Reden halten - aber wie? (eBook)

Antworten für Studierende sowie Fach- und Führungskräfte
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
216 Seiten
UTB (Verlag)
978-3-8463-6146-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Reden halten - aber wie? -  Günter Lehmann
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Reden halten ist längst nicht mehr das Privileg einiger weniger Repräsentanten. Studierende sowie Fach- und Führungskräfte kommen heute vielfach in die Situation, eine Rede halten zu müssen. Für die Ungeübten bleibt dann meistens wenig Zeit für eine theoretische Einarbeitung, eine praktische Anleitung ist gefragt. Das Buch vermittelt die Grundlagen für alle gängigen Redetypen. utb+: Zusätzlich zum Buch erhalten Leser:innen als digitales Bonusmaterial Check- und Merklisten sowie Zusammenfassungen, die beim Lernen helfen und beim Aufbau der Rede unterstützen.

Prof. Dr. paed. habil. Günter Lehmann verfügt über eine 40jährige Lehrpraxis im Bereich der wissenschaftlichen und beruflichen Weiterbildung.

Prof. Dr. paed. habil. Günter Lehmann verfügt über eine 40jährige Lehrpraxis im Bereich der wissenschaftlichen und beruflichen Weiterbildung.

1 Nicht ernst gemeinte Ratschläge
2 Rede ist nicht gleich Rede
3 Redeziel
4 Redepublikum
4.1 Publikumsanalyse
4.2 Publikumstypisierung
4.3 Publikumsansprache
5 Redeaufbau
5.1 Grundstruktur
5.2 Anfang
5.3 Beispiele Redeeinstieg
5.4 Exkurs: Storytelling
5.5 Redekern
5.5.1 Argumentationsschemata
5.5.2 Fünfsatz-Redeform in Beispielen
5.5.3 Stärken der Argumentationskraft
5.5.4 Schemata zum Statement "Lösungsvorschlag
5.5.5 Schemata zur Rede "Überzeugung/Motivation
5.5.6 Schemata zum Fachvortrag
5.6 Schluss
5.6.1 Kennzeichnung
5.6.2 Redeschluss – Beispiele
5.7 Schrittfolge beim Aufbau
Checkliste zum Rede-Einstieg
Checkliste zum Redeschluss
6 Anfragen und Einwände
6.1 Kennzeichnung
6.2 Vorbereiten auf Anfragen und Einwände
6.3 Fragen beantworten
6.4 Einwände behandeln
7 Visuelle und technisch-organisatorische Mittel
7.1 Bilder
7.2 Zahlen
7.3 Medien
7.4 Empfängerorientierte Formulierungen
7.5 Rahmenbedingungen
8 Rhetorische Mittel
8.1 Übersicht
8.2 Verständliche Informationen
8.2.1 Fach- und Fremdwörter
8.2.2 Modewörter
8.2.3 Missverständliche Wörter
8.2.4 Verben
8.2.5 Satzgestaltung
8.2.6 Textverständlichkeit
8.3 Anschauliche Informationen
8.4 Sprechtechnik
8.5 Körpersprache/Kleidung
Checkliste zum Erstellen von Folien
Checkliste zum Umgang mit Zahlen
Checkliste zum Anfertigen von Tabellen
Checkliste zum gepflegten Wortstil
Checkliste zum Redeverhalten
9 Redezeit
10 Redemanuskript
10.1 Redehilfe
10.2 Publikumsinformation
11 Schwierige Situationen
12 Fachvortrag
13 Kurzvortrag
14 Diskussionsbeitrag
15 Stegreifrede
16 Tischrede
17 Rhetorlin forte?
Quellen und Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Sachwortverzeichnis

1Nicht ernst gemeinte Ratschläge


Vor einigen Jahren schrieb mir ein Leser meines Buches zum Wissenschaftlichen Arbeiten, er sei auf das Buch vor allem wegen des originellen Einführungskapitels „(Nicht)ernstgemeinte Ratschläge“ aufmerksam geworden. Während der Lektüre des unterhaltsamen Textes seien ihm Fragen bewusst geworden, die er vorher gar nicht gehabt hätte. Außerdem habe er nun mit Interesse das Buch studiert, um das Gegenteil, also die ernstgemeinten Ratschläge zu finden (die er dann wohl auch gefunden hat).

Deshalb versuche ich es auch in diesem Buch zum Anfang mit nicht ernstgemeinten Ratschlägen – frei nach TUCHOLSKI (1957) – und hoffe, dass ich damit Ihre Neugier anrege, im Buch dann das Gegenteil zu erfahren.

Hier nun also die Ratschläge:

Erscheine als Redner nie pünktlich. Mögen deine Zuhörer ruhig 10 bis 15 Minuten auf dich warten. Das erhöht ihre Spannung und im Übrigen können sie froh darüber sein, dass du überhaupt Zeit für sie gefunden hast.

Fange die Rede nie am Anfang an, sondern immer drei Meilen vor dem Anfang, etwa so:

„Meine Damen und Herren! Bevor ich zum Thema meines heutigen Vortrags kommen, der Ihre geschätzte und volle Konzentration erfordern wird, lassen Sie mich kurz einige Voraussetzungen und Grundlagen für Ihr Verständnis ausführen…“

Hier hast du schon so ziemlich alles, was einen schönen Anfang ausmacht:

•eine steife Anrede,

•der Anfang vor dem Anfang,

•die Ankündigung, dass man einen anstrengenden Vortrag halten will und

•das Wörtchen kurz!

So gewinnst du im Nu die Herzen und Ohren deiner Zuhörer. Denn das hat der Zuhörer besonders gern: Dass er deine Rede wie ein schweres Schulpensum aufbekommt, dass du gewissermaßen mit dem drohst, was du sagen wirst, sagst oder schon gesagt hast.

Sollte es deinen Hörern einfallen, zu Beginn deiner Rede zu zischen, zu lachen, zu pfeifen oder gar mit den Füßen zu trampeln – lass dich dadurch nicht beirren. Setze deine Rede getrost fort und denke daran, dass lebhafte Zuhörer immer noch besser sind, als schlafende. Sollten die Zuhörer aber während deiner Rede einschlafen, messe dem keine besondere Bedeutung bei. Es ist bei weitem angenehmer, vor friedlich schlummernden Hörern zu sprechen, als vor einem zischenden, lachenden, pfeifenden oder trampelnden Auditorium.

Sprich nicht frei – das macht einen so unruhigen Eindruck und lässt vor allem beim Kenner keine Zweifel aufkommen, dass du nicht gründlich vorbereitet seiest. Am besten ist es: du liest deine Rede von vorn bis hinten ab. Das ist sicher, zuverlässig, auch freut es jedermann, wenn der lesende Redner nach jedem Satz misstrauisch in die Runde blickt, ob auch alle noch da sind.

Sprich wie du schreibst – und ich weiß, wie du schreibst. Sprich vor allem mit langen, langen Sätzen – solchen, bei denen du, der du dich zu Hause, wo du ja die Ruhe, derer du so dringend bedarfst, deiner Kinder ungeachtet, hast, vorbereitest, genau weißt, wie das Ende ist, die Nebensätze sauber ineinander geschachtelt, so dass der Hörer, ungeduldig auf seinem Sitz hin und her träumend, sich in einer Vorlesung wähnend, in der er früher so gern geschlummert hat, auf das Ende einer solchen Periode wartet … nun, ich habe dir soeben ein treffendes Beispiel gegeben. So musst du sprechen!

Fang immer bei den alten Römern an und gib stets – egal wovon du sprichst – die geschichtlichen Hintergründe der Sache an. Ich habe einmal an der Universität einen chinesischen Studenten sprechen hören, der sprach glatt und gut Deutsch, aber er begann zur allgemeinen Freude so:

„Lassen Sie mich in aller Kürze die Entwicklungsgeschichte meiner chinesischen Heimat seit dem Jahre 2000 vor der Zeitenwende …“ Er blickte ganz erstaunt auf, weil die Leute lachten.

So musst du es machen. Wer kann schon alles verstehen ohne die geschichtlichen Hintergründe. Die Leute sind doch nicht in deinen Vortrag gekommen, um lebendiges Leben zu hören, sondern sie wollen das hören, was sie auch in Büchern nachlesen können. Immer gib ihnen Historie, lasse nicht nach!

Kümmere dich nicht darum, ob die Wellen, die von dir ins Publikum laufen, auch zurückkommen – das sind Kinkerlitzchen. Sprich unbekümmert um die Wirkung, um die Leute, um die Luft im Saale, immer sprich, mein Guter, das Publikum wird es dir lohnen.

Wichtig ist beim Reden außerdem, dass du alles in die Nebensätze legst. Sage nie: „Die Steuern sind zu hoch“. Das ist zu einfach, zu lapidar. Sage stattdessen besser: „Ich möchte zu dem, was ich soeben gesagt habe, noch kurz bemerken, dass mir frei von subjektiven Erwägungen nach gründlichem Betrachten die Steuern gewissermaßen bei weitem …“ Das hat Stil, so muss man es sagen!

Übrigens: Trink vor den Leuten ab und zu ein Glas Wasser – man sieht das gern. Es ist schließlich eine der wenigen Abwechslungen. Gönne Sie deinen Zuhörern.

Falls du einen Witz machst, lache vorher, damit alle wissen, wo die Pointe ist.

Zu dem, was ich soeben über die Technik der Rede gesagt habe, möchte ich noch kurz bemerken, dass viel Statistik eine Rede immer hebt. Zahlen beruhigen ungemein, und da jeder in der Lage ist, 10 oder auch 15 verschiedene Zahlen mühelos zu behalten, macht Statistik viel Spaß.

Wenn du dich in deiner Rede mit dem Verhalten Einzelner auseinandersetzen musst, scheu dich nicht davor, saloppe Wendungen zu benutzen wie beispielsweise

•„mal anständig abbürsten“,

•„den Rüssel schaben“,

•„über den Tisch ziehen und kurz strecken“ oder

•„den Knorpel aus dem Ohr drehen“.

Solche und ähnliche urwüchsige Aussprüche erhöhen die Originalität deiner Rede und stimulieren zudem ungeheuer die Leistungsbereitschaft der so Angesprochenen – wie übrigens auch eine solch freundschaftliche Bemerkung:

„Damit Sie klar sehen, Ihr Arbeitsplatz wird künftig von den Reisebüros als Ferienplatz angeboten.“

Sei aber andererseits auch feinfühlig, beispielsweise wenn du dich in deiner Rede mit Rechtsverletzungen beschäftigen musst. Nenne solche brutalen Tatsachen wie „Schludern“, „Bummeln“ oder „Klauen“ nicht so deutlich beim Namen. Das brüskiert nur und erschwert außerdem das Verständnis. Kodiere sie deshalb um, möglichst in eine leichter verständliche Sprache – etwa so, dass du vom

„… Phänomen der Restexistenz gesellschaftlich normwidrigen Verhaltens hinsichtlich einer negativen Beziehung der Normverletzer gegenüber dem Charakter der rechtschaffenen Arbeit, dem privaten Eigentum und dem bürgerlichen Recht …“

sprichst. Das versteht auch der Letzte, das geht unter die Haut und verändert Verhalten in Größenordnung.

Langweile kommt auf, wenn die Rede nach den üblichen Gliederungsgerüsten aufgebaut ist und vorgegebene Strukturen jegliche freie Gedankenentfaltung unterbinden. Es ist doch bekannt, dass während des Sprechens neue Gedanken auftauchen, die nicht unterdrückt werden sollten. Dabei ist zunächst unwichtig, ob sie in die geplante Struktur passen und zum Ziel führen. Jetzt müssen sie bekannt werden. Irgendwann kommt der Redner schon auf die geplante Spur zurück, nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“.

Und schließlich – beinahe hätte ich das vergessen – du musst dir nicht nur eine Disposition machen, du musst sie auch in aller Ausführlichkeit den Leuten vortragen – das würzt eine Rede.

Wenn du die Hälfte der Rede vorgetragen hast, blicke von Zeit zu Zeit auf die Uhr. Dadurch entsteht bei den Zuhörern der Eindruck, dass du ihre kostbare Zeit nicht über Gebühr in Anspruch nehmen willst.

Kündige den Schluss der Rede lange vorher an, damit die Hörer vor Freude keinen Schlaganfall bekommen, wenn du plötzlich aufhörst. Kündige den Schluss also ausreichend vorher und dann nachfolgend mehrmals an, beginne dann von vorn und rede dann etwa noch eine gute halbe Stunde. Im Bedarfsfall kann der Redner dies mehrmals wiederholen.

Sprich nie unter anderthalb Stunden, sonst lohnt es sich gar nicht erst anzufangen. Wenn einer spricht, müssen die anderen zuhören – das ist deine Gelegenheit. Missbrauche sie!

Nimm nach der Rede noch einen kräftigen Schluck aus dem Wasserglas und beantworte anschließend die Hörerfragen mit Zitaten der alten Philosophen. Sollte das eine...

Erscheint lt. Verlag 13.11.2023
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft Bewerbung / Karriere
Schlagworte alle wichtigen Redetypen enthalten • Anleitung zum Halten einer Rede • Anleitung zum Reden • Diskussionsbetrage • effektive Vermittlung von Inhalten • Fachvortrag • Kommunikation • Kurzvortrag • Lehrbuch • Präsentation • Praxisanleitung • Redeanleitung • Redeaufbau • Redemanuskript • Redepublikum • Rederhetorik • Redetypen • redezeit • Redeziel • Rhetorik • rhetorische Mittel • Schlüsselkompetenzen • Schwierige Situationen • Stegreifrede • Tischrede
ISBN-10 3-8463-6146-1 / 3846361461
ISBN-13 978-3-8463-6146-7 / 9783846361467
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