Die Implizite Ordnung - Grundlagen eines ganzheitlichen Weltbildes -  David Bohm

Die Implizite Ordnung - Grundlagen eines ganzheitlichen Weltbildes (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
288 Seiten
Crotona Verlag
978-3-86191-167-8 (ISBN)
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David Bohm gilt heute als einer der genialen Vordenker einer neuen Interpretation der Quantenphysik. Seine Gedanken über eine „implizite Ordnung“ oder eine holistische Interpretation wissenschaftlicher Erkenntnisse gelten als bahnbrechend.
Bohm beeinflusste mit seinen Ausführungen eine ganze Generation von Naturwissenschaftlern und erschloss durch seine enge Freundschaft sowohl mit Krishnamurti als auch mit dem Dalai Lama weite spirituelle Kreise für seine Ideen einer neuen Physik.
Gerade die neuesten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse bestätigen auf eindrucksvolle Weise, wie weitblickend Bohms außergewöhnlicher Ansatz war. Es zeigt sich immer deutlicher, welche geheimnisvolle Ordnung hinter allen Geschehnisse waltet und dass eines inzwischen feststeht: Gott würfelt nicht!
Eines jener genialen Werke, die Geschichte geschrieben haben – und noch immer schreiben!

1 Fragmentierung und Ganzheit


 

Dieses Kapitel trägt die Überschrift „Fragmentierung und Ganzheit“. Heutzutage ist es besonders wichtig, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, denn Fragmentierung ist nicht nur in unserer Gesellschaft weitverbreitet, sondern dies gilt auch für jeden Einzelnen und führt zu einer allgemeinen geistigen Verwirrung, die dann wiederum eine endlose Kette von Problemen verursacht und die Klarheit unserer Wahrnehmungen so massiv beeinträchtigt, dass wir die meisten von ihnen nicht mehr selbst lösen können. Daher sind Kunst, Technologie und menschliche Arbeit im Allgemeinen in Spezialgebiete aufgeteilt, die im Wesentlichen als voneinander getrennt angesehen werden. Als man mit diesem Zustand unzufrieden war, definierte man interdisziplinäre Themengebiete, die die jeweiligen Spezialgebiete zusammenfassen sollten; doch diese neuen Themengebiete führten letztlich nur zu weiteren Fragmenten. Zudem entwickelte sich die Gesamtgesellschaft dahin, dass sie sich in einzelne Nationen und unterschiedliche religiöse, politische, ökonomische, rassische und andere Gruppen aufspaltete. Dementsprechend wird nun die natürliche Umwelt des Menschen als eine Ansammlung getrennt voneinander existierender Bereiche aufgefasst, die von verschiedenen Menschengruppen ausgebeutet werden. Auf ähnliche Weise wird jedes menschliche Individuum, entsprechend seiner jeweiligen Bedürfnisse, Ziele, Ambitionen, Loyalitäten, psychologischen Charakteristika und so weiter, dergestalt in zahlreiche verschiedene und widersprüchliche Schubfächer gestellt, dass ein gewisser Grad von Neurose als nahezu unvermeidlich akzeptiert wird, während zahlreiche Individuen, die die „normalen“ Grenzen der Fragmentierung überschreiten, als paranoid, schizophren, psychotisch oder dergleichen abklassifiziert werden.

Die Annahme, dass alle diese Zergliederungen unabhängig voneinander existieren, ist offensichtlich eine Illusion, die nur zu endlosem Konflikt und Verwirrung führen kann. In der Tat hat das Bemühen, dieser Annahme entsprechend zu leben, heutzutage zu sich häufenden äußerst bedrohlichen Krisen geführt. Es ist wohlbekannt, dass diese Lebensweise zu Umweltverschmutzung, Zerstörung des natürlichen Gleichgewichts, Überbevölkerung, weltweitem ökonomischen und politischen Chaos und zu globalen Lebensbedingungen führt, die für die meisten Menschen, die dem ausgesetzt sind, weder physisch noch geistig zuträglich sind. Angesichts der überwältigenden Masse unterschiedlichster sozialer Zwänge, die außerhalb der Kontrolle und selbst des Fassungsvermögens der darin gefangenen Menschen liegen, hat sich bei den meisten ein Gefühl von Hilflosigkeit und Verzweiflung entwickelt.

 

Tatsächlich war es bis zu einem gewissen Grad für die Menschen notwendig und angebracht, Dinge gedanklich zu zergliedern und aufzuteilen, um ihre Probleme auf überschaubare Proportionen zu reduzieren; denn wenn wir uns in unserer technischen Arbeit mit der Realität als Ganzes auf einmal beschäftigen wollten, wären wir selbstverständlich überwältigt. Daher waren in gewisser Weise die Schaffung spezieller Forschungsbereiche und die Arbeitsteilung ein wichtiger Schritt vorwärts. Zu einer früheren Zeit war auch die Erkenntnis des Menschen, dass er nicht mit der Natur identisch ist, ein entscheidender Schritt, denn dieser ermöglichte eine Autonomie des Denkens, die es ihm zuerst in seiner Vorstellung und letztlich bei seiner praktischen Arbeit erlaubte, über die Grenzen der Natur hinauszureichen.

Dennoch führte diese Fähigkeit des Menschen, sich selbst von seiner Umwelt abzugrenzen und die Dinge zu zergliedern und aufzuteilen, letztlich zu einer Vielzahl negativer und zerstörerischer Ergebnisse, denn der Mensch verlor das Bewusstsein für das, was er tat, und weitete so den Prozess der Zergliederung über die Grenzen hinaus aus, für die dies angebracht war. Im Grunde ist der Vorgang des Teilens ein bestimmter Ansatz, um bequem und sinnbringend über Dinge nachzudenken, die in den Bereich praktischer, technischer und funktioneller Aktivitäten (z.B. die Aufteilung von Land in verschiedene Felder, auf denen Nutzpflanzen angebaut werden sollen) fallen. Wenn diese Art des Denkens allerdings breiter angewendet wird, wie auf das Bild, das sich der Mensch von sich selbst und von der Welt, in der wir leben, macht (d.h. sein Selbst-Weltbild), dann empfindet er die dabei entstehenden Teilungen nicht mehr nur als sinnvoll oder bequem, sondern beginnt, sich selbst und seine Erfahrungen als tatsächlich getrennt existierende Fragmente zu sehen. Indem er sich von einem fragmentierten Selbst-Weltbild leiten lässt, handelt er so, als würde er es geradezu darauf anlegen, sich selbst und die Welt zu fragmentieren, so dass alles mit seiner Denkweise im Einklang steht. Der Mensch erhält so einen scheinbaren Beweis für sein fragmentiertes Selbst-Weltbild, obgleich er natürlich übersieht, dass er durch seine Denkweise selbst diese Fragmentierung erst hervorgebracht hat, die nun eine autonome Existenz zu haben scheint, unabhängig von seinem Willen und seinen Wünschen.

 

Die Menschen waren sich seit uralten Zeiten dieses Zustandes der scheinbar autonom existierenden Fragmentierung bewusst und haben oftmals Mythen aus einem noch früheren „Goldenen Zeitalter“ projiziert, als der Bruch von Mensch und Natur sowie von Mensch und Mensch noch nicht vollzogen war. Tatsächlich strebte der Mensch stets nach Ganzheit – mental, physisch, sozial und individuell.

Es ist interessant, dass das englische Wort „health“ (Gesundheit) auf dem angelsächsischen Wort „hale“2 beruht, was „ganz“ („whole“) bedeutet: Das heißt, um gesund zu sein, muss man auch ganz sein. Und dieses „ganz“ entspricht meines Erachtens auch dem hebräischen Wort „shalem“. Das englische Wort „holy“ sowie das deutsche Wort „heilig“ gründen sich auf derselben Wurzel wie „whole“ (ganz). All dies deutet darauf hin, dass der Mensch stets gespürt hat, dass Ganzheit oder Integrität eine absolute Notwendigkeit für ein lebenswertes Leben sind. Doch im Laufe der Zeitalter hat der Mensch meistens in einem Zustand der Fragmentierung gelebt.

Sicherlich verdient die Frage, wie es dazu gekommen ist, größte Aufmerksamkeit und sorgfältige Betrachtung.

In diesem Kapitel werden wir unsere Aufmerksamkeit auf unsere Denkschemata lenken, die eine subtile, aber doch entscheidende Rolle für die Beibehaltung der Fragmentierung und für den Widerstand gegen unseren tiefsitzenden Drang nach Ganzheit und Integrität spielen. Um unserer Diskussion eine konkrete Grundlage zu geben, werden wir bis zu einem gewissen Grad Terminologien der modernen Wissenschaft verwenden, ein Feld, das mir sehr vertraut ist. (Obgleich natürlich die allgemeine Bedeutung der zu diskutierenden Fragen stets mit bedacht wird.)

Wir werden zuerst im Bereich der wissenschaftlichen Forschung und später in einem mehr allgemeinen Zusammenhang herausarbeiten, dass die Fragmentierung immer wieder durch die fast universelle Gewohnheit herbeigeführt wird, den Inhalt unserer Gedanken für „eine Beschreibung der Welt, wie sie ist“ zu halten. Wir könnten es auch so ausdrücken, dass wir annehmen, unsere Gedanken stünden in direktem Kontakt mit der objektiven Wirklichkeit. Da unsere Gedanken jedoch von Gegensätzen und Differenzierungen durchzogen werden, folgt daraus, dass eine solche Gewohnheit dazu führt, dass wir diese nun für wirklich existierende Aufspaltungen halten und die Welt so als tatsächlich zerstückelt angesehen und erfahren wird.

Die Beziehung zwischen den Gedanken und der Wirklichkeit, über die diese Gedanken gedacht werden, ist tatsächlich wesentlich komplexer als eine banale Korrespondenz. Daher besteht in der wissenschaftlichen Forschung ein Großteil unseres Denkens im Aufstellen von Theorien. Das Wort „Theorie“ stammt von dem griechischen Wort „theoria“, das sich von derselben Wurzel ableitet wie „Theater“, und „anschauen“ oder „ beobachten“ bedeutet. Daher könnte man vielleicht sagen, dass eine Theorie in erster Linie eine Art von Einsicht ist, d.h., eine bestimmte Art die Welt anzuschauen, nicht dagegen ein Wissen davon, wie die Welt ist.

Im Altertum hatten die Menschen zum Beispiel die Theorie, dass die Himmelsmaterie grundsätzlich verschieden sei von der Erdmaterie, und dass es durchaus natürlich sei, dass die Objekte auf der Erde nach unten fielen, während es für die Himmelsobjekte, wie zum Beispiel den Mond, natürlich sei, am Himmel zu bleiben. Mit dem Anbrechen der modernen Zeit begannen Wissenschaftler jedoch, die Ansicht zu entwickeln, dass es keinen wesentlichen Unterschied zwischen der Erdmaterie und der Himmelsmaterie gäbe. Dies bedeutete natürlich, dass Himmelsobjekte, wie zum Beispiel der Mond, eigentlich herunterfallen sollten, doch für lange Zeit ließen die Menschen diese Folgerung unbeachtet. Durch eine plötzliche Eingebung sah Newton dann, dass, genauso wie der Apfel fällt, dies auch alle anderen Objekte tun. Dies führte ihn zur Theorie der universellen Gravitation, der zufolge alle Objekte in Richtung auf verschiedene Zentren fallen (z.B. die Erde, die Sonne, die Planeten usw.). Dies war eine neue Art der Anschauung des Himmels, bei der die Bewegungen der Planeten nicht mehr durch die antike Brille betrachtet wurden und es auch keinen essenziellen Unterschied zwischen Erdmaterie und Himmelsmaterie mehr gab. Stattdessen behandelte man diese Bewegungen in Bezug auf die Fallgeschwindigkeiten aller Materie, Erden- sowie Himmelsmaterie, in Richtung verschiedener Zentren; und wenn man dabei irgendetwas nicht erklären konnte, suchte man – und fand auch oftmals –...

Erscheint lt. Verlag 6.10.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
Naturwissenschaften Physik / Astronomie
ISBN-10 3-86191-167-1 / 3861911671
ISBN-13 978-3-86191-167-8 / 9783861911678
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