Die Lehre des Buddha über die Liebe (eBook)

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2022 | 1. Auflage
224 Seiten
O.W. Barth eBook (Verlag)
978-3-426-46251-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Lehre des Buddha über die Liebe -  Thich Nhat Hanh
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Die großen buddhistischen Weisheitstexte über die Liebe alltagsnah erklärt vom weltweit bekannten Zen-Lehrer Wie können wir unsere Beziehungen liebevoller und ehrlicher gestalten und mit Konflikten konstruktiver umgehen? Der bekannte buddhistische Meister Thich Nhat Hanh vermittelt in diesem spirituellen Ratgeber sehr lebensnah, wie wir die Kunst erlernen können, wirklich zu lieben. Ein zentraler Stellenwert kommt dabei der Liebe zu, die wir für uns selbst entwickeln, denn nur wer sich selbst annehmen kann, besitzt die Fähigkeit, auch für andere da zu sein. Für diese Selbstakzeptanz müssen wir uns mit unseren schmerzhaften Erfahrungen in der Vergangenheit auseinandersetzen, unsere Wunden tief betrachten, um Versöhnung möglich zu machen. Gefühle wie Angst, Wut und Sorge können verwandelt und die Samen der Liebe und des Glücks in uns genährt werden. Zahlreiche Meditationen, Achtsamkeits-Übungen und Selbstreflexionen helfen, unsere Liebesfähigkeit zu entwickeln, negative Beziehungsstrukturen zu verändern und liebevoll mit uns und anderen zu sein. Damit bereichern wir nicht nur unser Leben, sondern leisten auch einen Beitrag für eine friedlichere Welt.

Thich Nhat Hanh (1926-2022), in Vietnam geboren,  ist als buddhistischer Lehrer, Friedensaktivist, Dichter und Vertreter eines engagierten Buddhismus weit über buddhistische Kreise hinaus bekannt geworden. 1967 schlug Martin Luther King jr. ihn für den Friedensnobelpreis vor. Mehr als siebzig Jahre lang lehrte Thich Nhat Hanh Achtsamkeit und inspirierte Millionen von Menschen durch seine Präsenz. Seine Fähigkeit, Menschen im Westen Buddhismus, Meditation und Achtsamkeit nahe zu bringen, war einzigartig. Im Exil in Frankreich gründete er 1982 in der Nähe von Bordeaux das bekannte Kloster Plum Village, mittlerweile gibt es weltweit über tausend Praxiszentren und Klöster. www.eiab.eu www.plumvillage.org

Thich Nhat Hanh (1926–2022), in Vietnam geboren,  ist als buddhistischer Lehrer, Friedensaktivist, Dichter und Vertreter eines engagierten Buddhismus weit über buddhistische Kreise hinaus bekannt geworden. 1967 schlug Martin Luther King jr. ihn für den Friedensnobelpreis vor. Mehr als siebzig Jahre lang lehrte Thich Nhat Hanh Achtsamkeit und inspirierte Millionen von Menschen durch seine Präsenz. Seine Fähigkeit, Menschen im Westen Buddhismus, Meditation und Achtsamkeit nahe zu bringen, war einzigartig. Im Exil in Frankreich gründete er 1982 in der Nähe von Bordeaux das bekannte Kloster Plum Village, mittlerweile gibt es weltweit über tausend Praxiszentren und Klöster. www.eiab.eu www.plumvillage.org Ursula Richard meditiert seit Mitte der achtziger Jahre und findet es immer noch eine der lohnenswertesten Aktivitäten. Sie ist Autorin, Übersetzerin u.a. von Thich Nhat Hanh, war viele Jahre Chefredakteurin der Zeitschrift Buddhismus aktuell und ist Verlegerin der edition steinrich.

Liebesmeditation


Im Laufe seines Lebens hat der Buddha viele Meditationen über die Liebe entwickelt. Eines Tages erzählte ihm eine Gruppe von Mönchen, dass die Geister, die im Wald in der Nähe ihres Klosters lebten, andere quälten und ihnen Leid bereiteten. Der Buddha erwiderte, dass diese Geister sich so verhielten, weil sie selbst litten, und er lehrte das Metta Sutta6, die Rede über die Liebe:

Wer Frieden erlangen möchte, sei aufrichtig und bescheiden, sei fähig zu liebevollem Sprechen. Er oder sie wird wissen, wie man einfach und glücklich leben kann – mit ruhigen Sinnen, ohne Habsucht und unbeeinflusst von den Gefühlen der Mehrheit. Nichts sollte eine solche Person tun, das von den Weisen missbilligt werden könnte.

(Und dies wird sie sich stets vergegenwärtigen:)

Mögen alle Wesen glücklich und wohlbehalten sein, und mögen ihre Herzen von Freude erfüllt sein. Mögen sie alle in Sicherheit und Frieden leben – ob sie nun schwach sind oder stark, lang oder kurz, groß oder klein, sichtbar oder unsichtbar, nah oder fern, bereits geboren oder noch nicht geboren. Mögen sie alle in vollkommener Gelassenheit weilen.

Kein Wesen verletze je ein anderes, noch gefährde es das Leben eines anderen; kein Wesen wünsche einem anderen aus Ärger oder Übelwollen je Kummer oder Leid.

 

Genau so, wie eine Mutter ihr einziges Kind liebt und unter Einsatz ihres Lebens schützt, sollten auch wir grenzenlose, allumfassende Liebe für alle Lebewesen entwickeln, wo immer sie sich auch befinden mögen. Unsere grenzenlose Liebe sollte das ganze Universum durchdringen, nach oben, nach unten und überallhin. Unsere Liebe wird keine Hindernisse kennen, und unsere Herzen werden vollkommen frei von Hass und Feindseligkeit sein. Ob wir stehen oder gehen, sitzen oder liegen – solange wir wach sind, sollten wir diese liebende Achtsamkeit in unseren Herzen bewahren. Das ist die vornehmste Lebensweise. Frei von falschen Ansichten, von Gier und sinnlichem Verlangen sind die, die grenzenlose Liebe praktizieren; sie leben in Schönheit, verwirklichen vollkommenes Verstehen und werden mit Gewissheit über Geburt und Tod hinausgelangen.

Nachdem die Mönche einige Monate das Metta Sutta rezitiert und praktiziert hatten, verstanden sie schließlich das Leiden der armen Geister. Die Folge war, dass auch die Geister zu praktizieren begannen. Die Energie der Liebe erfüllte sie, und der ganze Wald war erfüllt von Frieden.

Der Buddha bot seinen Schülern viele besondere Übungen an, um ihnen in ihrer Praxis und in ihrer Verwirklichung der vier unermesslichen Geisteshaltungen zu helfen:

Wenn dein Herz von Liebe erfüllt ist, dann sende sie in eine Richtung, danach in eine andere, in eine dritte, dann in eine vierte, schließlich nach oben und nach unten. Identifiziere dich mit allen und allem, ohne Hass, Ablehnung, Ärger oder Feindseligkeit. Dieser Geist der Liebe ist weit offen. Er wächst ins Unermessliche und vermag es schließlich, die ganze Welt zu umarmen. Auf gleiche Weise praktiziere, wenn dein Geist erfüllt ist von Mitgefühl, dann von Freude und schließlich von Gleichmut.7

 

Ist sein Geist erfüllt von Liebe, schickt der Mönch sie in eine Richtung, danach in eine zweite, eine dritte und eine vierte, nach oben und nach unten und rings um sich herum. Überall identifiziert er sich mit allen und allem. Er durchdringt die ganze Welt mit seinem Geist voller Liebe, einem Geist, der in die Weite reicht, der entwickelt ist sowie ungebunden und frei von Hass und Übelwollen. So verfährt er auch mit seinem Geist, der erfüllt ist von Mitgefühl, Freude und Gleichmut.8

Wenn die Energie der Liebe stark ist in uns, können wir sie unzähligen Wesen in allen Richtungen zukommen lassen. Dabei müssen wir jedoch aufpassen, dass wir die Liebesmeditation nicht lediglich als bloße Vorstellung verstehen – wir stellen uns unsere Liebe als Wellen von Klang oder Licht vor oder als eine reine, weiße Wolke, die sich langsam formt und ausdehnt, bis sie die ganze Welt umhüllt. Eine wirkliche Wolke erzeugt Regen. Klang und Licht durchdringen alles, und genauso muss es unsere Liebe tun. Wir müssen beobachten, ob unser Geist der Liebe mitten im Alltag, in unserem Kontakt mit anderen wirklich da ist. Ist er gegenwärtig, so zeigt sich das an der Art, wie wir reden und handeln. Liebesmeditation im Sitzen zu praktizieren ist nur der Anfang.

Es ist allerdings ein wichtiger Anfang. Still sitzen wir da und schauen tief in uns hinein. Während wir praktizieren, wird unsere Liebe ganz natürlich anwachsen, wird schließlich allumfassend, schließt alles in ihre Arme. Indem wir lernen, mit den Augen der Liebe zu sehen, leeren wir unseren Geist von Ärger und Hass. Solange sich diese negativen Geistesformationen oder geistigen Gebilde noch in uns befinden, ist unsere Liebe unvollkommen. Wir denken vielleicht, wir verstehen und akzeptieren andere, aber in Wirklichkeit sind wir dazu noch keineswegs in der Lage. Nagarjuna sagt: »Immer, wenn ihr die unermessliche Geisteshaltung der Liebe praktiziert, müsst ihr tief in die Dinge hineinschauen und euch mit eurem Ärger und Hass konfrontieren.«9

In seiner Einführung zu Nagarjunas Mahaprajnaparamita Shastra schrieb Étienne Lamotte, der Übersetzer: »Die vier unermesslichen Geisteshaltungen sind nur ein platonisches Ideal« – also reine Vorstellungen und nicht etwas, das man realisieren kann. Professor Lamotte war gewiss ein ausgezeichneter Übersetzer, aber er war mit buddhistischer Praxis nicht sehr vertraut. In dem Augenblick, in dem wir in uns den Wunsch erstehen lassen, dass alle Wesen glücklich und in Frieden leben mögen, bildet sich in unserem Geist die Energie der Liebe. Geschieht dies, so werden all unsere Gefühle, Vorstellungen, geistigen Formationen und unser Bewusstsein von Liebe durchdrungen, und tatsächlich werden sie Liebe. Das ist nicht bloß ein »Ideal«.

Nagarjuna spricht dies direkt an:

Wenn wir möchten, dass die Wesen aller Richtungen glücklich sind, so entsteht in uns das Bedürfnis, die Absicht, zu lieben. Dieser Wunsch, zu lieben, dringt in unsere Gefühle, Vorstellungen, Geistesformationen und unser Bewusstsein; er manifestiert sich schließlich in all unseren Handlungen, unserer Rede und unseren anderen geistigen Aktivitäten. Die Dinge, die sodann entstehen und weder geistiger noch körperlicher Natur sind, stehen in Einklang mit der Liebe und können selbst Liebe genannt werden, da Liebe ihre Wurzel ist. Solche Ereignisse bestimmen unsere späteren Handlungen, und sie werden von unserem Willen gesteuert, der nun verschmolzen ist mit der Liebe. Der Wille ist die Energie, die unser Tun und Reden lenkt. Das Gleiche gilt für das Entstehen von Mitgefühl, Freude und Gleichmut.10

Achtsamkeit ist die Energie, die uns erlaubt, tief in unseren Körper, unsere Gefühle, Vorstellungen, unsere Geistesformationen und unser Bewusstsein hineinzuschauen und unsere wahren Bedürfnisse klar zu erkennen. Dann versinken wir nicht im Meer des Leidens. Schließlich erfüllt Liebe unseren Geist und unseren Willen11, und von da an manifestieren sich all unsere Handlungen als Liebe. So sprechen wir nur liebende und aufbauende Worte, und wir handeln nur in einer Weise, die Glück bringt und Leiden beseitigt. Rede und Handlungsweise sind die Früchte des Willens; also werden, wenn unser Wille durchdrungen ist von Liebe, unsere Rede und unsere Handlungen ebenfalls von Liebe durchdrungen sein.

In einer anderen Passage des Mahaprajnaparamita Shastra sagt Nagarjuna allerdings, dass die vier unermesslichen Geisteshaltungen lediglich ein Bestreben, ein Trachten, seien und nur in unserem Geist existierten. Dies entspricht Professor Lamottes platonischen Idealen. So hat Nagarjuna Professor Lamotte die Worte quasi bereits in den Mund gelegt! Wir müssen uns in diesem Zusammenhang aber vergegenwärtigen, dass Nagarjuna die Sichtweise des sich entwickelnden Mahayana-Buddhismus populär machen wollte, als er schrieb: »Die Anhänger des Hinayana praktizieren die vier unermesslichen Geisteshaltungen, aber was sie praktizieren, existiert nur in der Form eines Bestrebens, einer Bemühung. Die unermesslichen Geisteshaltungen werden aber erst, wenn sie mit den Paramitas des Mahayana verbunden werden, zu den unermesslichen Geisteshaltungen der Bodhisattvas, die die Welt verwandeln können.«

In seinem Bemühen, dem Mahayana Geltung zu verschaffen, irrte Nagarjuna mit der Behauptung, die vier unermesslichen Geisteshaltungen im Hinayana seien rein innerlich und würden sich nicht im Außen manifestieren. Damit widerspricht er aber auch dem, was er zuvor gesagt hatte, nämlich, dass, wenn der Geist der Liebe aufsteige, er sich in unseren Worten und Taten manifestiere. Es ist nicht korrekt zu sagen, Liebe, Mitgefühl, Freude und Gleichmut seien lediglich etwas Erstrebenswertes und existierten nur in unserem Geist. Wir praktizieren nicht nur, um die vier unermesslichen Geisteshaltungen in unserem Geist entstehen zu lassen, sondern um sie auch in unsere Worte und Taten einfließen zu lassen.

 

Wenn wir die Liebesmeditation praktizieren, stellen wir uns nicht nur einfach vor, wie unsere Liebe sich in den Raum hinein ausbreitet. Tatsächlich berühren wir die tiefen Quellen der Liebe, die sich bereits in uns befinden. Dann zeigen und teilen wir mitten im realen Alltag im Umgang mit anderen unsere Liebe. Wir praktizieren das so lange, bis wir die...

Erscheint lt. Verlag 14.1.2022
Übersetzer Karen Siebert, Ursula Richard
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Östliche Weisheit / Alte Kulturen
Schlagworte Achtsamkeit • Achtsamkeit im Alltag • achtsamkeit ratgeber • Asiatische Weisheit • Beziehungen verbessern • Beziehungsratgeber • Buddhismus • buddhismus buch • buddhismus bücher • buddhistische Alltagspraxis • Buddhistische Lebenskunst • Buddhistische Praxis • buddhistische Weisheiten • glückliche beziehung • gute beziehungen • gute Liebesbeziehungen • gute Partnerschaft • Heilung des inneren Kindes • lebensweisheiten bücher • Liebe im Alltag • Liebe lernen • Liebesfähigkeit entwickeln • Liebe und Beziehungen • liebevolle Beziehungen • liebevolle Kommunikation • liebevoll sprechen • Persönlichkeitsentwicklung • ratgeber beziehung • ratgeber für paare • Ratgeber Lebenshilfe • Ratgeber Liebe • Ratgeber Partnerschaft • Selbstakzeptanz • Selbstliebe • Selbstliebe lernen • sich selbst annehmen • Sich selbst lieben • sich selbst lieben lernen • Thich Nhat Hanh • Versöhnung • wahre Liebe • wie gehe ich liebevoll mit mir um • Zen Buddhismus
ISBN-10 3-426-46251-6 / 3426462516
ISBN-13 978-3-426-46251-5 / 9783426462515
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