In der Nacht sind alle Sinne wach (eBook)

Mikro-Abenteuer zwischen Dämmerung und Morgengrauen für die ganze Familie

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022
272 Seiten
Kösel-Verlag
978-3-641-28733-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

In der Nacht sind alle Sinne wach - Chris Salisbury
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Die Natur bei Nacht ganz neu entdecken
Kleine Abenteuer für zu Hause: Raus aus dem Alltag, ganz ohne Reiseweg!

Wenn man sich auf die Nacht einlässt, sieht man die eigene Nachbarschaft mit neuen Augen. Dieses Buch bietet dafür:

- Über 25 praktische Anleitungen für unvergessliche Erlebnisse unter freiem Himmel für die ganze Familie (ab sechs Jahren)

- Alles rund um nächtliche Spaziergänge, Spiele, Lagerfeuer und Naturbeobachtungen

- Viele Informationen zu nachtaktiven Tieren und Sternbildern

Die Nacht ist ein großes Abenteuer für Groß und Klein. Sie lässt vertraute Orte zu unbekannten Welten werden, eröffnet neue Dimensionen und schärft die Sinne: Unsere Augen müssen sich an die Dunkelheit gewöhnen, unsere Ohren hören geheimnisvolle Geräusche, es riecht anders und sogar die Luft fühlt sich ungewohnt an. Nun beginnt die Zeit der Tiere, die tagsüber im Verborgenen leben. Und auch der Nachthimmel offenbart uns faszinierende Geheimnisse.

Chris Salisbury ist ein britischer Umweltpädagoge und Geschichtenerzähler. 1999 hat er die Wildnisschule WildWise gegründet, nachdem er viele Jahre als Ausbildungsbeauftragter für den Wildlife Trust im englischen Devon gearbeitet hatte. Mit seinen Theatererfahrungen, einer therapeutischen Ausbildung und einer Karriere in der Umwelterziehung setzt er alle ihm zur Verfügung stehenden kreativen Mittel ein, um die Menschen zu ermutigen, die Natur zu genießen und zu schätzen. Außerdem ist er künstlerischer Leiter des Westcountry Storytelling Festival.

Einführung


Alles hat sein Wunderbares, selbst die Dunkelheit und das Schweigen, und ich lerne, zufrieden zu sein, egal in welchem Zustand ich mich auch befinden mag.

Helen Keller

Wer hat Angst vor der Dunkelheit?

»Schhhhhhhh … habt ihr das gehört?« Wie dunkle Wolken am ansonsten sonnigen Himmel zieht Verunsicherung über die Gesichter der zwanzig leicht in Panik geratenen Grundschulkinder, die sich näher an mich, den Guide auf ihrer Nachtwanderung, herandrängen. »Das war der Ruf eines Waldkauzes. Sollen wir mal versuchen, ihn zu finden?«, frage ich die kleinen Ausflügler.

»Ja, ja, ja!«, antworten die Kinder flüsternd. Angesichts der Aussicht auf einen nächtlichen Ausflug in den Wald – ohne Taschenlampe – können sie ihre Angst und Aufregung kaum im Zaum halten. »Wir wollen dafür nur unsere Nachtsicht benutzen«, hatte ich ihnen vorher gesagt, »zumindest auf dem ersten Teil der Strecke. Ihr werdet staunen, wie viel ihr in der Dunkelheit sehen könnt, wenn eure Augen keinem künstlichen Licht ausgesetzt waren.«

Nachdem wir uns metaphorisch in einen »Schleier des Schweigens« gehüllt haben, machen wir uns wie eine kleine Schar junger Rebhühner in gedämpfter Aufgeregtheit auf den Weg ins Dickicht. Auf der Suche nach Rückversicherung schiebt sich eine kleine Hand in die meine – Jessica hat noch nie eine Nacht ohne Licht verbracht, erst recht nicht im Wald, dem Ort der Märchen und Sagen. Nach dem anfänglichen Prahlen am hellen Lagerfeuer sind die Kinder jetzt, in diesem Schwellenmoment ihres Lebens, eher kleinlaut, voller Respekt, was sie auf ihrem ersten nächtlichen Streifzug in der Dunkelheit, ihrem Aufspüren der Wildnis mit Augen und Ohren, wohl erwarten wird.

»Ich sehe nichts!«, quengelt William, und so gehen wir langsamer, damit seine Erwartungen das, was er tatsächlich erlebt, einholen können. Schließlich erreichen wir eine kleine Lichtung, die unter großzügig ausgebreiteten Buchenästen liegt.

»Das habt ihr gut gemacht«, lobe ich die Kinder. »Ihr habt den Pfad allein mit dem Licht der Sterne und des Mondes bewältigt, genau wie einige der nachtaktiven Tiere, die wir suchen. Und jetzt seid ganz ruhig und hört zu«, fahre ich flüsternd fort, während sich 42 Ohren der geheimnisvollen Stille öffnen.

Kurz darauf flüstert Harriet: »Ich höre gar nichts.«

»Genau!«, erwidere ich. »Habt ihr vorher schon mal gar nichts gehört?« (Auf dieses Stichwort werden stumm die Köpfe geschüttelt.) »Tja, Jungs und Mädels: Das ist der Klang der Stille. Der Klang des Nichts … Bis irgendein Wesen der Nacht die stumme Bühne betritt. Was, denkt ihr, werden wir auf unserem nächtlichen Waldspaziergang hören?«

Neugierige zu unterrichten, das können alle Eltern und Pädagogen bestätigen, ist etwas völlig anderes, als Gleichmütige zu unterrichten. Der Aufenthalt unter freiem Himmel, insbesondere in einem artenreichen Naturschutzgebiet, regt die Sinne des Besuchers immer an, vorausgesetzt natürlich, das Wetter spielt mit.

Im Gegensatz zur gewohnten Umgebung des Hauses und des Klassenzimmers ruft ein natürliches Umfeld bei Kindern andere Reaktionen hervor, Reaktionen, die nicht vollständig vorhersagbar sind. Kinder, die wir in- und auswendig zu kennen glauben, können auf völlig unerwartete Weise auf neue Reize reagieren – eine gute Erinnerung daran, dass wir uns von Lernenden durchaus auch einmal überraschen lassen sollten.

Im Schutz der Dunkelheit verwandeln sich vertraute Umgebungen in etwas Geheimnisvolles. Das Gelände, in dem wir uns bei Tageslicht so gut auskennen, nimmt nachts eine andere Gestalt an, und so ist unsere Gleichmut im Nu vergessen, haben wir erst begonnen, dieses »neue« Terrain zu erkunden. So kann selbst das eigene Wohnzimmer nachts zum Abenteuerspielplatz werden. Natürlich tasten wir automatisch und instinktiv, ohne groß darüber nachzudenken, nach dem Lichtschalter, um die Nacht zu verscheuchen. Doch wer als Kind im Dunkeln gespielt hat, und sei es auch nur in der beruhigenden Umgebung der eigenen vier Wände, kennt das intensive Gefühl der Aufregung und des Abenteuers. Ich kann mich an unzählige »Nachtmissionen« erinnern, die ich als Kind in unserem Haus unternommen habe, bei ausgeschaltetem Licht und meist auf dem Weg zu meinem Zimmer. Als ich noch kleiner war, lauerten in meiner Vorstellung selbst bei eingeschaltetem Licht auf dem kurzen Weg zu meinem Zimmer im Schatten überall »Gefahren« in Form von bedrohlichen nächtlichen Kreaturen. Nachdem man mich ins Bett geschickt hatte, lungerte ich noch so lange wie möglich vor dem Spiegel im Flur herum; hörte ich dann meine Eltern kommen, flitzte ich voller Angst, erwischt zu werden, die Treppe hinauf. Jahrelang las ich als Kind abends im Bett noch Bücher und versuchte, damit den unausweichlichen Augenblick, wenn ich meine Mutter oder meinen Vater auf der Treppe hörte und das Licht ausschalten musste, hinauszuzögern.

Stellen Sie sich also bei der Lektüre dieses Buches vor, wie es ist, sich als Kind an einem unvertrauten Ort aufzuhalten, in einem Wald etwa, im Zauberbann der Nacht …

Aufregend, oder?

Über dieses Buch


Dieses Buch soll Eltern, Großeltern, Lehrerinnen und Lehrern sowie den wunderbaren Botschaftern der Natur, jenen Outdoor-Profis, die junge Menschen in die Natur einführen, eine Hilfe sein. Da es nur wenig Material zu nächtlichen Exkursionen gibt, ist dieses Buch als Handreichung an Ideen, Informationen und Aktivitäten gedacht, die ich in meinen 25 Jahren als Gruppenguide für nächtliche Ausflüge in die Natur gesammelt habe. Neben Nachtwanderungen und Übernachtungen in der Wildnis waren das auch einwöchige Ferienlager für Kinder und Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen sowie Führungen für die Gemeinde, für Firmen und für Familien.

Gleichzeitig hoffe ich, eine Brücke zu schlagen, indem ich sowohl von einem praktischen als auch von einem kulturellen Standpunkt aus über die Dunkelheit schreibe. Wir nehmen uns selbst etwas weg, wenn wir die Dunkelheit meiden, wie wir sie meiden, und unsere Welt ins konstante Gleißen des elektrischen Lichts tauchen. Wie Sie im ersten Kapitel noch sehen werden, hat uns die nahezu in Vergessenheit geratene Dimension, die die nächtliche Natur uns eröffnet, so viel zu bieten, dass es ein Fehler wäre, die potenzielle Bereicherung nächtlicher Betätigung nicht zu nutzen.

Bevor Sie sich jetzt jedoch kopfüber ins dunkle Dickicht stürzen, sollten Sie sich ein wenig vorbereiten. In Kapitel 2 konzentriere ich mich auf die Sinne, da wir uns durch eine bewusstere Wahrnehmung unserer angeborenen Fähigkeiten viel besser auf die Nacht einlassen können. Außerdem können Sie dieses Wissen in Ihrer eigenen Rolle als Guide zur Unterfütterung der damit verbundenen Geschichten nutzen. Sollte Ihnen das hier und da ein wenig zu technisch werden, dürfen Sie ruhig zu dem vorblättern, was für Sie von Interesse ist. Sie können ja immer noch zurückblättern, wenn Ihre Neugier für das entsprechende Detail bei einem Ihrer nächtlichen Ausflüge geweckt wird.

Darüber hinaus stelle ich Ihnen einige technische Gerätschaften vor, die Sie ebenfalls je nach Bedarf nutzen können. Das Prinzip besteht auch hier darin, sich potenzieller Hilfsmittel bedienen zu können, die unsere angestrebte Verbindung mit der Dunkelheit vertiefen.

In Kapitel 3 widmen wir uns erstmals verstärkt den nächtlichen Aktivitäten. Den Anfang machen einige Vorschläge, wie Sie die Dämmerung für die Einstimmung und Eingewöhnung nutzen können; diese Zeit des Tages eignet sich ideal zur Vorbereitung auf das Übertreten der Schwelle, die uns in die Dunkelheit führt. Die anschließend beschriebenen Aktivitäten umfassen ein breites Spektrum dessen, was man in der Dunkelheit tun kann, und natürlich können auch diese an den individuellen Bedarf angepasst und unterschiedlich miteinander kombiniert werden.

Ich habe überall in das Buch Passagen eingestreut, die Wissenswertes aus der Naturgeschichte enthalten; diese Erläuterungen sind zwar keineswegs erschöpfend, können Ihnen aber dabei helfen, eine Affinität für nächtliche Lebewesen und den Nachthimmel zu entwickeln. Außerdem können Sie damit die Geschichten anreichern, die Sie vor oder nach einer Aktivität oder während einer Nachtwanderung erzählen. Das vornehmliche Ziel dieses Buchs ist es, das Interesse für die Natur zu wecken, und das lässt sich mit der einen oder anderen Geschichte viel leichter bewerkstelligen.

Es gibt so vieles, das Naturforscher und -forscherinnen fesselt, wenn ihnen der Zugang zur nächtlichen Flora und Fauna ermöglicht wird, und so sollen die Informationen in Kapitel 4 über die nächtliche Natur vor allem Pädagoginnen und Pädagogen sowie Eltern als nützliches Lehrmaterial dienen.

In Kapitel 5 geht es um die Sternenbeobachtung, und mit den dort beschriebenen Aktivitäten, wissenschaftlichen Experimenten und Überlieferungen zum Thema Sterne möchte ich zur allgemeinen Faszination beitragen, die das große Mysterium des Nachthimmels auf den Menschen ausübt. Natürlich würde eine ausführliche Behandlung des Themas den Rahmen dieses Buchs sprengen, doch hoffe ich, dass auch die wenigen Aspekte, die hier vorgestellt werden, in Ihnen die Leidenschaft für Astronomie entfachen können.

Sich mit Gesprächsführung und Moderation auszukennen, kann im Zusammenhang mit den Aktivitäten in diesem Buch definitiv nicht schaden, doch stellt sich das mit zunehmender Erfahrung auch von selbst ein. Wenn Sie ein ganzes Programm planen, kommt es dabei nicht unbedingt auf den Aktivitätenmix an, für den Sie sich entscheiden; dennoch habe ich in Kapitel 6 einige...

Erscheint lt. Verlag 28.3.2022
Übersetzer Ulrike Kretschmer
Zusatzinfo Mit zahlreichen Illustrationen
Sprache deutsch
Original-Titel Wild Nights Out
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Familie / Erziehung
Schlagworte 2022 • Dunkelheit • eBooks • Eltern • Erziehung • Erziehungsratgeber • Familienabenteuer • Familienausflug • Gesundheit • Kindererziehung • Lagerfeuer • Mikroabenteuer • nachtaktiv • nachtaktive Tiere • Nachtwanderung • Naturabenteuer • Naturerleben • Neuerscheinung • Outdoor • Ratgeber • Reisen • Sinneswahrnehmung • Sport • Sternbilder
ISBN-10 3-641-28733-2 / 3641287332
ISBN-13 978-3-641-28733-7 / 9783641287337
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