Wie so oft im Leben, ist eine gesunde Ernährung ein wichtiger Baustein für ein beschwerdefreies Leben. Mit der richtigen Ernährung verringert sich die Wahrscheinlichkeit, dass sich Divertikel entzünden und Sie leben beschwerdefrei und unbelastet – trotz einer bestehenden Divertikulose.
Eine Divertikulitis lässt sich durch die richtige Ernährung auf sehr natürliche Art verhindern.
Unter Medizinerinnen und Ernährungsfachleuten ist es unumstritten: Um einer Divertikulitis vorzubeugen, besteht die weitaus wichtigste Änderung in der Ernährung darin, den Anteil an Ballaststoffen zu erhöhen.
Ballaststoffe nennt man die Gruppe unverdaulicher Nahrungsbestandteile. Sie kommen ausschließlich in pflanzlichen Lebensmitteln vor, haben selbst keinen oder kaum einen Nährwert und wurden deshalb früher als für die Ernährung wertlos angesehen – Ballast eben.
Glücklicherweise ist ihre positive Auswirkung auf den Verdauungsvorgang schon seit langer Zeit bekannt. Ballaststoffe sind für eine reibungslos funktionierende Verdauung sogar unverzichtbar, denn sie machen den Stuhl weicher und verkürzen die Darmpassage, dadurch verhindern sie eine Verstopfung. Wie hängt das zusammen? Je länger der Speisebrei im Dickdarm bleibt, umso mehr Wasser wird ihm entzogen. Er wird immer trockener, seine Konsistenz wird fester und es wird immer schwieriger, diese trockenen, harten Bestandteile auszuscheiden – die Folge ist Verstopfung.
Ballaststoffe spielen bei einer Divertikulitis eine entscheidende Rolle.
Aus diesem Grund spielen Ballaststoffe bei einer Divertikulitis eine entscheidende Rolle: Die Entzündung von Divertikeln wird, wie Sie schon gelesen haben, vor allem durch harte Stuhlreste ausgelöst, die sich in ihnen verfangen. Wird der Stuhl durch die vermehrte Aufnahme von Ballaststoffen weicher, beugt dies Entzündungen vor.
Gelangen Ballaststoffe im Laufe des Verdauungsvorgangs in den Dickdarm, saugen sie dort Wasser auf und quellen. Dadurch vergrößert sich das Volumen des Speisebreis, was zur Folge hat, dass auf die Darmwände ein stärkerer Reiz ausgeübt wird. Auf diese Weise werden die Darmtätigkeit und so auch die Verdauung angeregt. Die Zeit, die der Speisebrei im Darm verweilt (Darmpassage), verkürzt sich und das Risiko, dass sich Reste des Speisebreis in Divertikeln ablagern können, sinkt damit erheblich. Der Stuhl ist zudem sehr viel weicher und kann sich auch weniger in Divertikeln festsetzen.
Darüber hinaus haben Ballaststoffe noch weitere günstige Eigenschaften, die sie für die allgemeine Gesundheit sehr wertvoll machen: Sie binden Gifte und andere schädliche Stoffe, die mit der Nahrung in den Darm gelangen, und fördern so deren Ausscheidung. Sie machen schneller satt und helfen damit beim Abnehmen. Sie regulieren Blutfett- und Blutzuckerwerte und sie sind mitverantwortlich für eine gesunde Darmflora, da sie Nährboden für einige positive Darmbakterien sind. Man spricht bei diesen Ballaststoffen auch von Präbiotika (siehe Seite 33).
Ballaststoffe werden im Wesentlichen in zwei Gruppen aufgeteilt: in wasserlösliche und wasserunlösliche. Beide Gruppen sind in fast allen pflanzlichen Lebensmitteln in unterschiedlichen Mengen und Anteilen vorhanden. Wie hoch der Gehalt genau ist, hängt unter anderem von Sorte, Reifezustand und Anbaubedingungen ab. Sowohl lösliche als auch unlösliche Ballaststoffe sind gut für die Verdauung und sorgen für einen weichen Stuhl. Dennoch unterscheiden sie sich in ihrer Wirkung.
• Zu den wasserlöslichen Ballaststoffen zählen zum Beispiel Pektin, Inulin, Beta-Glukane und Schleimstoffe. Sie wirken positiv auf den Zucker- und Fettstoffwechsel, auf das Immunsystem und auf das Nervensystem. Im Dickdarm werden sie zu kurzkettigen Fettsäuren und Gasen abgebaut und sind damit eine perfekte Nahrung für die Darmflora. Besonders viele wasserlösliche Ballaststoffe enthalten Obst und Gemüse.
• Die wasserunlöslichen Ballaststoffe werden im Darm nicht zerlegt. Sie können mehr Wasser binden und quellen stärker, sind also mehr Füllmasse für den Darm. Das Stuhlvolumen nimmt zu, der Stuhl wird weicher, was die Darmpassage beschleunigt. Dadurch fördern diese Ballaststoffe besonders die Verdauung. Die wichtigsten Vertreter dieser Gruppe sind Zellulose, Hemizellulose und Lignin. Sie befinden sich hauptsächlich in Getreide, Hülsenfrüchten, Nüssen und Gemüse.
Löslich oder unlöslich?
Ob der Anteil an löslichen Ballaststoffen in einem Lebensmittel höher ist als der unlösliche, lässt sich mit einem einfachen Experiment feststellen: Weichen Sie das Lebensmittel in Wasser ein und warten Sie ab. Nimmt das Lebensmittel das Wasser auf und wird dadurch gelartig, ist sein Anteil an löslichen Ballaststoffen hoch. Das ist zum Beispiel bei Haferflocken und geschroteten Leinsamen der Fall.
Für die Behandlung von Divertikeln sind besonders die Ballaststoffe aus Getreideerzeugnissen und Gemüse wichtig.
Ballaststoffe befinden sich vor allem in Getreide und Getreideprodukten wie Vollkornbrot, Vollkornnudeln und Vollkornreis. Auch Kartoffeln, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse enthalten reichliche Ballaststoffe.
Enthalten 100 Gramm eines Nahrungsmittels 5 Gramm Ballaststoffe oder mehr, gilt es als ballaststoffreich. Bei abgepackten Lebensmitteln finden Sie die Informationen über den Ballaststoffgehalt bei den aufgelisteten Nährstoffangaben.
Ballaststoffgehalt innerhalb von Nahrungsmittelgruppen
NAHRUNGS MITTELGRUPPE | WENIG BALLASTSTOFFE | VIELE BALLASTSTOFFE |
Brot/Brötchen | Brot und Brötchen mit Weißmehl, helles Toastbrot, Weißbrot, Croissants | Vollkornbrot, Leinsamenbrot, Pumpernickel |
Gebäck | Torten, Kuchen und Kekse mit Weißmehl, Waffeln, Zwieback | Vollkornzwieback, Vollkornkekse, Kuchen mit Vollkornmehl, Früchtebrot |
Mehl und Teig waren | Weizenmehl Type 405, Hartweizennudeln | Weizenmehl Type 1050, Vollkornmehl, Vollkornnudeln, Hirse, Grünkern, Quinoa, Amarant |
Reis | polierter Reis | Vollkornreis, Wildreis |
Frühstücksflocken | Cornflakes | Haferflocken, Haferkleie, Weizenkleie |
Desserts und Süßes | Puddings, Cremespeisen, Eis, Schokolade | Rote Grütze, Obstsalat, Müsli, Backobst, Nüsse |
Gemüse | Gurke, Tomate, Radieschen, Kopfsalat, Zucchini | Kohl (z. B. Brokkoli, Rosenkohl, Blumenkohl), Hülsenfrüchte (z. B. Erbsen, Bohnen, Linsen), Möhren, Paprika, Pfifferlinge, Schwarzwurzeln |
Obst | Melonen, Weintrauben, Ananas, Fruchtsaft | Äpfel, Beeren (z. B. Brombeeren, Johannisbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren), Birnen, Kaki, Pflaumen |
Ballaststoffreiche Nahrungsmittel sollten bei Divertikulitis täglich auf dem Speiseplan stehen.
Nahrungsmittel mit hohem Ballaststoffgehalt
NAHRUNGSMITTELGRUPPE | NAHRUNGSMITTEL | BALLASTSTOFFGEHALT IN 100 g |
Getreide, Samen | Weizenkleie | 49 |
Gemüse | Schwarzwurzeln, gegart | 17 |