Fit und gesund (eBook)
183 Seiten
Meyer & Meyer (Verlag)
978-3-8403-3682-9 (ISBN)
Walter Brehm ist emeritierter Professor am Institut fu?r Sportwissenschaft der Universität Bayreuth. Zu den Themen Gesundheitssport und Gesundheitsförderung im Sport hat er zahlreiche Forschungsprojekte durchgefu?hrt. Iris Pahmeier ist Professorin fu?r Sportwissenschaft an der Universität Vechta mit einem Schwerpunkt Gesundheitssport und Gesundheitsförderung in Forschung und Lehre. Michael Tiemann ist Professor fu?r Sportwissenschaft an der SRH Hochschule fu?r Gesundheit am Campus Leverkusen. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen bewegungsbezogene Prävention und Gesundheitsförderung, Rehabilitation, Rehabilitationsnachsorge und E-Health.
Walter Brehm ist emeritierter Professor am Institut für Sportwissenschaft der Universität Bayreuth. Zu den Themen Gesundheitssport und Gesundheitsförderung im Sport hat er zahlreiche Forschungsprojekte durchgeführt. Iris Pahmeier ist Professorin für Sportwissenschaft an der Universität Vechta mit einem Schwerpunkt Gesundheitssport und Gesundheitsförderung in Forschung und Lehre. Michael Tiemann ist Professor für Sportwissenschaft an der SRH Hochschule für Gesundheit am Campus Leverkusen. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen bewegungsbezogene Prävention und Gesundheitsförderung, Rehabilitation, Rehabilitationsnachsorge und E-Health.
2Zielgruppe, Ziele und Aufbau der Einheiten
2.1Die Zielgruppe: Erwachsene mit Bewegungsmangel
Legt man eine für die Gesunderhaltung notwendige Beanspruchung durch strukturierte körperlich-sportliche Aktivität von mindestens 800 kcal, d. h., etwa zwei Stunden pro Woche zusätzlich zur normalen Alltagsaktivität, zugrunde, so wird dieser Umfang in den hoch industrialisierten Ländern derzeit nur von 15-20 % der erwachsenen Bevölkerung erreicht. Die Folgen sind katastrophal für die Lebensqualität, für die öffentliche Gesundheit/Public Health sowie für die Ökonomie. Körperliche Inaktivität mit ihren Folgen wurde demzufolge bereits als das zentrale Gesundheitsproblem des dritten Jahrtausends bezeichnet.
Körperliche Inaktivität bedeutet mangelnde Anforderungen an die Körpersysteme. Relativ schnell setzt der Prozess einer negativen Anpassung an diese Unterforderungen ein. In der Folge degenerieren nicht nur Muskeln, sondern auch andere Organe und Körpersysteme (Herz, Lunge, Blutgefäße etc.). Bewegungsmangel wird auf diese Weise zu einem Risikofaktor für die Gesundheit, der weitere Risikofaktoren, wie z. B. Bluthochdruck, erhöhte Blutzuckerwerte, Störungen des Fettstoffwechsels, Übergewicht oder neuromuskuläre Dysbalancen, nach sich zieht. Damit sind wiederum häufig vielfältige Befindensstörungen sowie spezifische und unspezifische Beschwerden verbunden. Weitergehend kann es zu Einschränkungen der Leistungsfähigkeit und zu Krankheiten kommen, von Degenerationen des Muskel-Skelett-Systems – z. B. verbunden mit Rückenschmerzen oder Osteoporose – bis hin zu verschiedenen Herz-KreislaufErkrankungen.
Zielgruppe der Gesundheitssportprogramme Fit & Gesund sind Erwachsene mit Bewegungsmangel, aber noch ohne behandlungsbedürftige Beschwerden oder Erkrankungen. Bei diesem Personenkreis handelt es sich dementsprechend um Einsteiger und Wiedereinsteiger in eine systematische, gesundheitsförderliche körperlichsportliche Aktivität.
Die Zielgruppe des Gesundheitssportprogramms umfasst damit in etwa den Personenkreis, der mit dem „Präventionsprinzip Reduzierung von Bewegungsmangel durch gesundheitssportliche Aktivität“ im Leitfaden Prävention des GKV-Spitzenverbandes (Fassung vom 09.01.2017) ebenfalls umrissen und als eine zentrale Zielgruppe begründet wird. Die bisherigen Erfahrungen mit der Zielgruppe sowie die wissenschaftlichen Evaluationen des Programms Fit & Gesund (u. a. Brehm, Janke, Sygusch & Wagner, 2006; Tiemann, 2010) legen zumindest folgende Konkretisierungen der Zielgruppenbeschreibung nahe, mit entsprechenden Folgerungen für die Programmgestaltung:
• Das Altersspektrum der Zielgruppe entspricht in etwa dem „mittleren Erwachsenenalter“, also etwa dem Altersspektrum von 30-60 Jahren. Allerdings sind Unschärfen an den beiden Altersrändern möglich und damit die Teilnahme z. B. einer 20-Jährigen ebenso wie eines 70-Jährigen. Das Alter spielt für den Aufbau einer stabilen Gruppe meist eine nachgeordnete Rolle gegenüber z. B. der noch vorhandenen Leistungsfähigkeit der Teilnehmer oder eventuell vorhandenen körperlichen Problemen, wie etwa starkes Übergewicht.
• Der zumeist relativ lange Bewegungsmangel hat die Leistungsfähigkeit der Zielgruppe deutlich herabgesetzt. So ist im Ausdauerbereich häufig kein Laufen, sondern lediglich (evtl. flottes) Gehen möglich. Im Kraft- und Dehnbereich können z. T. auch einfach erscheinende Ausgangspositionen für Übungen nicht eingenommen werden, diese Übungen sind damit nicht durchführbar.
• Zusammen mit einer häufig geäußerten Furcht, „etwas nicht zu können“ bzw. „etwas nicht zu schaffen“, bedeutet die reduzierte Leistungsfähigkeit, dass das Belastungsniveau der Zielgruppe zumindest in der Anfangszeit der Programmdurchführung relativ niedrig gehalten werden sollte. Die Möglichkeiten einer individuellen Belastungssteuerung sollten dementsprechend umfassend genutzt werden.
• Die Barrieren vor einer Durchführung gesundheitssportlicher Aktivitäten sind in der Zielgruppe fast immer hoch. Argumente, wie: „Eigentlich habe ich dafür keine Zeit“ oder: „Das schaffe ich sowieso nicht“, werden auch noch nach dem Einstieg in eine Aktivität geäußert. Der Abbau solcher Barrieren – z. B. durch die Entwicklung von Einsichten und Erfahrungen, dass das Programm gut machbar ist und rundum guttut – muss deshalb lange ein Bestandteil der Programmdurchführung bleiben.
• Die Motivation für eine regelmäßige Teilnahme am Programm ist in der Zielgruppe zumeist niedrig und zusammen mit den vorhandenen Barrieren häufig der Grund für eine schnelle Aufgabe bzw. für einen Ausstieg aus dem Programm. Aus diesem Grund erscheint es zumindest in der Anfangsphase des Programms wichtiger, dass sich die Teilnehmer bei der Aktivität und in der Gruppe wohlfühlen, als dass auf möglichst schnelle körperliche Effekte abgezielt wird.
2.2Die Ziele: Sechs Kernziele von Gesundheitssport und deren Konkretisierung
Gesundheitssport versteht sich, wie in Kap. 1 ausgeführt, als wesentlicher Bestandteil einer Gesundheitsförderung, die seit 1986 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingefordert wird. Dies bedeutet, dass zunächst der Gesundheitszustand wirksam und umfassend erhalten bzw. verbessert werden soll. Körperlich-sportliche Aktivität kann hier bei den physischen, psychischen und sozialen Potenzialen des Menschen ansetzen – seinen Ressourcen. Durch eine Stärkung dieser Ressourcen kann gesundheitlichen Risiken und Problemen zumindest vorgebeugt werden, z. T. lassen sich diese sogar reduzieren. Weitergehend soll ein Verhalten ausgebildet werden, das die Menschen in die Lage versetzt, selbst zu ihrer Gesunderhaltung beizutragen. Dies bedeutet, Menschen zu befähigen, die Stärkung der Ressourcen selbst „in die Hand“ zu nehmen – zumindest durch ihre regelmäßige Teilnahme an einem Gesundheitssportprogramm. Schließlich sollen möglichst auch die Voraussetzungen bzw. die Verhältnisse für die Verbesserung der Gesundheit sowie des Gesundheitsverhaltens optimal ausgestaltet werden.
Diese drei Perspektiven für eine Gesundheitsförderung lassen sich über sechs Kernziele für einen Gesundheitssport konkretisieren (vgl. z. B. Brehm, Pahmeier & Tiemann, 1997; Brehm, 2006) –, von denen auch im Leitfaden Prävention des GKV-Spitzenverbands (Fassung vom Januar 2017) ausgegangen wird. Nachfolgend werden diese sechs Kernziele zunächst im Überblick benannt und dann ausgeführt sowie im Hinblick auf die Ziele des Programms Fit & Gesund konkretisiert.
Kernziel 1: Stärkung physischer Gesundheitsressourcen (insbesondere die Faktoren gesundheitsbezogener Fitness: Ausdauer, Kraft, Dehnfähigkeit, Koordinationsfähigkeit, Entspannungsfähigkeit).
Kernziel 2: Stärkung psychosozialer Gesundheitsressourcen (insbesondere Handlungs- und Effektwissen, Selbstwirksamkeit, Stimmung, Körperkonzept, soziale Kompetenz und Einbindung).
Kernziel 3: Verminderung von Risikofaktoren (insbesondere solche des HerzKreislauf-Systems sowie des Muskel-Skelett-Systems).
Kernziel 4: Bewältigung von Beschwerden und Missbefindenszuständen (insbesondere solche des psychosomatischen Bereichs).
Kernziel 5: Festigung der Bindung an gesundheitssportliche Aktivität (insbesondere durch Verhaltenssteuerung).
Kernziel 6: Verbesserung der Bewegungsverhältnisse (insbesondere durch Nutzung und Optimierung unterstützender Faktoren bei der Bindung an die Aktivität).
Kernziel 1: Stärking physischer Gesundheitsressourcen
Die Stärkung physischer Gesundheitsressourcen steht im Gesundheitssport häufig im Vordergrund. Eine systematische Aktivierung des Muskelsystems löst Anpassungsprozesse des gesamten Organismus aus und kann so dazu beitragen, diesen widerstandsfähig und „rundum“ gesund zu halten. Dies gilt für das Herz-Kreislauf-System ebenso wie für das Muskel-Skelett-System, das Zentralnervensystem sowie für die meisten anderen inneren Organe und physischen Funktionsbereiche. Unstrittig ist, dass Aktivierungen des Muskelsystems unter einer fünffachen Perspektive erfolgen sollen: Ausdauer und Kraft sowie Dehn-, Koordinations- und Entspannungsfähigkeit. Diese fünf Fähigkeiten stellen damit zentrale physische Ressourcen dar, um die genannten physischen Körpersysteme leistungsfähig und gesund zu erhalten. Diese Ressourcen werden auch häufig unter dem Begriff der Fitness zusammengefasst bzw. als Faktoren der Fitness bezeichnet. Die Fitnessfaktoren sind über die gesamte Lebensspanne...
Erscheint lt. Verlag | 17.4.2018 |
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Reihe/Serie | Kursmanual | Kursmanual |
Verlagsort | Aachen |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Sport ► Fitness / Aerobic / Bodybuilding |
Schlagworte | Ausbildung • Bewegungsmangel • Deutscher Turner-Bund • DTB • Erwachsene • Gesundheitsprogramm • Gruppe • Halle • Kursleiter • Sport • Übungen |
ISBN-10 | 3-8403-3682-1 / 3840336821 |
ISBN-13 | 978-3-8403-3682-9 / 9783840336829 |
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