Im Sommer treffen wir uns wieder (eBook)
384 Seiten
HarperCollins eBook (Verlag)
978-3-7499-0676-5 (ISBN)
»Der perfekte Sommerroman - scharfsinnig, clever und voller Spaß!« Bestsellerautorin Viola Shipman
Die gefeierte Liebesromanautorin Catherine Swift führt seit Jahrzehnten die Bestsellerlisten an, dabei ist sie selbst in der Liebe alles andere als erfolgreich. Drei gescheiterte Ehen haben die Beziehung zu ihren Töchtern belastet, doch das soll sich nun ändern. Catherine ist verlobt und hofft, dass ihre Hochzeit auf Korfu sie alle endlich als Familie zusammenführt.
Adeline weiß nicht, was schlimmer ist - dass ihre Mutter ein viertes Mal heiratet oder dass sie das auch noch in Catherines Luxusvilla feiern soll. Die Trennung ihrer Eltern hat Spuren hinterlassen, die sie als Psychologin zwar erkennt, aber längst nicht verwunden hat. Ihre Halbschwester Cassie scheint wie immer das genaue Gegenteil von ihr zu sein: nichts als pure Begeisterung.
Als die Schwestern entdecken, wen ihre Mutter heiraten will, steht für beide alles kopf. Wird die Liebe im sommerlichen Griechenland trotzdem am Ende alles überstrahlen?
Sarah Morgan ist eine gefeierte Bestsellerautorin mit mehr als 21 Millionen verkauften Büchern weltweit. Ihre humorvollen, warmherzigen Liebes- und Frauenromane haben Fans auf der ganzen Welt. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von London, wo der Regen sie regelmäßig davon abhält, ihren Schreibplatz zu verlassen.
1
Adeline
Adeline Swift telefonierte gerade mit der Kulturredakteurin von Woman Now, als der Brief unter ihrer Wohnungstür durchgeschoben wurde.
»Die Sache ist die«, sagte Erin, »deine Ratgeberkolumne wird von allen Rubriken der Zeitschrift am meisten gelesen. Die Leute scheinen wirklich darauf zu reagieren. Auf dich. Unsere jüngste Marktbefragung ergab, dass siebzig Prozent der Leserinnen lieber dich um Rat fragen würden als ihre beste Freundin. Kannst du dir das vorstellen?«
Ja, das konnte sie sich vorstellen. Nur wenige Menschen landeten ohne emotionale Altlasten im Erwachsenenleben. Verletzung. Ablehnung. Scham. Enttäuschung. Trauer. Reue. Das Leben hinterließ Narben, und man musste einen Weg finden, mit diesen Narben zu leben. Manche Menschen wählten die Strategie der Verleugnung. Ignoriere es. Lass es in der Vergangenheit. Mach weiter. Andere nahmen diese Emotionen in Angriff und verbrachten Stunden in Therapie, um zu verstehen, wie die Vergangenheit die Gegenwart beeinflusste, und irgendwann einen Punkt der Akzeptanz zu erreichen. Die meisten schlugen sich einfach allein durch, gingen voran und stolperten gelegentlich, durchschritten die Höhen und Tiefen des Lebens, so gut sie eben konnten. Nach ein paar Drinks zu viel vertrauten sie sich vielleicht einem Freund an, doch meistens sagten sie nichts. Schließlich war es ein Risiko, diese tiefen Geheimnisse und Ängste, diese persönlichsten Teile seines Selbst zu offenbaren. Es bedeutete: Dies ist der Mensch, der ich wirklich bin, statt: Dies ist der Mensch, der ich vorgebe zu sein.
Es waren diese Menschen, die allein mit ihren Ängsten blieben, die Adeline oft schrieben.
Liebe Dr. Swift …
Sie breiteten ihre Probleme aus in der Hoffnung, dass Adeline in ein paar wohlgesetzten Worten ihre Krise löste oder ihnen zumindest zu einem besseren Gefühl verhalf.
Adeline lieferte eine besonnene Analyse, Mitgefühl und ein paar aufmunternde Worte. Wenn sie an ihren Antworten feilte, ließ sie eine Mischung aus Empathie, Lebenserfahrung und Direktheit einfließen. Sie übernahm die Rolle einer mitfühlenden Fremden, die zuhörte, ohne zu bewerten, und die die Anonymität respektierte. Doch diese Rolle bedeutete, dass sie in einer Welt von Problemen lebte. An jedem Arbeitstag war sie von den Herausforderungen des Lebens umgeben, ertrank im Schmerz anderer Menschen und musste sich von Untreue bis Arbeitslosigkeit mit jedem Kummer auseinandersetzen. Wenn Menschen sie fragten, wie sie damit fertigwurde, wies sie darauf hin, dass es leicht war, mit einem Drama fertigzuwerden, das nicht das eigene Drama war.
Wenn es um ihr eigenes Drama ging? Das war etwas anderes.
Sie starrte auf den Umschlag
Er lag unschuldig auf dem Boden, das strahlende Weiß hob sich von den breiten Eichendielen ab. Auch ohne ihn aufzuheben, bemerkte sie das hochwertige geprägte Papier. Name und Adresse waren in einer geschwungenen Schrift verfasst, die sie sofort erkannte.
Ihr Herz schlug etwas schneller. Emotionen wallten in ihr auf und drohten sie wie eine Windbö umzuwerfen. Sie legte die Hand aufs Zwerchfell und zwang sich, langsam zu atmen. Sie war eine Erwachsene mit eigenem Leben, einem guten Leben, und dennoch raubte ihr dieses kleine leblose Objekt die Ruhe des Tages.
Dabei hatte sie den Umschlag noch nicht einmal aufgemacht.
Zuerst hatte sie ihn ungeöffnet zerreißen wollen, doch das wäre kindisch, und sie bemühte sich sehr, nicht kindisch zu sein und sich unter Kontrolle zu haben.
Sie versuchte, der Mensch zu sein, als den sie sich in ihrer Ratgeberkolumne darstellte.
»Adeline?« Erins Stimme brachte sie in die Gegenwart zurück. »Bist du noch dran?«
»Ja. Ich bin noch dran. Ich höre.« Doch ihre Aufmerksamkeit galt nicht Erin.
Sie sollte den Umschlag sofort öffnen. Oder ihn direkt ins Altpapier geben. Sie stellte sich vor, was »Dr. Swift« dazu sagen würde.
Vermeidung.
Seufzend hob sie den Umschlag auf. Sie konnte ihn zur Seite legen und später öffnen, doch dann würde sie den ganzen Nachmittag darüber nachdenken. Wenn sie jemanden in dieser Situation beraten müsste, würde sie sagen, dass es nie von Nutzen war, das Unausweichliche aufzuschieben, und dass die Befürchtungen oft schlimmer waren als die Realität. Egal was in dem Brief stehen sollte, sie hatte das Werkzeug und die mentale Stärke, damit umzugehen.
Hatte sie die wirklich?
Mit dem Umschlag in der Hand ging sie durch ihr Apartment zur Balkontür und trat auf den kleinen Balkon hinaus. Die Anspannung in ihrem Nacken und den Schultern löste sich. Sie sog den intensiven Duft der Heckenkirsche ein, die Süße des Jasmins. Bienen summten um dünne Stängel violetten Lavendels herum. Der Platz war begrenzt, doch sie hatte die Pflanzen sorgfältig ausgesucht. Das Endergebnis war ein Meer von Blüten und Farben, das eine Oase der Ruhe darstellte inmitten der geschäftigen, lauten Stadt, die sie zu ihrer Heimat gemacht hatte. Sie liebte London, doch sie genoss es, sich von dem Getöse der Autohupen, den vielen Menschen und der Hektik zurückziehen zu können. Manchmal hatte sie den Eindruck, als ob alle ihr Leben im Schnelldurchlauf absolvierten.
Mit der Anlage des Balkongartens war sie einem Rat gefolgt, den sie einer Leserin gegeben hatte, die vom Land in die Stadt gezogen war und in der Folge Angststörungen entwickelt hatte.
Adeline hatte einen Gärtner befragt und ihre Antwort entsprechend seinen Angaben formuliert.
Liebe Sad in the City, auch wenn Sie vielleicht nicht auf dem Land leben, können Sie sich die Natur in Ihr Leben holen. Ein paar gut ausgesuchte Zimmerpflanzen verleihen noch dem kleinsten Raum eine Atmosphäre der Ruhe, und ein Topf duftender Kräuter auf einem sonnigen Fenstersims bringt einen Hauch Mittelmeer in Ihr Zuhause und in Ihre Küche.
Danach hatte sie sich selbst ebenfalls Pflanzen gekauft. Außerdem hatte sie für andere Magazine zwei Artikel zu dem Thema verfasst. So verdiente sie ihren Lebensunterhalt.
Sie hatte als klinische Psychologin gearbeitet und war sechs Monate im Job gewesen, als ein zufälliges Treffen mit einer Journalistin zu einer Interviewanfrage führte. Es ging darum, im Frühstücksfernsehen zu erklären, wie man mit Stress am Arbeitsplatz fertigwurde. Das Interview hatte weitere Anfragen nach sich gezogen, und diese wiederum hatten zu ihrer Tätigkeit als Journalistin geführt, die ihr besser gefiel als die Arbeit als Psychologin. Das Schreiben erlaubte ihr das Aufrechterhalten einer Distanz, die sie im persönlichen Gespräch mit Klienten vermisst hatte.
Adeline zog es vor, auf Distanz zu bleiben.
Sie legte den Umschlag auf den kleinen Tisch und zwang sich, sich auf das Gespräch zu konzentrieren.
»Das freut mich, dass die Ratgeberkolumne gut läuft, Erin.«
Sie freute sich tatsächlich, und nicht nur, weil die Kolumne ihren Namen bekannt machte und zu mehr Aufträgen führte, als sie bewältigen konnte. Ihr gefiel die Popularität der Kolumne. Dass Menschen ihre Ratschläge hilfreich fanden, hatte etwas Erfüllendes.
Sie wusste, wie es sich anfühlte, verloren und verwirrt zu sein. Sie wusste, wie es sich anfühlte, mit Emotionen zu kämpfen, die zu unangenehm und düster waren, um sie zu zeigen. Sie wusste, wie es sich anfühlte, allein zu sein, kurz vorm Ertrinken und ohne Rettungsboot in Sicht, wie es war, zu fallen ohne ein Kissen, das die Landung abmilderte.
Wenn sie die Methoden, die sie zur Selbsthilfe gelernt hatte, einsetzen konnte, um anderen Menschen zu helfen, verschaffte ihr das ein Gefühl der Befriedigung. Beim Schreiben ihrer Kolumne sah sie sich nicht als Psychologin, sondern als vertraute beste Freundin. Als jemand, die einem die Wahrheit sagte.
Dass es Verletzungen gab, die keine Therapie der Welt heilen konnte, gehörte zu den Wahrheiten, die sie verschwieg. Dieses Wissen behielt sie für sich. Die Menschen gingen davon aus, dass sie ihr Leben im Griff hatte, und sie hegte nicht die Absicht, dieses Bild zu zerstören. Es wäre wenig vertrauenerweckend, wenn ihr Publikum wüsste, dass sie sich mit eigenen Problemen herumschlug.
»Gut? Viel besser als gut.« Erin war euphorisch und stolz, denn ursprünglich hatte sie die Idee zu der »Dr. Swift says«-Kolumne gehabt. »Du bist ein Hit, Adeline. Die Chefredaktion will dir mehr Platz geben.«
Adeline zupfte eine welke Geranienblüte ab und entfernte ein paar tote Blätter. »Mehr Platz?«
»Ja. Statt eine Frage in ganzer Tiefe zu beantworten, dachten wir an vier.«
Adeline runzelte die Stirn. »Eine ausführliche Antwort ist wichtig. Wenn Menschen verzweifelt sind, brauchen sie Empathie und eine ausführliche Antwort. Sie dürfen nicht mit ein paar Zeilen voller Plattitüden abgespeist werden.«
»Du könntest gar keine Antwort verfassen, die nicht voller Empathie wäre. Das ist deine Gabe. Du schreibst so schön – ich schätze, in der Beziehung ähnelst du deiner Mutter.«
Adeline zerdrückte die Blätter in der Faust. »Ich bin kein bisschen wie meine Mutter.«
»Nein, natürlich nicht. Was du schreibst, ist völlig anders. Aber Adeline, das ist ein Riesending. Ich muss dir nicht sagen, wie es freien Journalisten im Moment geht. Alle greifen nach einem Stück von dem kleiner werdenden Kuchen, und du bekommst hier ein großes Stück für dich allein serviert. Und natürlich steigt das Honorar.«
Sie war kein bisschen wie ihre Mutter. Kein bisschen. Das Leben ihrer Mutter war eine einzige romantische Fantasie,...
Erscheint lt. Verlag | 19.3.2024 |
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Übersetzer | Judith Heisig |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | The Island Villa |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Familie / Erziehung | |
Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Partnerschaft / Sexualität | |
Schlagworte | Familie • Familiendrama • Familienkonflikte • Familienleben • Geschwisterbeziehungen • Griechenland • Hochzeit • Korfu • Liebe • neues Glück • Patchworkfamilie • Sommerbuch • Töchter • Urlaubslektüre • Verlust des Vaters |
ISBN-10 | 3-7499-0676-9 / 3749906769 |
ISBN-13 | 978-3-7499-0676-5 / 9783749906765 |
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