Dämonen melden sich zu Wort (eBook)
174 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7568-6071-5 (ISBN)
ANNELIESE MICHEL
Vater Josef Michel, 1917 in Klingenberg geboren, stammte aus einer alteingesessenen Bürger- und Handwerksfamilie. Er besuchte als Junge drei Jahre das Progymnasium von Miltenberg und kam dann im elterlichen Betrieb in dreijährige Lehre. Sein Vater hatte ein Sägewerk und war Bau- und Zimmermeister. Nach Abschluss der Lehre wurde Josef zum Arbeitsdienst und anschließend zur Wehrmacht und zum Kriegseinsatz an der West- und Ostfront eingezogen. Im Sommer 1945 kehrte er aus amerikanischer Gefangenschaft zurück. Anschließend besuchte er in München die Bauhandwerkerschule und legte 1948 die Meisterprüfung ab, um dann von seinem Vater – auf dessen Wunsch hin – den Betrieb zu übernehmen. Die Mutter hätte ihn gern als Priester gesehen, war sie doch tief religiös und hatte drei Schwestern im Ordensstand. Doch fand sie sich damit ab, da der Sohn Josef den Beruf seines Namenspatrons wählte. Josef zeigte zeitlebens eine äußerlich raue Schale mit gutem Kern, was an der Fürsorge für seine Familie ersichtlich wurde.
Mutter Anna Michel, geb. Fürg, kam aus Leiblfing in Niederbayern. Sie war dort 1920 geboren, hatte 3 Jahre Lyzeum und 3 Jahre Handelsschule besucht und war anschließend im Büro des Vaters tätig, der ebenfalls ein Sägewerk besaß. Das Holzgeschäft brachte es schließlich mit sich, dass sich Josef und Anna kennen lernten und heirateten. Herr Michel baute östlich des Friedhofs unterhalb von Weinbergabhängen ein Wohnhaus. Es ist nach heutigen Begriffen zwar nicht als modern und keineswegs als luxuriös anzusehen, jedoch praktisch gebaut mit zwei separaten Wohnungen im Erd- und Dachgeschoss. Umgeben ist es von einem Garten mit Rasen, Blumen, Sträuchern und Bäumen. Nicht weit weg vom neuen Wohnhaus befindet sich auch heute noch das vom Vater ererbte Sägewerk mit Zimmereigeschäft, das Sohn Josef erweiterte und modernisierte. Dasselbe wird heute von der 5. Generation betrieben.
Kindheit
Durch ihre schulische Bildung und ihre Tätigkeit im elterlichen Betrieb war Frau Michel ihrem Mann sogleich eine kundige und erfahrene Stütze im Büro. Manchmal musste sie auch bei ihren Eltern noch einspringen. So kam es, dass Anneliese im Geburtsort ihrer Mutter in Leiblfing am 21.9.1952 zur Welt kam. Die Taufe war am folgenden Tag im Geburtsort. Ein Schwesterchen namens Martha war bereits vor ihr da. Es soll ein sehr liebes Kind gewesen sein, das gerne betete. Der göttliche Kinderfreund hat die frühreife Martha im Alter von 8 Jahren nach einem Nierenleiden heimgeholt in sein himmlisches Paradies. Nach Anneliese folgten noch Gertrud Maria (1954), Barbara (1956) und Roswitha Christine (1957). So war das Anwesen Michel zu einem kleinen Kindergarten geworden. Da Frau Michel viel Zeit im Betrieb opfern musste, nahm sich die im Haus wohnende Oma Michel entsprechend um die Kinder an. Ihre tiefe Religiosität wurde den Enkelkindern zum Beispiel. Außerdem musste auch Anneliese in den Kindergarten gehen. Sie fühlte sich dort nicht wirklich wohl, weil andere Kinder nicht sonderlich friedlich mit ihr umgingen. Vom Ausbleiben eines Stammhalters abgesehen, schien das Glück im Anwesen Michel daheim zu sein.
Erste Krankheit
Doch während die jüngeren Schwestern quicklebendig und gesund waren, wurde Anneliese bald von dieser, bald von jener Krankheit befallen, die die jeweils zugezogenen Ärzte als Kinderkrankheiten betrachteten. Innerhalb der ersten fünf Lebensjahre bekam Anneliese nacheinander: Masern, Mumps und Scharlach.
Schulzeit
Anneliese blieb dadurch schmächtig, weshalb sie auf Anraten der Lehrerin ein Jahr später, also 1959, in die Volksschule kam. Trotzdem war sie bei der Erstkommunion das zarteste Kommunionkind. Die Volksschulzeit ging schnell vorüber; denn da sie gute Fähigkeiten zeigte, wechselte sie nach der 6. Klasse ins Dalberg-Gymnasium in Aschaffenburg (benannt nach einem früheren Fürstbischof). Die werktägliche Fahrt zur Schule mit dem Zug machte ihr Spaß. Man konnte dabei die Landschaft je nach Jahreszeit genießen und die Gedanken schweifen lassen. Man traf sich bereits im Zug mit Schul- und Klassenkameradinnen, und es entwickelten sich Freundschaften, so mit Marieluise Burdich. Diese erinnerte sich als Zeugin beim Aschaffenburger Prozess, dass Anneliese fröhlich und zum Spaß aufgelegt war. Abwechslung gab es auch daheim. Weil Sport für die Gesundheit gut ist, war Anneliese Mitglied in einem örtlichen Sportverein. Sie ließ sich Unterricht im Klavier- und Akkordeonspiel geben. An den Sonntagen ging sie regelmäßig mit den Eltern zum Gottesdienst, manchmal auch werktags. Abends wurde gelegentlich in der Familie der Rosenkranz gebetet. So war es Tradition. Wenn Herr Michel am Wochenende Zeit hatte, wurden kleine Ausflüge in die Natur unternommen; mit mehrstimmigem Gesang, Instrumentenmusik und der nötigen Brotzeit. Manchmal besuchte Anneliese auch einen Vetter des Vaters, der in Mömbris Schullehrer war. Vielleicht kam da der Gedanke und Wunsch auf, auch den Lehrberuf zu ergreifen. Bei ihren durchwegs guten Noten hatte sie gute Aussicht, das Abitur zu meistern. Frau Michel war um ihre Kinder besorgt, wenn sie abends einmal außer Haus mussten. Sie sagte sich, dass man die Gnaden, die man für die Bewältigung der Mühen des Ehestandes benötigt, sich bereits durch ein enthaltsames Leben vor der Ehe verdienen müsse. Ihre Kinder sollten einmal rein in die Ehe eingehen.
Sonderbare Anfälle
Als nach dem Beginn des neuen Schuljahres 1968/69 Anneliese und ihre Freundin Marieluise Burdich im Zug nebeneinander saßen, wurde Anneliese von einer Art Ohnmacht befallen. Ihre Gedanken waren wie entschwunden, ihr Gehirn wie ausgeschaltet. Marie bemerkte dies und erschrak. Doch der Zustand währte nur kurz, und man lachte gleich darüber, nicht ahnend, welche Ursache diese Störung hatte, und was noch kommen werde. Und es kam bald schlimmer. In der folgenden Nacht wachte Anneliese plötzlich auf. Es war ihr, als würde ein übermächtiges Wesen auf ihr lasten und ihr den Atem nehmen. Sie wollte ihre im Nachbarbett schlafende Schwester rufen, konnte aber nicht. Sie war wie gelähmt. Nur mit ihren Gedanken konnte sie sich zur Muttergottes wenden. So plötzlich aber, wie dieser Anfall gekommen war, war er nach einigen Minuten wieder verschwunden. Aber das Bett war bei dieser nächtlichen Störung nass geworden, so dass sie das Betttuch auswechseln musste.
Morgens fühlte sie sich noch wie erschlagen und nicht fähig, zur Schule zu fahren. Als sie dies ihrer Mutter erzählte, wurde diese von neuer Sorge erfüllt. Doch wiederholte sich diese Sache vorerst
nicht mehr. Anneliese erholte sich wieder, machte ihre Schularbeiten und spielte wieder gelegentlich Tennis. Die lange erwarteten Sommerferien 1969 begannen. Anneliese wollte sie zu Hause verbringen. Nach deren Halbzeit erlebte sie – wie vor fast einem Jahr – denselben Anfall wieder. Am Tag eine kurze Besinnungslosigkeit und in der Nacht darauf das plötzliche Erwachen mit Atemnot, Lähmung der Arme und des ganzen Körpers. Wiederum war sie unfähig, um Hilfe zu rufen. Wiederum war das Betttuch nass geworden und musste ausgewechselt werden. Die Mutter erfuhr morgens davon und ging eiligst zum Hausarzt, Herrn Dr. Gerhard Vogt. Dieser empfahl ihr, mit Anneliese zum Nervenarzt Herrn Dr. Lüthy in Aschaffenburg zu gehen. Herr Dr. Lüthy konnte jedoch bei der neurologischen Untersuchung keine Krankheit feststellen. Die Untersuchung vom 27. 8. 1969 war negativ, das gefertigte Hirnstrombild war somit in Ordnung. Es zeigte sich keine Spur einer Hirnverletzung oder sonstigen Störung im Gehirn. Trotzdem vermutete der Arzt ein zerebrales Anfallsleiden, eine Gran-mal-Epilepsie. Von der Verordnung einer Arznei sah er aber ab, da die Anfälle zeitlich weit auseinander lagen.
Weitere Krankheiten
Das neue Schuljahr 1969/70 ging mit Halsschmerzen an, weshalb ihr die Mandeln entfernt wurden. Bald darauf trat eine Rippenfellentzündung auf. Eine Lungenentzündung kam hinzu. Darauf folgend erkrankte sie an Lungentuberkulose und war längere Zeit bettlägerig. Die Schule konnte sie vorerst nicht mehr besuchen. Nicht einmal am Weihnachtsfest konnte die Patientin aufstehen. Die Weihnachtstage, für andere eine Zeit der Freude, für sie eine Zeit des Verzichts! In ihrem Bangen um die Zukunft wandte sie sich immer wieder dem Bilde des göttlichen Erlösers und seiner heiligsten Mutter zu. Anfang Februar 1970 musste Anneliese ins Krankenhaus Aschaffenburg eingeliefert werden. Von dort aus wurde sie am 28. Februar 1970 in die Lungenheilstätte für Kinder und Jugendliche in Mittelberg/Allgäu eingewiesen. Als sie endlich Ende August – weit länger als erwartet – des gleichen Jahres nach Hause durfte, kam sie ihren Geschwistern völlig verändert vor. Sie war tatsächlich anders geworden. Früher lustig und aufgelegt, zeigte sie nun Zurückgezogenheit und nur wenig Kontakt mehr zu ihren Angehörigen.
Der Grund dafür? Frau Professor Dr. Goodman hat dies in ihrem Buch „Anneliese Michel und ihre Dämonen" niedergeschrieben. Obwohl Anneliese im Heim in Mittelberg im Schlafsaal mit mehreren Mädchen aus der Oberpfalz zusammen war, fühlte sie sich meist recht einsam. Ihre Zimmergenossinnen verstand sie nicht immer. Und die steinigen, oft von Wolken umgebenen und mit Schnee bedeckten Berge der Alpen ersetzten ihr nicht die gewohnte Gegend der Heimat. In Klingenberg gefiel es ihr besonders gut. Oft sagte sie: ,,In Klingenberg ist es am allerbesten." Diese Heimat fehlte ihr nun; daher wurde sie manchmal vom Heimweh gepackt. Geduld wurde ihr in Briefen von daheim empfohlen. Und die brauchte sie; denn es verging eine Woche nach der anderen ohne Entlassung. Wenn abends zu Hause der Rosenkranz gebetet wurde, nahm auch sie ihn in die Hand und betrachtete dabei die großen...
Erscheint lt. Verlag | 1.11.2022 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Esoterik / Spiritualität |
ISBN-10 | 3-7568-6071-X / 375686071X |
ISBN-13 | 978-3-7568-6071-5 / 9783756860715 |
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