Franz Hartmann - Die Botschaft der Theosophie (eBook)
450 Seiten
Aquamarin Verlag
978-3-96861-070-2 (ISBN)
Der Arzt Franz Hartmann war ein enger Weggefährte der legendären Begründerin der Theosophischen Gesellschaft, Helena P. Blavatsky. Er zählte in Indien zu ihren engsten Vertrauten und konnte die aufrüttelnden Gründerjahre der modernen Theosophischen Bewegung als Augenzeuge miterleben.
In seinen Werken findet sich grundlegendes spirituelles Wissen aus den ursprünglichen Quellen der Theosophie, das viele nachfolgende Generationen von geistigen Suchern nachhaltig beeinflusste. Die wichtigsten Auszüge aus seinem umfangreichen Schrifttum sind in dieser Werkauswahl erstmals vereinigt.
Ein biographischer Essay zeigt zudem, was für ein außergewöhnliches Leben Dr. Franz Hartmann auf fast allen Kontinente der Erde führte. Ein Buch, das Zeugnis dafür ablegt, was gelebte Theosophie wahrhaft meint!
3. Die Reise beginnt – Hartmann in den USA
Er mag ein Träumer sein, aber stets einer mit einer guten Portion Abenteuerlust in sich. 1865, kurz vor Abschluss seines Studiums17, unternimmt Hartmann eine Ferienreise nach Frankreich, die seinem Leben eine entscheidende Wendung geben wird. Es zieht ihn nach Paris. Dort angekommen, beschließt er, einen Ausflug ans Meer zu unternehmen, eine „Vergnügungsfahrt […] auf einem train de plaisir“. An einem Samstagabend bricht er auf, er reist nach Le Havre und plant, bereits am nächsten Montag zurück zu sein. Doch es kommt anders, denn „das Schicksal hatte es anders bestimmt“18.
Im Hafen wird ihm eine Stelle als Schiffsarzt auf dem amerikanischen Paketboot „Mercury“ angeboten, das Auswanderer nach New York bringen soll. Kurz entschlossen nimmt Hartmann an, bricht alle Brücken hinter sich ab, und aus dem Wochenendausflug nach Le Havre wird so eine Reise nach New York. Achtzehn Jahre wird Hartmann in Amerika bleiben.
Angekommen in den USA, lässt sich Hartmann zunächst in St. Louis, Missouri, nieder, dort herrscht zu diesem Zeitpunkt eine Cholera-Epidemie, und Ärzte werden dringend gebraucht.19
Er beendet sein Studium als MD (Dr. med.), praktiziert daraufhin als Augenarzt und nimmt 1867 die amerikanische Staatsbürgerschaft an.20 Er scheint sich in dieser Phase seines Lebens dauerhaft niederlassen zu wollen und seine Heimat in den Vereinigten Staaten gefunden zu haben.
Doch schon 1870 gibt er das ruhige Leben und seine gut gehende Praxis wieder auf. Erneut ergreift ihn die Abenteuerlust, treibt ihn weiter, und er nimmt eine ausgedehnte Reisetätigkeit auf, vornehmlich zu den indigenen Völkern Amerikas. Er durchstreift Missouri alleine, ohne Führer, und besucht die dort ansässigen Indianerstämme, wo er die „freundlichste Aufnahme“21 findet. Er lebt und spricht mit ihnen und studiert ihre Kultur, ihre spirituellen Gebräuche und möchte insbesondere ihre religiösen Anschauungen kennen lernen.22 So besucht er unter anderem „die Shawnee, die Seneka, die Choktaw und Chirokee“23.. Er ist beeindruckt von ihrer Verbundenheit mit der Natur und der Vertrautheit mit deren Geheimnissen.
Er geht sogar so weit zu sagen, dass er seinen ersten „Unterricht in der Theosophie“ dort durch den Häuptling der Shawnees erhielt. Dieser lädt ihn ein, in das Gebiet der Seneka zu reiten und antwortet auf Hartmanns Frage, ob dies für ihn als Weißen denn nicht mit Gefahren verbunden wäre: „Oh nein! Der große Geist, der Geist der Liebe, ist dort.“ Ein Indianerhäuptling weist ihn, den Christen, auf die Allgegenwart Gottes hin, eine Lehre, die, so Hartmann weiter, „zwar in jedem Katechismus zu finden ist, die aber im alltäglichen Leben nur selten berücksichtigt wird“.24
Ein starker Drang nach Erkenntnis und Wahrheit treibt ihn an, der ihn zeitlebens beseelt. Er will den wahren Sinn des Lebens erfassen, den er bisher weder in den von ihm so geschätzten Naturwissenschaften finden konnte noch in den Glaubenssätzen der Kirche. Obwohl er früh erkennt, dass der Materialismus25 in eine Sackgasse führen muss und man allein mit Hilfe des Verstandes nicht zur Erkenntnis der von ihm gesuchten Wahrheit gelangen kann, findet er zu diesem Zeitpunkt noch keinen anderen Weg für sich.26
Nach einem kurzen Zwischenstopp in New Orleans durchreist er Mexiko, ist von der Natur und den Menschen tief beeindruckt und kehrt erst zwei Jahre später nach Texas zurück. 1873 lässt er sich dort nieder, arbeitet als Landarzt und kauft „ein Gut in der Nähe von Brenham mit Wald und Wiesen, baute sich ein Haus und widmete seine Zeit der Landpraxis und dem Studium der spiritualistischen Schriften. […] Aber zu einem Haus gehört auch eine Hausfrau, und somit heiratete er kurz entschlossen ein Fräulein, die Schwester der Frau eines benachbarten Gutsbesitzers. Die Ehe war glücklich, aber nur von kurzer Dauer; denn schon nach sieben Monaten starb Ernestine an den Folgen eines Nervenfiebers.“27
In diesen dürren Worten schildert Hartmann eine für ihn sicher sehr schwere Zeit. Der Verlust seiner Frau muss ihn aber tief berührt haben, denn er bricht erneut alle Brücken hinter sich ab, verkauft die Farm und zieht weiter.
Er durchstreift Texas kreuz und quer, ist dabei fast trotzig bereit, dem Leben die Stirn zu bieten, von jetzt an mit „einem trostlosen Agnostizismus vorlieb zu nehmen, das Leben zu genießen und mich um nichts weiter zu bekümmern“.28
Erst 1878, nach fünf Jahren in Texas29, zieht es ihn wieder nach New Orleans zurück. Zum wiederholten Male greift der Zufall in sein Leben ein und gibt ihm eine weitere, entscheidende Wendung. Hartmann vertraut kurz nach seiner Ankunft seinen Koffer einem Mitreisenden an, der diesen jedoch entwendet und mit ihm Hartmanns gesamte Barschaft, alle seine Instrumente und Bücher, ganz zu schweigen von seiner Kleidung. Hartmann ist, bis auf „etwas Kleingeld, das er in der Westentasche trug“, nun völlig mittellos.
Gewiss kann er in der Stadt als Arzt tätig werden, aber er weiß ganz genau, dass in einer Großstadt wie New Orleans die Konkurrenz groß ist und „selbst der tüchtigste Arzt dort ein Jahr lang auf seinen ersten Patienten warten könnte“.30 Anstatt zu verzweifeln, lernt Hartmann, nun ganz auf sich selbst zurückgeworfen, sich und seiner Kraft zu vertrauen und überlässt sich erneut dem Zufall. Er lernt bereits am nächsten Morgen einen Apotheker kennen, den er aufsucht, um ein Mittel gegen die Moskitostiche zu erwerben, die ihn quälen. Im Gespräch mit dem Kollegen bietet ihm dieser ein Zimmer über seiner Apotheke an. Hartmann soll dort gratis Rezepte ausstellen, welche die Patienten dann in seiner Apotheke einlösen können. Ihm selbst wird ein Anteil am Gewinn zugesagt. Hartmann greift zu und verfügt bald danach über ein Einkommen, „auf das man unter anderen Umständen hätte Jahre warten können“.31
In seinen Memoiren erkennt Hartmann rückblickend, dass es nicht der blinde Zufall ist, der seinen Lebensweg bis zu diesem Punkt geprägt und bestimmt hat. Der „Schüler der Theosophie erkennt in ihnen [den sog. Zufällen] die Wirkung des Gesetzes des Karmas, d.h. des Gesetzes, dass es keine Wirkung ohne Ursache gibt, und dass in einem gewissen Sinne das Schicksal eines jeden Menschen unter einer höheren Leitung steht, die das Gesetz des Geistes in der Natur ist. Für ihn gibt es keinen „Zufall“, der keinen Grund hat, es fällt dem Menschen nichts zu, als was er in diesem oder einem früheren Leben selber gesät und gepflanzt hat.“32
Aber der Aufenthalt in New Orleans bringt noch eine andere, vielleicht wichtigere Wendung in Hartmanns Leben mit sich. Die Stadt wird zu dem Ort, an dem er „die Gelegenheit“ findet, „die materielle Weltanschauung in ihr Nichts versinken zu sehen“. Von dieser ist er seit langem enttäuscht. Der Materialismus erweist sich als zu begrenzt, um wirkliche Antworten auf die großen Fragen zu geben, die Hartmann zunehmend beschäftigen: Was ist Wahrheit? Was ist Liebe? Wo kommt das Gute her, wo das Böse? Was ist das eigentlich: Leben?
Auch die „blinden Spekulationen“ der „modernen Philosophen“ helfen ihm nicht weiter.33 Lediglich in den Werken Goethes und Shakespeares, in der Poesie generell, entdeckt er eine erste Ahnung von dem Eigentlichen, das er sucht.
Hartmann kommt in New Orleans in Kontakt mit dem damals in Amerika auftauchenden und von Anfang an sehr populären Spiritismus (engl. spiritualism)34. Er selbst beschreibt es in seinen Erinnerungen folgendermaßen: „Da las Dr. Hartmann eines Tages in der Zeitung, dass ein gewisser Professor Peebles einen Vortrag über den Spiritualismus halten werde, zu dem jedermann Zutritt hatte.“ […] „‚Um sich einen Jux zu machen‘, besuchte er die Versammlung, fand sich aber in überraschender Weise getäuscht; denn statt einer Versammlung hohläugiger Narren und Wahnsinniger“, die er nach eigenen Worten dort erwartet hatte, „fand er dort die beste Gesellschaft von New Orleans, [...].“35 Das Leben nach dem Tode wird vom Vortragenden in den leuchtendsten Farben geschildert, und Hartmann bemerkt ironisch, dass „man nichts Besseres tun könne, als sich eine Kugel durch den Kopf zu schießen, um baldmöglichst dahin zu gelangen“.36
Obwohl er dem Ganzen gegenüber skeptisch bleibt, kann er sich der Faszination des Vortrages nicht entziehen. Immerhin gibt es ein Leben nach dem Tode, Medien berichten darüber aus angeblich erster Hand, indem sie in Kontakt mit den Seelen Verstorbener treten, mit deren Stimme sprechen und scheinbar Antworten und Botschaften aus dem Jenseits weiterleiten. Vielleicht scheint hier eine Möglichkeit auf, dem Sinn des Lebens näher zu kommen, Antworten auf die drängenden Fragen zu finden, die ihn immer noch quälen.
Hartmann wird schnell zu einem Experten auf dem Gebiet des Spiritismus, ja „[...] es dürfte wohl schwerlich jemand in Amerika oder Europa zu finden sein, der von spiritistischen Phänomenen mehr gesehen hat, als Dr. Hartmann während der nun folgenden...
Erscheint lt. Verlag | 28.3.2020 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Esoterik / Spiritualität |
ISBN-10 | 3-96861-070-9 / 3968610709 |
ISBN-13 | 978-3-96861-070-2 / 9783968610702 |
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