Selbst investiert die Frau (eBook)

Wie Sie selbstbestimmt und mit Leichtigkeit Ihr Geld vermehren
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
304 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-00806-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Selbst investiert die Frau -  Christiane von Hardenberg
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Was macht frau mit ihrem Geld? Und wie kann sie es vermehren? Christiane von Hardenberg, Wirtschaftsjournalistin und Mutter von vier Söhnen, weiß: Geld allein macht zwar nicht glücklich. Aber es schenkt Unabhängigkeit - besonders Frauen. Sie möchte Mut machen und Frauen das Handwerkszeug vermitteln, ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen, so wie sie es getan hat: mit Freude, Selbstbewusstsein und der Bereitschaft, auch mal einen Fehler zu machen. So kann das Vermögen wachsen, und die persönliche Freiheit ebenso.

Christiane von Hardenberg ist promovierte Volkswirtin, Journalistin, Investorin, Unternehmertochter und Mutter von vier Söhnen. Nach Stationen bei der ZEIT und der Süddeutschen Zeitung arbeitete sie 10 Jahre lang als Wirtschaftsjournalistin für die Financial Times Deutschland. Als sie in jungen Jahren erbte, musste sie ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen; heute agiert sie mit großer Freude zwischen Familienleben und Börse und hat sich damit über die Jahre ein Vermögen aufgebaut. Seit 2021 erschien wöchentlich ihre Kolumne «money matters» auf ZEIT Online, seit 2024 erscheint ihre Kolumne «Über Rendite» bei der FAZ.

Christiane von Hardenberg ist promovierte Volkswirtin, Journalistin, Investorin, Unternehmertochter und Mutter von vier Söhnen. Nach Stationen bei der ZEIT und der Süddeutschen Zeitung arbeitete sie 10 Jahre lang als Wirtschaftsjournalistin für die Financial Times Deutschland. Als sie in jungen Jahren erbte, musste sie ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen; heute agiert sie mit großer Freude zwischen Familienleben und Börse und hat sich damit über die Jahre ein Vermögen aufgebaut. Seit 2021 erschien wöchentlich ihre Kolumne «money matters» auf ZEIT Online, seit 2024 erscheint ihre Kolumne «Über Rendite» bei der FAZ.

Teil 1


1 Ich dachte, ich sei reich – oder: Wie Sie sich finanzielle Ziele setzen


«Sie sind ein reiches Fräulein!» Mit diesen eindrucksvollen Worten baute sich unser Steuerberater, ein Freund der Familie, vor mir auf und guckte mir tief in die Augen. Seine Haare waren ebenso grau wie sein in die Jahre gekommener Anzug. Ich war 13 Jahre alt, wir feierten meine Konfirmation. Der graue Herr kam aus einer längst vergangenen Zeit, das verriet nicht nur seine Wortwahl.

Reiches Fräulein. Die Worte unseres Steuerberaters schmeichelten mir. «Reich.» Das klang vielversprechend und schillernd. Zugleich lösten die Worte großes Unbehagen in mir aus. «Reich» klang auch nach sehr viel Verantwortung und einer großen Last.

Mein Vater war gestorben, als ich noch keine vier Jahre alt war. Er hinterließ mir, nicht meiner Mutter, ein gutgehendes Unternehmen: Mein Vater, geboren 1907, hatte nach dem Krieg aus der Schnapsbrennerei seiner Eltern einen Tabak- und Getränkegroßhandel gemacht, zu dessen ersten Kunden das Wolfsburger VW-Werk gehörte. Als der Käfer zum millionsten Mal vom Band lief, muss auch mein Vater seine erste Million gemacht haben. Mit dem Wirtschaftswunder ging es mit seinem Unternehmen steil bergauf.

Das Wirtschaftswunder war längst Geschichte, doch meine Eltern lebten es weiter. Ich wuchs in einer merkwürdigen Blase auf. Wir wohnten in einem großen Haus mit einem viel zu großen Garten, den mein Vater seinen «Park» nannte. Der Park ist in meiner Kindheitserinnerung übrigens sehr viel größer als in Wirklichkeit, ähnlich wie mein Vermögen. Wir hatten eine Haushälterin, einen Gärtner und eine Sekretärin. Und viele Angestellte. Meine Eltern fuhren Mercedes, was in den siebziger Jahren in der Volkswagenstadt Wolfsburg recht außergewöhnlich war.

Mein Leben unterschied sich sehr von dem meiner Kindergartenfreundinnen, die mit ihren Eltern oftmals in kleinen Wohnungen lebten. In gewisser Weise beneidete ich sie, die im verbeulten Käfer zum Ballettunterricht gebracht wurden und nachmittags nicht allein im Park, sondern mit ihren Geschwistern über die Stockbetten tobten. Schon früh dämmerte mir, dass der Tod meines Vaters und sein Erbe mit deutlich mehr Verantwortung einhergingen, als mir lieb war. In einem Alter, in dem meine Freundinnen Balletttänzerinnen werden wollten, erklärte ich zum Entzücken von Familie und Freunden der Familie, ich würde später Betriebswirtschaftslehre studieren.

Die nächsten 30 Jahre lebte ich in der Annahme, reich zu sein – oder zumindest sehr wohlhabend. Und ich lebte mit einem Gefühl, das sehr viele Erben haben: der Schuld, für meinen vermeintlichen Reichtum nichts getan zu haben. Ich wollte mit meinem Erbe daher lange nichts zu tun haben, reiste nach dem Studium ans andere Ende der Welt, verdiente meinen Lebensunterhalt als Journalistin. Auch nach dem Tod meiner Mutter kümmerte ich mich nur halbherzig um meinen Besitz.

Als ich 2012 schließlich einen tieferen Blick in meine Finanzen tat, wurde mir sehr schnell klar, dass mein Leben auf einem großen Missverständnis beruhte: Ich war einmal ein reiches Mädchen. 1977. Als mein Vater gestorben war und ich geerbt hatte. Vielleicht auch noch 1987, im Jahr meiner Konfirmation. Seit unser Steuerberater den für mich so prägenden Satz «Sie sind ein reiches Fräulein» gesagt hatte, waren aber 25 Jahre vergangen. 25 Jahre, in denen mein vermeintliches Vermögen vor sich hin geschlummert hatte und von ganz allein weniger geworden war. Dafür hatte schon allein die Inflation gesorgt. 1000 Mark aus dem Jahr 1987 waren 2012 nur noch rund 190 Euro wert. Durch bloßes Nichtstun hatte sich mein Vermögen mehr als halbiert. Ganz zu schweigen von suboptimalen Investitionsentscheidungen, die meine Familie getroffen hatte.

Bei genauerer Betrachtung besaß ich kein Vermögen mehr, sondern stand vor einem ziemlichen Schlamassel. Und hätte ich noch fünf Jahre länger nichts getan, wäre von dem einstigen Vermögen vermutlich kaum noch etwas übrig gewesen. Bereits jetzt hatten die Dinge deutlich an Wert verloren: Das Mehrfamilienhaus in der Fußgängerzone hatte stark an Attraktivität verloren, seit sich dort die Neonazis tummelten. Ein Supermarkt in der City war in den fünfziger Jahren eine Goldgrube, in den 2000er Jahren wollten die Menschen in großen Einkaufszentren auf der grünen Wiese einkaufen. Das Ferienhaus in den Alpen, mittlerweile mit Blick auf qualmende Fabrikschornsteine, war ebenfalls recht wertlos. Probleme, wo ich hinsah. Die Reihenhäuser, die meine Eltern nach dem Verkauf unseres Unternehmens gebaut hatten, liefen noch ganz gut – sie gehörten allerdings noch zu einem großen Teil der Bank. Damit sie weiterhin gut liefen und ich irgendwann einmal die Kredite getilgt hätte, müsste ich die Dinge in die Hand nehmen. Am besten sofort.

Der Zeitpunkt war gut, um etwas in meinem Leben zu ändern und die Dinge anzupacken: Die Zeitung, bei der ich damals arbeitete, stand nach etlichen Sparrunden kurz vor der Pleite, und mein dritter Sohn war 18 Monate alt. Mir schien es immer weniger sinnvoll, die längste Zeit des Tages in der Redaktion zu verbringen und austauschbare Artikel zu schreiben. Und das alles für ein Gehalt, mit dem ich zum Lebensunterhalt unserer wachsenden Familie nicht angemessen beitragen konnte. Ich wollte unabhängig sein, meine eigenen Entscheidungen treffen und für meine Kinder sorgen – auch wenn dies für meinen Mann in den ersten Jahren durchaus gewöhnungsbedürftig war. Die Rolle des Versorgers ist eben auch eine dankbare Rolle.

Mein Entschluss, einen anspruchsvollen und prestigeträchtigen Job an den Nagel zu hängen und es zu meiner Hauptaufgabe zu machen, mein Vermögen wieder aufzubauen, stieß auf einiges Unverständnis bei meinen Freunden und Kollegen. Von «Geld macht doch nicht glücklich» über «Nein, mit so etwas wollen wir uns nicht beschäftigen» bis hin zu «Du bist also eine Kapitalistin» blieb mir kein Kommentar erspart. Natürlich macht Geld nicht glücklich. Wer das erwartet, hat irgendetwas falsch verstanden. Geld allein macht ja auch nicht satt! Geld ist nur ein Mittel zum Zweck. Ein Mittel, um das Leben einfacher, sicherer und angenehmer zu machen. Erst wenn man kein Geld hat, wird Geld zum Problem. Und genau dieses Problem wollte ich nicht haben.

Was genau aber war mein Ziel? Mir ging es anfänglich um Sicherheit. Ich wollte die Sicherheit wiederherstellen, die ich aus meiner Kindheit gewohnt war. Nicht für mich, sondern für meine drei, später vier, Söhne und meinen Mann. Auch wenn ich glücklich verheiratet und wir alle gesund waren – in meiner eigenen Kindheit und Jugend hatte ich erlebt, dass dieser Zustand keineswegs selbstverständlich ist.

Schnell merkte ich jedoch, dass es mir neben Sicherheit vor allem um Unabhängigkeit ging. Ich wollte selbst entscheiden, unabhängig von meinem Gehaltsscheck oder dem meines Mannes. Dafür brauchte ich allerdings ein größeres Polster, als meine damaligen Mittel hergaben.

Seitdem manage ich hauptberuflich unser Family Office: Zwischen Broteschmieren, Windelwechseln und Wäscheaufhängen investiere ich in Immobilien und kaufe Wertpapiere von chinesischen Essenslieferanten bis zu deutschen Autoherstellern und von Argentinien bis Vietnam. Mit der Zeit fand ich immer größeren Gefallen an Aktien, Wertpapieren und Börsen, aber auch an so scheinbar drögen Themen wie Immobilien, Kredite und Steuer. Heute ist es für mich ein großer Spaß, morgens die Zeitungen aufzuschlagen, Geschichten über Politik, Wirtschaft und Unternehmen zu lesen und zu überlegen, wie die Zukunft aussehen könnte. Zu wissen, was wichtig wird, ist für mich eine Art, durchs Leben zu gehen. Wenn ich richtig liege, damit Geld verdienen kann und zudem noch Zeit für die Menschen und Dinge habe, die mir wirklich wichtig sind – umso besser!

Bis ich jedoch so weit gekommen war, habe ich viele Fehlentscheidungen getroffen, einiges an Lehrgeld bezahlt, schlechte Berater gehabt und die ein oder andere unruhige Nacht gehabt. Am Ende waren es jedoch diese Fehler, die mich weiterbrachten. Wenn alles gut lief, fragte ich mich selten, woran das lag, sondern klopfte mir auf die Schulter. Wenn aber etwas schiefging, fing ich an nachzudenken, zu analysieren, was ich falsch gemacht hatte und wie ich es beim nächsten Mal besser machen würde.

Durch den Tod meiner Eltern und den Anblick meines geschrumpften Erbes hatte ich eines gelernt: Man kann nicht darauf hoffen, dass die Dinge von allein gut werden. Man muss sie selbst in die Hand nehmen. Gerade als Frau.

Ohne diese Erfahrungen, vor allem aber Rückschläge wären mir viele gute Investitionen entgangen. Sowie die Möglichkeit, mit meiner Familie ein finanziell sicheres und unbeschwertes Leben zu führen. Seit dieses Ziel erreicht ist, finde ich immer mehr Freude daran, Dinge mitzugestalten sowie andere Menschen an meinem Erfolg teilhaben zu lassen. Etwa, indem ich nachhaltige Produkte kaufen kann, weil ich von ihrer Richtigkeit überzeugt bin. Oder ich meine Räume Menschen überlassen kann, deren Projekte ich unterstützen möchte. Wenn es weiterhin gut läuft, möchte ich eine Stiftung gründen. Mit welchem Zweck, darüber denke ich noch nach.

Natürlich macht Geld nicht glücklich. Aber es schenkt Sicherheit, Unabhängigkeit und Freiheit. Selbst wenn Sie nur wenig Startkapital besitzen, können Sie mit überschaubarem zeitlichen Einsatz mehr daraus machen. Vermutlich mehr, als viele Frauen mit ihrem Teilzeitjob verdienen. Fangen Sie an und nutzen Sie Ihre Chancen!

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Erscheint lt. Verlag 23.3.2021
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft Geld / Bank / Börse
Schlagworte Aktien • Aktienfonds • Aktienkurse • Aktienspekulation • Börse • ETF • Familie • Finanzen • Finanzwirtschaft • Geldanlage • Investitionen • Unternehmer • Vermögen
ISBN-10 3-644-00806-X / 364400806X
ISBN-13 978-3-644-00806-9 / 9783644008069
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