Praktischer Okkultismus -  Helena P. Blavatsky

Praktischer Okkultismus (eBook)

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2020 | 1. Auflage
148 Seiten
Aquamarin Verlag
978-3-96861-189-1 (ISBN)
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Als Helena P. Blavatsky die Theosophische Gesellschaft gründete, war der Ausdruck „okkult“ für ein nur im inneren Kreis gelehrtes spirituelles Wissen allgemein bekannt. Er hatte nichts mit „dunklen Kräften“ zu tun, sondern bezog sich ausschließlich auf den „geistigen Pfad“. Später wandelte sich der Begriff „Okkultismus“ zum auch heute noch gebräuchlichen Wort „Esoterik“.
Madame Blavatsky kannte wie kaum eine andere Persönlichkeit ihrer Zeit die Möglichkeiten, aber auch die Gefahren des „Pfades der Schülerschaft“. Wer ernsthaft den Weg nach innen beschreiten wollte, musste zuerst einmal eines tun: An sich selbst arbeiten!
So ist dieses Werk tatsächlich zuerst ein „Praxisbuch“, weil es im Detail die Anforderungen beschreibt, die ein zukünftiger Schüler der „Meister der Weisheit“ in seinem täglichen spirituellen Streben zu beachten hat.
Ein Buch über die geistige Suche, das nichts an seiner Aktualität eingebüßt hat. Die Gesetze des „Pfades“ sind seit Jahrtausenden noch immer dieselben!
Die Sammlung enthält Texte aus Blavatskys ursprünglich als „streng vertraulich“ gekennzeichneten „Esoterischen Lehrbriefen“ sowie einer Reihe kleinerer Aufsätze, die bisher nur teilweise greifbar waren.

1. Okkultismus ist spirituelle Entfaltung


Führt der Weg hinauf zur Bergesspitze?

Ja, zum höchsten Gipfel.

Dauert die Reise den ganzen langen Tag?

Vom frühen Morgen bis zur späten Nacht, mein Freund.

 

In diesen Zeilen bringt die Lyrikerin Christina Rossetti das Leben strebender Menschen, die den Weg zu Höherem gehen, treffend zum Ausdruck. Trotz aller Unterschiede in den Darstellungen der esoterischen Lehre, die in jedem Zeitalter in neuen Gewändern mit unterschiedlicher Farbe und Struktur erscheint, besteht doch völlige Übereinstimmung in einem Punkt – in dem einzuschlagenden Weg zur spirituellen Entfaltung des Menschen. Von jeher gab es aber eine unabänderliche Voraussetzung, die der Strebende erfüllen musste, und der er sich noch immer widerstandslos beugen muss – das ist die vollständige Unterwerfung seiner niederen Natur durch seine höhere Natur. Selbst wenn wir alle heiligen Schriften der Völker und Religionen dieser Welt durchsuchten, von den Veden und Upanishaden bis hin zu der wichtigen kleinen Schrift Licht auf den Pfad, so würden wir doch immer nur den einen, den einzigen Weg finden, auf dem der Mensch wirkliche geistige Erkenntnis erlangen kann: Es ist immer derselbe schwere, schmerzliche und mühevolle Weg. Wie kann es auch anders sein, wenn alle Religionen und Philosophien doch nur Varianten der ersten Lehren der einen Weisheit sind, die der planetarische Geist dem Menschen zu Beginn des Zyklus zuteil werden ließ?

Der wahre Adept, der entwickelte Mensch, muss werden, so wird uns immer wieder mitgeteilt. Er entspringt nicht einem Schöpfungsakt. Es handelt sich deshalb um einen Wachstums- und Entwicklungsprozess, der unausweichlich gewisse Schmerzen bereitet.

Die Hauptursache für die Schmerzen ist unsere unablässige Suche nach Beständigkeit in einer Welt der Unbeständigkeit. Es ist aber nicht nur diese Suche, sondern unser Handeln, so als hätten wir das Unwandelbare bereits gefunden in der Welt, deren einzige von uns mit Sicherheit anzunehmende Eigenschaft fortwährende Veränderung ist. Unausbleiblich verändert sie sich gerade dann, wenn wir sicher sind, Beständigkeit gefunden zu haben und fest in ihr verankert zu sein scheinen – so entsteht Schmerz.

Aber die Idee des Wachsens enthält auch die Idee des Zerrissenwerdens: Das innere Selbst muss immer wieder aus seinem beengenden Gefängnis ausbrechen, und dieses Sprengen seiner Umgrenzung, dieser Ausbruch kann nicht ohne Schmerzen vollbracht werden – nicht körperliche, sondern geistige, intellektuell empfundene Schmerzen.

Das ist der Verlauf unseres Lebens. Wir empfinden ein Unglück, das uns trifft, jedes Mal als das Schlimmste, als den größten aller möglichen Schmerzen – es ist jedes Mal gerade der Schmerz, der uns am unerträglichsten erscheint. Eine Betrachtung aus größerem Abstand jedoch lässt erkennen, dass der Vorgang des Ausbrechens aus der uns umgebenden Mauer, und zwar an ihrer empfindlichsten Stelle, begonnen hat. Wir erkennen dann auch, dass unser Wachsen, wenn es sich um wirkliches Wachstum handelt und nicht nur das angehäufte Resultat einer Reihe von inneren Auswüchsen oder Wucherungen ist, ein Prozess von allumfassender Gleichmäßigkeit sein muss. Es ist wie das Wachsen eines menschlichen Körpers: Nicht zuerst vielleicht der Kopf und eine Hand, dann ein Bein, sondern überall, gleichzeitig, gleichmäßig und unmerklich. Der Mensch tendiert dazu, seine Konzentration auf Teilgebiete zu richten und so das große Ganze zu ignorieren. Jeder unerträgliche Schmerz wird durch das Aufbäumen eines der ignorierten Teile verursacht, und dieses Aufbäumen wird durch die Ausrichtung und die Auswirkungen unserer einseitig an anderer Stelle vorhandenen Konzentration noch erschwert.

Das Böse ist oft das Resultat von übertriebenem Wollen. Die Menschen versuchen stets, zu viel zu erreichen, anstatt sich auf ein vernünftiges Maß zu bescheiden. Sie übertreiben in jeder ihrer Unternehmungen und produzieren damit Karma, das in zukünftigen Geburten zur Wirkung kommt. Die Gier nach weltlichem Erfolg und nach Belohnung gehört zu den subtilsten Formen des Bösen. Viele Menschen sind sich gar nicht bewusst, wie sehr sie ihre Lebenskraft durch den Wunsch nach Belohnung und Erfolg vergeuden, weil dieser Wunsch zum bestimmenden Faktor ihres Lebens wird und sie deshalb anfällig sind für Unsicherheit, Zweifel, Angst, Hoffnungslosigkeit und Niedergeschlagenheit. In einem Wort: Für ein gescheitertes Leben.

Das Ziel des nach spiritueller Weisheit strebenden Menschen ist der Aufstieg zu einem höheren Existenzbereich. Er will ein neuer Mensch werden, ein in jeder Beziehung seinen derzeitigen Zustand überwindender, sich weiter entwickelnder Mensch. Wenn er erfolgreich ist, werden seine Fähigkeiten und der Umfang seiner geistigen Möglichkeiten an Stärke zunehmen und entsprechend größer und umfangreicher werden, gerade so wie erhöhte Fähigkeiten auf jeder neuen Stufe der Evolution in der sichtbaren Welt auftreten. So entstehen im Adepten jene so oft beschriebenen wunderbaren Kräfte. Aber es muss uns immer bewusst sein, dass diese Kräfte die natürlichen Begleiterscheinungen einer Existenz auf höheren Ebenen der Evolution sind, so wie die alltäglichen Fähigkeiten, die zum Leben des Menschen auf seiner normalen Existenzebene gehören.

Leider ist die Meinung weit verbreitet, der Status des Adepten sei weniger das Resultat eines radikalen Entwicklungsweges als vielmehr das Ergebnis einer dem Leben hinzugefügten Struktur. Dieser Auffassung nach ist ein Adept ein Mensch, der ein fest umrissenes und ausgefeiltes Pensum zusammengesuchter Regeln absolviert und dabei eine Fähigkeit nach der anderen erlernt hat. Hat er dann einen gewissen Umfang an Fähigkeiten oder Kräften erreicht, so hat er, glaubt man, sich seine Sporen als Adept verdient. Das ist dann auch der Grund für die bedauerliche Überzeugung, dass der erste Schritt auf dem Weg zur Adeptschaft das Erlernen dieser »Kräfte« sei. Dazu zählen vorrangig und als besonders faszinierend Hellseherei und das »Reisen« außerhalb des physischen Körpers.

Mit Menschen, die das zur privaten Bereicherung anstreben, haben wir nichts zu tun. Sie wird das Schicksal ereilen, das allen bestimmt ist, deren Motive rein egoistischer Natur sind. Aber es gibt andere, die, Wirkung und Ursache verwechselnd, der ehrlichen Überzeugung sind, das Erlangen übernatürlicher Kräfte sei Voraussetzung und einziger Weg zur spirituellen Fortentwicklung. Sie sind es, die die Theosophische Gesellschaft als öffentlich zur Verfügung stehende und nutzbare Möglichkeit zur Erlangung dieses Wissens ansehen. Man sieht unsere Gesellschaft wohl als eine Art okkulte Hochschule an, als eine Akademie, deren Daseinszweck es ist, Seminare für Möchtegern-Wunderheiler abzuhalten. Es gibt immer noch Mitmenschen, in deren Köpfen diese Vorstellung trotz wiederholter Richtigstellungen fest verankert ist. Sie lassen keine Gelegenheit aus, ihre Enttäuschung lauthals kundzutun, wenn sie merken, dass reinste Wahrheit ist, was ihnen gleich zu Anfang gesagt worden ist, nämlich dass die Gesellschaft nicht gegründet wurde, um neue und leichte Pfade zur Erlangung von »Kräften« aufzuzeigen, sondern dass es im Gegenteil ihre einzige Aufgabe ist, die Flamme der Wahrheit wieder leuchten zu lassen, die so lange verborgen und nur noch für die wenigen erkennbar war. Zu ihren Aufgaben gehört es, diese Wahrheit am Leben zu erhalten durch die Schaffung einer brüderlichen Vereinigung aller Menschen, einer allumfassenden Brüderlichkeit also, die der einzig wahre Nährboden für jene kostbare Frucht ist. In der Tat will die Theosophische Gesellschaft das spirituelle Wachstum eines jeden Individuums in ihrem Einflussbereich unterstützen, ihre Methoden jedoch sind die der Rishis aus alter Zeit, ihre Lehren die der ältesten Esoterik. (…)

In diesem Zusammenhang warnen wir unsere Mitglieder und alle anderen nach spiritueller Erkenntnis suchenden Menschen, sich Personen anzuvertrauen, die ihnen leichte Methoden zur Erlangung psychischer Kräfte versprechen. Derartige »Kräfte« (laukika) sind tatsächlich verhältnismäßig leicht auf künstlichem Weg zu erwerben, verschwinden aber sehr schnell wieder, sobald die verabreichten stimulierenden Nervenmittel ihre Wirkungskraft verlieren. Die Fähigkeit zum wahren Hellsehen sowie echte Adeptschaft, die von wirklichen psychischen Entwicklungen (lokothra) begleitet werden, gehen niemals verloren.

Es fällt auf, dass seit der Gründung der Theosophischen Gesellschaft plötzlich die unterschiedlichsten Gruppierungen und Gesellschaften aus dem Boden geschossen sind, die alle das von unserer Gesellschaft hervorgerufene Interesse an psychischen Forschungen weidlich ausnutzen und davon profitieren, indem sie Mitglieder durch das Versprechen leicht erlernbarer psychischer Fähigkeiten anlocken. (…) Wir können nur hoffen, dass kein Mitglied der Theosophischen Gesellschaft sich durch derartige Versprechungen von selbstbetrügerischen Träumern oder kommerziellen Unternehmen mit bewusst betrügerischen Absichten verleiten lässt und ihnen auf den Leim geht. (…)

Die Enttäuschung einiger Theosophen ist zweifellos groß, weil wir ihnen keine Abkürzung auf dem Weg zum Yoga Vid­ya anbieten. Aber das ist ihre eigene Schuld. Dann wiederum gibt es andere, die Anleitungen praktischer Natur von uns erwarten. Typischerweise sind es diese Individuen, die die Gesellschaft am lautesten kritisieren, aber kaum je etwas zu ihrer Unterstützung getan haben. (…) Es wäre gut, wenn die Mitglieder der einzelnen Sektionen sich zusammensetzen würden, um ernsthaft zu beraten, welche praktischen Schritte zur Erfüllung der wirklichen Ziele der Gesellschaft zu unternehmen...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
ISBN-10 3-96861-189-6 / 3968611896
ISBN-13 978-3-96861-189-1 / 9783968611891
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