Sarggeschichten (eBook)

Warum selbstbestimmtes Abschiednehmen so wichtig ist - Was wir über Trauer und Bestattung wissen sollten
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2023 | 1. Auflage
320 Seiten
Mosaik bei Goldmann (Verlag)
978-3-641-31120-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sarggeschichten -  Sarah Benz,  Katrin Trommler
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Wie wollen wir Abschied nehmen?
Wenn ein für uns wichtiger Mensch stirbt, sind wir oft nicht darauf vorbereitet. Dabei ist es sicher, dass wir alle im Laufe unseres Lebens nahe Menschen an den Tod verlieren werden. Doch kann man sich überhaupt auf den Tod vorbereiten? Sarah Benz und Katrin Trommler sagen: Ja, man kann! Die beiden Frauen sind die Macherinnen des bekannten YouTube-Kanals »Sarggeschichten - Kurzfilme, die erklären, was man alles tun und gestalten kann, wenn der Tod ins Leben tritt«. Katrin hat in ihrem Leben viele wichtige Menschen verloren, darunter ihre Eltern, ihren Bruder und ihre Tochter. Sarah ist Bestatterin, Trauerbegleiterin und Notfallseelsorgerin. Sie stellen sich allen wichtigen Fragen rund ums Sterben und Abschiednehmen:

• Wie versorgt man einen verstorbenen Menschen?

• Darf ich einen Toten zu Hause aufbahren?

• Was kann ich sagen, wenn jemand gestorben ist?

• Was brauchen trauernde Kinder?

• Was kostet eine Bestattung?

Mit zahlreichen Abbildungen, wichtigen Informationen und klaren Handlungsanweisungen zeigen die Autorinnen auf einfühlsame Weise, was alles möglich ist, wenn ein Mensch stirbt und bestattet wird.

Kann man einen Sarg auch von innen schmücken? Braucht man eine Urne? Wie kann man sich aus der Ferne verabschieden? Wie gibt man verstorbenen Menschen einen Platz im Leben? Auf diese und viele weitere Fragen gibt das Buch eine Antwort.

Sarah Benz arbeitet als Bestatterin, Trauerbegleiterin, Notfallseelsorgerin und Dozentin. Sie wurde früh mit dem Tod konfrontiert und erlebte dabei, wie hilfreich es sein kann, Abschiedsprozesse selbst zu gestalten. Sie gründete 2015 das Filmprojekt »Sarggeschichten« und setzt sich für mehr Selbstbestimmung in der Abschied- und Trauerkultur ein.

1. BEVOR EIN MENSCH IM STERBEN LIEGT


WAS KOSTET EINE BESTATTUNG?


Viele Leute wollen wissen, wie viel eine Bestattung kostet, aber das lässt sich gar nicht so einfach sagen. Die Preisspanne bei Bestattungen ist riesig, und nach oben gibt es keine Grenzen. Es spielt eine Rolle, wie viel Begleitung ihr euch wünscht, was ihr selbst machen wollt und welche Produkte ihr auswählt. Die Höhe der Kosten ist nicht nur davon abhängig, wie aufwendig ihr die Beisetzung oder die Trauerfeier plant, auch Ämter und Urkunden müssen bezahlt werden. Dabei gibt es regionale Unterschiede. Je nachdem, wo in Deutschland ihr bestatten möchtet, kann es also teurer oder günstiger sein.

Über die Details der Kosten für eine Bestattung wird wenig gesprochen. Aber es ist hilfreich zu wissen, was alles zu einer Bestattung dazugehört und welche Posten konkret anfallen können. Da jedem einzelnen Kostenpunkt wieder unterschiedliche Preise zugrunde liegen, können wir keine genauen Zahlen nennen. Wir wollen jedoch zeigen, welche Kostenpunkte in jedem Fall auf euch zukommen, was für eine Bestattung unserer Meinung nach nicht zwingend nötig ist und was ihr selbst machen könnt.

Neben einem angemessenen Preis gibt es bei der Wahl des Bestattungsunternehmens aber auch noch andere Dinge, die ihr beachten solltet. Wir sprechen über die Fragen, die wirklich wichtig sind.

Welche Posten kann es bei einer Bestattung geben?


Es gibt bestimmte Dinge, die ihr bei einer Bestattung immer bezahlen müsst. Und es gibt Posten, bei denen ihr euch aussuchen könnt, ob ihr diese Leistung in Anspruch nehmen möchtet oder nicht.

Im Folgenden wollen wir die unterschiedlichen Posten genauer erklären.

1. Leichenschau

Wenn ein Mensch nicht im Krankenhaus gestorben ist, muss eine Ärztin oder ein Arzt gerufen werden, um die erste Leichenschau durchzuführen. Anschließend wird der Totenschein, manchmal auch Leichenschauschein genannt, ausgestellt. Die Kosten dafür trägt nicht die Krankenkasse, denn die ist nur zuständig, solange der Mensch am Leben ist. Die Kosten für Anfahrt und Arbeitszeit müssen also die Zugehörigen bezahlen. Oft ist das dem medizinischen Personal unangenehm, und sie geben die Rechnung an die Bestattungsunternehmen weiter. Der Preis für die erste Leichenschau erscheint deshalb oft als Kostenpunkt auf der Rechnung für die Bestattung, obwohl die Bestattenden damit gar nichts zu tun haben.

Bei einer Kremation erfolgt noch eine zweite Leichenschau, die über die Kremationskosten vom Krematorium verrechnet wird.

2. Transport

Wenn ein verstorbener Mensch transportiert wird, sind dafür nur Fahrzeuge mit einer besonderen Ausstattung zugelassen. Die Haltung des Fahrzeugs, Treibstoff und Fahrtzeiten zählen zu den Bestattungskosten.

Ein Transport erfolgt zum Beispiel vom Sterbeort in die Kühlräume eines Bestattungsunternehmens. Von dort gibt es eine weitere Überführung (so wird die Beförderung von Verstorbenen genannt) zum Friedhof oder ins Krematorium. Auch der Transport der Urne vom Krematorium zum Friedhof wird berechnet. Bei einer Überführung mit dem Flugzeug sind besondere Anforderungen und Anträge nötig.

Julian und Sarah im Thanatos-Bestattungsbus

© Archiv der Autorinnen

3. Totenfürsorge

Die Totenfürsorge ist die Pflege des verstorbenen Körpers. Einige Bestattende nennen es auch »hygienische Totenversorgung«. Hier gibt es große Unterschiede, was das bei den jeweiligen Bestattungsunternehmen bedeutet. Einige arbeiten sehr funktionell und sachlich. Bei anderen steht liebevolle Zuwendung im Vordergrund. Fragt nach, wenn ihr wissen wollt, was euer Bestattungsunternehmen genau mit eurem Verstorbenen oder eurer Verstorbenen macht. Gesetzlich vorgeschrieben ist eine Versorgung nicht.

Totenfürsorge

© Wolff, Tara

Am Schluss der Versorgung wird die verstorbene Person in den Sarg gebettet. Für das Versorgen und Einbetten sollten mindestens zwei Personen zur Verfügung stehen.

4. Sarg

Einen Sarg braucht ihr in jedem Fall. Für muslimische Beisetzungen gibt es extra Regelungen. Bei einer Feuerbestattung wird der Körper bis zur Kremation im Sarg aufbewahrt. Das Material des Sarges wird außerdem bei der Einäscherung als Brennstoff benötigt. Vom einfachen Kiefernsarg bis zum luxuriösen Eichensarg gibt es alles zu kaufen.

Einfacher Kiefernsarg

© Bade Hamburg Bestattungsbedarf

Sarg mit Beschlägen

© Bade Hamburg Bestattungsbedarf

Korbsarg

© Bade Hamburg Bestattungsbedarf

Auch umweltfreundliche Särge aus gepresster und veredelter Zellulose können für eine Feuerbestattung verwendet werden. In den Niederlanden gibt es einen Sarg für Erdbestattungen, der aus Pilzgeflechten besteht und Giftstoffe im Körper, zum Beispiel von einer Chemotherapie, neutralisieren kann.

Ihr könnt einen Sarg auch selbst bauen. Das ist nicht ganz einfach, da es einige Vorgaben gibt, die zu beachten sind, aber es ist möglich. Mehr Informationen dazu findet ihr im Internet. Eine Liste unserer Links findet ihr im Anhang.

5. Innenausstattung des Sarges und Kleidung

Die Innenausstattung des Sarges, Decken und Kissen, aber auch die Kleidung für den verstorbenen Menschen müsst ihr nicht vom Bestatter kaufen. Ihr könnt eigene Sachen nehmen. Manche Krematorien empfehlen Kleidung aus Baumwolle für eine schadstoffärmere Verbrennung. Das solltet ihr vorher mit eurem Bestattungsunternehmen besprechen. Grundsätzlich sind natürliche Materialien wie Wolle, Leinen, Seide, Hanf und Baumwolle umweltfreundlicher, da sie sich rückstandslos zersetzen und die Umwelt nicht belasten.

Sarg mit eigener Bettwäsche und Kleidung

© Archiv der Autorinnen

6. Kühlung

In der Zeit bis zur Bestattung oder Kremation muss der Körper der verstorbenen Person gekühlt werden. Er wird bei etwa sechs Grad in einer Kühlung gelagert. Das sind speziell dafür ausgerüstete Räume, in denen die Temperatur mit Kühlaggregaten rund um die Uhr stabil gehalten werden kann. Je nachdem, wie lange ein verstorbener Mensch bis zur Beisetzung in der Kühlung bleibt, fallen unterschiedlich hohe Kosten an.

Kühlraum für Särge (Filmstill)

© Filmstill Sarggeschichten e.V.

7. Abschiednahme

Einigen Zugehörigen ist es wichtig, noch Zeit mit dem verstorbenen Menschen zu verbringen. Zu Hause ist das, je nach Bundesland, 24 bis 48 Stunden möglich. In Bayern gibt es keine Frist. Stirbt ein Mensch im Krankenhaus oder Heim, können die Bestattenden ihn innerhalb dieser Frist nach Hause bringen.

Später ist eine Abschiednahme nur in geeigneten Räumlichkeiten wie in einer Kapelle oder in einem Abschiedsraum beim Bestattungsunternehmen erlaubt. Im Kapitel »WAS IST EINE ABSCHIEDNAHME?« gehen wir genauer darauf ein.

Es ist wichtig zu wissen, dass es euer Recht ist, auch schon bei der Versorgung und Einbettung eures verstorbenen Menschen dabei zu sein. Wenn ihr möchtet, könnt ihr es mit der Abschiednahme verbinden. Bittet dafür euer Bestattungsunternehmen um Unterstützung.

8. Papiere

Die Ausstellung der Sterbeurkunden und des Erbscheins kosten Geld.

Sterbeurkunden müssen beantragt werden. Dazu müssen der Totenschein, eine Sterbefallanzeige, die Geburtsurkunde und gegebenenfalls Ehe- und Scheidungsurkunde zum Standesamt gebracht werden. Eine Sterbeurkunde wird zum Krematorium und Friedhof weitergeleitet. Das könnt ihr selbst machen, oder das Bestattungsunternehmen übernimmt diese Wege für euch. Weitere Sterbeurkunden benötigt ihr zum Beispiel zum Beantragen eines Erbscheins.

Auch für eine Todesanzeige in der Zeitung oder für den Druck von Trauerkarten entstehen Kosten. Hierfür könnt ihr die Gestaltung selbst übernehmen oder sie in Auftrag geben.

9. Kremation

In einem Krematorium ruht der verstorbene Mensch bis zur Einäscherung im Sarg in einem Kühlraum. Darum kümmern sich die Mitarbeitenden vor Ort. Sie planen außerdem die Termine für die Einäscherungen, organisieren die zweite Leichenschau, transportieren den Sarg zur Trauerhalle oder zum Ofen, überwachen den Verbrennungsprozess und überprüfen und warten die notwendige Technik. Wenn ihr im Krematorium eine Feier machen möchtet oder die Einfahrt in den Ofen begleiten wollt, fallen eventuell zusätzliche Gebühren an.

Abschied im Krematorium (Filmstill)

© Filmstill Sarggeschichten e.V.

10. Urne

Im Krematorium wird die Asche in eine Kapsel gefüllt. Eine Urne ist nur die schmückende Hülle für diese Aschekapsel. Ihr müsst keine Urne haben, sondern könnt die Aschekapsel auch so auf dem Friedhof beisetzen. Wenn ihr eine Urne haben möchtet, könnt ihr sie kaufen, zum Beispiel im Internet, oder beim Bestattungsunternehmen bestellen. Ihr könnt eine Urne auch selbst basteln. Es gibt eine Vielzahl verschiedener Urnen. Schaut, was zu euch passt und wie viel ihr investieren wollt.

Verschiedene Urnen (Filmstill)

© Filmstill Sarggeschichten e.V.

11. Friedhof

Die Friedhofskosten kommen immer noch zu den Bestattungskosten dazu. Hier muss man die Grabstelle bezahlen sowie die Trauerhalle für die Trauerfeier und die Mitarbeitenden, die das Grab ausheben, und sich um die Feier kümmern. Manche Bestattenden nehmen die Friedhofskosten mit auf ihre Rechnung, andere verweisen auf den Friedhof.

12. Grab

Es gibt verschiedene Grabstellen, die ihr auswählen könnt. Auf den meisten Friedhöfen in...

Erscheint lt. Verlag 15.11.2023
Zusatzinfo Mit zahlreichen Farbfotos
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte 2023 • Abschiednahme • Aktive Sterbebegleitung • Beerdigung • Bestattungskultur • Bronnie Ware • eBooks • endlich über trauer reden • eric wrede the end • Gesundheit • hilfe bei sterben, trauer, tod • Hospiz • Krematorium • lieben über den tod hinaus • Neuerscheinung • Neuerscheinung 2023 • Persönlichkeitsentwicklung • plötzlicher unfall tot • Psychologie • Ratgeber • Schicksalsschlag • Selbstmord • Soziologie • Sterbebegleitung • Suizid • Tod & Trauer für Kinder • Trauer • Trauerarbeit • Trauerbewältigung • Trauerreden • Umgang mit Sterbenden • Umgang mit Tod • verwaiste Eltern • Vorsorgevollmacht • Youtube Buch
ISBN-10 3-641-31120-9 / 3641311209
ISBN-13 978-3-641-31120-9 / 9783641311209
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