Die Heilsgeschichte Israels in Wort und Bild (eBook)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
978-3-99139-954-4 (ISBN)
Roman Nies befasst sich damit, verschiedene Wissensgebiete interdisziplinär miteinander zu einer universalistischen Gesamtschau zu verbinden. Seine Schwerpunkte sind Theologie und Philosophie, Ethnologie und Naturkunde. Der Autor hat zahlreiche Reisen unternommen, um seine Kenntnisse zu erweitern.
1. Kapitel
Der Beginn und die Entfaltung
Die Segenslinie und die Fluchlinie
Wie konnte es geschehen, dass die Welt blind geblieben ist, was die Segens- und Fluchlinie anbelangt? Das Bitten und Hoffen der Juden, wie es auch in ihren Gebeten zum Ausdruck kommt, ist angesichts der Geschichte Israels nur zu verständlich. Auf eine bessere Zukunft hoffen alle Völker, teils in utopischen Ausmalungen, teils in einer Wiederherstellung des vermeintlich wunderbar Gewesenen. Die Juden sehnen sich nach einem irdischen Reich des Friedens, wo jeder Jude endlich in Sicherheit, Ruhe und Wohlstand leben kann. Hierin ähneln sich sogar die Hoffnungen der religiösen und der säkularen Juden. Das bewegte zur Zeit der Propheten das Volk. Das war bis 1948 nicht anders und das ist immer noch so, im neu gebildeten Staat Israel, aber auch in der immer noch bestehenden Diaspora, wo die Juden oft unter schwierigen Lebensbedingungen aushalten mussten und noch immer müssen, denn das geht so lange wie sie nicht nach Israel ausreisen.
Dieses „Reich“ besserer und gesicherter Verhältnisse wünschen sich sowohl Juden, die an die Verheißungen der Bibel glauben, als auch jene, die sich um die Erhaltung der nationalen Identität bemühen. Nahezu alle anderen Völker haben eine ungewisse Vorstellung über ein goldenes Zeitalter, das es einmal gab und dass es doch wieder geben soll. Es handelt sich dabei um die Überlieferung der Paradiesvorstellung, wo die ersten Menschen angeblich ein uneingeschränkt glückliches Leben führten. Das Paradies wurde wegen der Sündenschuld des Menschen verloren und die Hoffnung geht dahin, es wieder zu gewinnen. Selbst gottlose Ideologien halten so ein menschengemachtes Paradies planbar. Mit dieser gemeinsamen Überlieferung beginnt auch die Bibel ihre Geschichte mit der Menschheit, wenn auch mit erheblich problematischen und oft verschwiegenen Einzelheiten. Als die christlichen Missionare zum ersten Mal fremde Völker besuchten, stellten sie zu ihrer Verblüffung fest, dass sie an viel bereits Bekanntes anknüpfen konnten. Nur ausgerechnet die Juden scheinen sich von dieser Hoffnung auf einen wiederherzustellenden Garten Eden entfernt zu haben.
Nicht die Rückkehr zum Garten Eden steht im Mittelpunkt ihrer Erwartungen und Lehren, sondern das Kommen des messianischen Reiches, denn das ist ein Hauptthema im Alten Testament. Der Garten Eden findet in der Torah und bei den Propheten nur noch als Bild eines Idealzustands Erwähnung, etwa als Gegensatz zur Wüste, und hat keine größere theologische Bedeutung erlangt. *16 Das ist vom Ablauf der Heilsgeschichte auch nicht anders zu erwarten, denn zuerst kommt das messianische Reich und an einen alle befriedigenden Heils-Universalismus ist erst sehr viel später zu denken.
So sehr ist das orthodoxe Judentum in die Torah und die hebräische Bibel insgesamt eingetaucht, dass man, abgesehen von den Mystikern der Kabbalistik, bemüht ist, streng am überlieferten heilsgeschichtlichen Ablauf der Ereignisse zu bleiben und auf Gottes Ordnung zu vertrauen, soweit man sie verstanden hat. Dennoch haben die Ereignisse im Garten Eden um Adam und Eva eine großartige Relevanz für Israel, weil dort, wo die Geschehnisse am zuverlässigsten beschrieben werden, bereits von einem Juden die Rede ist. Dieser Jude ist der Retter Israels und der Retter der gesamten Menschheit. Er ist identisch mit dem Messias. In 1 Mos 3,15 heißt er „Samen“. Gott spricht hier zum Satan, der bereits bei seinem ersten Erscheinen als Blender und Verführer auftritt: „Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; Er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.“ (LuÜ)
Das bedeutet, in freier Übertragung, der Samen, die Nachfahren Evas werden dem „Samen“ der Schlange die Macht nehmen und sie wird diesen Werdegang lediglich beeinträchtigen, aber nicht verhindern. Noch Fragen, wer in der Geschichte Israels der Same des Gegners Israels war? Der Same der Eva kommt über Israel durch den Gesalbten Israels, Jesus. Wie wird er der Schlange die Macht nehmen? In 1 Joh 3,8, beinahe 1500 Jahre nach Mose, bestätigt der Apostel Johannes, dass der Sohn Gottes erschienen ist, „dass Er die Werke des Teufels zerstöre.“ Paulus bezieht in 1 Kor 15,55 die Erlösungstat Jesu auf die Zusage Gott JHWHs in Hos 13,14. Dort geht es um die Erlösung aus dem Totenreich, dem der Sieg genommen wird. Interessanterweise geht es hier um den Tod, nicht um die Hölle! Das Gegenteil des Todes ist Leben! Der Prophet Jesaja ergänzt diesen Sieg über den Tod um die frohe Botschaft, was Gott JHWH in Bezug auf Israel getan haben wird: „die Schmach seines Volkes wird er von der ganzen Erde hinwegtun.“ (Jes 25,8) Der Prophet Jeremia weiß auch, wie das geht. Gott wird die „Jungfrau Israel“ „wiederum bauen“.
Das hebräische „banah“ wird auch mit „wiederherstellen“ gleichgesetzt. Das findet sich in Mt 17,11 wieder, wo im Blick auf Israels Niedergang und die Verkündigung des kommenden messianischen Reiches Jesus von der Wiederherstellung „aller Dinge“ redet. Im Ergebnis werden die Werke des Teufels und seines Samens, die allen Menschen den Tod und Israel die Schmach unter den Nationen gebracht haben, durch den Samen Israels zerstört.
Die Geschichte Israels ist als auch eine Geschichte der Segenslinie und der Fluchlinie. Die Segenslinie läuft über Israel und die Gemeinde Jesu, bis sie am „Telos“ – in der Vollendung am Ziel (1 Kor 15,24) auch die Nationen erfasst hat. Die Fluchlinie als Samen der Schlange ist damit als gegen Israel und gegen die Gemeinde Jesu gerichtet zu erwarten und in der Geschichte der Nationen nachweisbar. Sie wird dort als Anti-Israelismus und Anti-Christentum erkennbar. Die Vertreter der Fluchlinie nennt die Bibel „Widersacher“, hebräisch „Satan“, ob es sich um Menschen handelt, *17 oder nicht, wie es bei der Gleichsetzung mit „diabolos“ („Teufel“, eigentlich wörtlich „Durcheinanderwirbler“) in Mt 4, „Drachen“ (gr. „drakōn“), Schlange (gr. „ophis“) und Teufel in Of 12,9 der Fall ist. „Satan“ ist aber auch nach Hiob 1,6ff ein „Sohn Gottes“ (hebr. „bene haElohim“). Dass er vom rechten Weg abbringt, ergibt sich z.B. aus 1 Tim 5,15. Dieser Satan ist jedoch von Gott bevollmächtigt und beauftragt. Das ergibt sich aus Hiob 1,12; (der Satan prüft); 4 Mos 22,22 (der Satan verhindert); Of 20,8 (der Satan verführt) und 1 Tim 1,20 (der Satan erzieht). Licht wird erst in der Finsternis erkennbar, wenn man nicht selber aus dem Licht lebt.
Assyrisches Palastrelief, Nimrud, 9.Jhdt vZ. Der Lebensbaum und sein bewachender Engel stehen heute im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst in München. In der Handtasche hat er Lebenssamen.
Die Machtzuweisung Satans wollen manche auch daran erkennen, dass er Jesus alle Königreiche der Welt anbieten konnte (Mt 4,8.9). Die Machtfülle der großen Schlange, die sich sogar über Tod und Leben erstrecken kann, war auch bei anderen Völkern der Antike bekannt.
Was ist die Vorgeschichte? Eva hat von der verbotenen Frucht des ewigen Lebens gegessen. Eine kleine Ursache mit großer Wirkung. Doch früh wird klar: Wer zu früh nach dem Heil greift, vergreift sich! Das ist ein heilsgeschichtliches Prinzip. Man braucht Licht, um Licht von der Finsternis unterscheiden zu können! Der Mensch kann nicht vor der Zeit, die ihm gesetzt ist, nach Dingen greifen, für die er erst noch reifen muss. Also nicht das ewige Leben ist die unreife Frucht, sondern der Mensch! Die Frucht des ewigen Lebens bekommt nur dem, der sie von Gott bekommt, denn der weiß, wann es Zeit dafür ist!
Es braucht also eine große Ursache für eine große Wirkung!
Die große Ursache ist das Sterben Gottes auf dem Hügel Golgatha. Da Gott nicht sterben kann, begibt sich Sein Geist in den Leib eines Menschen. Es hat den Anschein, wie schon die byzantinischen Christen dachten, dass das Holz für das Kreuz, an dem die Menschen den Gott-Mensch festnagelten, aus dem Holz des Lebensbaumes genommen worden war. Dieser Baum hätte unbemerkt und unauffällig irgendwo weiter vor sich hinvegetiert, um dann für den Schöpfergott und Heiland gefällt zu werden.
Im Palast des assyrischen Königs Assurnasirpal aus der Zeit 865 vZ, in seiner Residenz Nimrud, befand sich ein Relief mit dem Lebensbaum, das man zur Aufbewahrung ins Museum nach Europa gerettet hat. Über dem Lebensbaum schwebt der „heilige Geist“ des Sonnengottes Shamash in Gestalt eines Vogels. Links und rechts neben dem Lebensbaum greifen die Könige nach den Samen des Baumes. *18 Irgendwie sollen es Samen sein, die wahres und dauerhaftes Leben ermöglichen! Die alten Völker hatten eine Vorstellung darüber, dass der Geist Gottes die menschlichen Ziele und ihr Tun inspirieren musste. Der eigentliche „Lebensbaum“ ist aber...
Erscheint lt. Verlag | 24.5.2023 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Esoterik / Spiritualität |
Geisteswissenschaften | |
ISBN-10 | 3-99139-954-7 / 3991399547 |
ISBN-13 | 978-3-99139-954-4 / 9783991399544 |
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