Alles über Ihre Augen

Die Augen – die „Fenster“ zu unserer Innenwelt und unserem Gehirn – lieben Bewegung, In-die-Ferne-Sehen, Entspannung, Blinzeln und Palmieren.

Die Augen sind unsere wichtigsten Sinnesorgane, die in ihrer Leistung einzigartig sind. Diese kleinen Präzisionsorgane sind aber auch sehr empfindlich und in der heutigen (digitalen) Informationsgesellschaft häufig überfordert und überstrapaziert. Wir leben in einer Zeit der visuellen Reizüberflutung. Unsere fleißigen Sinnesorgane sind fortwährend auf Höchstleistungen eingestellt. Der dauernde Blick auf kleinere oder größere Bildschirme und Displays strengt unsere Augen außerordentlich an und überlastet sie. Sehprobleme und Sehschwächen, aber auch Nacken- und Kieferverspannungen sind immer häufiger die Folge. Für Bildschirmarbeit sind die Augen eigentlich nicht gemacht. Die natürlichste Art des Sehens ist der Blick in die Ferne sowie ein permanent wechselnder Blick, wie z.B. bei einem Spaziergang in der Natur. Der Blick schweift dabei über verschiedene Punkte. Was den Augen dagegen schadet, sind langes starres, bewegungsarmes Sehen im Nahbereich sowie künstliche Lichtquellen. Sehr häufig führt beides zu brennenden, geröteten, trockenen, tränenden, müden und sogar schmerzenden Augen.

Verspannte Augenmuskeln hängen auch sehr häufig mit Verhärtungen in den Nacken- sowie Kiefermuskeln zusammenhängen. Zwischen diesen Muskeln besteht eine enge reflektorische Beziehung. Ein starrer Blick auf einen Monitor oder eine konzentrierte Arbeit lassen uns häufig die Kaumuskeln anspannen und den Kopf in den Nacken sowie die Schultern nach vorne-oben ziehen.

Entspannung ist für gesunde, vitale Augen ein zentraler Baustein. Dadurch sind ihre Muskeln und Faszien flexibel, nicht verhärtet und fühlen sich angenehm lebendig an. Nur entspannte und bewegliche Augen können gut sehen und schmerzen nicht. Dann sind die Augen nämlich gut durchblutet und können genügend Sauerstoff und Nährstoffe aufnehmen. Mit den Übungen in diesem Buch können Sie viel für Ihre Augengesundheit tun. Beugen Sie Überanstrengungen und Sehschwächen vor und wirken Sie aktiv vorhandenen Beschwerden entgegen. Der Sehnerv und die Sehfähigkeit werden es Ihnen danken.

Die Übungen stärken die oft einseitig genutzten Augenmuskeln (Nahsehen), erhöhen die Flexibilität und die Durchblutung der Augenmuskeln, der Sehnerven, der Augenlinsen und der Hornhaut, die von der direkten Versorgung durch das Blut ausgenommen ist, und sie helfen dabei, überanstrengte Augen wieder zu entspannen. Von Anspannungen gelöste Augenmuskeln sehen besser, klarer und lösen ein Gefühl der Balance in unserem Körpersystem aus. Die Augenentspannung wirkt sich zudem auf Rücken, Nacken, Kopf, Gesicht und sogar auf Seele und Geist immer auch ausgleichend, lösend und erholsam aus. Über die Augen können Sie positiv auf Seele, Geist und das gesamte Nervensystem einwirken. Gestresste, hart blickende oder wütende Augen lösen Anspannungen auch im Denken und Fühlen aus; entspannte Augen dagegen Harmonie, Wohlwollen, Wohlgefühle, freies und frisches Denken.

Das Besondere an diesem Buch: Sie finden hier nicht nur ausschließlich Augenübungen, sondern auch Nacken- und Atlasübungen, denn zwischen Sehzentrum, Kopfgelenken und Nackenmuskeln besteht ein intensiver Informationsaustausch.

Die Augen – die wichtigsten Sinnesorgane

„Der Mensch, das Augenwesen, braucht das Bild“, sagte schon Leonardo da Vinci.

Die Augen sind unser wichtigstes Sinnesorgan, mit dem wir etwa 80 Prozent der Informationen aus unserer Umwelt aufnehmen, die dann im Gehirn verarbeitet werden. Die Augen sind das „Tor zur Außenwelt“ und gleichzeitig das Fenster zu unserer Seele. Mit ihnen nehmen wir Menschen, Gegenstände und die Natur wahr. Eigentlich sind sie für die Jagd in der freien Natur und das schnelle Erkennen von Bewegungen gemacht. Aber auch heute können wir mit ihnen in kürzester Zeit wesentlich mehr Informationen aufnehmen als mit den anderen Sinnen. Jedoch steht eines fest: Für dauerndes Nahsehen, z.B. stundenlange Arbeit am Computer und dauernde Smartphone-Nutzung in der Freizeit, sind unsere Augen nicht gemacht.

Und wer kennt sie nicht, die geröteten, trockenen oder sogar tränenden Augen nach langer Bildschirmarbeit oder wenn man eine andere Arbeit verrichtete, bei der man stundenlang auf einen bestimmten Punkt fixiert war. Gönnen Sie deshalb ihren Augen immer wieder kleine Ruhe- oder kleine Bewegungspausen.

Das Sehorgan lebt von Bewegung und Erholung

Das Rezept für scharfes Sehen und gesunde Augen: Augen wollen Bewegung und Entspannung, sie wollen umherschweifen und atmen.

Beim natürlichen Sehen schweifen die Augen über lange Zeit hinweg frei umher und bleiben entspannt. In der heutigen Zeit leisten sie dagegen Schwerstarbeit. Meistens müssen sie sich auf eine relativ kleine Fläche konzentrieren. Das strengt sie nicht nur an und überfordert sie mit der Zeit, sondern durch den reduzierten Lidschlag wird zudem auch zu wenig Tränenflüssigkeit produziert. Deshalb ist es sinnvoll, die Augen bewusst zu bewegen, in die Ferne schweifen zu lassen und immer wieder kleine Übungen sowie Entspannungspausen einfließen zu lassen.

Aber auch Bewegungen des ganzen Körpers, die die allgemeine Durchblutung und die Sauerstoffaufnahme anregen, tun den Augen gut.

Die sauerstoffhungrigen Augen wollen atmen

Sauerstoff ist der Treibstoff für alle Lebensvorgänge. Dabei ist der Sauerstoffbedarf verschiedener Organe unterschiedlich. Das Gehirn und die Augen – die als vorgeschobener Gehirnteil betrachtet werden – sind besonders sauerstoffhungrig. Sie werden es kaum glauben, aber das kleine Organ Auge ist das Organ mit dem stärksten Stoffwechselumsatz und ist somit auf eine gute Sauerstoffversorgung besonders angewiesen. Genauer gesagt, ist es die wenige Millimeter große Netzhaut mit ihren vielen Millionen spezialisierten Sehzellen (Zapfen und Stäbchen), die den größten Bedarf an Sauerstoff hat. Bergsteiger merken dies, wenn bei ihnen in großen Höhen aufgrund des Sauerstoffmangels als Erstes die Sehfähigkeit nachlässt.

Die Durchblutung der Augen wird neben speziellen Augenübungen auch über Ganzkörperschwung-, Streck- und Dehnübungen sowie über den gelösten, tiefen Atem angeregt.

Dr. Bates und die Augenentspannung

Dr. William Bates (1860–1931), Augenarzt und Pionier des Augentrainings, fand Anfang des 20. Jahrhunderts heraus, dass Sehschwächen durch unnatürliche Sehgewohnheiten und auch durch emotionale sowie geistige Anspannung hervorgerufen werden. Er sagte: „Anspannung verschlechtert das Sehen – Entspannung bessert die Sehkraft.“ Und: „Sehkraft ist abhängig von unserer inneren Verfassung: Seelische Verspannung bringt unscharfes Sehen.“ Und noch ein Zitat: „Die innere Entspannung ist wichtig, um die Außenwelt wieder klar und entspannt sehen zu können.“

Bates erkannte, dass schlechtes Sehen auch durch „geistige Anspannung“ verursacht wird. In der Rückenschule weiß man, dass viele Rückenschmerzen mit verspannten Muskeln zu tun haben; Kieferprobleme hängen oft mit überlasteten Kiefermuskeln (Zähneknirschen oder Kieferpressen) zusammen und Augenprobleme und auch Sehschwächen werden neben unnatürlichen Sehgewohnheiten unter anderem durch verspannte Augenmuskeln und „geistige Anspannungen“ verursacht.

Verspannte Augenmuskeln veranlassen den Augapfel, seine Gestalt zu ändern. „Wenn es gelingt, diese Muskelanspannungen zu lösen, kann der Augapfel wieder seine ursprüngliche Form annehmen oder dieser zumindest näher kommen.“ Dabei geht es auch um die „innere Entspannung“. Stress, Ängste, Ärger etc. führen häufig zu geistig-seelischer Anspannung. Dadurch kommt es zu einer inneren Anspannung, die immer auch verspannte...