Die Engel-Hierarchie: Der Ursprung der christlichen Engel-Lehre -  Dionysius Areopagita

Die Engel-Hierarchie: Der Ursprung der christlichen Engel-Lehre (eBook)

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2020 | 1. Auflage
144 Seiten
Crotona Verlag
978-3-86191-183-8 (ISBN)
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Vor rund fünfzehnhundert Jahren verfasst, zählt dieses Werk der geheimnisvollen Gestalt des "Dionysius Areopagita" zu den entscheidenden Quellenschriften der abendländischen Spiritualität. Da sein Verfasser jahrhundertelang für den Paulus-Schüler Dionysius aus Athen gehalten wurde, besaßen seine Lehren nahezu kanonischen Charakter. Dies erklärt seine Wirkmächtigkeit durch die Zeiten.
Die gesamte abendländische Kunst, bis hin zum "Engel-Boom" der Gegenwart, wäre nicht denkbar ohne seine Ausführungen über die Engel. Die christliche Theologie schöpfte ebenso aus ihm wie Rudolf Steiner. Bis zum heutigen Tag ist sein Wissen über Engel und Erzengel, über Cherubim und Seraphim einzigartig und zeitlos.
Der Grundstein, um das wundervolle Wirken der Engel und die Majestät der himmlischen Heerscharen zu verstehen!

KAPITEL II

VON UNÄHNLICHEN SINNBILDERN

1.DIE METHODE

Vor allem, so meine ich, ist genau zu klären, was uns als Ziel jeder Heilsordnung vorschwebt und welchen Nutzen eine solche ihren Eingeweihten bringen kann. Sodann obliegt es uns, die himmlischen Hierarchien nach ihrer eigenen Offenbarung in der Heiligen Schrift zu studieren. Hierauf ist anzugeben, in welche heiligen Gestalten die Beschreibungen der Heiligen Schrift diese himmlischen Ordnungen einkleiden und zu welcher Einfachheit man durch solche Bilder erhoben werden soll. Denn wir wollen nicht – gleich der ungebildeten Menge – der lästerlichen Auffassung verfallen, als wären himmlische und gottähnliche Wesen Gestalten mit vielen Füßen und allerhand Gesichtern, oder nach tierischen Vorbildern von Stieren oder nach Raubtierformen geschaffen, wie Löwen, oder nach dem Muster von Adlern mit krummen Schnäbeln oder wie Vögel mit buschigem Gefieder. Wir sollen uns nicht einbilden, gewisse feurige Räder liefen da über die Himmel und Throne wären aus irdischem Stoff und dienten der Urgottheit zum Zurücklehnen, oder es galoppierten da gar buntscheckige Pferde herum, mit Speere tragenden Kriegsherren auf ihren Rücken11 und was sonst noch alles durch die Schrift uns überliefert sein mag, in heiliger Plastik und mit farbenreicher Fülle von bedeutungsvollen Sinnbildern.12

Freilich hat sich die Offenbarung dichterisch geheiligter Formengebilde bedient, um gestaltlose Geister vor uns erscheinen zu lassen, weil sie, wie gesagt, auf unser Erkenntnisvermögen Rücksicht nahm. Sie sorgte aber nur für eine uns entsprechende, unserer Natur gemäße Emporführung und passte die heiligen Darstellungen anagogisch unseren Fähigkeiten an.13

2.EINWÄNDE

Wie aber, wenn jemand zwar das Prinzip der heiligen figürlichen Darstellungen gelten ließe – denn erkennbar und sichtbar bleibt das an sich Einfache –, aber doch der Ansicht wäre, die bildlichen Beschreibungen, wie sie in der Heiligen Schrift enthalten sind, wären unpassend? Wenn ihm dieses ganze System der Engelnamen absonderlich vorkäme, abgeschmackt sozusagen, und wenn er meinte, die Verfasser heilig inspirierter Schriften hätten lieber versuchen sollen, jene ganz körperlosen Wesen in entsprechenden und nach Möglichkeit artverwandten Formen nachzubilden, falls sie es wagen wollten, deren geistigen Widerschein durch körperhafte Darstellung festzuhalten? Sie hätten diese Formen aus den bei uns geehrtesten und auch unter uns sozusagen stofflosen und höher gestellten Wesenheiten wählen sollen, nicht aber, wie sie doch taten, höhere Wesen von himmlisch-gottähnlicher All-Einheit mit der naiven Gestaltenfülle umkleiden dürfen, die eben sonst nur auf Erden anzutreffen ist.

Das erstgenannte Verfahren könne immerhin eine uns stärker erhebende Kraft bewahren und würde Offenbarungen, die von außerhalb unserer Welt kommen, wenigstens nicht zu unpassenden Unähnlichkeiten herabziehen. Aber das andere Verfahren sündigte nicht nur frevelhaft an den göttlichen Mächten, es führte außerdem auch unseren Geist in die Irre und verführte ihn, sich unheiligen Bildern zuzuwenden.

Am Ende wird sich ein solcher auch zu der Meinung aufgefordert glauben, die überhimmlischen Sphären seien mit Löwen- und Pferdehaaren angefüllt, mit einem Hymnengesang von Rindergebrüll, mit Schwärmen von Vögeln und anderen Tieren und womöglich noch niedrigeren Wesen oder Sachen! Die heiligen Schriften zögen uns daher mit ihren so unähnlichen Vergleichen nur zu Unpassendem, Falschem, Sinnlichem herab, wo sie uns doch zur Aufklärung und Erhebung dienen sollen!

Gegen alle solche Einwände erweist die Untersuchung der Wahrheit, wie ich meine, nur die höhere Weisheit der heiligen Schrift. Diese trifft bei jeder Darstellung himmlischer Geister gute Fürsorge, dass wir weder gegen göttliche Mächte freveln mögen – wie jener Einwand zu befürchten vorgab –, noch dass wir uns sinnlich an Erdenstaub oder gar an die Niedrigkeit der Bilder heften. Denn dafür, dass mit Recht Bilder des Bildlosen entworfen, Gestalten vor das Gestaltlose gesetzt werden, für solche Behauptung muss man nicht die Ursache allein in den Verhältnissen unserer Natur suchen, die sich freilich nicht unmittelbar zu geistiger Anschauung des Unendlichen zu erheben vermag.

Nicht nur unser Bedürfnis nach geeigneter, unserer Natur angemessener geistiger Erhebung ist der Grund, nicht allein die notwendige Verschleierung der alles Natürliche übersteigenden Erkenntnis einer gestaltlosen Unendlichkeit durch fassbare Gebilde. Es besteht auch noch ein weiterer Anlass für ein solches Verfahren: Vielleicht ziemt der Heiligen Schrift am besten, sich manchmal auch in geheimnisvollen Rätselworten zu verbergen, damit für die große Menge gewisse verborgene und um so heiligere Wahrheiten über Geister unantastbar bleiben, die nicht aus unserer Welt sind. Nicht jeder ist der Heiligung würdig, und nicht für alle ist, wie die Schrift sagt, die Erkenntnis.14

Wenn also jemand die Bildersprache als unpassend beschuldigt und meint, man solle sich schämen, hässliche Gestaltungen des Vergänglichen unter die gottähnlichen Ordnungen des Himmels zu mischen, so genüge ihm die Antwort, dass es zwei Wege der Offenbarung gibt.

3.ARTEN DER BILDER

Der eine Weg führt, wie es sich schickt, über ähnliche heilig geformte Bilder, der andere durch unähnliche Gestaltungen hindurch, und diese sind in einer Weise geformt, dass sie uns absichtlich zunächst unziemend und unpassend erscheinen könnten.

Die mystischen Überlieferungen der Offenbarungsschriften bezeichnen die verehrungswürdige Seligkeit der überwesentlichen Urgottheit einmal als Logos, dann als Nous und als Ousia (Wort, Geist, Wesenheit), um die göttliche Vernunft, die göttliche Weisheit und die wahrhaft seiende Existenz Gottes anzudeuten – als wirkliche Ursache von allem, was ist. Auch als Licht wird die Urgottheit dargestellt oder als Leben benannt. Das sind heilig sinnbildliche Bezeichnungen, welche ehrwürdig sind und aller stofflichen Gestaltung gewissermaßen entrückt zu sein scheinen. Trotzdem lassen uns auch sie jede wirkliche Ähnlichkeit mit der Urgottheit vermissen¸ denn Gott ist über jedes Wesen und über jegliches Leben erhaben. Kein Licht gibt es, das Ihn kennzeichnen mag, kein Logos und kein Nous ist mit Ihm zu vergleichen, nichts Bestimmbares kann von weitem Seiner Unbestimmbarkeit ähneln.

An anderen Stellen derselben Schriften wird die Urgottheit auch mit Attributen der Verneinung überweltlich gepriesen, indem sie dieselbe als das Unsichtbare, Unermessliche, Unbegrenzte bezeichnen und gerade das hervorheben, woraus gar nicht hervorgeht, was sie ist, sondern nur, was sie nicht ist.15 Ihr gegenüber ist uns das vielleicht auch eher angemessen; denn wie die geheime Überlieferung der Priester uns belehrt, können wir eher sagen, dass die Gottheit (die alles geschaffen hat), in Wahrheit nicht nach Art irgendeines geschaffenen Dinges existiere. Ihre unerkennbare und unaussprechliche Unendlichkeit können wir nicht fassen, nicht kennen – sie ist nicht von unserer Welt. Wenn also die absprechenden (also Grenzen aufhebenden) Aussagen in Bezug auf das Göttliche wahr, die zusprechenden (also begrenzenden) Aussagen aber notwendig falsch sind, so scheint die Offenbarung vermittels unähnlicher Bilder dem Dunkel unaussprechlicher Dinge doch vielleicht im Gebiet des Unfassbaren näherzukommen.16 Die Beschreibungen der heiligen Schriften erweisen demnach den himmlischen Ordnungen nur Ehre und erweisen ihnen keine Schmach, wenn sie dieselben durch unähnliche Gestaltungen zu verdeutlichen suchen, da es ähnliche nicht geben kann. Eben dadurch deuten sie ihr Wesen als überweltlich an und zeigen uns, dass es allem Stofflichen unerreichbar bleibt.

Überdies scheint mir gerade der Stachel unpassender Vergleiche unseren Geist stärker emporzuheben. Das wird kein Verständiger in Abrede stellen. Gerade bei den edleren Bildern könnte so mancher abirren und sich mit ihnen zufriedengeben, als seien die himmlischen Wesen sozusagen goldartige Männer, funkelnde Lichtgestalten von herrlicher Schönheit, in schimmernde Gewänder gekleidet, feurig blitzend, ohne zu verbrennen, oder irgendwelche ähnlich gebildete Figuren, in welche sonst noch die Heilige Schrift himmlische Geister äußerlich gezeichnet haben mag. Um vor solchen Fehlern auch jene tunlichst zu bewahren, die sich nichts Höheres zu denken vermögen als die äußere Schönheit der Erscheinung, hat die uns stets nach dem Höchsten führende Weisheit der heiligen Verfasser sich herabgelassen, in den offenbarenden Schriften auch ganz unähnliche, ja unpassende Vergleiche für das Heilige zu wählen. Sie duldet also nicht, dass der sinnliche Teil in uns an ihnen haften bleibe und in ihnen Ruhe finden könne. Sie regt das Höhere der Seele an und stachelt sie durch die Missgestalt der entworfenen Bilder auf. Auch ganz fleischlichen Menschen kann es nicht zulässig und wahr scheinen, dass diese so unzulänglich zusammengesetzten Symbole den überhimmlischen und göttlichen Zielen unserer Erkenntnisversuche in Wirklichkeit ähnlich zu sein vermöchten. Auch sollte man den Umstand nicht vergessen, dass nichts vom wahrhaft Seienden ganz der Teilhabe am Guten beraubt sein kann, da ja – wie die Schrift sagt – »alles überaus gut ist«.17

4.DER WEG VON MATERIELLER ZU GEISTIGER ANSCHAUUNG

Edle Anschauungen kann man also aus allem ersinnen und sowohl für die hohen als auch für die höchsten Geister dennoch irgendwie anleitende Ähnlichkeiten selbst aus den erwähnten sogenannten unähnlichen Bildern gewinnen. Freilich, die geistigen Wesen besitzen in...

Erscheint lt. Verlag 6.5.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
ISBN-10 3-86191-183-3 / 3861911833
ISBN-13 978-3-86191-183-8 / 9783861911838
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