationen u?ber die Grenzen der Seele
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
128 Seiten
Verlag Freies Geistesleben
978-3-7725-4062-2 (ISBN)
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Bahnbrechender Erstling Mit dieser 1976 erschienenen Sammlung von Aufsätzen, Aphorismen und Meditationstexten etablierte sich Georg Kühlewind als Vorreiter einer modernen Spiritualität, in der die meditative Praxis und die selbst errungene Erkenntnis wichtiger sind als die Lektüre autoritativen Schrifttums.

Georg Kühlewind (6. März 1924 - 15. Januar 2006, Budapest) wurde nach dem Studium der Klassischen Philologie und danach der Chemie Professor fu?r physikalische Chemie. Er ließ sich vorzeitig emeritieren, um sich ganz der Geistesforschung zu widmen und hielt weltweit Kurse und Vorträge zu Fragen der Erkenntniswissenschaft und der Meditation. Sein Werk ist auf Deutsch fast vollständig im Verlag Freies Geistesleben erschienen. 2022 erschein zudem seine Biografie ?Georg Kühlewind. Diener des Logos?, verfasst von seinem Freund und Weggefährten Laszlo Böszörmenyi.

Das Grunderlebnis des Geistes


Wenn Betrachtungen über allgemeine menschliche Interessen, über den Sinn des menschlichen Lebens und des Weltprozesses oder über die Entwicklungsbedürfnisse der Menschheit und einzelner menschlicher Individualitäten angestellt werden sollen, so muss und kann nur von dem Standpunkte und Gesichtspunkte des heutigen Durchschnittsmenschen ausgegangen und alles Sagenswerte in die Sprache des Alltagsmenschen gefasst werden. Sonst besteht keine Möglichkeit für den Alltagsmenschen, dem Gesagten nahezukommen und es zu verfolgen. Andererseits sind wir ja mehr oder weniger alle Alltagsmenschen.

In diesem Sinne kann sogleich festgestellt werden, dass, wenn man eine minimale Besonnenheit oder erkenntnistheoretische Selbstbesinnung übt, man gewiss auf eine Grundwahrheit stößt, die bündig in dem Satz zusammengefasst werden kann:

Alle unsere Erkenntnisse und Kenntnisse ergeben sich uns aus unserer und durch unsere Denktätigkeit und können auch einzig in der Form von Gedanken erhalten, ausgedrückt und mitgeteilt werden.

Man könnte dem vielleicht entgegenhalten, dass ja eine «einfache» Wahrnehmung auch Kenntnisse liefern kann und in diesem Falle keine Denktätigkeit bei ihrem Zustandekommen mitspielt. Doch eine nur wenig tiefergehende Beobachtung zeigt, dass in jedem Wahrnehmungsprozess der vorgestellte Wahrnehmungsinhalt nur durch ein, allerdings unbeobachtetes, Denken entsteht: Ohne gedankliche Bestimmungen, die rasch und leicht und deshalb unbemerkt verlaufen, würde man einfach gar nichts Bestimmtes wahrnehmen können.

Wer den Inhalt seines Bewusstseins beobachtet, kann bemerken, dass dieser überhaupt nur aus Elementen besteht, die entweder rein begrifflicher Natur oder noch mit Begriffselementen verbunden sind. Das menschliche Bewusstsein ist ein Gedankenbewusstsein.

Dass das oben Gesagte für die sinnliche Erkenntnis gültig ist, leuchtet unmittelbar ein. Wie steht es aber mit Erkenntnissen, die nicht auf Sinnesobjekte abzielen? Was geschieht mit dem Denken im Streben nach einem übersinnlichen Erkennen?

Die Ohnmacht des gegenständlichen Denkens im Ergreifen übersinnlicher Wirklichkeiten ist als geschichtliche Menschheitserfahrung offenbar. Von den Scholastikern über Kant bis hin zum Erscheinen der ersten erkenntnistheoretischen Werke Rudolf Steiners tat sich eine immer breiter werdende Kluft zwischen Sinneswelt und Geisteswelt, zwischen einem bloß auf die Sinneswelt gerichteten Erkennen und einem auf die übersinnliche Wirklichkeit zielenden Glauben auf. Der deutsche Idealismus, auch Baader und Stirner, vermochten diese Kluft nicht zu überbrücken. Es kann als Tatsache festgestellt werden, dass das menschliche Denken, so wie es sich entwickelt hat, nicht imstande ist, in die Regionen des Übersinnlichen einzudringen.

Dass das Erkennen der Sinneswelt in der Form, in der es heute gegeben ist, der Menschheit nicht genügt, kann durch vieles bezeugt und bewiesen werden. Man denke nur an die globalen Gefahren, an die Gefährdung der gesamten Menschheit und an die Lebensangst des Einzelnen. Doch muss sich die Frage, ob sein Erkennen genügt, jeder selbst stellen, und sie muss in jedem Fall vom Einzelnen selbst beantwortet werden. Man könnte auch sagen: Wer sie sich stellt, hat sie schon beantwortet – Dies gilt auch für die Möglichkeit, das Gebiet des Übersinnlichen etwas anderem als dem Erkennen zu überlassen. Das möge jeder tun, der es vermag. Alles hier Gesagte gilt für denjenigen, für den es sich eben herausstellt, dass er das nicht tun kann. – Vielleicht könnte auch darauf hingewiesen werden, dass das Erkennen der Sinneswelt selbst sehr unvollständig ist, trotz des technischen Fortschritts. Die Erscheinungen des Lebens entziehen sich der Erkenntnis völlig, und grundlegende Begriffe der Physik wie Masse, Kraft, Energie, Kräftefeld harren noch einer klaren, begrifflichen Deutung.

So sieht sich der moderne Mensch einfach genötigt, seine Erkenntnisfähigkeiten überhaupt zu steigern – ein Unterfangen, das in bewusster und selbstentschlossener Form geschichtlich zum ersten Mal unternommen würde. Die Entwicklung der Erkenntnisfähigkeiten geschah bis zur Gegenwart ohne den bewussten Entschluss des Menschen, wie aus natürlichem Wachstum.

Die angestrebte Art von Erkenntnis kann uns dabei nicht weniger klar bewusst sein als das Denken: ein Mehr, nicht ein Weniger – eine Steigerung der Klarheit, nicht Rückkehr zu einer mehr träumenden Bewusstseinsform.

Wie kann der Mensch sich verändern? Wo kann er sein Wesen in die Hand nehmen, um sich weiterzubringen?

Alles, was in das menschliche Bewusstsein hineingelangt, ist ein Fertiges, Gewordenes, ein Endprodukt, die letzte Phase des Vorganges, durch den es entstand So ist es mit den Wahrnehmungen der Sinneswelt und auch mit den Wahrnehmungen der inneren Welt, mit den Erscheinungen des Gefühlslebens und Willenslebens. Ja, wenn wir ganz genau unser Begriffsleben betrachten, bemerken wir, dass gewöhnlich auch die Gedanken und Begriffe erst bewusst werden, wenn sie fertig, wenn sie schon kristallisiert sind. Doch besteht ein grundlegender Unterschied zwischen allen anderen Bewusstseinsinhalten und den Gedanken. Während alles andere mir wie von außen gegeben ist, ohne mein Zutun, fühle ich mich als Hervorbringer meiner Gedanken. In meiner Gedankenwelt fühle ich mich gewissermaßen frei in meiner Aktivität. Ich kann an einem auftauchenden Gefühl oder Willensimpuls nichts mehr ändern, kann höchstens ihre Ausdrucksweise lenken. Und an ihrem Zustandekommen habe ich keinen Anteil: Ich kann nicht fühlen, was ich will. Mit dem Denken steht es anders. Ich kann es völlig überschauen; der Inhalt des Denkens ist mir ganz durchsichtig, lichtvoll, während alles andere demgegenüber eine finstere, undurchsichtige Seite hat. Alles andere verstehe ich mit Hilfe des Denkens. Das Denken ist das Element des Verstehens.

In diesem Element fühle ich mich zu Hause. Wenn ich sage: «Ich denke», so ist dies grundverschieden von anderen Aussagen, wie z.B. von der: «Ich spaziere» oder: «Ich esse». Denn wenn ich irgend etwas anderes tue, kann ich dieses Tun mit meinem Denken verfolgen; ich weiß zugleich, dass ich etwas tue. Während des Denkens aber ist das zunächst nicht möglich. Es gehört allerdings auch eine gewisse Übung, Kultur oder ein bestimmtes Alter dazu, dass man während eines Gefühlserlebnisses seiner selbst bewusst wird, d.h. sein Denken aufrechterhält. Während des Denkens aber ist man mit diesem völlig eins, identisch, wie der naive Mensch mit Freuden, Schmerzen ganz eins ist. Das heißt aber; bei Gefühlserlebnissen ist der moderne Mensch mehr oder weniger anwesend als bewusstes Subjekt; beim Denken ist er das viel weniger; er ist mit diesem identisch. Es gab eine Zeit in der Geschichte der Menschheit, wo der Mensch mit seinem Gefühlsleben eins war; die Gedanken fühlte er wie von außen kommend.

Es ist aus alldem klar, dass der heutige Mensch im Denken seinem Zentrum am nächsten ist; daher die durchsichtige Klarheit dieses Denken Das lässt auch auf die Natur dieses Zentrums ein Licht fallen: Es muss gleicher Art sein wie das Denken.

Alles, was an mich herantritt, ist fertig, geworden, tot, da mein Bewusstsein nur solches auffassen kann. Ich nehme nichts Lebendiges wahr, nicht wahrnehmbar ist mir das Leben, dass die Blume lebt, ist keine Wahrnehmung, ist ein Urteil, eine Folgerung. Künstliche Blumen, Pflanzen, Obst aus Wachs oder Papier kann ich von lebendigen nicht unterscheiden, wenn sie geschickt gemacht sind. Ebenso müsste ein mechanisch bewegtes Tiergebilde untersucht werden, um festzustellen, dass es nicht lebendig ist. Noch viel weniger kann ich ein lebendes Samenkorn von einem unlebendigen unterscheiden.

Ich stehe allen Erscheinungen gegenüber, befinde mich außerhalb ihrer. Sie sind für mich Gegenstand, deshalb nenne ich mein Bewusstsein ein gegenständliches. – So ist es mit dem Denken nicht. Dieses kommt ohne mein Zutun nicht zustande. Ich fühle, wie ich hinter meinem Denken unmittelbar als Subjekt stehe. Da bin ich nicht draußen, das Denken ist mir kein Gegenüber. Alles andere erleide ich. Dem Denken bin ich Quelle.

An diesem Punkte entstehen für mich zwei Fragen. 1. Wer bin ich eigentlich, der ich mich als Subjekt des Denkens fühle und bezeichne? 2. Könnte ich auch auf mein Denken so schauen, wie ich auf mein Gefühlsleben schauen kann? Dann müsste ja mein Ich-Gefühl sich auch von dem Denken losringen, sich aus der Identifizierung mit diesem lösen. Worin würde dann dieses Ich-Gefühl bestehen? – Ich verfolge nun die erste Frage.

Der Mensch lebt, wirkt, denkt (bewusst, ausgesprochen oder bloß stillschweigend) so, als ob er sagen würde: Ich bin Körper. Ich bin Seele, Empfindung, Tun und Denken.

Wenn der Mensch so spricht, wenn der Mensch so empfindet, lebt er im Widerspruch. Denn ich kann nur Ich sein, nicht derjenige, der sich als all dieses fühlt, sondern derjenige, der dies alles,...

Erscheint lt. Verlag 14.2.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
ISBN-10 3-7725-4062-7 / 3772540627
ISBN-13 978-3-7725-4062-2 / 9783772540622
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