Intuitives Muttersein (eBook)

SPÜREN: DEIN BAUCHGEFÜHL

Das Bauchgefühl spielt neben all den anderen intuitiven Wahrnehmungskanälen eine besondere Rolle. Es liefert keine Details wie Bilder oder Worte, sondern zeigt dir eine Richtung oder Tendenz auf. Wie der Name schon sagt, lässt das „Bauchgefühl“ auf ein ganzheitliches, körperliches Wissen schließen, das von einem Körpergefühl im Oberkörper begleitet wird, wie zum Beispiel:

• einem sanften, eher unangenehmen Ziehen oder Drücken, einer leichten Anspannung, wenn dir das Bauchgefühl Nein sagt oder dich „warnen“ möchte.

• einer eher angenehmen Wärme, einem sanften Kribbeln, einer gewissen Leichtigkeit oder Gelöstheit, wenn dir ein Ja mitgeteilt wird und du spürst, dass dieses Ja richtig oder gut ist.

Die Krux daran ist, wie schon gesagt, dass das Bauchgefühl leicht mit emotionalen Körperempfindungen verwechselt werden kann. Auslöser sind dann beispielsweise aufwühlende Gedanken wie „Oh nein, ich habe die ganze Woche vergessen, meine Folsäure zu nehmen. Womöglich hat das meinem Kind geschadet!“ Oder: „Jetzt hab ich aber schon lange keine Tritte von meinem Bauchbewohner mehr gespürt. Bei meiner Cousine war das auch so und die hatte eine Schwangerschaftsvergiftung. Nicht dass mir das Gleiche passiert?!“.

Nimmst du solche Gedanken verknüpft mit starken Emotionen in dir wahr und sind diese der Grund für dein körperliches Unbehagen, bedeutet dies keinesfalls, dass – wie im zweiten Beispiel befürchtet – tatsächlich etwas mit deinem Kind nicht stimmt. Im Gegenteil, die Anwesenheit von Angst ist sogar ein Indiz dafür, dass es sich gerade nicht um dein Bauchgefühl, also deine innere Weisheit, handelt.

Denn Intuition ist niemals emotional aufbrausend. Selbst eine intuitive „Warnung“, zum Beispiel das innere Wissen, dass es „irgendwie plötzlich“ wichtig erscheint, einen vorzeitigen Termin zur Kontrolle bei deiner Gynäkologin auszumachen, bringt dich nicht aus der Ruhe. Später mögen sich auch Sorgen und angstvolle Emotionen dazugesellen, doch dein erster intuitiver Impuls ist frei von Angst. Um das klarer zu differenzieren, wenden wir uns später noch bewusst deinen Gedanken und Emotionen zu.

KLARSEHEN: DEINE INNERE LEINWAND

Der Begriff Intuition hat seinen Ursprung im lateinischen Wort „intuere“, was passenderweise „hineinsehen“ bedeutet. Denn das „Klar- oder Hineinsehen“ ist tatsächlich der Empfangskanal, der den meisten Menschen die genauesten intuitiven Antworten liefert. Vielleicht hast auch du schon mal die Erfahrung gemacht, dass das Telefon läutete und du sofort das Gesicht der Person im Kopf hattest, die da gerade anrief, und damit richtig lagst? Dort, wo du dieses Bild gesehen hast, ist deine intuitive „innere Leinwand“. Jeder Mensch hat solch ein inneres Kino. Überzeuge dich selbst!

Deine innere Leinwand ist nicht nur Projektionsfläche für das intuitive KlarSehen. Auf ihr träumst du und lässt deiner Fantasie freien Lauf, zum Beispiel, indem du die Zitrone blau oder rosa färbst. Wer eine lebhafte Fantasie hat, hat meist auch eine starke Intuition. Dennoch sind Fantasie und Intuition nicht das Gleiche, sonst wäre auf deine Intuition kein Verlass. Sie ist Ausdruck deiner subjektiven Wahrheit und erzeugt das Abbild einer Zitrone so, wie sie wirklich aussieht. Deine Fantasie formt hingegen imaginäre Welten, ohne dass diese der Wirklichkeit entsprechen müssen. Der entscheidende Unterschied ist demnach die Absicht, mit der du deine Intuition befragst, zum Beispiel nach einem realistischen Lösungsansatz: Was kann ich tatsächlich tun, um ein konkretes Problem zu lösen?

Unsere Emotionen, Fantasie und Gedanken gesellen sich oft im zweiten Schritt zu unserer intuitiven Antwort und verwässern oder verschleiern diese. Daher ist es wichtig, beim intuitiven KlarSehen auf deine ersten Impulse zu achten und genau zu beschreiben, was du siehst, ohne das Gesehene zu interpretieren. Mit der Zeit lernst du, deine Bilder richtig zu deuten, wenn du mit etwas zeitlichem Abstand reflektierst, wie die Situation sich am Ende aufgelöst hat und wie dein inneres intuitives Bild damit zusammenhängen könnte.

Je fleißiger du deine Sinne durch Achtsamkeit trainierst (Kapitel 4.6.), desto detaillierter wird dein inneres Bild. Dein KlarSehen dient dir dann in den kleinen wie großen Herausforderungen des Alltags als Stütze. Du kannst sogar verlegte Dinge wiederfinden wie ein Lieblingsspielzeug oder deinen Autoschlüssel. Dazu fragst du dich wie nebenbei „Wo finde ich …?“ und machst dich innerlich frei und empfangsbereit. Du schließt deine Augen, um auf deiner inneren Leinwand ein Bild zu sehen, zum Beispiel das bunte Kissen auf der Wohnzimmercouch. Du kannst dir sicher vorstellen, was für ein magisches Gefühl das ist, wenn du unter das Kissen schaust und den vermissten Gegenstand genau dort vorfindest?!

Gedulde dich aber bitte ein wenig. Solche praktischen Spielereien funktionieren erst, wenn deine Intuition eine gewisse Stärke hat. Um das innere Projizieren von Bildern zu trainieren, empfiehlt es sich, neben den Übungen, die du noch kennenlernen wirst, geführte Fantasiereisen anzuhören und Reise für Reise immer detailliertere Filme auf deiner inneren Leinwand zu kreieren. Auf CDs und bei gängigen Streaming-Anbietern findest du reichlich Auswahl an Fantasiereisen.

Auch dein Kind kannst du mit Fantasiereisen dabei unterstützen, sich seine lebhafte kindliche Fantasie und Intuition zu bewahren. Sie eignen sich unter anderem wunderbar als Einschlafhilfe.

KLARHÖREN: DEINE INNERE SOUNDANLAGE

In deinem inneren Kino werden die Bilder – wie in einem echten Kino – oft von Sound begleitet. Wenn du dir beispielsweise eine Waldlichtung vorstellst, kannst du nicht nur die Bäume, das saftige Gras oder ein Reh am Waldrand sehen. Du kannst auch „den Ton anschalten“ und aus deinem Stummfilm ein mehrsinniges Erlebnis machen. Probiere es direkt aus und lausche den Klängen des Waldes: Hörst du das Vogelgezwitscher, den Ruf eines Kuckucks, den Wind in den Blättern und vielleicht das Plätschern eines kleinen Baches?

Schon wenige Minuten an solch einem imaginären Kraftort wirken regenerierend: Dein Gedankenwirrwarr über das Tagesgeschehen wird leiser oder verstummt, dein Puls beruhigt sich und du kommst bei dir selbst an. Damit hast du bessere Voraussetzungen, um in den unterschiedlichsten Situationen ganz automatisch, also ohne ein konkretes (Nach-)Fragen, „intuitiv klarzuhören“.

Das KlarHören kann dir auch völlig losgelöst von anderen Empfangskanälen eine intuitive Botschaft zurufen – rein über Stimmen, Musik und andere Geräusche. Du hörst beispielsweise beim Autofahren plötzlich deine eigene oder eine fremde Stimme in ruhigem Ton „Achtung, stopp!“ sagen. Du bremst daraufhin ab und bemerkst erst dann, dass du um ein Haar mit einem Krankenwagen zusammengestoßen wärst, weil er dir mit Blaulicht die Vorfahrt genommen hat.

Gerade wenn du deine eigene innere Stimme wahrnimmst, verwechselst du das KlarHören möglicherweise mit deinen Gedanken. Deine „Fährtenleserin“ macht dir mit ihren Worten jedoch niemals Druck, dich für einen bestimmten Weg zu entscheiden. Sie wird sich nicht in langen Argumentationen verlieren, dir Angst machen oder andere Emotionen hervorrufen. Deine Intuition flüstert dir stattdessen mit zarter, unaufgeregter Stimme kurze Botschaften oder gar einzelne Worte zu. Sie ist klar, souverän und sanft zugleich.

KLARRIECHEN UND KLARSCHMECKEN

Deine Intuition lässt keine Sinne aus. Es ist auch möglich, über das Riechen und Schmecken intuitive Eingebungen zu empfangen. Du hast beispielsweise immer wieder den Geruch einer bestimmten Speise in der Nase – wie wenn du dich an den Duft von Kaffee oder einer frisch aufgebackenen Breze erinnerst. Falls dir dies auffällig oft mit Lebensmitteln passiert, die dir zum Beispiel während der Schwangerschaft oder Stillzeit wichtige Nährstoffe liefern, zeigt dir deine Intuition eventuell damit auf, dass du dir mit genau diesen Lebensmitteln die benötigte Extraportion Vitamine zuführen kannst.

Der Appetit auf bestimmte Lebensmittel kann jedoch viele verschiedene Ursachen haben und auch mit Emotionen verknüpft sein. Du hast dann Lust auf Schokolade, weil du dich damit schon oft getröstet hast. Auch die Zusammensetzung deiner Darmflora kann deine Lebensmittelauswahl beeinflussen und zum Beispiel Appetit auf Zucker auslösen, wenn deine zuckerverwöhnten Darmbakterien Nachschub verlangen.

Das Thema Essen und Trinken solltest du daher genau beleuchten und zusätzliche Informationen einholen, anstatt dich lediglich auf deinen Appetit zu verlassen. Um dich in diesem Bereich intuitiv führen zu lassen, wäre die Grundvoraussetzung, dass du dich schon lange bewusst und...