Positive Kommunikation und gewaltfreie Konfliktlösung sind die Basis von Thomas Gordons Erziehungsklassiker, der mit einer aktualisierten Ausgabe sein 50-jähriges Jubiläum feiert und auf den Millionen Eltern weltweit seit Jahrzehnten bauen. Mit Hilfe von konkreten Fallbeispielen zu allen wesentlichen Erziehungsfragen deckt Gordon die häufigsten Ursachen für Konflikte zwischen Eltern und Kindern auf und schafft Verständnis für einander. Egal ob Kleinkind oder Teenager, Gordons alltagstaugliche Tipps und zeitlose Erziehungstechniken wie »aktives Zuhören«, »Ich-Botschaften« und »Konfliktlösung ohne Niederlage« bieten effektive Lösungswege und helfen, ein gesundes familiäres Umfeld für jedes Kind zu schaffen.
»Verbesserung der Eltern-Kind-Beziehungen durch authentisches Ich-Sein auf beiden Seiten. Eine Empfehlung für alle, die ihre familiären Bindungen verbessern wollen.« Dr. Carl Rogers, Mitbegründer der modernen Gesprächstherapie
»Die Methode, die zur nationalen Bewegung wurde.« The New York Times
Thomas Gordon (1918-2002) war praktizierender Psychologe in den USA. Er gehörte zu den Pionieren der humanistischen Psychologie und war der Überzeugung, dass Menschen, die in einem fürsorglichen und freiheitlichen Klima aufwachsen, in hohem Maße fähig werden, Verantwortung zu tragen und ein selbstbestimmtes, erfülltes Leben zu führen. Durch seine Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen erkannte er die große Bedeutung der Kommunikation und gewaltfreien Konfliktlösung für die zwischenmenschliche Beziehung. Schon früh entwickelte er hierzu ein konkretes, im Alltag anwendbares Modell, das bis heute nichts von seiner Gültigkeit verloren hat. Thomas Gordon ist Bestsellerautor zahlreicher Bücher zum Thema Kommunikation, Erziehung und Beziehungen. Sein bekanntestes Buch Familienkonferenz wurde weltweit millionenfach verkauft. Für seine Arbeiten wurde er zudem mehrfach ausgezeichnet. Seine Methode ist durch ihr Ziel, Beziehungen zu verbessern und Konflikte gewaltfrei und ohne Verlierer zu lösen, auch als Friedensarbeit im eigentlichen Sinne anzusehen, was seine dreifache Nominierung für den Friedensnobelpreis 1997, 1998 und 1999 unterstreicht. Sein umfangreiches Werk ist bei Heyne erhältlich.
1. Die Eltern werden beschuldigt, aber nicht geschult
Alle geben den Eltern Schuld an den Problemen der Jugend und an den Schwierigkeiten, die junge Menschen der Gesellschaft zu verursachen scheinen. Die Eltern haben an allem Schuld, klagen die Psychologen nach Untersuchung der beängstigenden Statistiken über die rapide zunehmende Zahl von Kindern und Jugendlichen, die schwerwiegende oder lähmende emotionale Probleme entwickeln, zu Rauschgiftsüchtigen werden oder Selbstmord begehen. Politiker und Strafvollzugsbeamte beschuldigen die Väter und Mütter, eine Generation von Gangmitgliedern, amoklaufenden Teenagern, gewalttätigen Schülern und Kriminellen heranzuziehen. Und wenn die Kinder in der Schule versagen oder hoffnungslose Schulabbrecher werden, behaupten Lehrer und Schulverwaltung, dass die Eltern Schuld daran haben.
Wer aber hilft den Eltern? Was wird getan, um sie dabei zu unterstützen, in der Kindererziehung erfolgreicher zu werden? Wo können Väter und Mütter lernen, was sie falsch machen und was sie anders tun könnten?
Eltern werden beschuldigt, aber nicht geschult. Millionen neuer Mütter und Väter übernehmen jedes Jahr eine Aufgabe, die zu den schwierigsten zählt, die jemand haben kann: Sie bekommen ein Kind, einen kleinen Menschen, der fast vollkommen hilflos ist, und nehmen die volle Verantwortung für sein physisches und psychisches Wohl auf sich, um ihn zu erziehen, auf dass er ein produktiver, kooperativer und mitwirkender Bürger werde. Gibt es eine schwierigere und anspruchsvollere Aufgabe?
Wie viele Eltern aber sind dafür geschult? Inzwischen sind es wesentlich mehr als im Jahr 1962, als ich beschloss, in Pasadena, Kalifornien, ein Schulungsprogramm für Väter und Mütter ins Leben zu rufen. Mein erster Kurs wurde lediglich von 17 Elternteilen besucht, die größtenteils schwerwiegende Probleme mit ihren Kindern hatten.
Nun, etliche Jahre später, haben wir durch die Schulung von über 2 Millionen Müttern und Vätern auf der ganzen Welt gezeigt, dass dieser Lehrgang mit der Bezeichnung Eltern-Effektivitäts-Training den meisten Eltern genau jene Fähigkeiten vermitteln kann, die sie benötigen, um die Erziehung ihrer Kinder effektiver zu gestalten.
In diesem interessanten Elterntraining haben wir gezeigt, dass viele Menschen ihre Effektivität als Eltern mit einer bestimmten Art von Spezialausbildung, angeleitet von einem qualifizierten Kursleiter, erheblich zu steigern vermögen. Sie können ganz spezifische Kenntnisse erwerben, die die Kommunikation zwischen Vätern, Müttern und Kindern – von beiden Seiten – offenhalten. Und sie können eine neue Methode der Konfliktbewältigung zwischen Eltern und Kindern lernen, die eine Stärkung anstatt eine Verschlechterung der Beziehung zuwege bringt.
Dieses Schulungsprogramm hat diejenigen von uns, die damit zu tun haben, überzeugt, dass Eltern und ihr Nachwuchs zu einem herzlichen, vertrauten, auf gegenseitiger Liebe und Respekt beruhenden Verhältnis kommen können. Es hat auch gezeigt, dass es den »Generationsunterschied« in Familien nicht zu geben braucht.
Vor 30 Jahren war ich ebenso überzeugt wie die meisten Eltern und Fachleute, dass die Periode der »Flegeljahre« so gut wie unvermeidbar ist – eine Konsequenz des natürlichen Bedürfnisses der Kinder, ihre Unabhängigkeit zu erringen. Ich war mir sicher, dass die Adoleszenz, wie die meisten Untersuchungen zeigten, unvermeidlich eine Zeit der Stürme und Krisen in den Familien ist. Unsere Erfahrung mit dem Eltern-Effektivitäts-Training hat mir meinen Irrtum bewiesen. Immer und immer wieder haben in diesem Programm geschulte Eltern über das überraschende Ausbleiben von Rebellion und Unruhe in ihren Familien berichtet.
Heute bin ich überzeugt davon, dass Jugendliche nicht gegen die Eltern rebellieren. Sie rebellieren nur gegen bestimmte destruktive Erziehungsmethoden, die fast überall von Vätern und Müttern angewendet werden. Aufruhr und Uneinigkeit in Familien können die Ausnahme, nicht die Regel sein, wenn die Eltern lernen, eine neue Methode zur Bewältigung von Konflikten einzuführen.
Das Programm hat auch ein neues Licht auf die Strafe in der Kindererziehung geworfen. Viele unserer ausgebildeten Eltern haben den Beweis erbracht, dass in der Kindererziehung ein für alle Mal auf Bestrafung verzichtet werden kann – und ich meine damit jede Art von Bestrafung, nicht nur die körperliche Züchtigung. Väter und Mütter können verantwortungsbewusste, selbstdisziplinierte, kooperative Kinder erziehen, ohne sich dabei auf die Waffe der Angst zu verlassen; sie können lernen, wie man Kinder dazu bringt, sich aus echter Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse der Eltern zu verhalten anstatt aus Angst vor Bestrafung oder der Zurücknahme von Vergünstigungen.
Klingt das zu schön, um wahr zu sein? Wahrscheinlich. Mir erging es so, bevor ich die Erfahrung machte, persönlich Väter und Mütter im Eltern-Effektivitäts-Training zu unterweisen. Wie die meisten Fachleute hatte ich sie unterschätzt. Unsere Eltern haben mich gelehrt, wie sehr sie imstande sind, sich zu ändern – vorausgesetzt, sie haben Gelegenheit zur Schulung. Ich habe neues Zutrauen in die Fähigkeit von Müttern und Vätern, neues Wissen zu erfassen und sich neue Kenntnisse anzueignen. Mit wenigen Ausnahmen sind unsere Eltern in Ausbildung bestrebt gewesen, sich eine neue Einstellung zur Kindererziehung anzueignen, zuerst aber mussten sie überzeugt davon sein, dass die neue Methode funktionieren wird. Die meisten Eltern wissen bereits, dass ihre alten Methoden unwirksam gewesen sind. Daher sind die modernen Väter und Mütter zur Umstellung bereit, und unser Programm hat gezeigt, dass sie sich auch umzustellen vermögen.
Wir sind durch ein weiteres Resultat des Programms belohnt worden. Eines unserer frühesten Ziele war, den Eltern einige der Kenntnisse zu vermitteln, deren sich professionelle Berater und Therapeuten mit akademischer Ausbildung bedienen, um Kindern zu helfen, emotionale Probleme und unangepasstes Verhalten zu überwinden. So absurd es manchen Vätern und Müttern (und nicht wenigen Fachleuten) erscheinen mag – heute wissen wir, dass diese erprobten Kenntnisse selbst Eltern, die niemals an einem Einführungskurs in Psychologie teilgenommen haben, beigebracht werden können und dass sie zu lernen vermögen, wie und wann sie effektiv anzuwenden sind, um ihrem eigenen Nachwuchs zu helfen.
Während der Weiterentwicklung des Programms sind wir dahin gekommen, eine Realität zu akzeptieren, die uns manchmal entmutigt, uns jedoch häufiger das Gefühl einer umso größeren Herausforderung vermittelt: Die Eltern verlassen sich heute in der Kindererziehung und bei der Behandlung von Problemen innerhalb der Familie fast überall auf die gleichen Methoden, die von ihren Eltern, von den Eltern der Eltern und von den Großeltern der Eltern angewendet wurden. Im Gegensatz zu fast allen anderen Einrichtungen der Zivilisation scheint die Eltern-Kind-Beziehung unverändert geblieben zu sein. Väter und Mütter verlassen sich auf Methoden, deren man sich vor 2000 Jahren bediente!
Nicht, dass die menschliche Rasse keine neuen Einsichten im Hinblick auf menschliche Beziehungen gewonnen hätte. Ganz im Gegenteil. Entwicklungspsychologie und andere Verhaltenswissenschaften haben eindrucksvolle neue Erkenntnisse über Kinder, Eltern, zwischenmenschliche Beziehungen und über die Frage zusammengetragen, wie man anderen Menschen beim Heranwachsen hilft und wie man ein für sie psychologisch gesundes Klima schafft. Man weiß eine Menge über zwischenmenschliche Kommunikation, die Auswirkungen der Macht auf menschliche Beziehungen, konstruktive Konfliktbewältigung usw.
Dieses Buch präsentiert eine umfassende Darstellung dessen, was erforderlich ist, um eine unter allen Umständen effektive, totale Beziehung zu einem Kind zu schaffen und zu erhalten.
Eltern können diesem Buch nicht nur Methoden und Kenntnisse entnehmen, sondern auch, wann, warum und zu welchem Zweck sie anzuwenden sind. Wie in unseren Kursen wird ihnen ein vollständiges System gegeben – Grundbegriffe wie auch Techniken. Ich bin überzeugt, dass man Eltern alles sagen muss – alles, was man über das Schaffen einer effektiven Eltern-Kind-Beziehung weiß, angefangen mit einigen grundsätzlichen Dingen über das, was sich in allen Beziehungen zwischen zwei Menschen abspielt. Dann werden sie verstehen, warum sie unsere Methoden anwenden sollten, wann es richtig ist, sie anzuwenden, und was die Ergebnisse sein werden. Die Eltern werden Gelegenheit erhalten, selbst Fachleute in der Behandlung der unvermeidlichen Probleme zu werden, zu denen es in allen Eltern-Kind-Beziehungen kommt.
Den Vätern und Müttern wird in diesem Buch alles, was wir wissen, mitgeteilt, nicht nur Bruchstücke. Das vollständige Modell einer richtig verstandenen Eltern-Kind-Beziehung wird in allen Einzelheiten beschrieben und durch Material aus unserer Arbeit veranschaulicht. Die meisten Eltern halten unser Programm für revolutionär, weil es sich wesentlich von der Tradition unterscheidet. Und doch eignet es sich ebenso gut für Erziehungsberechtigte mit sehr kleinen Kindern wie für solche mit Teenagern, für Eltern mit behinderten Kindern oder solche mit »normalen« Kindern.
Wie in unseren Kursen wird das Erziehungsprogramm in Ausdrücken erläutert, die jedem geläufig sind, möglichst nicht im Fachjargon. Manche Eltern finden vielleicht, dass sie anfänglich der einen oder anderen Idee nicht zustimmen, doch sehr wenige werden feststellen, dass...
Erscheint lt. Verlag | 31.8.2022 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Familie / Erziehung |
Schlagworte | 2022 • eBooks • Eltern • Eltern-Kind-Beziehung • Erziehung • erziehungsexperte • Erziehungsprobleme • Erziehungsratgeber • Gesundheit • gewaltfrei • Gordon-Modell • Hilfe Erziehungsalltag • Kindererziehung • Kommunikation • Konfliktlösung • Neuerscheinung • Ratgeber • Verständnis |
ISBN-10 | 3-641-30507-1 / 3641305071 |
ISBN-13 | 978-3-641-30507-9 / 9783641305079 |
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