Couple of Men (eBook)

Ein Männerpaar reist um die Welt
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
256 Seiten
Polyglott, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH
978-3-8464-0888-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Couple of Men -  Karl Krause,  Daan Colijn
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Pilgern in Japan, Gay Ski Weeks in Kanada, Zip-Lining durch die Baumkronen des tropischen Regenwaldes in Costa Rica, eine Zugsafari durch den Süden Afrikas, Städtetrips zu Pride Parades, Disneyland in Florida - die beiden sympathischen Reiseblogger Karl und Daan haben zusammen bereits mehr als 50 Länder auf fünf Kontinenten erkundet. Als »Couple of Men« erzählen sie von den Sonnen- und Schattenseiten ihrer bisherigen Erlebnisse unterwegs und gewähren spannende Einblicke in ihr gemeinsames Leben und die LGBTQ+-Communities auf der ganzen Welt. Ein persönlicher und sehr berührender Bericht und ein Appell für ein offeneres und respektvolleres Miteinander - nicht nur auf Reisen.

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Über uns
USA: New York City
Deutschland: Erzgebirge · Dresden · Berlin
Niederlande: Amsterdam
Japan: Tokio · DisneySea · Koyasan · Kumano Kodō
Island: Reykjavík · Golden Circle · Vík · Husavík
Kanada: Calgary · Jasper
Namibia & Südafrika: Zugsafari · Etosha · Sossusvlei
Kanarische Inseln: Kreuzfahrt · Lanzarote · Gran Canaria
Costa Rica: Las Catalinas · Vulkan Arenal · Monteverde · San José
Schweden: Kivik · Malmö
Schau mir in die Augen, Kleiner!
Dank
Die Autoren

Sonnenaufgang im Dresdner Zwinger

DEUTSCHLAND
Erzgebirge · Dresden · Berlin


»DU BIST VERRÜCKT, MEIN KIND, DU MUSST NACH BERLIN«


Es war Ostern 2013 in Berlin, und ich erwartete jeden Augenblick Besuch von meinen besten Freunden Alessandro, Amir, Richard, Martin und Tom. Wir hatten uns in meiner kleinen Wohnung in Berlin-Moabit verabredet. Snacks und Getränke hatte ich vorbereitet und ein paar Outfit-Ideen für die Nacht aufs Bett gelegt. Wir wollten gemeinsam ausgehen, in den berühmt-berüchtigten KitKatClub. Der Abend stand unter dem Motto »Sports Night«, und wir waren in sportlicher Laune nach unseren wöchentlichen Trainingseinheiten auf dem Volleyballfeld. Zusammen mit ein paar weiteren Berliner Volleyballern, allesamt Mitglieder im Berliner Sportverein für Schwule und Lesben, kurz Vorspiel SSL Berlin e. V., spielten wir auf Turnieren gegen andere LGBTQ+-Sportvereine aus ganz Europa.

Madonna sang gerade eine Ballade, als es an der Tür klingelte. Alessandro und Amir waren die Ersten. Wir drei strahlten um die Wette, als Amir eine Flasche Prosecco hinter seinem Rücken hervorzauberte. Aus ihm, einem gebürtigen Berliner mit türkischen Wurzeln, platzten Klatsch und Tratsch schon mit dem ersten Schritt über die Türschwelle heraus. Ich spürte, wie sehr er sich darauf freute, mit uns gemeinsam auszugehen. Mit einem Glas Prosecco ließ er sich auf mein Bett fallen, drehte sich auf den Bauch und bewegte seine Beine in der Luft hin und her. Alessandro, ein ruhiger, gebürtiger Italiener, der in Berlin Mode und Fashion Design studierte, setzte sich auf meine Couch. Ihn interessierte das neue Design-Magazin, das auf dem Beistelltischchen lag. Wir drei hatten uns beim Volleyballspielen kennengelernt und dabei sehr schnell bemerkt, dass wir nicht nur auf dem Spielfeld harmonierten.

Karl in »seiner« Stadt: Berlin

Kurz darauf standen auch Tom, Martin und Richard vor der Tür. Unser Team für den Abend war komplett. Wir quatschten alle wild durcheinander, einige von uns tanzten zwischendurch zu Lady Gaga, und Alessandro inspizierte meine Outfits. Selten war meine Auswahl gut genug für eine Partynacht mit ihm, schon jetzt war er eben eine echte Fashion-Ikone. Tom und Martin waren ein Paar und die organisatorischen und kreativen Köpfe hinter dem SchwuZ, meinem queeren Lieblingsclub in Berlin. Dort hatte ich die beiden und auch Richard kennengelernt, und so entwickelte sich das SchwuZ zu meiner Stammkneipe, natürlich auch wegen meiner Jungs.

QUEERE NÄCHTE IN BERLIN

Daan und ich haben uns im KitKatClub kennengelernt, gehen gelegentlich ins Berghain und lassen gern Dampf ab in der Schwulensauna Boiler. Natürlich gehört auch ein Besuch im Prinzknecht in Schöneberg oder im SchwuZ dazu. Pop-up-Partys und Kunstinstallationen machen Berlin zur Partyhauptstadt mit dem wohl besten queeren Nachtleben weltweit.

Aufwachsen in einem Land, das es nicht mehr gibt


Mein zwölfjähriges Ich konnte von einer solchen Welt nur träumen, hatte ich doch gerade erst mit dem Volleyballtraining begonnen und war damit beschäftigt, meinen wirren Kopf zu sortieren. Bis zu meinem Coming-out, also über sechs Jahre lang, wusste ich, dass ich mich mehr für Männer und nicht – oder nur sehr wenig – für Frauen interessierte. Gedanken und Gefühle, die ich in mir spürte – eigentlich wollte ich am liebsten einen Freund haben und keine Freundin –, unterdrückte und verdrängte ich. Die einschlägigen Jugendmagazine wie die Bravo sprachen von einer Phase, die jeder Jugendliche durchmachen würde. Mir gaben sie (eine falsche) Hoffnung, vielleicht doch normal zu sein. Normal im Sinne von, so zu denken und zu fühlen, wie man es von einem heranwachsenden Jungen erwartete.

Das hatte Folgen. Zählte ich anfangs noch zu den Besten meiner Klasse, ließen meine schulischen Leistungen mit der Zeit nach. Gleichzeitig nahmen die Schikanen, die verbalen und nonverbalen Angriffe zu. »Mädchen«, »Schwuchtel«, »Tunte«, »Arschficker« oder »Schwanzlutscher« sind nur einige der Beschimpfungen, die ich in der Schule regelmäßig erdulden musste. Warum? Nun, ich war anders, femininer, hatte lange blonde Haare und definitiv kein Interesse an Dingen, die Jungs (angeblich) so machen, wie etwa Fußballspielen.

Außerdem war ich sehr mit mir beschäftigt, durcheinander, mit mir selbst im Konflikt über meine Gedanken, Sehnsüchte und Zweifel, fühlte mich allein. Und obendrein wollte ich als Mädchen erkannt werden, hätte es mir theoretisch doch die Möglichkeit gegeben, einen Freund zu finden, anstatt einer Freundin. Schwul sein? Das kam damals einfach nicht infrage, nein, das durfte nicht passieren.

Diesen inneren Konflikt mit meinen Eltern oder meinen Freunden teilen, konnte und wollte ich allerdings ebenfalls nicht. Dafür war ich noch zu unsicher wegen meiner Situation. Zumal man sich auf dem Land kannte. Der Karl schwul? Ein solches Geständnis wäre einem Erdbeben gleichgekommen, und das wollte ich meinen Eltern und mir selbst einfach nicht antun. Also behielt ich meine Hoffnungen und Gefühle lieber für mich, in meinem Zimmer, mit Boy-Band-Postern von Take That an den Wänden.

Ausweg Reisen – nur weg aus dem Grauen


Natürlich gab es auch eine Zeit vor meinem sexuellen Erwachen. Aufgewachsen bin ich in der Deutschen Demokratischen Republik. Heute sagen Ossis gern über die DDR: »Damals hatten wir nichts.« Wie wahr dieser Ausspruch tatsächlich ist, kann ich nur vermuten. Doch einige meiner Erinnerungen klingen so unglaublich, dass Daan manchmal extra nachfragt: »Und das war wirklich so? Oder hast du dir das gerade als Scherz ausgedacht?« Unser Spielzeug war grau und noch von den Eltern oder Großeltern. Für neue Anziehsachen und exotische Früchte musste meine Mutter fast einen ganzen Tag in der Schlange stehen. Und die einzige Sendung für Kinder, Unser Sandmännchen, an die ich mich im DDR-Fernsehen erinnern kann, kam in Schwarz-Weiß daher (wir hatten einen riesigen russischen Fernseher, riesig im Sinne von schwer und unhandlich).

Und so wuchs ich auf in enger Verbindung zu meinem B`ruder Stephan und der Natur, die mich im Erzgebirge so atemberaubend umgab.

SCHWUZ

Im SchwuZ, kurz für SchwulenZentrum, fühlte ich mich seit meinem ersten Besuch, damals noch auf dem Mehringdamm neben dem Schwulen Museum Berlin, am wohlsten. Regelmäßige Events, Themenabende und die besten DJs der Stadt machen es zu einem der sichersten Orte für die LGBTQ+-Community und queere Refugees in Berlin.

schwuz.de

Von der Freiheit, ferne Länder zu bereisen und in unbekannte Kulturen einzutauchen, konnten wir nur träumen. Stattdessen verbrachten wir die Ferien bis zu meinem zehnten Lebensjahr zumeist in Deutschland, wahlweise an der Müritz, der Mecklenburger Seenplatte, im Spreewald oder an der Ostsee. Mein Bruder und ich saßen »eingebaut« zwischen Koffern, Einkäufen und Kindersachen auf dem Rücksitz, und der Klappfix-Wohnzeltanhänger kam hinten an unseren weißen Trabi 601 – mein Vater musste fast zehn Jahre auf dessen Lieferung warten. Dann ging die Reise los, mit sechzig Stundenkilometern – mit Rückenwind und bergab vielleicht auch mal achtzig – auf der Betonautobahn Richtung Norden. Für einen Trip vom Erzgebirge aus benötigten wir einen vollen Tag.

Viele meiner Erinnerungen aus dieser relativ grauen und ungewissen Zeit beschränken sich demnach auf meine Familie. Meinen Vater, den ich noch nie in meinem Leben ohne einen Vollbart gesehen habe, bekam ich arbeitsbedingt häufig nur am Wochenende zu Gesicht. Diese gemeinsamen Tage verbrachten wir vornehmlich im Wald, suchten Pilze, gingen spazieren. Er war mit Herz und Seele Förster, der immer und überall stolz seinen dunkelgrünen Filzhut trug. Mein Vater liebte den Wald, besonders die Vögel. Wie faszinierend es doch ist, dass er fast alle am Gesang erkennen kann und zu jeder Baumart etwas zu erzählen hat. Geschichtenerzählen, ja, das konnte er, daran kann ich mich noch gut erinnern.

Meine Mutter hingegen, eigentlich eine gelernte Köchin, war zu dieser Zeit, kurz vor der Wende, Hausfrau und Mutter. Zweifelsfrei eine sehr herausfordernde Aufgabe, vor allem, wenn man noch in sogenannter Heimarbeit – heute würden wir es wahrscheinlich Homeoffice nennen – mechanische Kleinteile mit der Lupe für die Feinmechanik Firma im Ort herstellte. Und »nebenbei« noch zwei Kinder großzog. Mein zwei Jahre jüngerer Bruder und ich hatten ein sehr enges Verhältnis zu unserer Mutter. Auch wir verbrachten viel Zeit in der Natur, mit Basteln und Zeichnen … und Essen. Noch heute besprechen wir bereits vor einem Trip in die Heimat den Speiseplan für die Zeit zu Hause.

Stephan und ich hatten häufig die gleichen Kinderklamotten an und viele hielten uns deshalb auch für Zwillinge. Und während ich meine erste Puppe, Klara, von meiner Mutter erhielt – sie hatte lange schwarze Haare und einen blau-pinkfarbenen Body an –, bekam mein Bruder den alten Teddybären meines Vaters zum Spielen und Kuscheln. Ich jedenfalls hatte gegen die Puppe nichts einzuwenden gehabt.

Die Welt, in der ich aufwuchs, war alles andere als weltoffen. Es ging ums Anpassen, Hineinpassen, Dazugehören, ja nur nicht auffallen und ja nicht aus der sozialistischen Reihe tanzen. Kurzum, nicht anders zu sein als normal. Sonst stand die Stasi,...

Erscheint lt. Verlag 3.5.2022
Reihe/Serie POLYGLOTT Abenteuer und Reiseberichte
Reiseerzählungen
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber
Reisen Reiseberichte
Schlagworte Ehe für alle • gay • LGBT • LGBTIQ+ • LGBTQ • LGBTQ+ • Männer • Männerpaar • Queer • Reiseberichte • Reisebuch • Reiseerzählungen • Reiseliteratur • Reisen um die Welt • Weltreise
ISBN-10 3-8464-0888-3 / 3846408883
ISBN-13 978-3-8464-0888-9 / 9783846408889
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