Moderne Magie (eBook)

VORWORT.

Der Hauptzweck unseres Daseins auf der Erde - abgesehen von der heiligen und vorrangigen Pflicht, unser Seelenheil zu sichern - besteht zweifellos darin, uns zu Herren über die uns umgebende greifbare Welt zu machen, so wie sie sich unseren Sinnen offenbart und wie sie vom Schöpfer ausdrücklich unserem Willen unterworfen wurde. Gleichzeitig sind wir jedoch nicht ohne Informationen über die Existenz bestimmter Gesetze und das Auftreten bestimmter Phänomene, die zu einer Welt gehören, die uns mit unseren gewöhnlichen Sinnen nicht zugänglich ist und die dennoch unseren Umgang mit der Natur und unser persönliches Wohlergehen ernsthaft beeinflussen. Dieses Wissen erlangen wir manchmal durch eine besondere Gunst als direkte Offenbarung, und ein anderes Mal, aus noch unbekannten Gründen, auf Kosten unserer Gesundheit und mit viel Leid. Es kann nicht zurückgewiesen werden, egal auf welchem Weg es uns erreicht. Es mit Spott zu behandeln oder es nicht zu untersuchen, wäre ebenso unklug wie unrentabel. Das Mindeste, was wir tun können, ist, die genaue Natur dieser Gesetze herauszufinden und diese Phänomene, nachdem wir sie von allem befreit haben, was nachweislich nur zufällig oder trügerisch ist, miteinander zu vergleichen und sie sorgfältig nach einem Klassifizierungsstandard zu ordnen. Das Hauptinteresse an einer solchen Aufgabe liegt in der Entdeckung des Körnchens Wahrheit, das sich oft in einem Haufen Müll verbirgt und das, wenn es ans Licht gebracht wird, dazu dient, unser Wissen zu erweitern und unsere Macht zu vergrößern. Die Schwierigkeit liegt in der Abwesenheit jeglicher wissenschaftlicher Untersuchung und in der angeborenen Tendenz des Menschen, mutwillig oder unbewusst sowohl geistigen als auch sinnlichen Täuschungen nachzugeben.

Das Ziel dieses kleinen Werkes beschränkt sich daher auf das Zusammentragen von Fakten und Phänomenen, die dazu dienen können, Licht auf die Natur der magischen Kräfte zu werfen, mit denen der Mensch zweifellos ausgestattet ist. Es wird sein Ziel erreichen, wenn es gelingt zu zeigen, dass er tatsächlich Kräfte besitzt, die nicht den allgemeinen Naturgesetzen unterliegen, sondern mehr oder weniger unabhängig von Raum und Zeit sind, und die sich dennoch teils durch Appelle an die gewöhnlichen Sinne und teils durch besondere Phänomene, die das Ergebnis ihrer Tätigkeit sind, bemerkbar machen. Diese höheren Kräfte, die ausschließlich durch den Geist des Menschen wirken, sind Teil seiner Natur, die viel mit der der Gottheit gemeinsam hat, da er von Gott "nach seinem Bilde" geschaffen wurde und der Herr "ihm den Lebensatem in die Nase blies und der Mensch eine lebendige Seele wurde". Diese Seele ist nicht, wie die Materialisten behaupten, lediglich die Summe aller Wahrnehmungen, die durch die kollektive Aktivität der Körperorgane gewonnen werden - eine Schlussfolgerung, die sie letztlich zum Produkt bloßer materieller Atome machen würde, die ständigen physikalischen und chemischen Veränderungen unterliegen. Selbst wenn es möglich wäre - was wir bestreiten -, unser gesamtes Innenleben, einschließlich Gedächtnis, Vorstellungskraft und Vernunft, auf ein System rein physikalischer Gesetze zu reduzieren und damit seine Zerstörung im Augenblick des Todes zuzulassen, bliebe immer noch die lebendige Seele, die direkt vom Allerhöchsten kommt und dazu bestimmt ist, in alle Ewigkeit weiterzuleben. Diese Seele ist also unabhängig von der Zeit. Sie ist auch nicht an den Raum gebunden, es sei denn, sie kann nur über den Körper, mit dem sie in diesem Leben verbunden ist, mit der Außenwelt kommunizieren. Die Natur dieser Gewerkschaft ist ein noch unerforschtes Geheimnis, aber gerade weil es ein solches Geheimnis ist, haben wir kein Recht anzunehmen, dass es während des Lebens völlig unauflöslich ist oder dass es im Moment des Todes völlig aufhört. Es gibt im Gegenteil überwältigende Beweise dafür, dass die Seele zuweilen unabhängig vom Körper handeln kann, und die Kräfte, die bei solchen Gelegenheiten entwickelt werden, haben wir der Einfachheit halber und nicht wegen der besonderen Eignung des Begriffs als magische Kräfte bezeichnet.

Es gibt keinerlei Beweise für die gegenseitigen Beziehungen zwischen Seele und Körper nach dem Tod. Hier muss es sich zwangsläufig um reine Spekulation handeln. Daher werden wir für die folgenden Vorschläge nichts weiter in Anspruch nehmen. Wenn der Körper nicht mehr in der Lage ist, der Seele als Wohnstätte und Instrument zu dienen, löst sich allmählich die Bindung, die vor oder im Moment der Geburt entstanden ist. Die Seele empfängt nicht mehr die Eindrücke aus der Außenwelt, die ihr der Körper zuvor vermittelt hat, und mit dieser Beendigung des gegenseitigen Wirkens endet auch die Empfindungsgemeinschaft. Die lebende Seele wird sich - aller Wahrscheinlichkeit nach - ihrer Trennung vom toten Körper und von der Welt bewusst; sie existiert weiter, aber in Einsamkeit und Selbständigkeit. Ihr Leben wird jedoch umso aktiver und selbstbewusster, je weniger sie vom Verkehr mit der Welt aufgezehrt oder durch körperliche Störungen und Gebrechen gestört wird. Die Seele erinnert sich mit Leichtigkeit an alle längst vergessenen oder stark verblassten Empfindungen. Was sie anfangs am tiefsten empfindet, ist, so können wir vermuten, die doppelte Trauer über die Trennung vom Körper, mit dem sie so lange eng verbunden war, und über die Sünden, die sie während ihres Lebens begangen hat. Diese Reue wird natürlich umso herzlicher ausfallen, als sie nicht mehr durch sinnliche Eindrücke unterbrochen wird. Nach einer Weile beginnt sich dieser Kummer, wie jeder Kummer, zu mildern, und die Seele kehrt in einen Zustand des Friedens zurück: früher natürlich bei Menschen, die in ihrem irdischen Leben bereits durch das einzige Mittel, das dem Menschen offenbart wurde, Frieden erlangt hatten; später bei denen, die sich ganz der Welt und ihren Leidenschaften hingegeben hatten. Gleichzeitig tritt die lebende Seele in die Gemeinschaft mit anderen Seelen ein, wobei sie jedoch ihre Individualität in Bezug auf Geschlecht, Charakter und Temperament beibehält und möglicherweise einen Weg der allmählichen Läuterung beschreitet, bis sie den ersehnten Hafen der vollkommenen Versöhnung mit Gott erreicht. Während dieser Zwischenzeit ist uns nichts bekannt, was die Vorstellung absolut verbieten würde, dass diese lebenden Seelen weiterhin eine Art von Verkehr mit den Seelen der Menschen auf der Erde unterhalten, mit denen sie alles teilen, was ihre wesentliche Natur ausmacht, außer der einen Tatsache der Gebundenheit an den Körper. Es gibt auch keinen Grund, warum die Seele im Menschen nicht in der Lage sein sollte, mit ihren höheren Kräften Seelen wahrzunehmen und mit Seelen zu verkehren, die von sterblichen Körpern losgelöst sind, auch wenn dieser Verkehr wegen des großen Unterschieds zwischen einer freien Seele und einer an einen irdischen, sündigen Körper gebundenen Seele notwendigerweise begrenzt und unvollkommen sein muss. Denn wenn der Mensch stirbt, hinterlässt er in dieser Welt einen toten und kraftlosen Körper, einen Leichnam. Er lebt jedoch weiter, als Seele, mit all den besonderen Kräften, die unseren geistigen Organismus ausmachen. Das heißt, der wahre Mensch im höheren Sinne des Wortes existiert weiter, auch wenn er in einer anderen Welt wohnt. Diese Seele hat jetzt keine irdischen Sinnesorgane mehr, die ihr Befehle erteilen, aber sie beherrscht immer noch die Natur, die ihrem Willen unterworfen wurde. Es hat außerdem ein neues Set von Kräften, die in der höheren Welt ihren höheren Körper repräsentieren, und der Charakter seines neuen aktiven Lebens wird um so erhabener sein, je geistiger diese Organe sind. Der Mensch kann sich in der nächsten Welt nur so weiterentwickeln, wachsen und reifen, wie er es in dieser Welt getan hat. Seine Natur und sein Schicksal sind mit plötzlichen Übergängen und absoluter Ruhe nicht vereinbar. Die Seele muss reiner und nützlicher werden, ihre Organe subtiler und leistungsfähiger, und es ist dieses Leben der allmählichen Verbesserung und Läuterung, von dem wir gelegentlich durch die Gemeinschaft, die zweifellos immer noch zwischen den erdgebundenen Seelen und den von solchen Fesseln befreiten Seelen besteht, einen Einblick erhalten können.

Es gibt bekanntlich viele Theologen, die eine solche Weiterentwicklung des geistigen Teils des Menschen strikt ablehnen und darauf bestehen, dieses Leben als die einzige Zeit der Bewährung zu betrachten, die ihm gewährt wird und an deren Ende das unmittelbare und ewige Gericht steht. Ihre Ansichten verdienen die größte Beachtung und den größten Respekt. Aber einige ihrer Brüder, die nicht weniger fromm, gelehrt und kritisch sind, vertreten eine andere Meinung und verdienen es daher mindestens ebenso, dass man ihnen aufmerksam zuhört und sie sorgfältig betrachtet. So ist es auch mit dem Glauben an die Möglichkeit, mit körperlosen Geistern zu verkehren. Oberflächliche Beobachter sind bereit zu zweifeln oder zu leugnen, hochmütig zu spötteln oder verächtlich zu lachen. Aber Männer von Rang und Namen...