Yoga und Gotteserfahrung - Die spirituelle Essenz des Yoga-Pfades -  Swami Prabhavananda Prabhavananda,  Christopher Isherwood Isherwood

Yoga und Gotteserfahrung - Die spirituelle Essenz des Yoga-Pfades (eBook)

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2020 | 1. Auflage
168 Seiten
Aquamarin Verlag
978-3-96861-213-3 (ISBN)
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Yoga zielte schon von seiner Wortbedeutung her immer auf die Vereinigung mit dem Göttlichen! Die vorliegende Übersetzung der Yoga-Sutras des Patanjali mit ihrem erleuchtenden Kommentar von Swami Prabhavananda und Christopher Isherwood gilt bis zum heutigen Tag als Eckpfeiler der Yoga-Literatur.
In meisterhafter Sprache wird die zweitausend Jahre alte Über­lieferung zu neuem Leben erweckt und in ihrer Essenz neu aufbereitet – als Weg der Seele zur Vereinigung (YOGA) mit dem Göttlichen!
Ein unsterblicher Klassiker, der in seiner Tiefe Ost und West vereint und einen für jeden Menschen umsetzbaren Pfad zur QUELLE DES LEBENS beschreibt!

KAPITEL 2

Yoga-Praxis

1.

Mäßigung, Studium und die Hingabe aller Errungenschaften an Gott sind die einleitenden Yoga-Schritte.

Nach der Erläuterung der Yoga-Ziele wendet sich Patanjali der Yoga-Praxis zu. Die vorbereitenden Schritte bezeichnet man als kriya-yoga, was wörtlich übersetzt bedeutet: »Arbeit in Richtung Yoga.« Die Begriffe Mäßigung, Studium und Hingabe bedürfen der Erläuterung, da sie im Sanskrit in einem anderen Bezugssystem stehen.

Das Wort »Mäßigung« entspricht dem von Patanjali in diesem Aphorismus verwendeten Sanskrit-Ausdruck tapas und bedeutet in seinem ursprünglichen Sinn das, was Hitze oder Energie erzeugt. Unter Tapas sind Übungen zu verstehen, die Energie bündeln, um sie auf das Ziel des Yoga, die Vereinigung mit dem Atman, zu lenken. Dazu bedarf es der Selbstdisziplin. Man muss seine physischen Neigungen und Leidenschaften beherrschen, was nichts mit unbarmherziger Selbstkasteiung zu tun hat. Man sollte vielmehr den positiven Aspekt hervorheben. Disziplin ermöglicht es, das Höchste zu erreichen.

Selbstdisziplin in negativem Licht zu sehen, bedeutet, zu der unterschwelligen Propaganda unserer Gesellschaft beizusteuern, die sich gegen ein spirituelles Leben stellt. Die meisten Menschen sprechen von der Selbstdisziplin und Kasteiung der Mönche mit respektvoller Abscheu, da sie eine solche Lebensweise für unnatürlich halten. Gleichzeitig aber befürworten sie diese, wenn es gilt, sich für einen Boxkampf oder ein Rennen vorzubereiten. Man versteht, warum jemand einen Boxkampf gewinnen möchte. Warum jemand Gott finden möchte, scheint weniger einleuchtend zu sein.

Strenge Enthaltsamkeit um ihrer selbst willen artet leicht in einen widernatürlichen Kult der Selbstquälerei aus. Übertreibung birgt die Gefahr, das eigentliche Ziel aus den Augen zu verlieren. Zahlreiche Vertreter derartiger Praktiken mit ihren härenen Hemden, Geißeln mit Knoten und Nagelbetten finden sich im Osten wie im Westen. In der Bhagavad-Gita verurteilt Sri Krishna derartige Praktiken ausdrücklich: »Wisse, dass die Menschen, die ihren Körper übermäßig kasteien, was die Schriften nicht vorschreiben, dämonischer Natur sind. Ihre Bindung an Sinnesobjekte und die Gier nach ihnen erfüllt sie mit Selbstsucht und Eitelkeit. In ihrem Wahn schwächen sie ihre Sinnesorgane und vergehen sich an mir, der ich in ihrem Körper wohne.«

Ebenso wie Buddha, rät Sri Krishna zur Mäßigung: »Yoga ist nichts für den Menschen, der zu viel isst, oder für jemanden, der unmäßig fastet. Er eignet sich nicht für den, der zu viel schläft oder übertrieben lange wacht. Der Mensch mäßige sich beim Essen und bei der Erholung, in seiner Tätigkeit, seinem Schlaf und seinem Wachen.«

An anderer Stelle in der Gita werden die drei Arten wahrer Selbstdisziplin definiert: »Ehrfurcht vor den tugendhaften Geistern, den Sehern, den Lehrern und den Weisen; Rechtschaffenheit, Arglosigkeit, körperliche Reinheit und Keuschheit. Die Ausübung dieser Tugenden wird als Disziplinierung des Leibes bezeichnet. Den anderen mit dem, was man sagt, nicht zu verletzen, stets wahrhaftig zu sein, wohlwollend und freundlich zu reden, regelmäßig die Schriften zu studieren – dies wird als Disziplinierung der Rede bezeichnet. Heiterkeit, Mitgefühl, Meditation über den Atman, Rückzug des Geistes von den Sinnesobjekten und Lauterkeit der Absichten nennt man geistige Disziplin.

Der Hindu versteht unter wahrer Disziplin nicht fanatische Selbstkasteiung, sondern eine stille und gesunde Selbstkontrolle. Der Körper soll nicht brutal geschlagen und gebrochen, sondern fest an die Zügel genommen werden. In der Katha-Upanishad heißt es: »Die Sinne, spricht der Weise, sind die Pferde. Die Straßen, auf denen sie traben, sind die Irrgärten der Begierden… Wenn es dem Menschen an Unterscheidungsvermögen fehlt und er seinen Geist nicht beherrscht, sind seine Sinne nicht zu zügeln, so wie die widerspenstigen Pferde des Wagenlenkers. Weiß der Mensch aber zu unterscheiden und seinen Geist zu beherrschen, lassen sich seine Sinne leicht führen, vergleichbar mit den gut trainierten Pferden eines Wagenlenkers… Der Mensch, der zu lenken und seinen Geist zu beherrschen versteht, wird das Ziel seiner Reise erreichen.«

Selbstdisziplin im Sinne des Sanskrit-Wortes Tapas zu üben, mag ebenfalls die regelmäßige Durchführung ritueller Gottesverehrung beinhalten. In diesem Zusammenhang muss allerdings zwischen dem christlichen und hinduistischen Verständnis von Ritual unterschieden werden.

Lässt man die Quäker außer Betracht, die das Ritual vollkommen ausschließen, sowie einige protestantische Sekten, die dessen Bedeutung als unwesentlich erachten, mag man sagen, dass die Christen die einzelnen rituellen Handlungen als wirksames und heilbringendes Sakrament verstehen. Als solche können sie nur von rechtmäßig geweihten Priestern oder Geistlichen vollzogen und gespendet werden. Die Teilnahme ist, zumindest bei den Katholiken, für die geistige Gesundheit und Erlösung unerlässlich.

Für den Hindu sind die einzelnen rituellen Handlungen lediglich Zeichen der Verehrung und Hilfen zur Meditation. Falls erforderlich, können sie von jedem Haushaltsvorstand in seinem eigenen Haus vorgenommen werden. Besonders für den Anfänger mögen Rituale wertvolle, aber keineswegs unentbehrliche Hilfen sein. Der einzelne Gläubige mag, je nach Veranlagung, Gott auf unterschiedlichen Wegen zu erreichen suchen. Kein Hindu-Lehrer wird jemals erwarten, dass alle seine Schüler einen einzigen Weg zu Gott beschreiten. Das Ritual der Hindus, das der Abendmahlsfeier am stärksten ähnelt, ist wohl durchdacht und kunstvoll ausgearbeitet. Seine Durchführung erfordert eine nahezu ununterbrochene Aufmerksamkeit, was für den umherwandernden Geist des Anfängers eine ausgezeichnete Konzentrationsübung bedeutet. Jede einzelne Handlung richtet die Aufmerksamkeit erneut auf den ihr zugrunde liegenden Gedanken. Man ist so beschäftigt, dass man an nichts anderes zu denken vermag. Gedanke und Handlung, Handlung und Gedanke bilden eine fortlaufende Kette. Es ist erstaunlich, welche verhältnismäßig hohe Konzentrationsstufe sich von Anfang an erreichen lässt. Zudem vermittelt das Ritual das Gefühl, Gott demütig und unmittelbar zu dienen.

Swami Brahmananda meint: »Es ist wesentlich, die spirituelle Reise an dem Punkt zu beginnen, an dem man steht. Weist man den Durchschnittsmenschen an, über seine Vereinigung mit dem absoluten Brahman zu meditieren, wird er dies nicht begreifen und weder die Wahrheit der Unterweisung erkennen noch in der Lage sein, ihr zu folgen. Erklärt man ihm aber, Gott mit Blumen, Weihrauch und anderem rituellen Beiwerk zu verehren, wird sich sein Geist allmählich auf Gott konzentrieren und sich der Gottesverehrung erfreuen.«

»Studium« im Sinne dieses Aphorismus bedeutet, sich mit den heiligen Schriften und anderen Büchern zu befassen, die das spirituelle Leben behandeln. Es bedeutet auch, Japam auszuüben, den Namen Gottes zu wiederholen (I, 28).

Die Früchte seiner Arbeit Gott zu weihen, ist vor allem für diejenigen von größter Bedeutung, die aufgrund ihrer Pflichten ein sehr aktives Leben führen. Diese geistige Übung wird karma-yoga genannt. Man versteht darunter den Weg zur Vereinigung mit Gott mittels gottgeweihter Tätigkeit. Das Leben dessen, der den Weg des Karma-Yoga beschreitet, wird zu einem einzigen Gottesdienst, da er seine gesamte Tätigkeit Gott weiht und sie nicht in Erwartung persönlichen Gewinns oder Vorteils ausübt. Bei den in diesem Sinne ausgeführten Handlungen muss es sich selbstverständlich um »rechtschaffene« Tätigkeiten handeln. Man darf Gott niemals eine Handlung weihen, die man in diesem Moment und von dem betreffenden Zeitpunkt seiner Entwicklungsstufe aus als falsch erachtet. Man muss stets sein Bestes geben und Gott keine zweitklassige Arbeit darbringen.

Gott die Früchte seiner Arbeit darzubieten, bedeutet, ungebunden tätig zu sein. Hat man sein Bestes gegeben, darf man nicht enttäuscht sein, wenn die Arbeit erfolglos bleibt, man scharf kritisiert oder missachtet wird. Andererseits darf man weder stolz noch eitel werden, falls die Arbeit erfolgreich ist und Anklang findet. Nur man selbst weiß, ob man sein Bestes gegeben hat. Dieses Wissen ist der einzig rechtmäßige Lohn.

Wahrhaft große und lautere Frauen und Männer erfüllen ihre Pflicht in diesem Geiste, selbst wenn sie Atheisten sind. Fehlt ihnen die Gotteshingabe und ihr ideelles Ziel bewegt sich in Zeit und materieller Welt, werden sie der Verzweiflung wohl kaum entrinnen, falls ihr Werk offensichtlich zum Scheitern verurteilt und verloren ist. Derjenige, der den Weg des Karma-Yoga beschreitet, kennt keine Enttäuschung, da er sich nicht an die Früchte seines Handelns bindet. Sich nicht zu binden, bedeutet nicht, gleichgültig oder fatalistisch zu sein. Für ihn spielt es keine Rolle, ob er sich bemüht oder nicht, es kommt ja doch, wie es kommen muss. Die vielen Kritiker, die die hinduistische Philosophie als »fatalistisch« zurückweisen, beweisen damit, dass sie den Geist des Karma-Yoga in keiner Weise begriffen haben. Die Einstellung des Fatalisten seiner Arbeit gegenüber hat nichts mit Ungebundenheit zu tun, sondern ist vielmehr eine aus Schwachheit, Trägheit und Feigheit geborene Gleichgültigkeit. Erhascht er durch die Laune des Schicksals einen winzigen unverdienten Erfolg, verschwindet sein Fatalismus augenblicklich. Er wird seinem »Schicksal« für diesen Glücksfall nicht dankbar sein. Im Gegenteil, er wird der Welt verkünden, wie gut er gearbeitet hat und weshalb sein Erfolg wohl verdient sei.

2.

So mögen wir die Konzentrationskraft...

Erscheint lt. Verlag 3.11.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
Geisteswissenschaften Religion / Theologie Hinduismus
ISBN-10 3-96861-213-2 / 3968612132
ISBN-13 978-3-96861-213-3 / 9783968612133
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