Fett - Das geheime Organ (eBook)

Körperfett verstehen, gesund und schlank leben - Überraschende Erkenntnisse über einen ungeliebten Teil unseres Körpers - Warum die eine dick wird und die andere nicht
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2021 | 1. Auflage
304 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-24670-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Fett - Das geheime Organ -  Mariëtte Boon,  Liesbeth van Rossum
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Was ist »gutes«, was »schlechtes« Körperfett? Wie hängen Fettbildung und Stress zusammen? Wie hilft das Körperfett dem weiblichen Körper z.B. in der Schwangerschaft? Wann macht Fett krank und Krankheit fett? Zwei Expertinnen erklären, dass Körperfett tatsächlich ein Organ ist und beschreiben seine faszinierenden Funktionen und Reaktionen anhand des aktuellen Forschungsstands. Die Lektüre eröffnet neue Perspektiven, um den eigenen Körper ganz neu zu verstehen. Mit diesem Wissen über Fett als intelligentes Organ, dessen Arbeit unerhört wichtig für unser körperliches Wohlergehen ist, lernen wir, ungesunder Fettbildung vorzubeugen, gesund und schlank zu leben und ein positives Verhältnis zum eigenen Körper und seinen Rundungen zu pflegen.

Dr. Mariëtte Boon (1988) studierte Medizin und Biomedizin und promovierte 2014 cum laude zum Thema »Braunes Fett«. Für ihre Recherchen wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Derzeit kombiniert sie ihre Forschung mit einer klinischen Ausbildung zur Spezialisierung auf Innere Medizin im Medizinischen Zentrum der Leids Universität.

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Die Geschichte des Fetts in einem kurzen Überblick

Warum Fett in der Evolution unverzichtbar war

In den hoch entwickelten Gesellschaften gibt es Nahrungsmittel im Überfluss und es kostet wenig Mühe, sich für eine ganze Woche mit Lebensmitteln einzudecken. Man geht am Samstagmorgen einfach in den Supermarkt und lädt seinen Einkaufswagen voll. Oder – noch besser – man erledigt seine Bestellungen online. Für unsere prähistorischen Vorfahren sah die Nahrungsbeschaffung ein wenig anders aus, sie mussten sich ihr Essen erjagen und dafür weite Wege gehen. Und es konnte durchaus Tage geben, an denen sie mit leeren Händen »nach Hause« kamen. Aber zum Glück besaßen sie einen Energievorrat, auf den sie jederzeit zurückgreifen konnten: ihr Körperfett. So konnten wichtige Organe wie das Gehirn und das Herz auch an Tagen, an denen es nichts zu essen gab, ihre Funktionen wahrnehmen. Fett war überlebenswichtig.

Manche unserer Vorfahren hatten das Glück, mit einem besonders effektiven Energiesystem ausgerüstet zu sein. Sie waren in der Lage, aus wenig Nahrung viel Energie zu gewinnen, um sie in ihrem Körperfett zu speichern, und sie hatten zudem eine sparsame Verbrennung. Diese günstige Kombination machte es ihnen möglich, größere Fettreserven anzulegen, von denen sie in Zeiten, in denen die Nahrung knapp war, entsprechend länger zehren konnten.

Prähistorische Menschen konnten in schweren Zeiten oder Hungersnöten also nur dann überleben, wenn sie reichlich Körperfett angesetzt hatten. Mit anderen Worten: Sie waren, wenn sie viel Körperfett hatten, evolutionär gesehen im Vorteil, ein Aspekt, der für den Fortbestand unserer Art von existenzieller Bedeutung gewesen ist. Folglich stand viel Körperfett in prähistorischen Zeiten in hohem Ansehen, möglicherweise wurde es sogar vergöttert. Das zeigt der Fund einiger rätselhafter Skulpturen aus der Steinzeit, deren bekannteste die Venus von Willendorf (etwa 25.000 v. Chr.) ist (siehe Abb. 1). Dargestellt ist eine dickbäuchige Frau mit großen Brüsten und breiten Hüften, die als Fruchtbarkeitssymbol gedeutet werden kann. Was nicht einer gewissen Ironie entbehrt, wenn man bedenkt, dass starkes Übergewicht (Adipositas) nachweislich auf Kosten der Fruchtbarkeit geht.

Abbildung 1: Die Venus von Willendorf

Nach der Zeit der Jäger und Sammler kam es vor rund 10.000 Jahren zu einer bedeutenden Wende. Die Menschen begannen, sich an festen Orten anzusiedeln und taten damit den ersten Schritt auf dem Weg zur Gründung von Dörfern und Städten. Da sie dazu übergingen, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben, war es ihnen möglich, Nahrungsvorräte anzulegen. Von nun an waren die Zeiten großer Hungersnöte vorbei, auch wenn die Menschen nach wie vor den Launen der Natur ausgeliefert waren. Von daher war und blieb das Körperfett ein lebenswichtiger Verbündeter, und zwar bis weit ins 18. Jahrhundert hinein.

Dann brach eine Zeit an, die von Robert Fogel, der 1993 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt, auch als die »zweite Agrarrevolution« bezeichnet wird. In seinem Buch: The escape from Hunger and Premature Death, 170021oo (Die Überwindung von Hunger und vorzeitigem Tod) stellt er dar, welch tiefgreifende Veränderungen sich in dieser Zeit vollzogen haben. Auf den Punkt gebracht, sagt er Folgendes: Durch die Entwicklung effizienterer Ackerbaumethoden konnte mehr Nahrung produziert werden; die verbesserte Ernährungslage führte dazu, dass die bis dato kleinen und mageren Menschen sowohl größer als auch breiter und somit stärker wurden. Sie verfügten dadurch über mehr Kraft und Energie, um noch härter arbeiten zu können, was wiederum das wirtschaftliche Wachstum förderte, neue technologische Entwicklungen (unter anderem Maschinen und Ähnliches) ermöglichte und  noch mehr Nahrungsmittelressourcen schuf. Die Bevölkerung der westlichen Welt geriet auf diese Weise in eine permanente Aufwärtsspirale.

Aber es gab auch eine Kehrseite. Irgendwann war der Punkt gekommen, an dem der Mensch die Obergrenze seines genetisch festgelegten Längenwachstums erreicht hatte, aber weiterhin über ein Überangebot an Nahrung verfügen konnte. Hinzu kam, dass Maschinen zunehmend einen Teil der Arbeiten übernahmen, die ursprünglich von Menschen erledigt worden waren. Von nun an begann sich die Evolution langsam gegen uns zu wenden. War es eine Zeit lang von Vorteil gewesen, dass wir unsere Energie effizient speichern und sparsam mit ihr haushalten konnten, führten die reichliche Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln und weniger körperliche Arbeit dazu, dass der Mensch jetzt mehr Kalorien zu sich nahm, als er verbrennen konnte. Es kam zu einem Überschuss an Fettreserven. Während die Menschen früher im Allgemeinen eher klein und dünn gewesen waren, gab es nun zunehmend mehr Übergewichtige und Adipöse, da der Körper schlichtweg zu viel Fett speicherte. Es hat lange gedauert, bevor die Medizin Fettleibigkeit als Problem erkannt hat – und das hat zweifellos damit zu tun, dass unser Körperfett über lange Zeit in einem derart exzellenten Ruf stand.

Wie Fett von einem guten Freund zu einem großen Feind wurde

Unsere Wahrnehmung von Körperfett hat sich im Laufe der Geschichte drastisch verändert. Die Frage, wie dick jemand sein darf, um noch als attraktiv zu gelten, ist immer wieder unterschiedlich beantwortet worden und ähnlich wie Frisuren oder der Teint dem jeweiligen Zeitgeschmack unterworfen. Man denke nur an die üppigen Frauen mit breiten Hüften und kleinen Brüsten, die uns auf den Gemälden des flämischen Malers Peter Paul Rubens aus dem frühen 17. Jahrhundert begegnen. Dieser Typus hat sich offensichtlich so sehr in den Köpfen festgesetzt, dass die Bezeichnung »Rubensfrauen« inzwischen zu einem festen Begriff geworden ist.

Im alten Ägypten war das Schönheitsideal ein ganz anderes, geprägt von schlanken, durchtrainiert wirkenden Frauen mit tiefschwarzem Augen-Make-up und hoch komplizierten Frisuren. Auch im antiken Griechenland galt es (vor allem für den männlichen Teil der Bevölkerung) als erstrebenswert, schlank und fit zu wirken. In Sparta ging man laut Überlieferung sogar so weit, dicke Menschen aus der Stadt zu verbannen. Und der griechische Philosoph Sokrates soll jeden Morgen Sprungübungen gemacht haben – der Figur zuliebe. In der Spätrenaissance begann sich der Geschmack zu wandeln, ab jetzt galt eine mollige Figur als ausgesprochen attraktiv. Wie Peter Paul Rubens stellte auch Michelangelo auf seinen Fresken in der Sixtinischen Kapelle Frauen mit ausgeprägten Rundungen dar. Im 19. Jahrhundert blieb dieser Typus weiterhin populär, Körperfülle wurde mit Reichtum, Macht und Erfolg assoziiert. Das ist durchaus nachvollziehbar in einer Zeit, in der Nahrungsmittel für breite Schichten der Bevölkerung immer noch relativ knapp waren. Und wenn etwas nur spärlich vorhanden ist, wird alles, was man damit verbindet, zu einem Objekt der Begierde.

Machen wir nun einen Sprung in das frühe 20. Jahrhundert. In dieser Zeit wurde die US-amerikanische Kleinstadt Wells River in Vermont einmal im Jahr zum Mekka zahlloser dickbäuchiger Männer mit imponierenden Doppelkinnen, die dort im örtlichen Gasthof ein Wochenende lang die Korken knallen ließen. Hier war das Hauptquartier des New England Fat Men’s Club – jawohl, Sie haben ganz richtig verstanden, es handelte sich um einen Club, der speziell von und für dicke Männer gegründet worden war. Um Mitglied werden zu können, musste man mindestens 100 Kilo wiegen und außerdem gut betucht sein. Und so bestand der Hauptzweck dieser Vereinigung auch darin, Netzwerke zwischen reichen Geschäftsleuten zu knüpfen. Auch einflussreiche Politiker gehörten zum New England Fat Men’s Club, der bei Weitem nicht der einzige seiner Art war. Ähnliche Zusammenschlüsse dicker Männer schossen zu Anfang des 19. Jahrhunderts wie Pilze aus dem Boden, vor allem in den USA, aber auch in Frankreich. Fett hatte sozusagen Hochkonjunktur. Wie positiv Körperfett in der Gesellschaft besetzt war, spiegelt sich auch in der Literatur jener Jahre wider. In diversen Romanen, unter anderem von Charles Dickens, war der dicke Junge ein »wonderfully fat boy«. Auch andere Schriftsteller dichteten dicken Menschen Charaktereigenschaften wie »fröhlich«, »liebenswert« und »gut gelaunt« an. Das sollte sich allerdings bald ändern …

Die Trendwende setzte damit ein, dass Fettleibigkeit schlicht und einfach nicht mehr als ästhetisch empfunden wurde. Um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert galt ein schlanker Körper als schön. Diese Vorstellung wurde ab den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts von großen Unternehmen ausgebeutet, die hofften, damit eine Menge Geld zu verdienen. 1925 startete der Zigarettenfabrikant Lucky Strike eine Werbekampagne mit dem Slogan Reach for a Lucky instead of a sweet (Greif zu einer Lucky statt zu einer Süßigkeit). Genau genommen funktioniert das auch, denn das in Zigaretten enthaltende Nikotin unterdrückt tatsächlich den Hunger. Aber eine Zigarette ist natürlich alles andere als eine gute Alternative zu Süßigkeiten. Ein schlauer Reklametrick war es aber trotzdem. In den dreißiger Jahren kam mit Dinitrophenol (DNP) eine sehr erfolgreiche, aber gefährliche Diätpille auf den Markt. Sie sorgte dafür, dass...

Erscheint lt. Verlag 22.2.2021
Übersetzer Annette Löffelholz
Zusatzinfo Abb. im Text
Sprache deutsch
Original-Titel VET belangrijk
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Ernährung / Diät / Fasten
Schlagworte Blutwerte • Body Positivity • Braunes Fett • Dauerhaft schlank • Diät • Diäten zum Abnehmen • eBooks • Ernährung • Fett-Logik • Fettstoffwechsel • Fettversteher • Fitness • fitness kochbuch • Gesunder Körper • gesunder Schlaf • gesundes Fett • Gesundheit • gutes fett • Heißhunger • Hormone • Immunsystem • Ratgeber • richtig essen • schlank & schön • schlanker Körper • schlechtes fett • Schwangerschaft • Stoffwechsel • Stoffwechselerkrankung • Stresshormone • Übergewicht • Versteckte Dickmacher • warum nehme ich nicht ab • weißes Fett
ISBN-10 3-641-24670-9 / 3641246709
ISBN-13 978-3-641-24670-9 / 9783641246709
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