Gesundheit kennt kein Gewicht. Das Anti-Diät-Buch. (eBook)
224 Seiten
Südwest (Verlag)
978-3-641-29705-3 (ISBN)
Diäten scheitern mit einer Wahrscheinlichkeit von 95-98 %. Zwei Drittel wiegen nach einer Diät mehr als vorher. Höchste Zeit für einen Paradigmenwechsel! Die zertifizierte Ernährungstherapeutin Dr. Antonie Post und die Heilpraktikerin und Traumatherapeutin Petra Schleifer haben nach jahrelangem Kampf mit dem eigenen Körpergewicht erkannt: Gesundheit kennt kein Gewicht! Diesen gewichtsneutralen Ansatz, der den Prinzipien von Health at Every Size® folgt, vermitteln sie in ihrem Ratgeber mit Anleitung zum Selbstcoaching. Ihre Erfolgsformel für körperliche und mentale Gesundheit: Körperakzeptanz + Intuitive Ernährung + Spaß an Bewegung. Mit wissenschaftlichen Fakten, konkreten Impulsen zur Selbstreflexion, Übungen und Meditationen lassen wir Diäten hinter uns und tun wirklich etwas für Gesundheit & Wohlbefinden.
Petra Schleifer, geboren 1969 in Ostfriesland, orientierte sich nach einem Studium der Ernährungswissenschaft und mehreren Jahren in der Lebensmittelindustrie neu und wurde Heilpraktikerin. In ihrer eigenen Praxis arbeitet sie mit diversen Therapiemethoden, darunter klassische Homöopathie, Traumatherapie und systemischer Familientherapie, um mit ihren Klient*innen individuelle Lösungswege für mehr physische und mentale Gesundheit zu entwickeln. Aus eigener Erfahrung weiß sie, wie schwer es sein kann, dem Kreislauf aus Selbstablehnung und Gewichts-Cycling zu entkommen. Dieses Wissen vermittelt sie in ihrem Online-Coaching-Programm »Belly & Mind«, das einen Schwerpunkt auf intuitive Ernährung nach den Prinzipien von Health At Every Size® setzt.
Was Diäten mit uns machen
Den eigenen Körper nicht respektieren
Wahrscheinlich würde ich (Antonie) immer noch Diät machen und meinen Körper hassen, wenn es am 24. Mai 2018 nicht bei mir Klick gemacht hätte. Oh nein, denkst du jetzt vielleicht. Nun kommt eine Es-ist-etwas-Schlimmes-passiert-und-das-hat-mein-Leben-verändert-Geschichte. Nun ja … damit hast du absolut recht. Diese Geschichte hat dazu geführt, dass ich tatsächlich alles infrage gestellt habe, was ich über gesunde Ernährung und Diäten zu wissen glaubte. Ich war bspw. davon überzeugt, dass es krank machen kann, »das Falsche« zu essen und dick zu sein und ich sowieso nur glücklich sein kann, wenn ich schlank bin. Petra ging es ganz genauso. Wir dachten, wenn wir nur endlich unsere Körper »auf die Reihe« bekämen, würde sich alles Negative in unserem Leben automatisch in Luft auflösen.
Ich (Antonie) habe meine erste Diät mit elf Jahren gemacht, ohne mehrgewichtig gewesen zu sein. Mir hat auch niemand gesagt, dass ich abnehmen soll. Ich war unzufrieden mit mir und meinem Körper, und der nächste logische Schritt für mich war, eine Diät anzufangen. Hatte ich irgendein Minderwertigkeitsgefühl, habe ich versucht, es mit einer Diät zu vernichten. Warum? In meiner Umgebung haben alle Diät gehalten, wären gerne schlanker gewesen oder haben Schlanksein mit Disziplin, Erfolg, Gesundheit und Schönheit gleichgesetzt. Ein schlanker Körper erschien mir als die Lösung aller Probleme. »Wenn mein Körper erst perfekt ist«, so dachte ich, »bin ich nicht mehr angreifbar, kann endlich Frieden finden und zur Ruhe kommen«.
Diese Hoffnung war auch der Grund, warum ich Ernährungswissenschaften studierte. Aber anstatt einer Lösung näher zu kommen, geriet ich immer tiefer in den Diätsumpf, bis es nach 25 Jahren Diätkarriere an besagtem Tag im Mai knallte. Ich, die nie irgendwelche Allergien hatte, fand mich plötzlich mit einer schweren allergischen Reaktion im Rettungswagen wieder und war unheimlich genervt, dass gerade alle »so ein Theater« machten um »das bisschen geschwollene Gesicht«. Den Ernst der Lage erkannte ich erst, als ich kollabierte.
Gesundheit ist etwas, das wir für selbstverständlich halten, solange wir uns gesund fühlen. Wenn du plötzlich nicht mehr atmen kannst und du Angst bekommst, dass deine Kinder ohne Mutter aufwachsen müssen, wird dir klar, was wirklich wichtig ist im Leben. Ich kann dir versichern, in eine bestimmte Jeansgröße zu passen, gehört nicht dazu. An diesem Tag hatte ich meinen ersten anaphylaktischen Schock und es sollten noch viele weitere folgen, bis endlich die Diagnosen Histaminintoleranz und Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS) feststanden. (MCAS ist eine systemische Erkrankung mit überaktiven Immunzellen und Akutreaktionen wie Übelkeit, Schwindel und Pulsabfall innerhalb von Sekunden oder Minuten.)
In dieser Zeit schaffte ich es kaum, meinen Alltag zu bewältigen. Ich hatte Angst vor jeder einzelnen Mahlzeit und konnte nicht mal im Traum daran denken, mein Diätregime aufrechtzuerhalten und meine Workout-Routine wie gewohnt durchzuziehen. Mein Körper weigerte sich einfach, »wie gewohnt zu funktionieren«. Auch wenn ich diese Erfahrung niemandem wünsche, bin ich heute dankbar dafür. Ich musste auf die harte Tour lernen, dass mein Körper immer Respekt verdient hat und ich mich gut um ihn kümmern darf – egal, ob ich ihn liebe oder nicht, und er durch die Histaminintoleranz zeitweise immer noch macht, was er will.
Kinder auf Diät zu setzen, bringt den Stein ins Rollen
Ich (Petra) machte meine erste Diät mit neun Jahren, allerdings nicht freiwillig. Meine Eltern hatten Angst, ich könnte später dick werden. Was ihnen nicht klar war: Indem sie mich in die Diätspirale stürzten, legten sie die Basis für meine spätere Diätkarriere und meinen Körperhass. In meiner Kindheit gab es unendlich viele Kommentare zu meinem Aussehen und meinem Essverhalten, und obwohl alle in meiner Familie gerne und viel aßen, war es nur denjenigen »erlaubt«, das auch mit Genuss zu tun, die in ein bestimmtes »ideales« Körperschema passten. Alle anderen hatten sich gefälligst zu zügeln.
Mich hat das in höchstem Maße verunsichert, denn ich hatte das Gefühl, egal, was ich machte, es reichte nie aus. Irgendwann als Teenager hörte ich auf, mich zu bemühen und rebellierte immer stärker, je älter ich wurde. Ich aß heimlich und rauchte heimlich und wurde immer schlechter in der Schule. Passierte etwas, das mich verletzte, führte ich es auf mein Gewicht zurück. Egal, ob der Junge, in den ich verliebt war, die Zuneigung nicht erwiderte oder mir irgendetwas nicht auf Anhieb gelang, ich war davon überzeugt, dass es nur daran liegen könne, dass ich »zu dick«, »zu doof« und »zu undiszipliniert« war. Ich hatte mir meine Meinung über mich selbst längst gebildet, und alles, was passierte, bestätigte diese in meinen Augen wieder und wieder. (Mehr zur selektiven Wahrnehmung siehe hier.)
Ich (Petra) ging auf ein Ernährungsgymnasium in der Hoffnung, dort alles zu lernen, was ich bräuchte, um schlank zu werden und damit auch endlich glücklich zu sein. Anschließend studierte ich Ernährungswissenschaften, weil ich – genau wie Antonie auch – dachte, dass ich damit das »Problem« mit meinem Körper und meinem Essverhalten lösen würde. Nach dem Studium arbeitete ich in der Süßwaren- und später in der Lebensmittelindustrie im Bereich Functional Food. Ich begleitete Studien an Universitäten, gründete Arbeitskreise und beschäftigte mich beruflich und privat rund um die Uhr mit den Themen Abnehmen, gesunde Ernährung, Superfoods und Supplemente.
Gewichtsmäßig gebracht hat mir all das gar nichts. Genau wie Antonie schwang ich weiter von Diät zu Diät, machte zwanghaft Sport und befand mich in einem Kreislauf aus Hungern, Abnehmen, Essanfällen, Bewegungszwang und Sportverweigerung. Kein Thema hat mich so beschäftigt, frustriert und gefordert wie Diäten. Irgendwann war ich überzeugt, endlich den Bogen raus zu haben: Ich lebte fünf Jahre lang stark kohlenhydratreduziert und konnte mit viel Kraft und Aufwand ein für meinen Körper niedriges Gewicht halten.
Dann brach nach 35 Jahren im Diätkreislauf alles zusammen. Ich war so erschöpft, dass ich im Nachhinein sagen würde, ich hatte ein Diät-Burn-out, und als mir ein persönlicher Schicksalsschlag dann noch zusätzlich den Boden unter den Füßen wegzog, brach mein Kartenhaus zusammen. Es dauerte lange, bis ich mich wieder regeneriert hatte. In der Zeit der Heilung nahm ich zu – für mich war das richtig viel! – und ich musste lernen, das auszuhalten, ohne wieder in den Kreislauf aus Zügelung und Essanfällen zu verfallen. Heute bin ich dankbar, dass ich diesen Zusammenbruch hatte, denn sonst wäre ich wahrscheinlich immer noch eine Verfechterin von Low Carb und würde meine kostbare Lebenszeit mit Abnehmversuchen und Selbstoptimierung verschwenden.
Kein Körper ist ein Problem, das gelöst werden müsste
Wir waren beide so jung, als wir unsere erste Diät gemacht haben und haben so lange einem schlankeren Körper hinterhergejagt, dass wir uns überhaupt nie gefragt haben, ob Schlanksein das wirkliche Ziel ist. Vielleicht kennst du das auch: Du hast schon mal »erfolgreich« Gewicht verloren oder dein gesetztes Körperziel erreicht und warst trotzdem nicht oder nur ganz kurzfristig glücklich in deinem Körper. Du konntest so viel abnehmen, wie du wolltest, und trotzdem war es nie genug. Und wenn du dir heute Fotos von früher ansiehst, fragst du dich, was du damals eigentlich an deinem Körper auszusetzen hattest.
Der Grund dafür ist folgender: Das Problem war nie dein Körper, sondern bestand immer nur in deinem Kopf. Es lag daran, wie du ihn bewertet hast (und möglicherweise immer noch bewertest). Meistens steckt ein ganz anderes Bedürfnis hinter dem Wunsch abzunehmen (siehe hier). Vielleicht ist es das Bedürfnis nach Liebe und Zugehörigkeit oder das nach Wertschätzung und Akzeptanz? Möglicherweise sehnst du dich nach Partnerschaft und Körperkontakt oder einfach danach, gesehen zu werden? Oder es ist das Bedürfnis nach Selbstbestimmung: Für viele Menschen sind Diäten oder allgemein ihr Essverhalten ein Werkzeug, um besser mit dem Leben umgehen zu können. Diäten geben Struktur und Sicherheit und erschaffen die Illusion, dass wenn wir unser Essen und unseren Körper kontrollieren, wir auch unser Leben im Griff haben.
Es ist schwer, diese vermeintliche Kontrolle aufzugeben. Auch wir haben uns unsicher und hilflos gefühlt, als wir aufgehört hatten, unseren Ernährungsregeln zu folgen, uns unser Essen mit Bewegung »zu verdienen« oder uns zum Sport zwangen, anstatt uns die Ruhe zu gönnen, die wir dringend benötigt hätten. Gerade Frauen und weiblich gelesene Personen bekommen von klein auf vermittelt, dass es »unsere Aufgabe« ist, uns um alle zu kümmern, nur nicht um uns selbst.
Glaubst du, du hast für dich selbst keine Zeit? Das dachten wir auch, und es war eine sehr unangenehme Wahrheit für uns, zu erfahren, dass Selbstfürsorge nicht unbedingt eine Frage der Zeit, sondern eher eine Frage des Selbstwerts, der Selbstkompetenz und Selbstakzeptanz ist. Eigentlich logisch: Wenn wir etwas mögen, fällt es uns sehr viel leichter, uns darum zu kümmern. Wenn wir etwas ablehnen, möchten wir am liebsten gar nichts damit zu tun haben. Das gilt auch für unseren Körper. Selbstfürsorge ist aber nur die halbe Miete. Gleichzeitig braucht es Selbstkompetenz, um überhaupt zu wissen, was es bedeutet und wie es konkret funktioniert, gut für sich selbst zu sorgen.
...Erscheint lt. Verlag | 28.9.2022 |
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Zusatzinfo | 35 farbige Illustrationen und Grafiken |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Ernährung / Diät / Fasten |
Schlagworte | 2022 • body confidence • Body Positivity • Diät • Diätkreislauf • Diätkultur • Dick • eBooks • Elyse Resch Evelyn Tribole • Ernährung • Ernährungs Revolution • Essstörung überwinden • Fat Acceptance • Feminismus • fettphobie • food freedom • Gesundheit • gewicht abnehmen • Gewichts-Cycling • Health at Every Size • intuitiv abnehmen • intuitive Bewegung • Intuitive Ernährung • intuitiv essen • Jo-Jo-Effekt • Körperakzeptanz • Körperscham • Mareike Awe • Motivation • Neuerscheinung • Plus Size • Positives Denken • Ratgeber • Ratgeber Selbstliebe • Respect my size • Selbstakzeptanz • Selbstfürsorge • Selbstwert • Teufelskreis • Wohlfühlgewicht |
ISBN-10 | 3-641-29705-2 / 3641297052 |
ISBN-13 | 978-3-641-29705-3 / 9783641297053 |
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