Eltern sein ohne Schuldgefühle (eBook)

Gemeinsam gelassen durch den Familienalltag
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
192 Seiten
Gräfe und Unzer (Verlag)
978-3-8338-8939-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Eltern sein ohne Schuldgefühle -  Béa Beste,  Silke R. Plagge
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Eltern möchten nur das Beste für ihr Kind. Viele meinen, sich deshalb bis zur Selbstaufgabe anstrengen zu müssen. Tun sie das nicht, sind sie nicht etwa entspannter, sondern werden von Gewissensbissen geplagt. Wie können Mütter und Väter einfach Eltern sein, die ganz im Sinne von Jesper Juul 'gut genug' sind? Dieses Buch möchte dabei helfen, den eigenen Weg in die Elternschaft ohne schlechtes Gewissen und mit vielen pragmatisch-praktischen Tipps aus dem Elternalltag zu finden. Tipps, die nicht viel Kraft kosten, den Erziehungsalltag erleichtern und die weder eine sichere Bindung noch eine glückliche Kindheit gefährden. Durch viele Unterkapitel, Listen und konkrete Ideen wird das Lesen in kleinen Stücken und zwischendurch möglich.

Béa Beste ist Kommunikationswirtin, Schul- und Kitagründerin und bloggt als Tollabea auf ihrem gleichnamigen Blog - einem kreativen Blog speziell für Familien. Gemeinsam mit ihren Fans ist sie ständig auf der Suche nach guten, pragmatischen Lösungen in Erziehungsfragen. Sie ist selbst Mama einer inzwischen erwachsenen Tochter, die als Architektin arbeitet.

Béa Beste ist Kommunikationswirtin, Schul- und Kitagründerin und bloggt als Tollabea auf ihrem gleichnamigen Blog - einem kreativen Blog speziell für Familien. Gemeinsam mit ihren Fans ist sie ständig auf der Suche nach guten, pragmatischen Lösungen in Erziehungsfragen. Sie ist selbst Mama einer inzwischen erwachsenen Tochter, die als Architektin arbeitet.Silke R. Plagge ist Journalistin und erfolgreiche Ratgeber- Autorin. Sie engagiert sich für frühe Bildung und arbeitet für einen Kita-Träger. Als berufstätige Mutter von zwei Kindern mit einem Altersunterschied von 20 Monaten hätte sie selbst sich oft mehr Gelassenheit und weniger Schuldgefühle gewünscht. Im Austausch mit anderen Müttern und Vätern und in Gesprächen mit Expert:innen hat sie im Lauf der Jahre viele Kniffe im Umgang mit täglichen Stolpersteinen der Erziehung gesammelt.

Hinweis zur Optimierung
Impressum
Wichtiger Hinweis
Vorwort: Mach es einfach – mit gutem Gewissen
Hallo, Welt – hallo, schlechtes Gewissen!
Schuldgefühle – woher kommen sie?
Schuldgefühle als Wegweiser
Raus aus den Schuldgefühlen im Familienalltag
Leichter durch den Familienalltag
Wir und die anderen
Sorgenfrei und gut genug
Auf in die Welt – Kita und Schule
Dank
Die Autorinnen
Anhang

Was sind Schuldgefühle?


Wer in die Suchmaschine „Eltern“ und „Schuldgefühl“ eingibt, wird sehen – es gibt reichlich Treffer. Eltern und Schuld scheinen eng verbunden zu sein. Fangen Schuldgefühle mit einem schlechten Gewissen und einem dumpfen Grummeln im Bauch an? Das ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Schuldgefühle können zig körperliche und seelische Reaktionen auslösen: Erröten, innere Unruhe, Schwitzen, Ärger, Panik, depressive Verstimmungen, Magen- oder Rückenprobleme, massive Selbstzweifel und die ständige Sorge, etwas nicht richtig zu machen. Okay, hier also den Anfang zu suchen, ist schwierig.

Um zu überlegen, wie mit diesen Gefühlen umgegangen werden kann, müssen wir sie uns genauer angucken. Jede und jeder hat starke Gefühle, Wut, Hass, Angst, Scham. Über mächtige Emotionen und was sie für Menschen bedeuten, haben schon die griechischen Philosophen Betrachtungen geschrieben, und ob Religion, Biologie oder Psychologie – ziemlich viele Disziplinen beschäftigen sich damit. Wir führen hier keinen Diskurs darüber, sondern fassen zusammen. Sonst müssten wir beim Gilgameschepos oder bei der Ilias von Homer anfangen – denn schon diese alten Schriften beschäftigen sich mit Verantwortung, Gerechtigkeit und Sühne. Aufhören müssten wir dann bei der neuesten Technik und der Frage, wer verantwortlich für Fehler von künstlicher Intelligenz ist. Das führt eindeutig zu weit. Aber was sind Schuldgefühle? „Schuldgefühle finden wir in allen menschlichen Kulturen überall auf der Welt“, schreibt Helga Kernstock-Redl. Die Psychologin hat sich umfangreich mit Schuldgefühlen befasst. Sie erklärt, dass diese Gefühle nicht erlernt werden müssten und zur menschlichen Grundausstattung gehören. „Viele Bereiche unseres Alltags sind von ihnen durchzogen: Sie lenken unsere Entscheidungen und bestimmen mit, wie wir unsere Konflikte lösen …“ Schuldgefühle lösen nicht wie etwa Freude oder Traurigkeit sichtbare Reaktionen aus – Lachen oder Weinen sind deutlich sichtbarer.

Silke: „Schuld. Was für ein mächtiges Gefühl. Vor vielen Jahren habe ich diese Zeilen von George Michael in ‚Careless Whisper‘ gehört: ‚Guilty feelings have got no rythm‘. Schuldgefühle haben keinen Rhythmus. Und genau das trifft es so sehr. Wenn ich das Gefühl habe, Menschen nicht gerecht werden zu können oder meinen eigenen Ansprüchen, dann lässt sich das nicht gut beschreiben. Es gibt da keinen festen Rhythmus, kein Ritual, nichts, das es mir leichter macht. So verschieden wie das Rhythmusgefühl, so unterschiedlich sind auch unsere inneren Glaubenssätze. Diese Liedzeile hat mich immer sehr berührt. Erst vor Kurzem habe ich allerdings gehört, dass es gar nicht ‚feelings‘ heißt, sondern ‚feet‘, Füße. Finde ich lange nicht so poetisch. Und ich musste mir das auch erst erklären lassen. Falls ihr die Metapher von George Michael genau wie ich auch nicht versteht: Das soll wohl bedeuten, dass ein Mensch, der seinen Partner betrogen hat, sich nicht auf das Tanzen konzentrieren kann (schuldige Füße haben keinen Rhythmus) – andere Baustelle, aber auch nicht so weit weg, weil es rund um Schuldgefühle einfach nur Probleme und Missverständnisse gibt.“

Gebrochene innere Gesetze sorgen für Schuldgefühle


Schuldgefühle wurzeln darin, dass Menschen sich selbst hinterfragen, sich an ihre soziale Gemeinschaft anpassen und dazugehören möchten. Streng genommen entsteht Schuld dann, wenn ein juristisches, moralisches oder sozial anerkanntes Gesetz gebrochen wird. Wenn die ausgewogene Balance von Geben und Nehmen und feststehende Regeln gebrochen werden, laden wir gefühlt Schuld auf uns. Wir fühlen uns schlecht und das kann Angst und Stress auslösen und so für körperliche Reaktionen wie Schweißausbrüche, Magenbeschwerden und vieles mehr sorgen.

Klar, es gibt auch Menschen, die Regeln brechen, etwa Steuern hinterziehen oder gnadenlos lügen, das aber selbst nicht schlimm finden – und so entwickeln sie auch keine Schuldgefühle. Sie sind schuldig, aber tragen die Bürde übler Gefühle nicht, sie empfinden ja keine „Schuld“. Schuldgefühle, die innerliche Konflikte auslösen und dafür sorgen, dass jemand sich gar nicht gut fühlt, werden dadurch ausgelöst, dass innerliche Gesetze und Regeln gebrochen werden. Und genau das macht den wichtigen Unterschied aus. Manche Menschen haben sehr viele innere Gesetze und Regeln und ihr innerer Kritiker hat nicht nur einen mahnenden Zeigefinger – er (oder sie) ist ein innerer Scharfrichter. Du hast etwas falsch gemacht? Das wird ganz, ganz schlimme Folgen haben …

Andere Menschen haben einen sehr wohlwollenden inneren Kritiker, der deutlich lockerere Gesetze und Regeln hat. Das erklärt, wieso es Menschen gibt, die schon starke Schuldgefühle bekommen, sobald sie „Nein, ich möchte das nicht“ sagen. Andere wiederum lügen, ignorieren die Bedürfnisse ihrer Mitmenschen, machen so ziemlich alles, wonach ihnen der Kopf steht – und fühlen sich nicht im Geringsten schuldig, sondern sind der Meinung, ihnen stünde ein solches Verhalten zu.

Es gibt keine feste Richtlinie der inneren Gesetze, die für alle gilt. Innere Gesetze wurden uns in unserer Kindheit eingepflanzt – und sie sitzen so tief, dass sie selten wirklich wahrgenommen werden. Sie sind wie die Rillen einer alten Langspielplatte, wurden vor vielen Jahren geprägt und funktionieren scheinbar ganz von allein. Kleine Kinder lernen Sprüche wie „Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm“ und als „gute Kinder“ funktionieren sie brav und handeln so, wie es alle von ihnen erwarten. Einige Menschen „funktionieren“ so auch noch als hochbetagte Greise. Solange es ihnen dabei gut geht, ist es ja auch kein Problem.

Lebenslängliche Last


Aber sehr oft haben diese Rillen einen Kratzer, dann stimmt etwas nicht mehr. Dann belasten die inneren Gesetze. Ein Beispiel wäre die Regel: „Wenn ich mein Kind liebe, muss ich dafür sorgen, dass es gesund und glücklich ist.“ Auch wenn das Kind längst erwachsen ist. Natürlich war es irgendwie rührend, dass Silkes Mutter als über 70-Jährige noch nachhakte, ob ihr „Töchterchen“ mit inzwischen 40 Jahren auch wirklich eine Mütze im Winter trug. Aber das Gefühl, für jemanden immer und stets verantwortlich zu sein, kann auch sehr belasten. Die Tochter, weil sie sich bevormundet fühlt, die Mutter, weil sie mit jedem negativen Erlebnis ihres Kindes nicht nur mitleidet, sondern sich verantwortlich und voller schwerwiegender Schuldgefühle fühlt. Und das lebenslänglich!

Besonders Menschen mit vielen strengen inneren Gesetzen haben viele Schuldgefühle – sie sind ständig auf der Hut, möchten nichts falsch machen. Im nächsten Kapitel gehen wir auf diesen „Perfektionismus“ noch mal ein. Nicht nur, wer immer möglichst alles richtig machen möchte, auch diejenigen, die sehr feinfühlig sind, leiden mit anderen mit – und ist dieses Mitgefühl mit Verantwortung verbunden, entstehen auch hier Schuldgefühle oder ein schlechtes Gewissen.

Scham und Schuld


Sprache macht so viel und gerade Worte wie „Schuld“ und „Scham“ werden viel genutzt und sind gleichzeitig völlig abstrakt. Ein völlig absurdes Beispiel: der Schambereich oder die Schamhaare. Schämen die sich? Haben die etwas falsch gemacht? Was genau schwingt beim Wort „Scham“ eigentlich mit? Es hat verschiedene Bedeutungen. Scham kann bedeuten, das etwas peinlich ist, etwa wenn ich mir kurz vor dem wichtigen Vortrag Kaffee auf die Bluse schütte. Scham kann ich empfinden, wenn ich etwas gemacht habe, was meinen eigenen Ansprüchen nicht genügt. Zum Beispiel wenn ich meinen Partner belüge oder wenn ich mein Kind viel zu spät aus der Kita abhole. Und dann ist da noch die dritte Bedeutung: die Beschämung. Wenn andere den Kübel über mir ausschütten und mich spüren lassen, dass mein Handeln in ihren Augen nicht richtig ist. Zum Beispiel so: „Wie kannst du dein Kind so lange in der Kita warten lassen? Wie soll es da Vertrauen bilden?“

Scham ist mein eigenes Empfinden, ich selbst habe gegen meine eigenen Werte, meine eigenen Ansprüche verstoßen. Beschämung findet von außen statt. Scham kann ich aktiv nutzen – sie führt mich dazu, dass ich mich mit mir und meinen Empfindungen auseinandersetzen kann. Beschämung aber führt vor, grenzt aus und macht die Betroffenen innerlich klein. Die Frage lautet: „Warum schäme ich mich?“ Fühle ich mich verantwortlich, dann verursacht die Scham Schuldgefühle. Und die sind oft nicht ohne. Aber die gute Nachricht: Wer die Warum-Frage beantworten kann, kann aktiv selbst handeln und Verantwortung für die eigenen Gefühle übernehmen.

Wo wir bei Worten sind: Was ist mit dem Begriff „Schuld“? Wer Geld geliehen hat, hat Schulden. Da ist das Wort „Schuld“ auch versteckt. Und gleichzeitig sind Schuld und Scham etwas, über das nicht gesprochen wird. Oft ist es aber auch so, dass zum Beispiel Ursache und Wirkung einfach gleichgestellt werden. Der Starkregen ist schuld daran, dass der Keller überschwemmt wurde – nein, stimmt nicht. Er trägt keine echte Schuld am Wasserschaden, er hat ihn aber verursacht. Genau dieses sprachliche Verwischen passiert in Gedanken auch. Da entstehen krude Thesen. „Wenn ich in der Schwangerschaft alles richtig mache und mich ausgewogen ernähre und jeden Stress vermeide, dann wird mein Kind gesund.“ Dann wird dieser Glaubenssatz kräftig durchgemischt und daraus wird: „Ist mein Kind nicht gesund, dann bin ich schuld, weil ich nicht richtig gegessen habe und doch Stress hatte.“

Aber: Der Regen hatte keine Wahl, das Haus ist so gebaut, dass Wasser in den Keller kommen konnte. Auch die Gesundheit eines Kindes wird von so vielen Faktoren...

Erscheint lt. Verlag 6.8.2024
Reihe/Serie GU Einzeltitel Partnerschaft & Familie
GU Erziehung
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Familie / Erziehung
Schlagworte 2 • 3 Jahre • ab 1 • Beratung • Buch • Bücher • Einschlafbegleitung • Eltern • entwicklungs-phasen • erziehen • Erziehung • Förderung • Gelassenheit • GU • Hilfe • Kinder • Kindergarten • Klein-Kind • ohne schuldgefühle • ohne strafe • Pädagogik • Probleme • Ratgeber • richtig • schlechtes Gewissen • Schule • Tipp • Trotzphase
ISBN-10 3-8338-8939-X / 383388939X
ISBN-13 978-3-8338-8939-4 / 9783833889394
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