Spring dich frei -  Malaika Mihambo

Spring dich frei (eBook)

Aus dem Leben einer Spitzensportlerin: Mein Weg zu Achtsamkeit und innerer Stärke
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
Edition Michael Fischer (Verlag)
978-3-7459-1833-5 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
15,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Unbeirrt hat sich die Leichtathletin Malaika Mihambo nach oben gekämpft, zäh und mit dem unbedingten Willen zum Erfolg. Nach zwei Weltmeister-Titeln und ihrem Olympiasieg im Weitsprung erkennt sie, dass sie alle Ziele erreicht hat, sich all ihr sportlichen Träume erfüllt haben. Nicht nur das, ihr wird bewusst, warum sie mit dem Leistungssport angefangen, nur für ihn gelebt, ihm alles untergeordnet hatte. Jeder Sieg setzte für einen Moment die Abwertung aus, die sie immer wieder erfahren musste und gab ihr das Selbstvertrauen zurück, das sie durch eine schwere Kindheit verloren hatte.

Um ihre Leidenschaft für den Sport neu zu entfachen, ging sie einen ungewöhnlichen Weg: Sie reiste um die Welt, engagierte sich sozial, erfuhr über die Meditation neueGedanken, erforschte sich selbst und stellte sich komplett neu auf.

Weit über den engen Horizont eines Stadions hinaus erzählt Malaika Mihambo offen, worauf es ihr im Leben und an der Sprunggrube ankommt. In 'Spring dich frei' teilt sie die Erfahrungen, die sie geprägt haben, und die Einsichten, die sie daraus gewann. Spannende Impulse rund um Achtsamkeit, Resilienz oder Stressbewältigung liefert auch Christoph Steinbach, Malaikas Mentor vom Olympia-Stützpunkt Rhein-Neckar, der sie seit Jahren in ihrer Persönlichkeitsentwicklung begleitet.

Ein bewegendes und sehr persönliches Buch über die Selbstfindung mit vielen schmerzlichen Erfahrungen.





<p>Malaika Mihambo wurde 1994 in Heidelberg geboren, im Alter von acht Jahren kam sie zur Leichtathletik. Sie ist zweifache Weltmeisterin sowie Olympiasiegerin im Weitsprung und wurde drei Jahre in Folge als Sportlerin des Jahres geehrt. Einen Ausgleich zu diesen athletischen Höchstleistungen findet Malaika in der Meditation, auf ihren Reisen in fremde Länder und im Klavierspiel. Nach einem Abschluss in Politikwissenschaft studiert Malaika mittlerweile Umweltwissenschaften im Master und setzt sich mit ihrem eigenen Verein <i>Malaikas Herzsprung e.V.</i> für Kinder im Grundschulalter ein.</p>

Kapitel 1


Bewegen, immer nur will ich mich bewegen


Malaika, den Vornamen hat mir meine Mutter gegeben, bedeutet auf Suaheli „Engel“. Und da Engel ständig unterwegs sind, sich mit Flügeln zwischen Himmel und Erde fortbewegen, passte mein Vorname irgendwie. Ich wollte auch permanent „on tour“ sein.

Schon früh war mein Bewegungsdrang erkennbar und wohl auch ungewöhnlich ausgeprägt. Mit neun Monaten konnte ich nicht nur krabbeln, mich am Sofa hochziehen und für einen Moment glückstrahlend alleine stehen bleiben, nein, ich konnte auch schon, ohne mich irgendwo abstützen zu müssen, frei herumlaufen. Ich erinnere mich natürlich nicht daran, ich weiß es nur, weil meine Mutter mir davon erzählt hat, weiß es von Fotos, die sie mir zeigte, auf denen sie meine einzelnen motorischen Fähigkeiten festgehalten hat. Immer mit leuchtenden Augen und einem verschmitzten Lächeln, weil ich es geschafft hatte, mich selbstständig durch die Welt zu bewegen, und mir so selbst völlig neue Perspektiven eröffnete, viel größer und aufregender als in der doch eher langweiligen Sitzposition. Auf zwei Beinen aufrecht zu stehen und mich mit ihnen in diese oder jene Richtung zu bewegen war Ausdruck meiner großen Lauffreude, nicht eine Minute wollte ich wieder zurückkehren in den unbeweglichen Stillstand.

Noch bevor ich laufen konnte, schob ich schon Stühle durch die Gegend, um auf Regale zu klettern und die Welt zu erforschen. Motorische Entwicklungsschritte nach dem allgemeinen Baby-Fahrplan übersprang ich, ich zog ein eigenes Tempo vor, offenbar wollte ich mit dem Lauftraining so schnell wie möglich beginnen. Schon im Bauch meiner Mutter hatte ich ordentlich mit den Beinen getreten. Auf dem Wickeltisch war ich auch nicht das ruhigste Baby, meine Mutter musste höllisch aufpassen, dass ich nicht herunterfiel; ständig strampelte ich wild umher. Und legte sie mich auf dem Boden auf eine Decke, hatte ich unentwegt das Bedürfnis, dieses Quadrat hinter mir zu lassen und die Welt außerhalb in Angriff zu nehmen. Ruhiges Liegen und in die Luft gucken war nicht gerade das, was meiner Natur entsprach. Fast schien mein Bewegungsdrang ein Omen zu sein, aber das lässt sich so auch nur aus heutiger Perspektive formulieren. Damals machte meine Mutter sich eher Sorgen um meine Knochen, für die das rastlose Umhersausen nicht so ideal war, irgendwie sahen sie durch meinen viel zu frühen Bewegungsdrang krumm und verbogen aus. Ich hatte ordentliche O-Beine, was auch ein Kinderarzt bestätigte, als sie ihm dieses Problem darlegte – es war ehrlich gesagt aber auch nicht zu übersehen. Kein Wunder, denn normalerweise fangen Babys erst um ihren ersten Geburtstag an, eigenmächtig im aufrechten Gang Räume zu erkunden. Der Arzt zeigte ihr physiotherapeutische Übungen, die sie mit mir machen könnte, um meine noch zu weichen Knochen zu stabilisieren und sie wieder zu richten. Das mit den Übungen hat sie gut gemacht, wie vieles im Leben, und die Beine sind gerade weitergewachsen.

Keinesfalls hörte es aber mit meiner Bewegungsfreude auf, auch nicht, als ich älter wurde. Um mich darin zu unterstützen, meldete sie mich mit drei Jahren im TSV 1895 Oftersheim an, einem Turn- und Sportverein im Rhein-Neckar-Kreis in Baden-Württemberg. Dort konnte ich mich beim Kinderturnen austoben, und zwar unter fachkundiger Aufsicht. Ich fühlte mich dort sehr wohl, hatte viel Spaß und fand es einfach nur toll, mit anderen Jungen und Mädchen neue Übungen kennenzulernen, denn unsere Wohnung reichte mir als Abenteuerspielplatz längst nicht mehr aus.

Mit vier Jahren wollte ich unbedingt zum Ballett, denn meine Freundin Lotta ging in die Ballettschule in Schwetzingen, einer Nachbarstadt.

Ich erklärte meiner Mutter: „Da möchte ich auch hin.“

„Du solltest es dir aber vorher anschauen und mit Lotta mitgehen“, sagte sie. „Wenn es dir gefällt, kannst du einen Kurs mitmachen.“

Beim ersten Besuch in dem kleinen Tanzstudio in der Bahnhofstraße war ich so fasziniert von den vielen Mädchen, die ihre langen Haare straff aus dem Gesicht gebürstet und zu einem Dutt hochgesteckt hatten, nicht ein einziges widerspenstiges Haar lugte daraus hervor, dass ich unbedingt ein Teil dieser mir so fremden Welt sein wollte. Doch schon bald merkte ich, dass es hier ganz anders zuging als im Turn- und Sportverein. Die Stimmung war trotz unseres jungen Alters sehr leistungsorientiert. Das gefiel mir gar nicht, und so verlor ich schnell die Lust am Ballett und turnte lieber weiter.

Wer mich darauf brachte, weiß ich nicht mehr. Aber irgendwann gab es eine neue Idee, und mit sechs, vielleicht sieben Jahren trat ich einem Judoverein bei. Judo, dieser Zweikampfsport, war etwas ganz anderes als Turnen oder Ballett. Er brachte für mich eine besondere Herausforderung mit sich, für ihn war eine völlig andere mentale Herangehensweise nötig, jedenfalls eine, die mir bislang unbekannt gewesen war. Bei dieser japanischen Kunst der Selbstverteidigung ging es darum, eine maximale Wirkung mit einem Minimum an Aufwand zu erzielen. Ziel war es, den Gegner oder die Gegnerin durch Anwenden einer Technik mit Kraft und Schnelligkeit kontrolliert auf den Rücken zu werfen. Neben dem partnerschaftlichen Üben lernte ich in diesem Verein auch ethische Werte wie Ehrlichkeit, Bescheidenheit sowie Verständnis und Respekt fürei­nander. Es wurde darauf geachtet, wer kleiner oder größer war, jünger oder leichter. Ich gehörte zu den Leichtgewichten und war demnach immer in der Leichtgewichtsklasse unterwegs.

Beim Judo liebte ich die Vielfältigkeit der Bewegungselemente, die verschiedenen Falltechniken, seitwärts, rückwärts oder nach vorne. Und es war der erste Sport, den ich auch auf Turnieren ausgeübt habe. Als Anfängerin hatte ich wie jeder einen weißen Gürtel, aber dabei blieb es nicht, im Laufe der Zeit kamen immer mehr Gürtel dazu, und zwar nach der vorgegebenen Reihenfolge: Nach dem weißen folgte der gelb-weiße Gürtel, danach kam der gelbe, und mit acht Jahren besaß ich den gelb-orangen.

Als Achtjährige nahm ich dann an einem Sommerferienprogramm der Gemeinde Oftersheim teil, in dem sich verschiedene Vereine mit ihren jeweiligen Angeboten vorstellen konnten. Neugierig, wie ich war, ließ ich mich auf einen Tag ein, um in mehrere Leichtathletikdisziplinen reinzuschnuppern. Einer der Trainer sagte, nachdem ich verschiedene Strecken gelaufen war, geworfen und mich auch im Weitsprung versucht hatte: „Du springst recht gut, Malaika, möchtest du nicht zu uns in den Verein kommen? Zum regulären Training?“ Ich dachte: Warum nicht?

Zwar zog es mich zur Leichtathletik, aber ich machte noch eine ganze Weile Judo. Ich war ein Wildfang, alles, was Sport war und mit Bewegung zu tun hatte, machte mir Spaß. Ein zuviel gab es eigentlich nicht. Doch mit der Zeit stieg das Trainingspensum in beiden Sportarten parallel an. Nach der Schule hetzte ich von einem Training zum nächsten. So machte es mir irgendwann keinen Spaß mehr. Eines Abends, als ich im Bett lag und zur Ruhe gekommen war, hielt ich inne und ließ mir das Ganze noch einmal durch den Kopf gehen. Sollte ich mich nicht besser auf eine Sportart konzentrieren? Ich kam zu dem Schluss, dass ich, abgesehen von dem zeitlichen Stress, auch nie ganz bei der Sache war, weil es bei der einen wie bei der anderen Sportart um ganz unterschiedliche Anforderungen ging. Es war wahrscheinlich besser, so das Ergebnis meiner Überlegungen, sich für eine Sportart zu entscheiden und mich ohne Ablenkungen da­rauf zu konzentrieren. Aber welche brachte mir mehr Spaß? Wirklich lange brauchte ich nicht darüber nachzudenken, die Antwort schoss mir ziemlich schnell in den Kopf: Es war die Leichtathletik, obwohl es mich natürlich gereizt hätte, mir noch mehr von den zehn möglichen Gürteln zu erkämpfen – einfach aufzugeben, bevor ich mir den letzten umbinden konnte, fiel mir schwer.

Im September schon, also nur wenige Wochen nach meinem Schnupperkurs, hatte ich mit meiner neuen Trainingsgruppe meinen ersten Wettkampf, einen 500-Meter-Stadtlauf, und während ich ihn absolvierte, merkte ich, dass das mehr mein Ding war. Hier ging es nicht um Junge gegen Junge oder Mädchen gegen Mädchen, es handelte sich um kein Messen, das mit einem direkten körperlichen Einsatz an einem Gegner verbunden war – und damit war es letztlich auch nicht so nervenaufreibend. Bei den Wettkämpfen in der Leichtathletik war ich auf mich gestellt, ich und mein Körper, wir bildeten eine Einheit. Meine Gegnerinnen bildeten ihre eigene Einheit, jede von ihnen war autark, nie kamen sie mir zu nah, zudem wollten sie mich nicht zu Fall bringen. Vielleicht gedanklich, um besser dazustehen, aber nicht real. Mir gefielen auch die verschiedenen Disziplinen, die zeitversetzt stattfanden, mit Pausen dazwischen, das war mir sehr sympathisch.

Aber was reizte mich überhaupt am Wettkampf, was bedeutete er für mich? Stellte ich mich beim Judo in einem Wettkampf mehreren Gegnerinnen, war es eindeutig schöner zu gewinnen, als zu verlieren. Doch diese Medaille hatte zwei Seiten. Es war ein wunderbares Gefühl, wenn ich als Siegerin gekürt wurde. In diesem Moment hatte ich etwas erreicht, wofür ich mich unglaublich angestrengt hatte. Der Kampf Runde um Runde war jedes Mal hart. Schon im Vorfeld war die Vorstellung von nicht einschätzbaren Partnerinnen mit enormer Anspannung verbunden gewesen. Auch wenn ich oft gewonnen habe, ich hatte mich immer durchbeißen müssen.

In der Leichtathletik machte ich jedoch andere Erfahrungen, die zum großen Teil eng mit meinem ersten Trainer verbunden waren. Er hielt nicht viel davon, große Sprüche zu klopfen, es wurde eigentlich überhaupt nicht viel geredet, sondern es wurde trainiert. Trainiert und trainiert. Er...

Erscheint lt. Verlag 11.10.2023
Co-Autor Regina Carstensen
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
Geisteswissenschaften Psychologie
Schlagworte Achtsamkeit • Ernährung • Gesundheit • Lebenshilfe • Leichtathletik • Malaika Mihambo • Meditation • Olympiasiegerin • Psychologie • Ratgeber • Resilienz • Schlaf • Spiritualität • Spitzensport • Sport • Sportlerin des Jahres • Stressabbau • Stressbewältigung • Weitspringen • Weitsprung • Yoga
ISBN-10 3-7459-1833-9 / 3745918339
ISBN-13 978-3-7459-1833-5 / 9783745918335
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 635 KB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychosomatische Beschwerden: Was mir die Signale meines Körpers …

von Hans Lieb; Andreas von Pein

eBook Download (2024)
Trias (Verlag)
22,99
Stress & Spannungen lösen. Das Original-TRE-Übungsprogramm

von Hildegard Nibel; Kathrin Fischer

eBook Download (2024)
Trias (Verlag)
22,99