Gehirn^4 (eBook)

Wie die Entdeckung der vier Dimensionen des Gehirns uns zu freien Menschen macht
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
360 Seiten
O.W. Barth eBook (Verlag)
978-3-426-46349-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gehirn^4 -  Dr. Jill B. Taylor
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Wie sich unser Gehirn gezielt steuern lässt Mit ihrem bahnbrechenden neuen Ratgeber präsentiert die renommierte Hirnforscherin Dr. Jill Bolte Taylor eine völlig neue Sicht auf die Funktionsweise unseres Gehirns. Lange Zeit glaubte man, die rechte Gehirnhälfte sei unser emotionales Gehirn, während unsere linke Gehirnhälfte das rationale Denken beherberge. Nun zeigt die Neurowissenschaft, dass es nicht so einfach ist: Tatsächlich ist unser emotionales limbisches Gewebe gleichmäßig auf beide Hemisphäre verteilt. Folglich besteht jede Gehirnhälfte sowohl aus einem emotionalen als auch aus einem denkenden Teil. In ihrem ersten Buch Mit einem Schlag berichtete Bolte Taylor von ihrer schweren Hirnblutung und ihrer sich daraus ergebenden einzigartigen Einsicht in die Funktionsweise des menschlichen Gehirns. In den darauffolgenden Jahren forschte sie weiter und kam zu dem Ergebnis: Im Gehirn gibt es vier unterschiedliche Gruppen von Zellen. Diese beeinflussen unsere Wahrnehmung und formen unsere Persönlichkeit. Wie genau diese sogenannten vier Charaktere aussehen, wie wir sie in uns erkennen, wie sie zusammenarbeiten und wie wir sie bewusst steuern können, zeigt uns Jill B. Taylor auf sehr anschauliche Weise. Wie schon in ihrem ersten Buch verwebt sie die Wissenschaft mit ihren persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen während ihres Schlaganfalls und macht das Buch so für alle verständlich. Durch den Bereich des wahren Selbst bekommt ihre Hirnforschung eine zutiefst spirituelle Dimension. Denn Jill Bolte Taylor ist davon überzeugt, dass die Erfahrung des Nirwana im Bewusstsein der rechten Gehirnhälfte existiert. Ihr Fazit lautet: Frieden ist nur einen Pulsschlag entfernt und jeder Mensch hat über sein Gehirn Zugang dazu.

Dr. Jill B. Taylor, geb. 1960, studierte in Harvard. Als namhafte amerikanische Hirnforscherin unterrichtet sie an der Indiana University School of Medicine in Bloomington. Sie ist die Pressesprecherin des Harvard Brain Tissue Resource Centers und ist in ganz Amerika aktiv, um die Menschen für die Gehirnforschung zu sensibilisieren.

Dr. Jill Bolte Taylor studierte in Harvard. Als namhafte amerikanische Neurowissenschaftlerin unterrichtet sie an der Indiana University School of Medicine in Bloomington. 2008 wurde sie vom Time Magazine zu einer der hundert einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt ernannt. Dr. Taylor ist die Pressesprecherin des Harvard Brain Tissue Resource Centers und ist in ganz Amerika aktiv, um die Menschen für die Gehirnforschung zu sensibilisieren.

Kapitel 2

Gehirnanatomie und Persönlichkeit


Mein Vater, Hal Taylor, war Prediger. Während meiner Kindheit übte er das Amt eines ordinierten episkopalen Geistlichen aus, und als ich ein Teenager war, wurde er Therapeut, nachdem er seinen Doktortitel in beratender Psychologie erworben hatte. Hal war fasziniert vom Umgang mit Menschen aus allen Schichten und verdiente seinen Lebensunterhalt damit, Unternehmen und gemeinnützige Organisationen bei der Entwicklung von Teamfähigkeit zu unterstützen, deren Management zu verbessern und die betriebliche Effizienz zu steigern. Er tat dies mithilfe von Persönlichkeitsprofilen und Temperamentanalysen.

Hal war regelrecht besessen davon, Menschen zu helfen, sich selbst zu helfen, ganz gleich, ob sie im Vorstand eines Konzerns saßen, in einer psychiatrischen Klinik oder im Gefängnis. Hal hatte ein Herz aus Gold, und sein einziges Lebensziel bestand meiner Meinung nach darin, den Menschen dabei zu helfen, sich ihrer Stärken bewusst zu werden, damit sie ihr Leben besser meistern konnten. Die Temperamentanalyse war ein hervorragendes Werkzeug dafür. Sein wichtigstes Hilfsmittel war der Myers-Briggs-Typenindikator, der in den 1970er-, 1980er- und 1990er-Jahren sehr populär war und noch immer Jahr für Jahr von über einer Million Menschen genutzt wird.

Als Hal mir zum ersten Mal den Myers-Briggs-Test vorlegte, war ich achtzehn Jahre alt und fing gerade mit dem College an. Wie viele andere sträubte ich mich gegen das Forced-Choice3-Verfahren bei den Testfragen, da meine Antworten vollständig von der Situation abhängig waren, in der ich mich dabei vorstellte. Bei meinem ersten Test wurde ich als INTJ-Persönlichkeitstyp (introvertiert, intuitiv, denkend und urteilend) eingestuft. Dieses Persönlichkeitsprofil, das vom Psychologen und Experten für Temperamentstypen David Keirsey formuliert wurde, beschrieb einen Charakter, den ich zweifellos in mir trug, aber nur zeitweise verkörperte. War ich mit meinen Freunden unterwegs, dann war ich ein ESFP-Performer-Typ – extravertiert, wahrnehmend, fühlend und empfindend. Und zwar so sehr, dass ich in der Highschool zum Klassenclown gewählt wurde.

Die Myers-Briggs-Typologie berücksichtigte nicht die verschiedenen Lebensszenarien, und weil sie mich in eine einzige Persönlichkeitsschublade steckte, stellte ich die Richtigkeit der Auswertung infrage. In mir weckte das eine lebenslange Neugier und den Wunsch, ein psychologisches Typensystem zu finden, das auch den anatomischen Gegebenheiten besser entspricht. So trat ich in die Fußstapfen meines Vaters und begeisterte mich für Psychologie, für das menschliche Gehirn sowie für die Beziehungen zwischen Geist, Gehirn, Körper und Verhalten. Ich interessierte mich für alles, was mit der Biologie des Menschen zu tun hat.

Die Split-Brain-Experimente


Ich hatte das Glück, in den späten 1970er-Jahren zu studieren, als die Neurowissenschaften auf dem Vormarsch waren und die berühmten Split-Brain-Operationen die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zogen. Was mich damals vor allem gefesselt hat, war die Arbeit von Roger Sperry, der die beiden Gehirnhälften mehrerer seiner Epilepsiepatienten operativ voneinander trennte.

Indem Dr. Sperry das Corpus callosum – den aus etwa 300 Millionen Nervenfasern bestehenden Balken, der die beiden Gehirnhälften miteinander verbindet – chirurgisch durchtrennte, konnte er damit verhindern, dass das gefährliche Anfallsgeschehen der einen Gehirnhälfte auf die andere übergriff. Es gab noch einen weiteren Vorteil dieses Eingriffs, der sogenannten Callosotomie: Die psychologischen Experimente, die Michael Gazzaniga an dieser Patientenpopulation durchführte, erbrachten wertvolle Einsichten in die unterschiedliche Funktionsweise unserer beiden Gehirnhälften, wenn sie voneinander getrennt sind.

Als angehende Neurowissenschaftlerin faszinierten mich besonders die Dr.-Jekyll-und-Mr.-Hyde-Geschichten, die diesen Experimenten entsprangen und die offenbarten, wie höchst unterschiedlich die psychologischen Fähigkeiten und die ihnen zugrunde liegenden anatomischen Besonderheiten der beiden Gehirnhälften tatsächlich sind. Die Split-Brain-Patienten verhielten sich nach der Durchtrennung des Balkens ganz offenbar wie zwei eigenständige Persönlichkeiten, deren Handlungsweisen häufig in diametralem Gegensatz zueinander standen.

Bei einigen dieser Patienten befand sich der Charakter, der die rechte Gehirnhälfte »einnahm«, in direktem Widerspruch zur Intention und Verhaltensweise des Charakters, der die linke Gehirnhälfte »einnahm«. Als beispielsweise ein Herr versuchte, seine Frau mit der linken Hand zu schlagen (rechte Gehirnhälfte), schützte er sie zugleich mit der rechten Hand (linke Gehirnhälfte). Bei einer anderen Gelegenheit geriet derselbe Mann in einen offensichtlichen Konflikt, als er sich mit der einen Hand die Hose ausziehen und sie gleichzeitig mit der anderen wieder anziehen wollte.

Bei einem anderen Patienten, der zur Zeit des Eingriffs noch ein Kind war, drückte sich der Widerstreit vor allem auf verbaler Ebene aus. Auf die Frage nach seinen Berufswünschen gab er mit seiner rechtsseitigen Persönlichkeit an, Rennfahrer werden zu wollen, während seine linksseitige Persönlichkeit zum Beruf des Bauzeichners tendierte. Eine weitere Callosotomie-Patientin berichtete, dass sie jeden Morgen mit sich selbst in Widerstreit darum geriet, was sie an diesem Tag anziehen solle. Sie beschrieb ihre rechte und linke Hand als einander abstoßende Magnete, die es bei der Kleiderwahl jeweils zu einem anderen Stil hinzog. Das Gleiche geschah beim Einkaufen, da ihre links- und rechtsseitigen Persönlichkeiten völlig unterschiedliche Vorstellungen davon hatten, was auf den Tisch zu bringen sei. Im Anschluss an ihre Operation dauerte es über ein Jahr, bis es ihr gelang, bei auch nur einem Vorhaben ihre Mitte zu finden und dem inneren Kampf zwischen den verzwisteten Persönlichkeiten ein Ende zu setzen.

Bei all diesen Geschichten ist zu beachten, dass der einzige anatomische Unterschied zwischen diesen Callosotomie-Patienten einerseits und Menschen wie Ihnen und mir andererseits darin besteht, dass unsere beiden Gehirnhälften miteinander über die Verbindungen kommunizieren, die durch das Corpus callosum hergestellt werden. In der Neuroanatomie weiß man heute, dass die meisten dieser Nervenfasern, die von einer Zellgruppe der einen Hemisphäre zu einer entsprechenden Zellgruppe der anderen Hemisphäre verlaufen, eine hemmende Funktion haben. Zu jedem Zeitpunkt gibt es in beiden Hemisphären aktive Zellen, aber die ihnen zugeordneten Zellgruppen der gegenüberliegenden Hemisphäre wechseln ständig zwischen Aktivität und Hemmung.

Auf diese Weise besitzt jede Hemisphäre die Macht, die Funktion der entsprechenden Zellen in der anderen Hemisphäre zu hemmen und die gegenüberliegende Zellgruppe zu dominieren. Wenn wir uns zum Beispiel auf die Worte und die Bedeutung dessen konzentrieren, was jemand sagt (linke Gehirnhälfte), neigen wir dazu, dabei weniger auf das Wie zu achten, also den Tonfall und den emotionalen Gehalt der Mitteilung (rechte Gehirnhälfte). Und umgekehrt: Waren Sie schon einmal so verblüfft darüber, von jemandem angeschrien zu werden, dass Sie gar nicht mitbekommen haben, um was es dabei eigentlich ging?

Die öffentliche Resonanz in den 1970er- und 1980er-Jahren auf die Split-Brain-Studien fiel ein wenig zu überschwänglich aus, und es wurden alle möglichen Programme für die »rechte« und die »linke« Gehirnhälfte ins Leben gerufen. Auch in vielen Schulen griff man das Thema auf und erstellte Lehrpläne, die eine der Gehirnhälften oder beide stimulieren sollten. Das Klischee des von der linken oder der rechten Gehirnhälfte geprägten Persönlichkeitstypus machte Furore, wobei die dominierende linke Gehirnhälfte den organisierten, pünktlichen und sorgfältigen Typus ergeben sollte, während die dominierende rechte Gehirnhälfte für den kreativen, innovativen und sportlichen Typus stand.

Als Reaktion auf den Rummel um linke und rechte Gehirnhälfte verlegten sich leider viele Eltern darauf, ihre Kinder in Förderprogramme zu stecken, die sie in ihren persönlichen Stärken unterstützen sollten. Das ist verständlich, denn sie wollten ja, dass ihre Kinder für ihre guten Leistungen belohnt werden. Hätten sie sich jedoch zum Ziel gesetzt, ihre Kinder auf einen ganzheitlichen Weg zu führen, der das Potenzial des gesamten Gehirns berücksichtigt, wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, sie zu Aktivitäten zu ermutigen, in denen sie sich gerade nicht hervortaten. So hätten sie zum Beispiel Kinder mit dominierender linker Gehirnhälfte, die dem naturwissenschaftlichen und mathematischen Typ angehören, zur Teilnahme an Outdoor-Aktivitäten anregen können, etwa einer botanischen...

Erscheint lt. Verlag 1.9.2022
Übersetzer Horst Kappen
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
Schlagworte Alternative Heilmethoden • Alternative Medizin • Blockaden lösen • Brücke Hirnforschung Spiritualität • ein freier Mensch werden • emotionale Reaktionen durchbrechen • emotionale Reaktionen kontrollieren • emotional frei werden • Emotionen • Gefühle kontrollieren Psychologie • Gehirn Buch • Gehirnforschung • Gehirn und Geist • gehirn und nervensystem • Gesundheitsratgeber • Hirnforschung • Jill B. Taylor • Lebensführung • linke und rechte Gehirnhälfte • Mit einem Schlag • Neurologie • Neurowissenschaft • Persönlichkeitsentwicklung • populärwissenschaftliche bücher • Ratgeber Gesundheit • Rehabilitation nach Schlaganfall • Religion und Wissenschaft • Schlaganfall Buch • Schlaganfall Erfahrungsberichte • Sinn des Lebens • spiritualität bücher • spirituelle Bücher • spirituelle Dimension des Lebens • wahre Medizingeschichten • wie funktioniert das Gehirn
ISBN-10 3-426-46349-0 / 3426463490
ISBN-13 978-3-426-46349-9 / 9783426463499
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