Leitwölfe sein -  Jesper Juul

Leitwölfe sein (eBook)

Liebevolle Führung in der Familie. Mit einem Vorwort von Susanne Mierau

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 12. Auflage
239 Seiten
Beltz (Verlag)
978-3-407-86806-0 (ISBN)
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Erziehung fällt leichter, wenn Eltern die Führung in der Familie übernehmen. Doch gerade für Mütter und Väter, die bedürfnisorientiert erziehen, ist der eigene Führungsstil in der Familie eine große Herausforderung. In seinem Standardwerk für Eltern, das mittlerweile über 100.000-mal verkauft wurde, gibt der renommierte Familientherapeut hochaktuelle Antworten: Er zeigt, wie sich eine Erziehung, die auf Augenhöhe und Gleichwürdigkeit beruht, mit einer klaren, liebevollen Führungsrolle verbinden lässt. Jesper Juuls kreative Vorschläge unterstützen Eltern dabei, einen Führungsstil zu entwickeln, der Ruhe und Gelassenheit ins Familienleben bringt. Flexibel statt immer nur konsequent erziehen, und vor allem: Vertrauen in sich selbst und in die Kinder entwickeln. Das neue Vorwort von Susanne Mierau sowie zahlreiche Statements von Autor:innen und Juul-Botschafter:innen werfen einen Blick in heutige Kinderzimmer und zeigen, wie viel Jesper Juul für die heutige Erziehungslandschaft immer noch bedeutet.

Jesper Juul (1948-2019) war einer der bedeutendsten und innovativsten Familientherapeuten Europas. Über 40 Jahre lang arbeitete der Däne mit Familien; seine Bücher sind Bestseller und wurden in viele Sprachen übersetzt. Sein »gelassener Optimismus« (Der Spiegel) wurde zu seinem Markenzeichen. Er gründete das familylab, das mit Elternkursen und Schulungen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und 24 weiteren Ländern in Europa und Übersee aktiv ist.

Vorwort von Susanne Mierau


Jesper Juul hat eine ganze Generation von Eltern geprägt, die sich auf einen neuen Weg der Elternschaft begeben haben: Er hat uns an die Hand genommen, um uns sicher über den oft schwierigen Weg zu begleiten, aus der negativen Erziehungsvergangenheit kommend zu einem demokratischen Erziehungsstil zu gelangen. Ein neuer Stil, wo Kinder nicht als Objekte, sondern als Subjekte betrachtet werden, und Familien als System geachtet werden, in dem die Bedürfnisse aller bedeutsam sind. Viele junge Menschen konnten durch seinen Grundsatz der Gleichwürdigkeit in den Genuss sicherer, stabiler Familienbeziehungen kommen.

Noch vor 75 Jahren sind Kinder in einer völlig anderen Lebensrealität aufgewachsen, als sie es heute tun. Nicht nur, was die Rahmenbedingungen der Ernährung, der Bildung und des Spiels betrifft, sondern auch in Bezug auf den Umgang von Eltern und anderen Erwachsenen mit diesen Kindern. In den letzten Jahrzehnten hat sich unser Wissen dazu, wie sich Menschen entwickeln, wie die menschliche Persönlichkeit entsteht und welche enorme Bedeutung die frühen Beziehungen auf unser gesamtes Leben ausüben können, dramatisch verändert. Nach und nach sickerte das Forschungswissen aus Pädagogik, Psychologie, Neurowissenschaften und Medizin in den Elternalltag und veränderte den Blick auf das Kind, auf den alltäglichen Umgang mit Kindern in der Familie und Institutionen bis hin zum Schutz des Kindes vor Gewalt durch die Gesetzgebung. Obwohl wir innerhalb dieser in Anbetracht der gesamten Menschheitsgeschichte wirklich kurzen Zeitspanne viele Erkenntnisse gewonnen haben und das Familienleben durch sie enorm positiv verändert wurde, stehen wir in vielen Bereichen noch am Anfang einer neuen Zeit des Begleitens von Kindern und des Familienlebens.

Erziehung wandelt sich durch neue Erkenntnisse, aber auch durch die Veränderung unseres Lebens und unserer Umwelt. Das hat sie schon immer getan und wird es weiter tun, weil genau dies ein Teil unserer evolutionären Erfolgsgeschichte ist: Als Menschen haben wir die gesamte Welt bevölkert, weil wir zwar überall auf der Welt mit der nahezu gleichen biologischen Ausstattung als physiologische Frühgeburten geboren werden, aber uns aufgrund der Plastizität unseres menschlichen Gehirns in den ersten Jahren durch das, was wir erleben, optimal an die jeweilige Umgebung anpassen, in der wir leben. Ändert sich unsere Umgebung, verändern sich die Individuen darin; sie passen ihr Verhalten an die neuen Herausforderungen an, so gut es geht. Aktuell verändert sich unsere Welt sehr schnell. Wir sprechen von Klimaanpassung, also der Anpassung unseres Lebens und Alltags an die globale Erwärmung, wobei aktuell der Schwerpunkt der Klimaanpassung noch auf Wirtschaft und Infrastruktur liegt und weniger die Art unseres Zusammenlebens in den Blick genommen und der Frage nachgegangen wird, wie sich auch das Familienleben ändern wird, weil sich unsere Umwelten mehr und mehr verändert.

Schon seit Jesper Juuls Tod 2019 gab es einschneidende und nachhaltige Ereignisse, von denen er – mit Ausnahme der Klimakrise – nichts ahnen konnte: Corona, eine Verschärfung der Klimakrise, Krieg in Europa. Die Herausforderungen sind seither nicht abgebrochen: (Kinder-)Armut, Starkwetterereignisse, Kriege, die Care-Krise mit ihren Auswirkungen auf Bildung und Betreuung, Zeitmangel und Rückschritte in der Gleichberechtigung prägen unsere Zeit und damit das Aufwachsen unserer Kinder und unser Elternsein. Während noch immer nicht in alle Haushalte das Wissen vorgedrungen ist, dass es nicht nur ein Recht auf gewaltfreie Erziehung gibt, sondern wie der Verzicht auf psychische und physische Gewalt auch umgesetzt werden kann, müssen wir uns gleichzeitig dem drängenden Thema stellen, wie wir unsere Kinder für den Umgang mit diesen Krisen stärken und ihnen eine Sicherheit mitgeben, die sie für die ungewisse Zukunft stützt. Durchaus hängen diese beiden Themenkomplexe zusammen, aber es ist für viele heutige Eltern schwer, Kinder liebe- und respektvoll zu begleiten und ihnen gleichzeitig als ihre Bezugspersonen Sicherheit und Stärke zu vermitteln. Gerade wenn wir selbst Unsicherheit verspüren ob der Probleme unserer Zeit, erscheint es vielen Eltern schwer, dennoch zielsicher und vertrauenswürdig vorzugehen. Jesper Juul hat mit dem Begriff der »Leitwölfe« ein Bild für Elternschaft kreiert, das wir deswegen heute mehr denn je brauchen.

Betrachten wir das Verhalten frei lebender Wolfsrudel, sehen wir Familienverbände, in denen Lebewesen unterschiedlichen Alters zusammenleben und füreinander sorgen. Zwar gibt es darin die beiden Alphatiere des Leitwolfes und der Leitwölfin, die die Nachkommen des Rudels zeugen, aber anders als oft gedacht, sind diese beiden Alphatiere keine ständig kämpfenden Lebewesen, die dauernd ihre Position verteidigen müssen: Sie sind vielmehr natürliche Autoritäten, die sich liebevoll um ihren Nachwuchs kümmern und für ein friedliches Miteinander innerhalb der Gruppe sorgen. Wenn Konflikte innerhalb des Rudels auftreten, werden diese in der Regel gewaltfrei gelöst. Welpen genießen in ihrem Rudel viele Freiheiten des körperlichen und sozialen Erprobens. Leben Wölfe hingegen in Gefangenschaft mit zu wenig Freiraum in aufgezwungener Gemeinschaft, kommt es durchaus zu Aggression und Kampf innerhalb der Gruppe. So schwierig oft Vergleiche und Übertragungen zwischen Tieren und Menschen sind, ist das Sinnbild des frei lebenden Wolfsrudels passend gewählt für die Art von Familienleben, die wir heute anstreben sollten.

Für den Aufbau der für unsere Zeit so wichtigen Resilienz, der psychischen Widerstandsfähigkeit gegenüber Krisen, ist es wichtig, dass Kinder sowohl respektvoll und demokratisch behandelt werden, als auch sichere Bezugspersonen haben, die sie schützen, begleiten und ihnen vermitteln, wie die Welt funktioniert und welche Grenzen sie hat. Je nachdem, welchen Belastungen wir in unserem Leben – und ganz besonders der eigenen Kindheit – ausgesetzt waren, haben wir Eltern manchmal Schwierigkeiten darin, die benötigte Nähe zu schenken, unseren Kindern Freiheit zu ermöglichen und/oder sie zu halten und bei Bedarf zu lenken. Doch all diese Aspekte sind Teil von Elternschaft – sie sind quasi Bestandteile der »Jobbeschreibung Elternschaft«. Kinder brauchen all diese Dinge, damit sie sich heute in ihrer Welt zurechtfinden, aber auch morgen die Chancen haben, aktiv ihr Leben zu gestalten. Wenn wir der Frage nachgehen, welche Kompetenzen Menschen für das 21. Jahrhundert benötigen, gehen wir heute vom 4K-Modell aus: Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken sind die wesentlichen Eigenschaften, die Zukunftsfähigkeit bedeuten. Die in uns als Menschen angelegte Beziehungsfähigkeit, die die Basis unseres Lebens und Wachsens ist, dürfen wir nicht durch Strenge, Machtgefälle und Strafen untergraben. Vielmehr müssen wir sie ausbauen, sodass Kinder lernen, wie Zusammenarbeit funktioniert, wie Menschen gut miteinander kommunizieren und wie sie durch Sprache Konflikte lösen können. Anstatt vorgegebenen Schritten zu folgen, wird Kreativität bedeutsam sein, damit aus den vorhandenen Ressourcen bestmöglich geschöpft werden kann. Hierfür brauchen Kinder Leitwölfe, die sie einbeziehen in den Alltag, ihnen Raum geben zum Be-Greifen der Welt und zum Sammeln von Erfahrungen und ihnen gleichsam Vorbild sind. Und sie dann, wenn es nötig ist, in die richtige Richtung weisen.

Als dieses Buch 2016 in deutscher Sprache erschien, setzte sich Jesper Juul mit der Frage auseinander, ob er als Mann ein speziell an Mütter gerichtetes Buch schreiben dürfte. Der Frage nach den Leitwölfinnen und ihren gesellschaftlichen Rahmenbedingungen geht er in diesem Buch nach. Auch wenn es aus feministischer Sicht durchaus auch Kritikpunkte an einzelnen Stellen seiner Sicht der Entwicklung von Rollenbildern und der aktuellen Machtverhältnisse zwischen Frauen und Männern gibt, hat er sich nicht nur hier, sondern generell immer wieder dafür ausgesprochen, dass Mütter die erlernten Ideale und die gesellschaftlich eingeforderte Anpassung und Unterordnung hinter sich lassen und ihr Selbstwertgefühl stärken. Ebenso wie Väter wieder Zugang zur Emotionalität und Sanftheit erlangen sollten und nicht bei der Erziehung von Kindern helfen, sondern aktiv daran mitwirken und Verantwortung und Einsatz zeigen. Als Vertreter des Glaubens daran, dass alle Bedürfnisse im Familiensystem wichtig sind und...

Erscheint lt. Verlag 21.12.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Familie / Erziehung
ISBN-10 3-407-86806-5 / 3407868065
ISBN-13 978-3-407-86806-0 / 9783407868060
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