Nahtod. Grenzerfahrungen zwischen den Welten (eBook)

Bahnbrechende Erkenntnisse eines Arztes über das Leben nach dem Tod. Die Erforschung des Jenseits

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021
400 Seiten
Ansata (Verlag)
978-3-641-25833-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nahtod. Grenzerfahrungen zwischen den Welten - Bruce Greyson
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Was passiert mit uns, wenn wir sterben? Alles, was nach dem Tod kommt, scheint unerforschbar zu sein. Dabei gibt es unzählige Menschen, die nach einem Herzstillstand von außergewöhnlichen Erlebnissen auf der Schwelle zwischen Leben und Tod berichten, die in höchstem Maße darauf hindeuten, dass das menschliche Bewusstsein unsterblich ist und es tatsächlich ein Leben nach dem Tod gibt!
Der Psychiater und Neurowissenschaftler Dr. Bruce Greyson, der »Vater der Nahtodforschung«, untersucht dieses erstaunliche Phänomen seit über 40 Jahren. Hier präsentiert er die faszinierendsten und berührendsten Nahtoderlebnisse seiner Patienten und zeigt, welche tiefgreifenden Auswirkungen solche Erfahrungen auf das spätere Leben haben. Denn der Blick hinter den Vorhang, auf die »andere Seite«, verändert die Sicht der Betroffenen auf alle Aspekte der menschlichen Existenz für immer ...
Ein echter Meilenstein der Nahtodforschung, der wertvolle Lektionen für jeden von uns bereithält: darüber, wie wir mit dem Sterben und dem Tod bewusst und ohne Angst umgehen - aber auch darüber, wie wir ein erfülltes Leben im Diesseits leben können.

Dr. Bruce Greyson, geboren 1946, forscht seit über 40 Jahren zum Thema Nahtoderfahrung und gilt als einer der weltweit führenden Wissenschaftler auf diesem Gebiet. Der emeritierte Professor für Psychiatrie und Neuro- und Verhaltenswissenschaften an der University of Virginia School of Medicine hat u.a. mit den berühmten Nahtodforschern Raymond Moody und Kenneth Ring zusammengearbeitet und ist Gründungsmitglied der International Association for Near-Death Studies (IANDS).

– 1 –

Eine Wissenschaft des Rätselhaften

Ich hatte es noch nie mit jemandem zu tun gehabt, der nur ein halbes Gesicht besaß. Sechs Monate nach Abschluss meiner Facharztausbildung zum Psychiater wurde Henry in mein Krankenhaus eingeliefert. Wenn ich ihn in seinem Krankenhausbett liegen sah, fiel es mir anfangs schwer, nicht auf seine rechte Gesichtshälfte zu starren, wo ein Kiefer und eine Wange hätten sein sollen. Die plastischen Chirurgen hatten bemerkenswerte Arbeit geleistet, indem sie Körpergewebe aus seinem Bauch zusammensetzten, um die Wunden in seinem Gesicht zu schließen, aber trotzdem fiel es mir schwer, gelassen zu bleiben, wenn ich ihn anschaute. Er sprach langsam und undeutlich und bewegte dabei nur die linke Seite seines Mundes. Aber so unangenehm mir das alles auch war, er wirkte überhaupt nicht verlegen und machte auch nicht den Eindruck, dass er ungern mit mir sprach. Vielmehr wirkte er ganz ruhig und gelassen, als er mir erzählte, was passiert war, nachdem er sich selbst erschossen hatte.

Henry, damals um die vierzig, war das jüngste Kind einer armen Bauernfamilie gewesen. Seine älteren Geschwister waren alle von der Familienfarm weggezogen, nachdem sie geheiratet hatten, aber Henry zog nie von zu Hause weg, obwohl auch er heiratete. Als er dreiundzwanzig war, erlitt sein Vater einen Herzinfarkt, während er und Henry sich auf der Jagd befanden. Henry schaffte es, seinen Vater zurück auf die Farm zu tragen, aber nur um ihn dort in seinen Armen sterben zu sehen. Anschließend übernahm seine Mutter die Verantwortung für die Verwaltung der Farm. Ein paar Jahre später verließ Henrys Frau ihn und die Farm und nahm ihre Kinder mit, um bei ihren Eltern in der Stadt zu leben.

Zehn Monate bevor er sich erschoss, bekam Henrys Mutter eine Lungenentzündung. Er fuhr sie ins Krankenhaus, und sie wurde stationär aufgenommen. Sie bat ihn, bei ihr zu bleiben, aber er fuhr in dieser Nacht nach Hause, um sich um die Hühner zu kümmern. Als er am nächsten Morgen wiederkam, war sie nicht mehr bei Bewusstsein. Sie starb wenige Stunden später.

Henry war am Boden zerstört und begann stark zu trinken. Er wurde von Schuldgefühlen geplagt, weil er seine Mutter allein im Krankenhaus zurückgelassen hatte. Und nachts träumte er, dass sie noch am Leben war. Er brachte es nicht über sich, ihre persönlichen Dinge zu berühren, und ließ das Haus genau so, wie sie es verlassen hatte. Wenn er trank, wurde er noch verzweifelter und murmelte immer wieder vor sich hin: »Dies ist einfach nicht mehr mein Zuhause.« Nach mehreren Monaten der Depression und nachdem er einen ganzen Morgen lang getrunken hatte, ging er schließlich zu dem Friedhof, auf dem seine Eltern begraben waren, und nahm sein Jagdgewehr mit.

Nachdem er ein paar Stunden am Grab gesessen und sich Gespräche mit seinen Eltern vorgestellt hatte, beschloss er, es sei an der Zeit, sich ihnen anzuschließen. Er legte sich auf das Grab und platzierte seinen Kopf dort, wo er die Brust seiner Mutter vermutete. Dann klemmte er sich das Kleinkaliber-Jagdgewehr zwischen die Beine, richtete den Lauf auf sein Kinn und drückte mit dem Daumen auf den Abzug. Die Kugel schoss durch die rechte Seite seines Gesichts und hinterließ eine Splitterspur in seiner Wange und Schläfe, aber glücklicherweise verfehlte die Kugel sein Gehirn.

Ich versuchte, meine Stimme ruhig zu halten und möglichst nicht auf seine vernähte Wange zu starren, als ich ihn interviewte. »Das klingt ziemlich schmerzhaft«, begann ich. »Ich kann mir nur vorstellen, was Ihnen durch den Kopf gegangen sein muss. Wie war das für Sie?«

Die linke Seite von Henrys Gesicht verzog sich zu einem halben Lächeln. »Kaum hatte ich den Abzug gedrückt«, sagte er, »verschwand alles um mich herum: die sanften Hügel, die Berge dahinter, alles verschwand.«

Er sah zu mir auf, und ich nickte und fragte: »Und was dann?«

»Ich fand mich auf einer üppigen Wiese mit Wildblumen wieder. Dort begrüßten mich meine Mama und mein Papa mit offenen Armen. Ich hörte, wie Mama zu Papa sagte: ›Hier kommt Henry.‹ Sie wirkte so glücklich, mich zu sehen. Aber dann sah sie mich direkt an, und ihr Gesichtsausdruck veränderte sich. Sie schüttelte den Kopf und sagte: ›O Henry, jetzt schau, was du getan hast!‹«

Henry machte eine Pause, schaute auf seine Hände und schluckte. Ich wartete einen Moment und sagte dann: »Das muss schwer für Sie gewesen sein. Wie hat sich das angefühlt?«

Er zuckte nur die Achseln und schüttelte den Kopf, dann holte er tief Luft. »Das war’s«, sagte er. »Dann war ich wieder auf dem Friedhof, und sie waren weg. Ich spürte die warme Blutlache unter meinem Kopf und dachte, ich sollte besser Hilfe bekommen. Ich wollte mich zu meinem Transporter schleppen, aber bevor ich dort ankam, sah mich ein Totengräber und kam zu mir gerannt. Er wickelte mir ein Stück Stoff um den Kopf und fuhr mich ins Krankenhaus.« Er zuckte erneut die Achseln. »Und hier bin ich.«

»Das ist eine große Erfahrung«, sagte ich. »Hatten Sie Ihre Eltern nach ihrem Tod schon einmal gesehen?«

Er schüttelte den Kopf. »Nein. Aber es fühlte sich gut an, sie dort zusammen zu sehen.«

»Es hört sich so an, als hätten Sie zumindest kurz nach dem Schuss einen kurzen Blackout gehabt. Denken Sie, die Begegnung mit Ihren Eltern könnte ein Traum gewesen sein?«

Henry schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. »Das war kein Traum«, sagte er. »Mama und Papa zu treffen war genau so real, wie Ihnen hier zu begegnen.«

An den Punkt musste ich innehalten und versuchen, mir einen Reim auf das zu machen, was er sagte. Henry leuchtete dies alles absolut ein. Er sah seine Eltern, weil sie ihn im Himmel willkommen hießen. Aber aus meiner wissenschaftlichen Weltsicht konnte so etwas nicht real sein. Ich ging die Möglichkeiten in meinem Kopf durch. War Henry psychotisch? War er so betrunken gewesen, dass er halluzinierte? Hatte er so lange auf dem Grab seiner Eltern gesessen, dass er im Alkoholentzug war und ins Delirium tremens geriet? War diese Vision seiner Eltern nur ein Teil seines Trauerprozesses?

Ich konnte keinen Beweis dafür liefern, dass Henry verrückt war. Zu diesem Zeitpunkt – ein paar Tage nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus – sprach er ganz ruhig, und sein Verhalten hatte nichts Seltsames an sich. Seit er im Krankenhaus lag, waren bei ihm keine körperlichen Anzeichen für Alkoholentzug zu beobachten. Und zu meiner Überraschung schien er überhaupt nicht traurig zu sein.

»Als Sie den Abzug drückten, was haben Sie sich davon erhofft?«, fragte ich Henry.

»Ich wollte einfach nicht mehr leben«, sagte er, ohne zu zögern. »Es war mir egal, was passierte. Ich hatte einfach genug und konnte ohne Mama nicht weitermachen.«

»Und jetzt? Wie denken Sie jetzt darüber, dass Sie alles beenden wollten?«

»Jetzt denke ich überhaupt nicht mehr an all das«, sagte er. »Meine Mutter fehlt mir immer noch, aber jetzt bin ich froh, dass ich weiß, wo sie ist.«

In meiner kurzen Zeit als Psychiater in der Ausbildung hatte ich noch nie jemanden gesehen, der einen Suizidversuch überlebt hatte und anschließend so zuversichtlich war wie Henry. Er sagte, er schäme sich für diesen Versuch, sei aber dankbar für seine Vision. Und er wollte unbedingt mit anderen Patienten sprechen, um ihnen zu versichern, wie wertvoll und heilig das Leben ist. Was auch immer dazu geführt hatte, dass er seine Eltern sah, diese Vision half ihm eindeutig, mit seiner Trauer fertigzuwerden.

Dies war, noch einige Jahre bevor der Begriff near-death experience in die englische Sprache eingeführt wurde, und der einzige Bezugsrahmen, den ich hatte, um Henrys Erfahrung zu verstehen, war der einer Halluzination, einer imaginären Wiedervereinigung mit seinen verstorbenen Eltern. Ich betrachtete sein Erlebnis als einen psychologischen Abwehrmechanismus und nichts weiter.

Das Ganze geschah, nur ein paar Monate nachdem Holly mir erzählt hatte, dass sie den Fleck auf meiner Krawatte sehen konnte, und ich versuchte immer noch, diesen Vorfall zu verstehen. Aber Henrys Erfahrung fühlte sich für mich ganz anders an als die von Holly. Sie behauptete, Dinge gesehen und gehört zu haben, die weit weg von ihrem bewusstlosen Körper geschahen, aber immer noch in der normalen physischen Welt. Sie sprach nicht davon, Geister gesehen oder gehört zu haben. Henry hingegen behauptete, die Geister seiner verstorbenen Eltern gesehen und gehört zu haben. Doch der größte Unterschied war, dass ich Henrys Vision von einem objektiv-wissenschaftlichen Standpunkt aus betrachten konnte. Holly hingegen hatte mich persönlich in ihre Vision gezogen und aus dem Gleichgewicht gebracht, wann immer ich versuchte, darüber nachzudenken, und vergeblich nach Erklärungen suchte.

Ich konnte Henrys Vision als psychologischen Abwehrmechanismus bezeichnen. Aber wie hätte ich ihn davon überzeugen sollen, dass sein Erlebnis nicht real war? Ich wusste, wenn ich ihm sagte, dass er sich das Ganze nur einbilde,...

Erscheint lt. Verlag 14.6.2021
Übersetzer Juliane Molitor
Sprache deutsch
Original-Titel After: A Doctor Explores what Near-death Experiences Reveal About Life and Beyond
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
Schlagworte Bewusstsein • Blick in die Ewigkeit • Diesseits und Jenseits • Eben Alexander • eBooks • Esoterik • Forschung • Frühere Leben • Gesundheit • Hospiz & Sterbebegleitung • Jenseitsforschung • Jenseitskommunikation • Jenseitskontakt • Leben nach dem Tod • Nahtoderfahrung • Nahtodforschung • Neurowissenschaft • Parapsychologie • Pim van Lommel • Reinkarnation • spirituelle Bücher • Spirituelle Erfahrungen • Sterbeforschung • systematische Studie • Tod & Jenseits • Tod & Sterben • Verhaltenswissenschaft • Wiedergeburt • Wissenschaft
ISBN-10 3-641-25833-2 / 3641258332
ISBN-13 978-3-641-25833-7 / 9783641258337
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