Große Griechen und Römer (eBook)

Ausgewählte Lebensbilder

(Autor)

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2021
Anaconda Verlag
978-3-641-28700-9 (ISBN)

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Große Griechen und Römer -  Plutarch
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Der große griechische Geschichtsschreiber Plutarch hat mit seinen »Parallelbiographien«, entstanden Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr., eines der meistgelesenen Werke der Antike geschaffen. In den 22 überlieferten Paaren von Lebensbeschreibungen stellte er einem griechischen jeweils einen römischen Staatsmann oder Feldherrn gegenüber. Diese Auswahl präsentiert die eindrucksvollsten seiner Porträts: Sie enthält die Lebensbilder der Griechen Themistokles, Perikles, Alkibiades und Alexander sowie der Römer Tiberius und Gaius Gracchus, Julius Cäsar und Marcus Antonius.

Plutarch war ein griechischer Schriftsteller der Antike. Er lebte um 45-125 n. Chr. Als Autor ist er für seine zahlreichen Schilderungen bekannter griechischer und römischer Persönlichkeiten bekannt. Diese 'Kaiserviten' sind leider nur in Teilen erhalten. Auch wenn sich Plutarch selbst nicht als Historiker sah, werden diese Biografien oft in der Geschichtsforschung herangezogen

Perikles


Perikles, vom Stamm Alkamantis im Gau Cholarges, gehörte von beiden Eltern her zu einem der vornehmsten und angesehensten Geschlechter. Sein Vater Xanthippos, der Sieger von Mykale über die Perser, war mit Agariste verheiratet, der Nichte jenes Kleisthenes, der die Pisistratiden vertrieb, entschlossen die Gewaltherrschaft beseitigte, eine neue Gesetzgebung schuf und eine zweckmäßige, der Einigkeit und Wohlfahrt des Staates förderliche Verfassung einführte. Agariste träumte einst, sie habe einen Löwen geboren, und wenige Tage danach brachte sie den Perikles zur Welt.

Der Knabe hatte einen wohlgebildeten Körper, nur sein Kopf war sehr groß und verhältnismäßig lang. Daher wird er auch auf den Bildwerken fast stets im Helm dargestellt, anscheinend in dem Bestreben der Künstler, diesen Fehler vor der Welt zu verdecken. Die attischen Dichter aber gaben ihm den Beinamen Schinokephalos – Meerzwiebelkopf. Der Komödiendichter Kratinos sagt von ihm in seinem Schauspiel »Cheirones«:

Reaktion erzeugte einst im Eh’bund mit Parteienhader

Den ärgsten der Tyrannen, den alle Götter

Köpfetürmer nennen (nach Zeus, dem Wolkentürmer).

Und Telekleides spricht in bezug auf Perikles von seinem »elfschläfrigen Haupt«, aus dem zuzeiten ein wahres Donnergetöse hervorbreche.

Sein Lehrer in der Musik und den schönen Künsten war Damon, wie allgemein angenommen wird. Dieser Damon war ein Sophist reinsten Wassers, der die musischen Beschäftigungen anscheinend nur als Deckmantel benutzte, um seine Verschlagenheit und Geschäftigkeit vor der Allgemeinheit zu verbergen. Für Perikles, mit dem er in engem Verkehr stand, wurde er gewissermaßen zum Einpeitscher in der Politik, das, was für den Wettkämpfer der Trainer und Fechtmeister ist. Indessen konnte auf die Dauer nicht verborgen bleiben, daß für Damon die Leier nur ein Vorwand war. Man verdächtigte ihn umstürzlerischer Bestrebungen im monarchischen Sinne, und er wurde vom Scherbengericht auf zehn Jahre verbannt, was den Komödiendichtern viel Anlaß zu Spöttereien gab.

Auch hörte Perikles eifrig die Vorlesungen des Zeno aus Elea (Süditalien), Naturwissenschaftler, wie sein Lehrer Parmenides. Er besaß eine ungemeine Fertigkeit, seine Gegner im Rededuell durch scharfe Widersprüche in die Enge zu treiben und zum Schweigen zu bringen, weshalb ihn auch Timon von Phlius den doppelzüngigen Zeno nennt.

Wer aber den stärksten Einfluß auf Perikles hatte, die Führereigenschaften in ihm erweckte, seinem Charakter Würde und Festigkeit gab und auf ein hohes Ziel richtete, das war der Philosoph Anaxagoras von Klazomenai. Seine Zeitgenossen gaben ihm den Beinamen »Nus«, die Vernunft, vielleicht aus Bewunderung für seine tiefen Einsichten in die Natur, vielleicht auch, weil er zuerst als Grundprinzip des Weltalls nicht Zufall oder Notwendigkeit, sondern einen schlechthin reinen Urgeist setzte, der aus dem allgemeinen Chaos die gleichgearteten Elemente zur sinnvollen Ordnung ausschied.

Perikles, der diesen Mann außerordentlich schätzte, wurde von ihm in die Erkenntnis der Dinge zwischen Himmel und Erde eingeführt und eignete sich vor allem jene hohe Gesinnung und schlichte Redeweise an, die sich von allem erkünstelten, nur auf Volksgunst abzielenden Gewäsch fernhielt. Überdies verdankte er ihm den unerschütterlichen, selten von einem Lächeln bewegten Ernst der Züge, den gelassenen Gang, den wohlgeordneten, auch in der Hitze der Rede sich nie verschiebenden Faltenwurf der Kleidung, den ruhigen, stets gemessenen Ton der Stimme und noch manche solcher Eigenschaften, über die sich seine Zeitgenossen verwunderten. Einmal, so wird erzählt, wurde er auf öffentlichem Markte von einem Unverschämten den ganzen Tag über beschimpft und geschmäht, was Perikles stillschweigend ertrug, in aller Ruhe seine Angelegenheiten erledigend. Als er dann gegen Abend nach Hause ging, lief der Zudringliche, ihn weiter mit Grobheiten überschüttend, hinter ihm her. An der Haustür angekommen, gab Perikles, da es inzwischen finster geworden war, einem seiner Bedienten nur die Weisung, eine Fackel zu nehmen und den Menschen sicher heimzugeleiten.

Der Tragödiendichter Ion behauptet freilich, Perikles habe im Umgang viel Selbstgefälligkeit und versteckten Stolz verraten, seine erhabene Sprache habe immer eine starke Beimischung von Überheblichkeit und Geringschätzung anderer enthalten und dergleichen mehr. Dagegen lobt er an Kimon das Höfliche und Geschmeidige des Wesens sowie die höhere Bildung, die sich in seinem ganzen Benehmen kundtat. Aber lassen wir den Ion; nach dessen Begriffen gehört zum Erhabenen immer das Lächerliche, wie zur Tragödie das Satyrspiel.

Andere wollten in dem betonten Ernst des Perikles nur Hochmut und Ehrsucht sehen. Denen erwiderte Zeno, sie möchten nur gleicherweise ehrsüchtig sein, denn schon äußerliche Annahme einer guten Eigenschaft bewirke, daß man unvermerkt danach strebe und sie sich zu eigen mache.

Alles das war aber nicht der einzige Gewinn, den Perikles aus dem Umgang mit Anaxagoras zog. Wahrscheinlich lernte er auch von ihm, sich über jeden Aberglauben hinwegzusetzen, durch den bei Himmelserscheinungen so viele in Angst und Schrecken versetzt werden, weil ihnen die Ursachen unbekannt sind. Diese Unwissenheit ist schuld daran, daß man vor den höheren Gewalten so zittert und bangt. Davon befreit uns die Kenntnis der Natur, und zugleich begründet sie in uns, statt des törichten Aberglaubens, eine auf Vertrauen ruhende Gottesfurcht.

Perikles

Rom, Vatikan

Eines Tages wurde, wie man erzählt, Perikles von seinem Gute ein Widderkopf mit nur einem einzigen Horn gebracht. Als nun der Wahrsager Lampon das feste und starke, mitten aus der Stirn hervorgewachsene Horn erblickte, gab er kund, daß alle Gewalt, die jetzt noch zwischen den beiden im Staat herrschenden Parteien des Thukydides und Perikles geteilt sei, sich auf den allein vereinigen werde, bei dem das Zeichen geschehen sei. Anaxagoras aber zerlegte den Kopf und zeigte, daß das Gehirn nicht die ganze Höhlung ausfüllte, sondern, spitzig wie ein Ei, von allen Seiten der Hirnschale sich zu der Stelle hindrängte, wo das Horn seinen Anfang nahm. Damals fand Anaxagoras allgemeinen Beifall, bald darauf aber Lampon nicht minder, nachdem nämlich Thukydides gestürzt worden war und Perikles das Staatsruder allein in die Hand bekam.

Mir scheint übrigens, daß beide, der Naturforscher wie der Wahrsager, recht haben konnten, da der eine die Ursache des Wunderzeichens, der andere aber dessen Bedeutung richtig angegeben hatte. Der Forscher hatte das Woher und Wieso, der Deuter Zweck und Sinn der Erscheinung zu untersuchen. Wer behauptet, daß die Auffindung der Ursache zugleich die Bedeutung aufhebt, bedenkt nicht, daß er mit den göttlichen Zeichen zugleich auch die künstlichen, von Menschen ersonnenen Zeichen außer Wirkung setzt, wie zum Beispiel die Lichter von Feuersignalen, die Schatten der Sonnenuhren und dergleichen, alles Dinge, die eine bestimmte Ursache haben und dabei mit Absicht verfertigt sind, um irgend etwas zu bedeuten. Aber diese Fragen gehören in ein anderes Gebiet.

In seinen jüngeren Jahren hatte Perikles jedes Hervortreten in die Öffentlichkeit ängstlich vermieden. Man glaubte nämlich in seinem Äußeren eine Ähnlichkeit mit Pisistratos zu finden; er hatte die gleiche einnehmende Stimme, die gleiche gewandte und geschwinde Rede, wie namentlich die Älteren mit Schaudern feststellten. Dazu kamen großer Reichtum, vornehme Abkunft, Freunde von mächtigem Einfluß – Gründe genug, um ihn eine Verbannung fürchten zu lassen. Er hielt sich also von der Politik fern, zeigte sich dagegen in mehreren Feldzügen als tapferer und beherzter Soldat.

Als dann aber Aristides gestorben, Themistokles verbannt und Kimon durch seine Kriegszüge fast immer außerhalb Griechenlands beschäftigt war, begann er auch eine politische Rolle zu spielen. Dabei wählte er aber nicht die Partei der reichen Aristokratie, sondern die der besitzlosen Menge – allerdings gegen seine wahre Neigung, die alles andere als demokratisch war. Er fürchtete eben, wie es scheint, in den Verdacht diktatorischen Strebens zu geraten; mitbestimmend war wohl auch, daß Kimon, ein eifriger Aristokrat, bei den Vornehmen großen Anhang besaß. Daher schlug er sich auf die Seite des Volkes, teils um für seine Person eine Deckung zu gewinnen, teils um sich gegen Kimon einen starken Rückhalt zu schaffen.

Von diesem Augenblick an änderte er seine Lebensweise von Grund auf. Fortan sah man ihn in der Stadt keinen anderen Weg gehen als auf den Markt und zum Rathaus. Alle Einladungen schlug er ab und entsagte so gänzlich jeder Art von Geselligkeit, daß er während der langen Zeit seines staatsmännischen Wirkens nicht ein einziges Mal bei einem seiner Freunde zu Gast war. Eine Ausnahme bildete nur die Hochzeit seines Vetters Euryptolemos; aber auch da blieb er nur bis zum Trankopfer am Schluß des Essens und ging dann sogleich weg. Denn lustige Gesellschaften können der Unantastbarkeit leicht Abbruch tun, und es ist schwer, in allzu vertrautem Umgang Würde und Ansehen zu bewahren. Gleichwohl erweist sich bei wahrer Größe immer die Eigenschaft als die schönste, die in der Alltäglichkeit am sichtbarsten hervortritt, und an hervorragenden Männern erscheint den Fernstehenden oft nichts bewunderungswürdiger als ihr täglicher Umgang mit den Vertrauten.

Aber auch dem Volk gegenüber vermied Perikles allzu häufige Berührung. Um nicht Alltäglichkeit und Überdruß aufkommen zu lassen, pflegte er nur in längeren Pausen in der Öffentlichkeit zu erscheinen. Daher redete er auch nicht bei jeder Gelegenheit oder besuchte jede Versammlung, sondern behielt sich sein persönliches...

Erscheint lt. Verlag 5.7.2021
Reihe/Serie Cabra-Leder-Reihe
Übersetzer Dagobert Mikusch
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Vor- und Frühgeschichte / Antike
Geschichte Allgemeine Geschichte Vor- und Frühgeschichte
Schlagworte Alexander • Alkibiades • Antike • eBooks • Gaius Gracchus • Geschichte • Griechenland • Julius Caesar • Marcus Antonius • Parallelbiografien • Perikles • Rom • Themistokles • Tiberius
ISBN-10 3-641-28700-6 / 3641287006
ISBN-13 978-3-641-28700-9 / 9783641287009
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