So einfach ist das (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 8. Auflage
552 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7575-6156-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

So einfach ist das -  O.W. Stevens
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So einfach ist das. Oberflächlich gesehen, verbirgt sich hinter diesen vier Worten nicht viel. Wenn man jedoch tiefer blickt, steckt in ihnen oft mehr, als sie sich den Anschein geben. Christoph Aumann vermutet, dass es auf seine Frage, wieso der junge Bewerber, der ihn nicht nur mit seinem Auftreten beeindruckt hat, sondern ihm darüber hinaus merkwürdig ähnelt, eine einfache Antwort gibt. Aber ist sie tatsächlich so einfach? Und falls ja, was hätte sie für Folgen? Petra Keller macht sich seit Jahren Vorwürfe, dass sie Cassandra nicht retten konnte. Die Umstände ließen es damals nicht zu, es sei denn, sie hätte ihre Überzeugungen auf Gedeih und Verderb durchgesetzt. Jetzt hat sie Inga in ihrer Obhut und würde sich diesmal gern anders entscheiden. Aber geht das so einfach? Bei Timo sieht das ganz anders aus. Ihm erscheint seit dem Tod seiner Mutter gar nichts mehr einfach. Um seine Wahlschwester zu retten, hätte er vor sieben Jahren sein Leben aufgeben müssen. Jetzt liegt sie im Krankenhaus und ringt um das ihre. Kommt seine Reue zu spät? War alles umsonst - seine Besuche bei ihr unter der Brücke, all die Nächte, in denen er sie im Arm hielt und wärmte? Bekommt er noch eine Chance, es besser zu machen? Seine Hoffnung liegt auf seiner neuen Familie, die ihm deutlich macht, dass das, was er für undurchführbar hielt, ganz einfach sein kann, wenn man nicht allein kämpfen muss. Denn in dieser Familie hat jeder sein Päckchen zu tragen. Deswegen zählt nur eins: Jeder hilft jedem. Wirklich jeder wirklich jedem. Funktioniert das auch in seinem Fall so einfach?

So profan, wie es klingen mag: Ich schreibe über das Leben. In jeder meiner Geschichten stecken persönliche Erlebnisse, Beobachtungen, Gehörtes und - um eine runde Geschichte daraus zu machen - auch Hinzugefügtes. Aber vor allem vermitteln sie eines: die Grundeinstellung, dass mit Mut und Optimismus so ziemlich alles zu schaffen ist. Wie ich dazu gekommen bin, mich als Autor zu versuchen, steht auf meiner Webseite owstevens.de.

So profan, wie es klingen mag: Ich schreibe über das Leben. In jeder meiner Geschichten stecken persönliche Erlebnisse, Beobachtungen, Gehörtes und - um eine runde Geschichte daraus zu machen - auch Hinzugefügtes. Aber vor allem vermitteln sie eines: die Grundeinstellung, dass mit Mut und Optimismus so ziemlich alles zu schaffen ist. Wie ich dazu gekommen bin, mich als Autor zu versuchen, steht auf meiner Webseite owstevens.de.

Christoph Aumann grinst und frotzelt: „Endlich mal einer, der auf mich hört.“

„Gewöhn‘ dich nicht dran“, lacht Timo. „Ich kann auch widersprechen.“

„Und das ist gut so“, pflichtet sein Vater ihm mit warmer Stimme bei und legt ihm seinen Arm um die Schultern. Gemeinsam gehen sie zur Tür, wo er sich von Timo verabschiedet. „Ich habe gleich einen Termin. Wir sehen uns heute Abend.“

„Ja, bis heute Abend, Papa.“ Timo schaut seinem Vater, von dessen Existenz er bis vor ein paar Tagen ebenso wenig wusste, wie dieser von seiner, frohen Herzens hinterher, als er die Kantine verlässt - und das hat, abgesehen von dem, ihn Papa nennen zu dürfen, weitere Gründe. Er ist nicht nur sein leiblicher Vater, sondern jemand, mit dem er im Falle des Falles, dass er es nicht wäre, trotzdem sehr gut zurechtkommen würde. Die Gefühle und die Offenheit, die er am Fluss zeigte, seine pragmatische Art, Dinge zu regeln, wie der Vaterschaftstest oder das Bekenntnis in aller Öffentlichkeit zu ihm als sein Sohn, die Einladung, in seinem Haus zu wohnen, und sein Versprechen, das er ihm heute Morgen gab, Ingas Entziehungskur komplett zu finanzieren, sodass er, Timo, sein mühsam Erspartes nicht dafür verwenden muss, erfüllen sein Herz mit Freude und zaubern ein frohes Lächeln auf sein Gesicht, das noch anhält, als er längst in die Montagehalle zurückgekehrt ist, wo seine Kollegen dabei sind, die Schichtübergabe zu organisieren.

Er geht auf seinen Abteilungsleiter zu, der von seiner Arbeit aufschaut, streckt ihm seine Hand entgegen und sagt in dessen erwartungsvolles Gesicht hinein: „Danke, Manfred, dass du mich so genau beobachtet und meinen Vater informiert hast. Ich habe mich irgendwie nicht getraut, dich oder einen der anderen Kollegen mit meinen Problemen zu belästigen. Das werde ich in Zukunft ändern.“

Manfred Leistner ergreift die ihm dargebotene Hand und drückt sie. „Gern geschehen, Timo“, versichert er seinem jungen Kollegen mit warmer Stimme. „Keine Sorge. Du belästigst uns nicht, keinen von uns. Wir sind ein Team. Da belästigt man sich nicht, sondern man hilft sich. Und was dein Verhalten angeht: Wir haben bemerkt, dass es dir zeitweise nicht gut geht. Dass wir dich nicht darauf angesprochen haben, lag ausschließlich daran, dass wir uns nicht schlüssig waren, wie wir reagieren sollten“, verrät er Timo, was dieser bereits von seinem Vater erfuhr, und zeigt auf die drei Kollegen, die unweit von ihm die Wartung der Matrize vornehmen, welche die erste Plattform der Spätschicht aufnehmen soll. „Also dachten wir uns, dass es sinnvoll sein könnte, den Chef einzuschalten, natürlich, ohne zu ahnen, dass er ausgerechnet dein Vater ist.“ Er lacht kurz und fügt hinzu: „Du hast echt Glück mit ihm. Er ist ein guter Mensch und hat, wie er eben betonte, ein offenes Ohr für jeden. Daher erschien er uns bestens geeignet.“

„Ja, das ist er und das hat er“, stimmt Timo ihm frohen Herzens zu. „Das weiß ich inzwischen auch. Danke nochmals.“ Er lässt Manfred Leistners Hand los, blickt sich um und vergewissert sich bei ihm: „Ist noch was zu tun für mich?“

„Sieht nicht so aus“, verneint sein Abteilungsleiter, der seinem Blick gefolgt war, und fügt lachend hinzu: „Scher dich nach Hause. Feierabend für dich.“

Timo tippt sich dankend an die nicht vorhandene Mütze und verlässt die Halle mit einem erleichterten Aufatmen.

Das wäre erledigt. Nun herrscht Klarheit für alle.

Befreiend…

Als die Stahltür hinter ihm ins Schloss gefallen ist, ruft einer der Männer über die Matrize hinweg: „Hättest du das gedacht, Manni?“

„Was?“, fragt Manfred Leistner zurück und geht hinüber.

„Dass er sein Sohn ist?“

„Nein, Joop. Selbst nicht, wenn ich in Betracht ziehe, dass ich mir, als Timo das erste Mal in die Halle kam, auf die Entfernung von der Tür bis hierher sicher war, dass mir sein Gesicht bekannt vorkommt. Aber ich hätte es niemals mit unserem Chef in Verbindung gebracht.“

Die drei nicken zustimmend, denn ihnen war es ähnlich ergangen.

Zehn Minuten später sind sie mit ihrer Arbeit fertig und verlassen die Halle. Manfred Leistner bleibt allein zurück. Er muss auf den neuen Schichtführer warten, welcher innerhalb der nächsten fünf Minuten eintreffen sollte. Nachdem er diesem die Anlage übergeben hat, wird er gleichfalls nach Hause fahren. Seine beiden Kinder warten auf ihn. Spielen mit Papa macht einen Heidenspaß!

Auf seinem Heimweg, der ihn über die Brücke führt, die die beiden Ufer des Flusses miteinander verbindet, vermeint er, im Vorbeifahren Timo auf dem Radweg zu erkennen. Im dichten Feierabendverkehr gelingt es ihm allerdings nicht, herauszufinden, ob seine flüchtige Wahrnehmung stimmt. Er muss sich nach vorn konzentrieren. Hätte er die Möglichkeit gehabt, länger als eine Sekunde hinzuschauen, wäre seine Beobachtung bestätigt worden.

Timo radelt in der Tat über die Brücke – wie so oft in letzter Zeit. Seit er in der Stadt arbeitet, hat er dazu viel mehr Gelegenheiten als früher, als er täglich achtzig Kilometer Arbeitsweg bewältigen musste – für eine Strecke. Damals konnte er Inga nicht jeden Tag und meist erst zu später Stunde besuchen, und oft genug traf er sie an, als sie schon nicht mehr ansprechbar war. An solchen Tagen blieb er bis spät in die Nacht hinein bei ihr und wartete geduldig darauf, dass sie in die Realität zurückkehrte. Dann nahm er sie in seine Arme, sprach mit ihr, tröstete sie, wenn sie niedergeschlagen war, und versuchte ein ums andere Mal geduldig, sie von ihrem verhängnisvollen Weg abzubringen. Allein, es war ihm nicht gelungen. Bislang jedenfalls nicht.

Heute hatte Inga ihm gegen Mittag auf seine Mobilbox gesprochen und einen kurzen Gruß hinterlassen, was aus den Erfahrungen der Vergangenheit ein beruhigendes Zeichen sein sollte. Insofern müsste er sie also nicht zwingend besuchen, aber er will ihr eine gute Nachricht überbringen, im Grunde sogar zwei Nachrichten. Wäre da nicht so ein unbestimmtes Grummeln in seinem Bauch, das ihm anrät, so schnell wie möglich zu ihr zu fahren, könnte er den Umstand, dass sein Vater sich öffentlich zu ihm bekannt hatte, genießen und sich auf ein Aufleuchten in ihren Augen freuen. Die Aufregung, die das Outing seines Vaters in ihm verursachte, war jedoch verflogen, sobald er auf sein Fahrrad stieg. Hätte dieser ihn dabei zufällig beobachten können, wäre er vermutlich erschrocken gewesen und hätte von ihm wissen wollen, was ihn derart bedrückt, dass sich seine Stirn von einem Moment auf den anderen mit Sorgenfalten überzog. Einen eindeutigen Grund dafür hätte Timo ihm nicht benennen können. Reines, ungutes Bauchgefühl. Mehr nicht.

Er stoppt an der Ampel, die gerade den Querverkehr freigegeben hat, klingelt, um die Fußgänger, die sich auf dem Radweg breitgemacht haben, daran zu erinnern, dass dieser nicht umsonst eine rote Deckschicht hat und mit einem weißen, aufgedruckten Fahrrad gekennzeichnet ist, und tritt in die Pedale, sobald die Ampel auf Grün umspringt. Schnell hat er den Fußgängerpulk überholt und freie Bahn vor sich. Nach fünf weiteren Querstraßen biegt er in einen Seitenweg ein, der neben einem mit sich gegenseitig überdeckenden Graffitis besprühten Transformatorenhäuschen als gepflasterter Weg beginnt und nach fünfzig Metern in einen Trampelpfad übergeht. Dieser endet abrupt an einer kleinen Brücke, die einen Bach überspannt, welcher seinen Ursprung außerhalb der Stadt hat und diese größtenteils unterirdisch unterquert. Auf Sichtentfernung sprudelt er hinter der Brücke aus einem vergitterten Rohr hervor, in das man ihn an der Stadtgrenze gezwängt hat, und plätschert unter dem Brückenbogen hindurch befreit und munter vor sich hin in Richtung Fluss.

Timo steigt ab und lehnt sein Fahrrad an die Böschung. Zwei Schritte weiter duckt er sich und späht ins Halbdunkel unter dem niedrigen Brückenbogen. Zwei braune Pupillen unter struppigen Haaren blicken ihm entgegen. „Sie is‘ nich‘ hier“, hört er den fast zahnlosen Mund unter den glanzlosen Augen murmeln, bevor er die Gelegenheit bekommt, der Frau, die Inga mit Greta anspricht, einen guten Tag zu wünschen. „Ha‘ den Blaulich‘espress genommen…“

Timo vergisst die Begrüßung, die er der alten Frau normalerweise zuteilwerden lässt. „Den was?!“, ruft er stattdessen erschrocken. Genaugenommen erwartet er gar keine Antwort von Greta, denn obwohl das genuschelte Wort für ihn völlig neu ist, assoziiert er damit intuitiv einen Rettungswagen und mit diesem - Gefahr.

Gefahr für Leib und Leben.

Gefahr für Ingas Leben!

„Wohin?“, stellt er der Frau eine zweite Frage, ehe sie ihm eine Antwort auf seine erste geben kann.

Greta verzeiht ihm seine Unhöflichkeit, deutet an der Brücke vorbei stadtauswärts und nuschelt: „Sand Finnsend.“

Timo bedankt sich bei ihr trotz aller Angst, die sein Herz rasen lässt, dreht sein Fahrrad um und jagt in halsbrecherischem Tempo den Trampelpfad bis zum Abzweig an der Hauptstraße zurück. Neben den Graffitis stoppt er so heftig, dass der Hinterreifen radiert, aktiviert das Navigationssystem seines Smartphones und lässt sich von diesem, weil er sich, vom Anfahrtsweg zur Brücke abgesehen, in diesem Stadtteil nicht auskennt, zum genannten Krankenhaus leiten. In dessen Notaufnahme angekommen, schnappt er nach Luft. Er hat die vom Navigationssystem angegebene Zeit um ein Drittel unterboten – wie durch ein Wunder unfallfrei. Seine Eile nützt ihm wenig, denn die Notaufnahme ist gut besucht und er muss deswegen eine geschlagene Viertelstunde warten, bis er weiß, auf welcher Station er sich zu Inga durchfragen muss. Während dieser Zeit läuft er unruhig auf dem Flur hin und...

Erscheint lt. Verlag 25.6.2023
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Familie / Erziehung
Schlagworte Beziehung • Drogensucht • Familie
ISBN-10 3-7575-6156-2 / 3757561562
ISBN-13 978-3-7575-6156-7 / 9783757561567
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