Tai Chi - Formen für Fortgeschrittene (eBook)

42er Mischform und Wu-Stil-Form
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
255 Seiten
Meyer & Meyer (Verlag)
978-3-8403-3724-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tai Chi - Formen für Fortgeschrittene -  Karsten Kalweit
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Der Hauptschwerpunkt des Buchs liegt auf der 42er-Mischform und der Wu-Stil-Form. Mit der Zusammenfassung verschiedener Stilelemente bietet die Mischform eine optimale Verknüpfung zum erfolgreichen Vorgängertitel Tai Chi - Das komplette Trainingsbuch. Die Wu-Stil-Form ist mit Anwendungsbeispielen versehen und zeigt so, wie die Techniken im Zweikampf funktionieren. Zusätzlich zu den Formen findet der Leser in diesem Buch Informationen zu inneren Aspekten des Tai Chi sowie eine Auflistung der Körperteile als Instrumente der Kampfkunst.

Für Karsten Kalweit sind Kampfsport und Kampfkünste seit 25 Jahren Teil seines Lebens. Er ist als Tai-Chi-Instructor sowie San-Miguel-Eskrima-Lehrer aktiv und trainierte die Kunst des Tai Chi unter anderem in São Paulo, Chengdu und Hongkong. 2016 holte er sich den ersten Platz der World Martial Arts Games in den Kategorien Non Traditional Weapons und Chinese Weapons.

Für Karsten Kalweit sind Kampfsport und Kampfkünste seit 25 Jahren Teil seines Lebens. Er ist als Tai-Chi-Instructor sowie San-Miguel-Eskrima-Lehrer aktiv und trainierte die Kunst des Tai Chi unter anderem in São Paulo, Chengdu und Hongkong. 2016 holte er sich den ersten Platz der World Martial Arts Games in den Kategorien Non Traditional Weapons und Chinese Weapons.

1EINFÜHRUNG


Am Anfang jeder regelmäßigen sportlichen Betätigung, ja eigentlich jeden Hobbys, steht die Frage der Motivation bzw. des Grundes, warum man sich mit der Materie auseinandersetzt. Im Bereich des Kampfsports oszilliert die Fragestellung meist zwischen den zwei Polen Selbstverteidigung und Kampfkunst.

Wer wegen der Selbstverteidigung trainiert, ist besonders an der tatsächlichen Anwendung der gelernten Techniken und Prinzipien in einer Notsituation interessiert. Für denjenigen, den die Kampfkunst fasziniert, stehen anstelle der Anwendbarkeit der Techniken andere Themen wie Kreativität, Ausdruck und Bewegungsgefühl im Vordergrund. Beschäftigt man sich intensiv mit Tai Chi, dann kommen zu den beiden oben genannten Aspekten oft noch gesundheitliche Überlegungen dazu. Ich möchte den Anfang dieses zweiten Bandes über Tai Chi nutzen, um diese Themenkomplexe ein wenig einzukreisen und zu diskutieren. Nicht nur Einsteigern in die Materie sollte damit gedient sein, sondern auch routinierte Tai-Chi-Treibende können hier unter Umständen neue Anreize und Ideen für sich entdecken.

1.1 KAMPFKUNST UND SELBSTVERTEIDIGUNG


Obwohl für die meisten Tai-Chi-Treibenden das Thema Selbstverteidigung nicht an erster Stelle steht, möchte ich trotzdem damit beginnen, da der eigentliche Kampf, sprich die Selbstverteidigung, den Ursprung aller Kampfkünste darstellt, unabhängig davon, ob sich dies im Laufe der Zeit geändert hat.

Die wohl interessanteste Frage in diesem Zusammenhang stellt sich in Bezug auf die Anwendbarkeit der Techniken: Funktionieren diese gegen einen Angreifer oder nicht? Dieser einfachen Frage steht im Hinblick auf Tai Chi eine recht komplexe Antwort gegenüber, denn zunächst gilt es hier, zu hinterfragen, wo denn eigentlich die Techniken stecken: Zum einen sind die Techniken in der jeweiligen Form versteckt, zum anderen werden sie aber auch in den Pushing-Hands-Partnerübungen trainiert. Beide Elemente sind untrennbar miteinander gekoppelt; keins der beiden Teile für sich allein genommen genügt, um den Anforderungen eines Selbstverteidigungssystems gerecht zu werden. Diese inhärente Dichotomie verdeutlicht sehr schön den Ying- und Yang-Charakter von Tai Chi und deutet schon die komplexen philosophischen und kulturellen Grundlagen an.

Abb. 1.1:Pushing Hands, Übung 1

Abb. 1.2:Pushing Hands, Übung 2

Was geschieht aber nun konkret? Bei den Partnerübungen wird trainiert, wie Aktionen bzw. Reaktionen des Angreifers unter den jeweiligen Bedingungen zu beantworten und auszunutzen sind. Die in der Form enthaltenen Bewegungsmuster sind dann die tatsächliche Manifestation dieser Antwort. Problematisch ist allerdings, dass diese beiden Teile des Systems keineswegs einfach zu erfassen oder zu erlernen sind. Die Techniken, die in der Form enthalten sind, können auf unterschiedliche Weise interpretiert werden. Manche Techniken und Prinzipien sind absichtlich versteckt, um nur denjenigen zugänglich zu sein, die über lange Zeit regelmäßig trainieren, sozusagen den Eingeweihten. Auch in den Partnerübungen ist eine solide Basis im Tai Chi notwendig, um sie im Kampf wirklich anwenden zu können. Diese Überlegungen deuten schon an, dass Tai Chi kein System ist, welches einen schnellen und unkomplizierten Zugang zur Selbstverteidigung ermöglicht. Dies zeigt sich unter anderem auch in der Tatsache, dass der Kampfcharakter leicht vergessen wird und Tai Chi oft aus anderen Gründen, wie z. B. zur Entspannung, betrieben wird. Hat man allerdings die Geduld, sich mit der martialischen Ausprägung des Tai Chi zu beschäftigen, wird man überrascht feststellen, dass viele realistisch anwendbare und extrem durchdachte Möglichkeiten der Kampfanwendung in dieser Vorgehensweise enthalten sind. So wird z. B. durch die taktile Schulung im Pushing Hands die Reaktionszeit auf einen Angriff extrem verkürzt. Außerdem ist es nicht nötig, zu sehen, wo der Angriff herkommt, da dieser ja erfühlt wird. Durch die Kombination der verschiedenen Spiele lernt man, auf die verschiedensten Angriffe korrekt zu reagieren, ohne sich vorher eine komplizierte Strategie überlegen zu müssen. Die in den Formen versteckten Anwendungen decken darüber hinaus ein weitgefächertes Spektrum an Technikarten ab: Würfe und Hebeltechniken sind ebenso enthalten wie Tritte, Schläge und Stöße.

Abgesehen von der Thematik, die sich mit den Techniken und Übungsformen, deren Stelle bzw. Auffindbarkeit im System beschäftigt, wird man im Tai Chi mit einem weiteren Punkt konfrontiert, der in anderen Kampfsystemen so nicht existiert: Alle Techniken, einerlei, ob in der Form oder den Partnerübungen, werden normalerweise extrem langsam trainiert. Demgegenüber steht die Tatsache, dass Angriffe explosiv, schnell und gewaltsam erfolgen. Wie also erklärt sich dieses seltsame Vorgehen? Es ist natürlich klar, dass bei manchen Techniken eine gewisse Geschwindigkeit notwendig ist, um diese erfolgreich anwenden zu können. Schläge und Tritte beispielsweise funktionieren nur schnell.

Was in dieser Hinsicht oft vergessen bzw. verwechselt wird, ist, dass Training und Kampf sich unterscheiden. Das zeitlupenhafte Ausführen der Bewegungen im Tai Chi ermöglicht eine außerordentlich feine Lernkontrolle und garantiert eine fehlerfreie Bewegungsausführung nach genügender Trainingszeit. Außerdem fördert diese Art des Trainings die Entspannung und lässt die Atmung als trainierbare Größe mit in die Übungen einfließen; korrekte Atmung und Entspannung wiederum sind Fähigkeiten, die sich in einer Kampfsituation sehr positiv auswirken.

Abgesehen von der Übungssituation ist Geschwindigkeit im Kampf oft auch eine Fähigkeit, die eher mit dem Erkennen des richtigen Zeitpunkts zu tun hat, als mit der Schnelligkeit der Technikausführung, denn nicht alle kampfentscheidenden Techniken müssen schnell ausgeführt werden. Wird sie zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt, zum Beispiel, wenn der Angreifer ein labiles Gleichgewicht hat, dann kann auch eine Technik wie langsames Schieben zum Erfolg führen. Eng verknüpft mit dieser Thematik ist die Anwendung von innerer Energie auf die Technik, sprich deren Projektion auf den Gegner. Dieses Konzept möchte ich an dieser Stelle noch nicht ansprechen, sondern später zusammen mit der Theorie des Chi in den chinesischen Kampfkünsten abhandeln.

Es bleibt ein wichtiger Aspekt zum Thema Selbstverteidigung und Kampf, der allgemein in allen Wettkampfsportarten einen hohen Stellenwert einnimmt: die mentale Einstellung. In Sportarten wie Tennis oder Golf wird oft gesagt, dass die mentale Komponente meist wichtiger sei, als die eigentliche Technikausführung. Unter dieser Prämisse wird leicht verständlich, dass sie in einer Selbstverteidigungssituation, bei der es ja um die eigene körperliche Unversehrtheit geht, mindestens ebenso wichtig ist. Diese mentale Komponente lässt sich meiner Meinung nach in drei Unterkategorien einteilen: Angst, Körperspannung und Taktik.

Abb. 1.3:Yang-Stil-Säbelform bei den World Martial Arts Games 2016

Wie der Einzelne in einer bedrohlichen Situation mit Angst und Panik umgeht, ist natürlich zu einem großen Teil subjektiv. Es gibt aber Hilfsmittel, die dazu dienen, diese Gefühle zu nutzen oder zumindest so zu verändern, dass man nicht von ihnen gelähmt wird. Tai Chi nutzt hier zum einen die Atmung und zum anderen die Vertrautheit mit der langjährig trainierten Technik, um dem Kämpfer Sicherheit zu geben. Durch die im Tai Chi geübte Ein-Drittel- zu Zwei-Drittel-Atmung, die im Trainierenden automatisiert ist, kann durch unbewusste Entspannungsprozesse im Körper die Aufregung reduziert werden; man denke in diesem Zusammenhang an die Idee der progressiven Muskelentspannung von Jacobson, die ganz ähnlich funktioniert. Sollte die Atmung sich durch die Stresssituation stark beschleunigen, so sollte der Tai-Chi-Trainierte dies durch seine lange im Training wiederholten Atemübungen schnell bemerken und beheben können.

Ein damit sehr eng zusammenhängendes Thema ist die Problematik der verstärken Anspannung in Stresssituationen. Im Kampf hat dieses Stresssymptom die ungute Auswirkung, dass alle Aktionen stark verlangsamt sind und die Feinkoordination der Muskeln beeinträchtigt ist. In der chinesischen Lehre der Körperenergie (Chi) hat dies außerdem den Stau von Chi zur Folge, darüber wird später ausführlich berichtet. Tai-Chi-Training befasst sich mit diesem Problem dadurch, dass besonders im Formentraining darauf geachtet wird, in welchem Maß die Körperspannung vorhanden ist. Normalerweise ist die Vorgabe so, dass versucht wird, gerade so viel Spannung zu erzeugen, dass die jeweilige Figur korrekt ausgeführt werden kann, aber nicht mehr. Das Stichwort in diesem Zusammenhang ist „sanfte Berührung“ (soft touch), ein Terminus, der den meisten Tai-Chi-Treibenden geläufig ist.

Ein letztes,...

Erscheint lt. Verlag 16.3.2020
Verlagsort Aachen
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Sport Kampfsport / Selbstverteidigung
Schlagworte 37er wu stil form • 42er mischform • 5 Elemente • Atemübungen • Chi gong • Kampfkunst • Pushing Hands • waffenform • wu stil • Yang Stil • Yin Yang
ISBN-10 3-8403-3724-0 / 3840337240
ISBN-13 978-3-8403-3724-6 / 9783840337246
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