Wir wurden für diese Zeiten geschaffen (eBook)

Zehn buddhistische Impulse für mehr Resilienz und Zuversicht
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
160 Seiten
Lotos (Verlag)
978-3-641-30331-0 (ISBN)

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Wir wurden für diese Zeiten geschaffen -  Kaira Jewel Lingo
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Wir leben in unruhigen Zeiten, oft fühlt es sich an, als ob uns der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Vieles, worauf wir uns immer verlassen haben, verändert sich oder ist plötzlich verschwunden. Ob globale Krisen oder unsere ganz persönlichen Sorgen und Nöte - all dies verlangt uns viel ab und kann zutiefst beängstigend sein ...
Die Achtsamkeitslehrerin und frühere buddhistische Nonne Kaira Jewel Lingo macht Mut und schenkt neue Zuversicht: Ihre klaren Ratschläge eröffnen eine positive Sicht auf das Leben mit all seinen Unwägbarkeiten. Mit Lingos Hilfe kultivieren wir mentale Widerstandskraft und Gelassenheit, finden neues Vertrauen in uns selbst und das Leben und können sicher durch schwierige Zeiten navigieren.

Kaira Jewel Lingo ist eine bekannte und beliebte Dharma-Lehrerin, die 15 Jahre lang als ordinierte buddhistische Nonne lebte, wobei sie eng mit ihrem Lehrer, dem ehrwürdigen Thich Nhat Hanh, zusammenarbeitete. Sie spricht fünf Sprachen, lehrt weltweit buddhistische Meditation, Achtsamkeit und die Praxis des Mitgefühls und bietet spirituelles Mentoring für Einzelpersonen und Gruppen an. Kaira Jewel Lingo lebt in New York.

KAPITEL 1
HEIMKEHR


Aber der Stein, den die Erbauer [dieser korrupten Welt] nicht wollten,
soll zum Grundpfeiler werden.
Und egal, welches Spiel sie spielen:
Wir haben etwas, was sie uns nie wegnehmen können,
wir haben etwas, was sie uns nie wegnehmen können.

Bob Marley
»Ride Natty Ride«

Alles, was du werden möchtest,
bist du bereits.

Linji Yixuan

Wir alle machen Umbrüche, harte Zeiten und schwierige Phasen durch. Über kurz oder lang erleben alle von uns Zeiten des Verlusts, der Verwirrung oder des Kummers – und uns wird bewusst, dass wir den Lauf der Dinge nicht steuern können, weder im weltumspannenden Maßstab noch auch nur im Privaten. Doch mit Achtsamkeit können wir lernen, diese schwierigen, herausfordernden Wegstrecken so zu bewältigen, dass nicht noch mehr Leid, nicht noch größere Probleme entstehen. Ja, wir können sogar lernen, uns für die Komplexität und Weisheit zu öffnen, die unter Umständen mit diesen Umbrüchen einhergehen.

Beim Zu-sich-Finden und Zur-Ruhe-Kommen in zutiefst unruhigen Zeiten stellt die Heimkehr einen entscheidenden Schritt dar: das Wieder-nach-Hause-Finden, die Neubesinnung auf uns selbst, auf den gegenwärtigen Moment; wie immer er auch aussehen mag. Denn so kann man Achtsamkeit – Präsenz – ja auch verstehen: als zu sich nach Hause zurückkommen. Wir kehren heim, wann immer wir uns auf unseren Körper besinnen. Dieses Bei-uns-Sein können wir auch als wahres Zuhause betrachten. Denn unser inneres Heim vermag uns niemand wegzunehmen. Und beschädigt oder zerstört werden kann es auch nicht. Solange wir Zugang zu diesem Zuhause in unserem Inneren haben, sind wir in Sicherheit. Egal, was um uns herum geschieht.

Wann immer wir diese Erfahrung des Heimkommens machen, ist es so, als kehrten wir nach einer langen Reise endlich wieder nach Hause zurück. Die Empfindungen, die unter diesen Umständen aufkommen, lassen sich gut mit einem Wort wie Frieden oder vielleicht sogar Freiheit beschreiben – völlig unabhängig davon, wie beengend und restriktiv die Verhältnisse im Außen auch sein mögen. Das Wieder-zu-uns-nach-Hause-Kommen schmeckt vor allem nach Zugehörigkeit. In diesem Zustand fühlen wir uns gestützt und gleichzeitig auch dazu befähigt, andere zu stärken.

Das ist alles deshalb von so großer Bedeutung, weil es leider durchaus im Bereich des Möglichen liegt, dem eigenen inneren Zuhause das ganze Leben lang entfremdet zu bleiben.

Mein Lehrer Thay pflegte seine gesamte Lehre in einem einzigen Satz zusammenzufassen, der da lautete: »Ich bin angekommen, bin zu Hause.« Für ihn bestand das Ziel der Achtsamkeitspraxis im Wesentlichen in der Erfahrung des Angekommenseins im Hier und Jetzt. Außer im gegenwärtigen Augenblick müssen wir nirgendwo sein und nirgendwohin.

Und wann fühlen wir uns bei uns zu Hause? Sobald wir nicht länger Zuflucht im Außen suchen – an einem anderen Ort oder zu einer anderen Zeit – und wenn wir uns des Umstands bewusst werden, dass alles, was wir suchen und uns ersehnen, in unserem Inneren liegt. Lassen wir uns intensiver auf unser Inneres und die Dinge ein, die uns umgeben, kann es sein, dass wir völlig unverhofft die Weite und Freiheit unseres wahren Zuhauses erleben.

Eines Morgens – ich war zu der Zeit noch Novizin – wurde ich bei der langsamen Gehmeditation im Anschluss an das Sitzen plötzlich sehr präsent und nahm jeden meiner Schritte bewusst wahr. Zuerst wurde mir klar, dass ich beim Aufsetzen des linken Fußes zugleich auch den rechten bewegte, weil links nichts ging ohne rechts. Dann erkannte ich auch, dass sich meine Arme quasi in den Füßen wiederfinden. Also ging ich gewissermaßen auch mit meinen Armen. Dann kamen die Hände, der Magen, das Hirn, die Sinnesorgane, Herz und Lunge hinzu. Ich war zu hundert Prozent bei und in meinem Körper, kostete den Boden mit den Füßen, lauschte ihm, betrachtete ihn, spürte, erkannte und roch ihn mit meinen Füßen. Mit dem Herzen liebte ich ihn, meine Lunge atmete ihn. Ein und aus.

Als ich meine Aufmerksamkeit mehr auf den ganzen Erdball an sich verlagerte, wurde mir klar, dass ich auch auf kühlem Wasser ging, das unter meinen Füßen floss, sowie auf heißem, glühendem Magma weit in der Tiefe, am Mittelpunkt der Erde. Ich stellte mir vor, ich ginge auf den Füßen derjenigen, die direkt auf der entgegengesetzten Seite des Planeten lebten. Vorsichtig berührten die Unterseiten meiner Füße die Sohlen eines Kleinkindes, einer Schwangeren und eines betagten Großvaters. Mit den Füßen begegnete ich denen eines einsamen, von aller Welt verlassenen Menschen und denen eines von Hass und Zorn zerfressenen. Und ich ging auch auf den Füßen einer im Gehen Meditierenden, die sich des gegenwärtigen Moments erfreute – war eins mit allen Gehenden der Welt, deren Herz mit Liebe und Friedfertigkeit erfüllt ist.

Wenn wir uns des Augenblicks nicht bewusst sind, weil wir uns in unseren Gedanken oder Tagträumereien verloren haben oder weil wir von Ängsten oder anderen starken Emotionen durchgeschüttelt werden, ist es so, als hätten wir unser Zuhause verloren. Bleiben wir lange fort, sammelt sich Staub an, und unerwünschter Besuch kann sich breitmachen. Stress und Anspannungen belasten Körper und Geist, und wenn wir uns darum nicht kümmern, erwächst daraus unter Umständen eine physische oder psychische Erkrankung.

Das Schöne an bewussten Wahrnehmungen ist jedoch, dass wir dadurch jederzeit wieder zu uns heimkommen können. Unser Zuhause ist immer da und wartet nur auf unsere Rückkehr. Und die kann auf vielfältige Weise stattfinden: indem wir uns des Atems bewusst sind, indem wir körperliche Empfindungen oder Bewegungen registrieren und indem wir uns mit der Wirklichkeit um uns herum verbinden; zum Beispiel bestimmten Umgebungsgeräuschen. Kommen wir auf einem dieser Wege nach Hause zurück, können wir Inventur machen, das Terrain unseres Lebens sondieren und klar erkennen, welche Bereiche unserer inneren Landschaft größerer Aufmerksamkeit bedürfen; wo wir uns genauer umschauen sollten.

Es ist in schwierigen Zeiten und Phasen des Umbruchs besonders verlockend, unser inneres Zuhause zu verlassen. Wir wollen Antworten finden oder haben Angst vor der Zukunft. Genau das aber ist der Punkt, an dem wir in den gegenwärtigen Moment zurückkehren, unseren Körper wahrnehmen und besonders gut mit uns umgehen müssen. Weil die Zukunft genau aus diesem Moment besteht. Und wenn wir mit ihm jetzt gut umgehen, gehen wir auch mit unserer Zukunft gut um.

Nur ist dieses Nachhausekommen nicht immer so einfach. Vor allem, wenn wir spüren, dass sich Schmerzen und Probleme aufgestaut haben, denen wir uns nicht stellen wollen. Wenn wir nicht bereit sind, diese ganzen kruden, unverarbeiteten Dinge, die einfach wehtun können und große Angst machen, zur Kenntnis zu nehmen.

In einer solchen Situation ist es wichtig, dass wir dem Wunsch, nicht nach Hause zurückzukehren und unsere Probleme lieber zu ignorieren, mit Mitgefühl begegnen. Aber auf Dauer hilft es ja nichts: Die einzige Möglichkeit der Heilung besteht darin, die Probleme anzugehen und unser Zuhause so zu einem behaglicheren Ort zu machen. Denn wie heißt es doch so schön: »Der einzige Ausweg führt nach innen.« Oder mittendurch.

Die Übungen in diesem Buch werden uns helfen, den nötigen Mut aufzubringen, um in unserem Zuhause für Ordnung zu sorgen. Und sie geben uns dafür die nötigen Tools an die Hand – sodass wir allmählich lernen können, unser wahres Zuhause zu genießen. Wie das gehen soll? Zum Beispiel, indem wir im Hier und Jetzt bleiben; sozusagen am Ufer verweilen und und unseren Gedankenfluss beobachten, statt mitten hineinzuspringen und uns in die Vergangenheit oder Zukunft davontreiben zu lassen. Dass uns all unsere Pläne, Sorgen und Ängste immer wieder in den Kopf kommen, lässt sich nicht vermeiden, beim besten Willen nicht – aber wir können lernen, sie wahr- und uns ihrer anzunehmen, ohne dass wir uns von ihnen mitreißen lassen. Die aktive Beobachtung des Atems oder unserer körperlichen Empfindungen hilft uns, am Hier-und-Jetzt-Ufer zu bleiben. Denn weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft können wir wahrhaft nach Hause kommen oder uns mit dem versorgen, was wir zur Überwindung von Schwierigkeiten brauchen. Das geht nur im gegenwärtigen Augenblick, im Hier und Jetzt.

Sicher können wir viel Zeit und Energie auf den Versuch verwenden herauszufinden, was die Zukunft wohl bringen mag – oder diese gar zu steuern. Das bringt aber gar nichts. Denn in Wahrheit brauchen wir überhaupt nicht zu wissen, was die Zukunft bereithält. Wir müssen nur körperlich und geistig ganz im Moment sein. Dann haben wir alles, was nötig ist, um der Gegenwart begegnen zu können. Was wir zur Bewältigung des morgigen Tages oder des nächsten Monats brauchen, das können wir nicht wissen. Weil sich die Zukunft weder steuern noch verlässlich vorhersehen lässt. Konzentrieren wir uns also ganz auf den Moment! In ihm finden wir alles, was wir jetzt und hier gerade benötigen.

MEDITATION


Nach Hause kommen


Lass uns gleich üben, wie wir uns am besten mit dem gegenwärtigen Moment verbinden können. Nimm im Sitzen, Liegen oder Stehen eine bequeme Position ein, in der du ebenso aufmerksam wie entspannt bist. Am Anfang möchtest du dieses Buch hier vielleicht noch in der Hand halten und den Text der geleiteten Meditationen lesen. Bald aber wirst du darauf nicht mehr angewiesen sein. (Du kannst dir die Meditationen – allerdings nur in englischer Sprache – auch auf YouTube...

Erscheint lt. Verlag 24.5.2023
Übersetzer Karin Weingart
Sprache deutsch
Original-Titel We Were Made for These Times
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
Schlagworte 2023 • Achtsamkeit • achtsamkeit buch • Achtsamkeitslehre • Achtsamkeitsmeditation • Bücher Neuerscheinungen 2023 • Buddha • Buddhismus • buddhistische Lebenshilfe • Buddhistische Lebensphilosophie • Dalai Lama • Dankbarkeit • Depression • Dharma-Lehrerin • eBooks • Geistige Gesundheit • Herausforderungen meistern • ikigai • Klimaschutz • Krisenbewältigung • luckygirlsyndrome • Meditation • meditation buch • Mental Health • Motivation • Neuerscheinung • östliche Weisheitslehren • Pema Chödrön • Plum Village • Positives Denken • Resilienz • Selbstliebe • Selbstwert • Selfcare • Spiritualität • spirituelle Bücher • Spirituelle Lebenshilfe • Thich Nhat Hanh • Vipassana • Weltreligionen & interreligiöser Dialog • Zen • Zen-Buddhismus
ISBN-10 3-641-30331-1 / 3641303311
ISBN-13 978-3-641-30331-0 / 9783641303310
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