Bewusstsein Next Level (eBook)

WAS MACHT DAS ALTE AUS?

Um unser altes Weltbild zu transformieren, müssen wir uns zuerst von der alleinigen Identifikation als Person lösen und uns tiefer mit unserem Menschsein verbinden. Dafür ist es wichtig, dass wir die hinterlistige Dynamik unseres Verstand-Psyche-Körper-Komplexes erkennen, mit der er die Oberhand behalten will. Ich selbst fiel vor ein paar Tagen darauf herein, obwohl ich mittlerweile sehr geübt bin. Schau mal, ob du Ähnliches bei dir bemerkst, mein Beispiel ist ein fast alltägliches und kann uns somit hier gut zur Verdeutlichung dienen.

Es ist Samstagmorgen und mein Herz klopft wie wild, als ich wach werde. Mit noch geschlossenen Augen fühle ich in mich hinein und frage mich, was mit mir los ist. Mein Herz klopft, als sei ich bis über beide Ohren verliebt oder als ob etwas sehr Aufregendes ansteht. Schnell mache ich in meinen Gedanken einen Check-up: Ich fühl mich gesund, hab heute frei, keine nennenswerten Termine. Okay, ich möchte eine neue Folge für meinen »Lebe glücklich«-Podcast fertigstellen, das wird wahrscheinlich etwas dauern, doch das fällt unter die Kategorie: »Danke, dass ich das tun darf.« Die Sonne scheint und die Vögel draußen machen einen unglaublichen Lärm in ihrer trällernden Schönheit. Alles scheint mehr als okay. Ich schwing die Beine aus dem Bett, spritze mir etwas Wasser ins Gesicht, putze Zähne und zieh mir erst mal eine chillige Kuschelklamotte an. Doch wieso klopft mein Herz so aufgeregt, als würde jeden Moment etwas passieren?

Kennst du das? Fragst du dich in solchen Momenten auch, ob du irgendetwas vergessen hast? Während ich mir einen Kaffee koche, denke ich darüber nach, dass heute ein guter Tag wäre, an diesem Buch weiterzuschreiben. Ich schlurfe mit meinem Kaffee und dem beunruhigenden Herzklopfen in mein Wohnzimmer. Von der tief stehenden Morgensonne erleuchtet, sind die warmen Farben des Raumes so einladend intensiviert, dass mir das Herz aufgeht. Womit habe ich dieses wunderschöne Zuhause nur verdient? Still begrüße ich den Tag und bedanke mich, dass ich hier in dieser heiligen Oase leben darf. Ich spüre auch tiefe Dankbarkeit für mich selbst, dass ich den Mut und das Durchhaltevermögen aufgebracht habe, mein Bewusstsein auf eine höhere Stufe zu bringen. Ich weiß: Alles, was mich umgibt, ist die Manifestation dessen.

Ich setze mich nach draußen in die Morgensonne auf meine Glückstreppe, die vielmehr ein Fensterbankvorsprung der bodentiefen Wohnzimmerfenster ist, und schaue auf das an meinen Garten angrenzende Wasser. Dieser Platz ist besonders nachts und früh am Morgen ein außergewöhnlich schöner Ort des Friedens. Hier bekomme ich regelmäßig Eingebungen und klare Erkenntnisse, die aus einer anderen Realität zu kommen scheinen. Das hat diesem kleinen Fensterbankvorsprung den Namen Glückstreppe eingebracht und ist auch ein Grund, warum ich dieses morgendliche Ritual bei Wind und Wetter, wann immer es geht, einhalte.

Mein Herz klopft immer noch, hier sollte es sich spätestens beruhigen. Doch diese innere Unruhe ermöglicht es mir heute nicht, die mich umgebende Schönheit wirklich zu erfassen. Im Gegenteil, sie veranlasst mich, nach meinem Handy zu greifen, um in Nachrichten und Social Media einzutauchen. Während ich das tue, kann ich mir von außen dabei zuzuschauen und wie in Zeitlupe alles beobachten. »Hey, Linda«, ermahne ich mich, »wovon möchtest du dich gerade ablenken? Was ist das für eine automatisierte Handlung?«

Ich lege mein Handy wieder weg und bemerke, wie mein Körper rebelliert. Auch mein Verstand solidarisiert sich verräterisch mit ihm und beschäftigt mich mit sinnlosen Gedanken. Er ruft völlig aus dem Nichts uralte Situationen aus der Vergangenheit auf den Plan, in denen ich total peinlich war und für die ich mich heute noch schäme. Als wäre das nicht genug, bauscht er in mir noch ein Schuldgefühl für eine andere Sache auf, die Jahre zurückliegt und die ich nicht mehr ändern kann. Ich befinde mich für einen unachtsamen Moment komplett in meiner Vergangenheit. All meine Zellen, meine Atmung und mein Lebensgefühl reagieren auf etwas, das längst zurückliegt und dessen Bilder sich als lebhafte Realität vor diesen wunderschönen heiligen Ort schieben, an dem ich gerade sitze. Was für eine hinterlistige Dynamik, stelle ich fest, als ich wieder zu mir komme. Dafür ist jetzt mein Herzklopfen weg.

Was ist hier passiert? Generell sind wir immer unterschiedlichen Stimmungen ausgesetzt. Es gibt Tage, da sind wir stark, und dann gelingt es uns leichter, bewusst und präsent zu sein. An den eher unbewussten Tagen sind wir anfälliger für unangenehme Gefühle, Erinnerungen und Gedanken. Das spüren wir über Ärger oder Unruhe, schlechte Stimmung, Ängste oder Ähnliches. In solchen Momenten neigen wir dazu, uns abzulenken und tief in unsere Unbewusstheit einzutauchen. Wir halten Ruhe und Tatenlosigkeit oftmals nicht so gut aus. Und dann beginnen wir, zu lästern, zu jammern, uns zu beklagen, Schuldige zu suchen, den Fernseher oder digitale Ablenkung einzuschalten oder wir greifen zu Zigaretten oder Alkohol.

Bei mir war es der Griff zum Handy. Das zu bemerken und zu unterbinden, kann die Abwärtsspirale in unbewusste Gedankenstrukturen und Reaktionsmuster sofort unterbrechen. Unsere Unbewusstheit ist tatsächlich in der Lage, uns etwas vorzugaukeln. Es kann uns in vergangene Zeiten katapultieren oder in angstvolle Zukunftsszenerien und diese als real erscheinen lassen. Solche Erfahrungen machen wir ständig, oder?

Als ich das Handy weglege, wird mir bewusst, dass es sich hier gerade um eine Glückstreppen-Lektion handeln muss, wie ich sie oft erfahre. Kaum bin ich bei dieser Erkenntnis angelangt, spricht eine vertraute innere Stimme, die ich als die Kombination aus Geist und Seele empfinde, zu mir. »Linda, diese Fähigkeit, übers Bewusstsein zu reisen, ist nicht zu verurteilen. Im Gegenteil, sie ist eure machtvolle Schöpferwirkmacht. Nutze sie weise.«

Sofort ahne ich, was die Stimme damit meinen könnte, und wieder fängt mein Herz wie wild an zu klopfen. Zaghaft stelle ich mich dumm, einfach weil ich Bedenken habe, durch zu schnelles, aber nur scheinbares Verstehen eine wichtige Information zu übersehen. Eine verbale Antwort auf mein inneres Fragezeichen bleibt mir verwehrt, damit mein Verstand mir nicht störend dazwischenquatschen kann. Ich darf die Antwort visionär und fühlbar durchleben. Innere Bilder der Neuen Zeit steigen in mir auf und erleichtert spüre ich:

»Es ist geschafft«, rast es aus der Zukunftsperspektive durch meinen Kopf und mein Herz. Sofort möchte sich mein Denker einschalten, um alles zu analysieren. Was ist mit der Politik, mit dem System, muss man noch Geld verdienen? …

DEN VERSTAND EINFACH DENKEN LASSEN

Ich beschreibe dir das alles bewusst so detailliert, damit du erkennen kannst, wie schnell der Verstand Einfluss nimmt, um die erhabenen Zustände des hohen Bewusstseins zu unterbinden. Unser Verstand tut sich unfassbar schwer damit, seine Dominanz aufzugeben. Ich beschließe, ihn denken zu lassen, entziehe den Gedankenstrukturen jedoch meine Aufmerksamkeit und konzentriere mich ausschließlich auf die Wahrnehmung: »Es ist geglückt!« Dadurch potenziert sich spürbar die Energie in meinem physischen Körper.

Die vertraute Stimme der Erkenntnis in mir schaltet sich wieder ein: »Schau bei allem, was du tust oder erreichen willst, immer aus der geglückten Perspektive deiner Zukunft heraus zurück in die Gegenwart. Begib dich immer, mit jeder Faser deines Seins, in dein zukünftiges Ich, welches das Gewünschte erlebt und durchfühlt.«

Kannst du die Größe dieser beeindruckenden Botschaft spüren? Bei allem, was wir erreichen wollen, sollen wir uns in den schon geglückten Zustand einklinken und ihn fühlen, als würden wir ihn real erleben. Dann sind Geist und Seele im Einklang. Der Geist, der die Vision ermöglicht und das Werdende aus der Fülle der Möglichkeiten herausstellt. Und die Seele, die sich in das Gefühlte ergießt und dadurch Energie in das Visionsmuster hineingibt. Mit dieser Vorgehensweise intensivieren wir das von uns Gewünschte und beginnen ganz bewusst, unseren nächsten Erfahrungsaspekt zu wählen.

Mein Verstand holte mich irgendwann dann doch wieder zurück. Auch das ist ein wichtiger Aspekt: Wir dürfen und müssen das Anvisierte dann auch loslassen. Erhalte deine Visionen nicht krampfhaft aufrecht, ansonsten kann es dir passieren, dass sich Zweifel einschleichen. Sobald du spürst, dass deine Aufmerksamkeit schwindet, steig aus und grüble nicht weiter über das Wie und Wann nach.